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aber Luft- und Ortsveränderung. Papa schlug vor, nach Scarborough zu gehen, aber meine Stiefmutter brachte es auf irgend eine Weise dahin, daß statt Scarborough, Paris gewählt wurde und sie werden den Winter und Frühling dort bleiben und vielleicht im Sommer nach Deutschland gehen. Anfangs hegte Papa den Wunsch, mich mitzunehmen, aber Augusta ließ einige kleine Winke fallen — es würde meine Studien unterbrechen, mich stören u.s.w. Du weißt, daß ich sehr stolz bin, Mary und so kannst Du Dir denken, daß ich sie recht wohl verstand. Ich sagte, ich zöge vor, zu Hause zu bleiben, und stellte nur die Bedingung, daß Du zu mir kommen solltest, um mir Gesellschaft zu leisten und mich bei meinen Studien zu unterstützen.«

      »Meine theuerste Milly« wie gut war es von Dir« dies zu wünschen!«

      »Keineswegs so gut. Ich glaube, daß Du die einzige Person in der Welt bist, die mich wirklich liebt, jetzt, wo ich Papa verloren habe ; denn, wie Du siehst, Mary, habe ich ihn richtig verloren, dies tritt mit jedem Tage deutlicher hervor. Ich hatte aber bei dieser Sache einen schweren Kampf zu kämpfen. Mrs. Darrell sagte, Du seiest viel zu jung für eine solche Stellung und ich bedürfe einer älteren Person, die im Stande wäre, mich zu beschützen und zu leiten und in ihrer Abwesenheit die Besorgung des Haushaltes zu übernehmen, aber ich entgegnete, daß der Haushalt wie seit vielen Jahren von Mrs. Bunce, der Haushälterin, besorgt würde, und daß ich, wenn ich Mary Crofton nicht erhalten könne, gar Niemand haben wolle. Ich sagte Papa, wie unermüdlich Du seist und wie gewissenhaft Du Alles, was Du versprochen, vollführen würdest. So wurde endlich, nach vielem Hin- und Herreden die Sache abgemacht und hier sind wir und haben das Haus ganz für uns, mit der Aussicht, in den bevorstehenden sechs Monaten beisammen zu bleiben.«

      Ich fragte sie, ob sie seit jenem merkwürdigen Sonntag Nachmittag viel von Mr. Stormont gesehen habe.

      »Er hat zweimal seinen gewöhnlichen Besuch von Samstagabend bis Montag Morgens abgestattet,« sagte sie, »und mich ganz so behandelt, als ob jene unangenehme Unterredung gar nicht stattgefunden hätte.«

      Wir waren sehr glücklich miteinander in dem großen einsamen Hause unter den alten Dienern, die sich ein Vergnügen daraus machten, uns zu bedienen. Wir brachten unsere Morgen und Abende in Millys Wohnzimmer zu und nahmen unsere Mahlzeiten in einem kleinen, hübsch möblierten Frühstückszimmer ein. Wir lasen viel miteinander, indem wir einen systematischen Studiencours, der sehr verschieden von den trockenen Arbeiten zu Albury Lodge war, zusammen durchmachten. Es befand sich eine schöne alte Bibliothek in Thornleigh und wir lasen die Meisterwerke der englischen und französischen Prosa mit unermüdlichem Interesse und Vergnügen. Außerdem übte sich Milly fleißig in der Musik und noch fleißiger im Zeichnen und Malen, woran sie ein wahres Vergnügen fand.

      Mr. Collingwood, der Pfarrer und seine Familie sprachen öfters bei uns vor und bestanden darauf, daß wir sie ohne Umstände häufig besuchen sollten und es fehlte uns auch nicht an andern Einladungen von Millys Freunden in der Umgegend von Thornleigh.

      Wir hatten Equipagen zu unserer Verfügung, aber wir machten nicht oft Gebrauch davon. Milly zog das Gehen vor und wir pflegten, wenn das Wetter günstig war, lange Spaziergänger über das Moor, oder tief in den Wald zwischen Thornleigh und Cumber zu unternehmen.

      VI. Kapitel.

       Eine neue Bekanntschaft.

      Es war kurz nach meiner Ankunft in Thornleigh, als ich zum ersten mal den Mann sah, dessen Geschichte ich zuerst in dem Studierzimmer der Priorei von Cumber vernommen hatte. Es war an einem schönen hellen Tage zu Ende Januar, als wir eines Nachmittags zu einem Spaziergang in unsern Lieblingswald aufbrachen, Milly mit Bleistift und Skizzenbuch, um irgend einen der alten blätterlosen Bäume, der ihr Interesse erregte, abzuzeichnen. In ihrem Enthusiasmus für die Kunst achtete sie zuweilen wenig auf die gerade herrschende kalte Witterung und setzte sich trotz meiner Bitten nieder, um einen Gegenstand zu skizzieren.

