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für das Restaurieren von antiken Möbeln. Oder auch um Teile eines geschnitzten Bilderrahmens zu ergänzen, beispielsweise. Sein wichtigstes Kriterium: Er arbeitete genauso, wie man es früher vor der Zeit mit Strom und Maschinen musste. Einzige Ausnahmen, Licht in der Werkstatt und manchmal verwendete er eine Handbohrmaschine. Um unsichtbare Holzdübel in großer Zahl einzusetzen oder für kleine Schrauben vorzubohren. Am Ende sichtbare Löcher, schnitt er jedoch ausschließlich von Hand.

      Es ging ihm nicht um eine Art reine Lehre. Aber wer noch nie ein Brett aus einem rohen Stamm mit Körperkraft ausgesägt hatte, konnte gar nicht wissen, was die Gesellen früher geleistet hatten. Gisbert bestand darauf, sich für sein Hobby reichlich Zeit zu lassen, alle Vorgänge wirklich zu genießen. Das Genießen dauerte insgesamt manchmal Jahre. Einfach solange, bis er ein Stück als fertiggestellt empfand.

      Neue Objekte erhielt er von Antiquitätenhändlern, die wussten, dass er die bestmögliche Arbeit ablieferte. Bloß ohne jeden Termin. Bei älteren Händlern kam es ab und zu vor, dass erst die Erben die Antiquität zurückerhielten. Gisbert verrechnete keine Stunden. Er erhielt normalerweise einen Teil der Wertvermehrung als Aufwandsentschädigung. Sein echter Lohn lag im Gelingen. Das Neuerschaffen eines Kunstgegenstandes mit seinen eigenen Händen.

      Diese Beschäftigung sorgte nebenbei zuverlässig dafür, dass er Unangenehmes beiseiteschieben konnte. So auch heute. Sahras Schicksal verblasste angesichts der Rettung eines gespiegelten Wurzelholzfurniers, das die Umsicht eines kompromisslosen Fanatikers verlangte. Und ein altes Dampfbügeleisen. Schon bald stieg der Geruch von gelöstem Knochenleim in der Werkstatt auf. Ein Fest für Gisberts Sinne.

      5. Kapitel

      Auf der Intensivstation in der Uniklinik Freiburg reinigte Frau Doktor Elke Steiger eigenhändig die Brandwunde der Patientin Sahra Kruse. Eine Anästhesie benötigte sie dazu nicht. Sahra lag unverändert im Koma. An einigen Stellen ließ sich eine beginnende Heilung erkennen. Das änderte jedoch nichts daran, dass im Zentrum der Handfläche bloß liegende Sehnen und Knochen zu sehen waren. Eigentlich keine Chance mehr für die Hand. Aber solange die Patientin nicht aufwachte und sich deshalb nicht bewegte, konnte man noch hoffen. Außerdem, auch wenn sich der Allgemeinzustand etwas stabilisiert hatte. Dass Frau Kruse überhaupt je wieder ihre Augen aufschlagen würde, stand keineswegs fest. Die Ärztin kümmerte sich nicht einfach so heute selbst um die Patientin. Sie erwartete einen erfahrenen Kollegen, der sich mit Verletzungsursachen besser auskannte als sie. Doktor Franz Holoch, den Rechtsmediziner der Kripo Freiburg.

      Es galt, falls es einen Schuldigen gab, den zu finden. Nicht bloß, um Gerechtigkeit zu schaffen. Schließlich würden die Behandlungskosten der Klinik offenbleiben, wenn nicht eine solvente Versicherungsgesellschaft einspringen musste.

      Doktor Holoch wurde regelmäßig gerufen, um beispielsweise Hämatome, die von Schlägen stammen konnten, zu beurteilen. Und selbstverständlich bei jeder Art von Stich- oder sogar Schussverletzungen.

      Bei Sahra handelte es sich zwar um eine Brandwunde. Allerdings, eine so tief greifende Schädigung hatte Elke noch nie gesehen. Es konnte sich möglicherweise um eine Schweißflamme gehandelt haben, vermutete sie. Aber woher stammten dann die vielen Einschlüsse, die eher auf Schwarzpulver schließen ließen? Das kannte Elke vorwiegend von Feuerwerk. Oder als Streuspur bei Verletzungen durch Vorderlader. Jedoch eine Bleikugel hätte die Hand vermutlich durchschlagen.