      Wir blieben länger aus als gewöhnlich und Milly war ein- oder zweimal stehen geblieben, um eine rasche Skizze zu entwerfen, als sich der Himmel plötzlich schwarz umzog und dicke Regentropfen zu fallen begannen. Auf diese folgte sehr bald ein heftiger Schlagregen untermischt mit Schnee und Hagel. Da das Wetter ganz schön gewesen war, als wir vom Hause weggingen, so hatten wir weder Regenschirme noch sonst einen Schutz gegen den Sturm.

      »Es wird das Beste sein, uns auf die Beine zu machen und zu laufen, was wir können,« sagte Milly.

      »Aber wir können doch nicht vier Meilen laufen; wäre es nicht besser, wenn wir nach Cumber gingen und in dem Dorfe so lange warteten, bis sich das Wetter änderte oder zu versuchen, ob wir nicht irgend ein Fuhrwerk erhalten können.«

      »Nun ich glaube auch, es würde das Beste sein. Aber es ist fast eine Meile von hier nach dem Dorfe.«

      »Immer noch besser, als bei einem solchen Wetter durch den Wald zurückkehren,« sagte ich.

      Wir befanden uns in diesem Augenblicke ganz nahe am Saume des Holzes und nur eine kurze Strecke von den Thoren der Priorei entfernt. Während wir noch unentschlossen im strömenden Regen dastanden, kam zwischen den blattlosen Bäumen eine Gestalt auf uns zu — die Gestalt eines Gentleman, wie wir an seiner Kleidung und Haltung sehen konnten. Wir waren früher in dem Walde nur Landleuten und Arbeitern begegnet und über diese Erscheinung ein wenig erstaunt.

      Er kam rasch auf uns zu, seinen Hut abnehmend, als er in unserer Nähe war.

      »Vom Sturme überrascht, meine Damen,« sagte er, »und wie ich sehe, ohne Regenschirme. Haben Sie weit zu gehen?«

      »Ja« wir haben bis nach Thornleigh zu gehen,« antwortete Milly.

      »Das ist in solchem Wetter ganz unmöglich. Wollen Sie in die Priorei kommen und warten, bis der Sturm vorüber ist?«

      »In die Priorei! Ganz gewiß!« antwortete Milly. »Ich habe nicht daran gedacht. Ich kenne die Haushälterin sehr gut und bin überzeugt, daß sie uns dort unterstehen läßt.«

      Wir schlugen den Weg nach den Thoren der Priorei ein, während der Fremde uns begleitete. Ich hatte keine Gelegenheit, ihn während des strömenden Regens zu betrachten, aber ich war neugierig, wer er war, daß er in einem so vertrauten Tone von der Cumber Priorei sprach.

      Eines von den Thoren stand offen und wir traten ein.

      »Nicht wahr, ein wüster Platz?« sagte der Fremde, »düster genug auch ohne die Verschönerung eines Wetters wie dieses.«

      Er geleitete uns nach der Hausthüre und öffnete sie ohne Umstände, indem er dann auf die Seite trat und uns den Vortritt ließ. In der Vorhalle angelangt, führte er uns in ein Zimmer, in welchem ein Feuer brannte und dessen ganze Anordnung uns ersehen ließ, daß es bewohnt wäre.

      »Ich will Mrs. Milly kommen lassen und sie soll Ihre nassen Shawle abnehmen, um sie zu trocknen,« sagte der Fremde, eine Glocke ziehend und ich denke, wir Beide begannen jetzt zu begreifen, daß er der Gebieter des Hauses sein müsse.

      »Sie sind sehr gütig,« antwortete Milly, ihren triefenden Shawl abnehmend. »Ich wußte nicht, daß die Priorei bewohnt wäre, ausgenommen von den alten Dienern. Ich fürchte, Sie haben mich für sehr unbescheiden gehalten, als Sie mich so kaltblütig davon sprechen hörten, daß wir hier Schutz suchen wollten.«

      »Ich bin im Gegentheil sehr erfreut darüber, daß Sie eine Zuflucht in dem alten Platz gefunden haben.«

      Er rückte ein paar schwere geschnitzte Stühle an den Kamin und bat uns, Platz zu nehmen ; aber Milly zog es vor, in dem schönen, alten gothischen Fenster zu stehen und in den Regen hinauszusehen.

      »Sie werden zu Hause besorgt um uns werden,« sagte sie, »wenn wir, ehe es finster wird, nicht heimkommen.«

      »Ich wollte, ich besäße einen geschlossenen Wagen, um Ihnen denselben zur Verfügung zu stellen. Ich kann mich aber nur des Besitzes eines kleinen Korbwagens rühmen, wenn Sie sich nicht scheuen, in einem solchen gemeinen Fuhrwerk zu fahren. Er würde Ihnen wenigstens den Schmutz ersparen.«

      Milly lachte fröhlich.

      »Ich bin auf dem Lande

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