      Der eintretende Pathologe unterbrach ihre Gedanken. „Ach Sie sind schon hier, Frau Doktor Steiger. Wie schön, Sie wieder mal zu sehen!“

      Elke erwiderte den Gruß und erhob sich. Sie kannte das Verhalten von Doktor Holoch. Er war äußerst charmant, ließ sich jedoch niemals auch nur im Geringsten auf eine andere Person wirklich ein. Jedenfalls nicht auf ein lebendiges Exemplar. Er beschränkte sich auf Komplimente und schmeichelte sehr gern. Dahinter lag eine unsichtbare Grenze. Elke war nicht die Erste gewesen, die sich Hoffnungen hingegeben hatte, den Eisblock Holoch antauen zu können. Seine Kompetenz als Pathologe schmälerte das jedoch nicht. Tröstlich blieb höchstens, dass es offenbar auch noch keiner anderen gelungen war, zu ihm durchzudringen.

      Holoch musterte kurz die Patientin, bevor er nach ihrer Hand griff. „Weiß man, wer sie so verunstaltet hat?“, brummte er als Erstes.

      Elke schüttelte den Kopf. „Sie ist nie aufgewacht seit ihrer Einlieferung. Der Mann, der sie gebracht hat, ist offenbar nur ein Bekannter. Sie soll einen Sohn haben, aber der ist auf hoher See.“

      „Flamme mit konzentrierter Wirkung, würde ich sagen. Praktisch direkt aufgesetzt. Jedoch die Sprenkel stammen mit ziemlicher Sicherheit von Pulverpartikeln. Möglicherweise ist die Verletzung nicht auf einmal entstanden. Und sie wurde anfangs nicht fachgemäß versorgt, denke ich.“

      Elke nickte. „Genau meine Interpretation. Bloß, verschiedene Ursachen hatte ich nicht vermutet. Aber Sie haben wahrscheinlich recht. Die ganze Zeit zerbreche ich mir den Kopf, welche Explosion eine so konzentrierte Hitze nur auf einen Punkt erzeugen könnte.“

      „Na ja, wenn sie die Hand über einen Feuerwerksvulkan gehalten hätte?“, überlegte Holoch laut.

      Elke verzog das Gesicht. „Daran hatte ich erst auch gedacht. Aber dann müsste die Streuung doch größer sein. Und ohne irgendwo sonst, am Handgelenk oder wo auch immer, kleine Verbrennungen durch Spritzer zu erleiden, scheint mir das kaum möglich.“

      „Wenn sie nicht durch Schutzkleidung bedeckt war“, warf Holoch ein.

      „Natürlich, Herr Doktor“, gab Elke nach.

      Holoch betrachtete weiter die Wunde. „Was könnte ganz ähnlich sein, aber deutlich mehr Brisanz entwickeln?“

      „Ich habe Ihnen eine ganz frische Probe für ihr Labor abgenommen, Herr Doktor.“ Sie zeigte ihm eine Schale mit den Rückständen, die sie gerade abgeschabt hatte. „Vielleicht hilft das weiter.“

      „Danke, das ist nett, Frau Steiger. Aber ich überlege gerade …“ Er wog den Kopf. „Ich habe da einen Fall auf dem Tisch, in dem eine Rauchpetarde, also eine richtige, so ein Teil aus dem Krieg, eine Rolle spielt. Zeitlich, hm, vor gut zwei Tagen. Könnte hinkommen.“

      Plötzlich hatte Holoch es eilig. „Sie hören von mir, Frau Kollegin, danke sehr für die Probe!“

      ***

      Am nächsten Morgen, Kommissar Krüger erwartete eigentlich Michélle zu der geplanten Besprechung, klopfte Doktor Holoch bei ihm an.

      „Einen besonders schönen guten Morgen!“ Holoch schien bester Laune.

      Der Kommissar nickte bedächtig. „Ihnen auch, Herr Doktor. Ich bin aber noch nicht ganz so weit. Gerade erwarte ich Frau Guerin, um ihre Meinung anzuhören.“

      Der Doktor winkte ab. „Darüber können wir uns später unterhalten. Ich habe eine völlig neue Spur. Ich gehe davon aus, ein weiteres Opfer in der Sache Hahnloser gefunden zu haben!“

      „Wie, ein weiteres Opfer? Eine andere Leiche?“

      „Eine Verletzte, Herr Kommissar, keine Tote.“

      „Setzen Sie sich doch Herr Doktor! Haben Sie mit der Zeugin oder der Verletzten sprechen können?“

      „Ja, danke. Also nicht direkt.“

      „Nicht direkt?“, wiederholte Krüger. „Was darf ich mir darunter vorstellen, Herr Doktor?“

      Krüger konnte seine Skepsis kaum verbergen.

      „Ich wurde zu einer Beurteilung in die Uniklinik gerufen“, begann Holoch. „Dabei ist mir eine Verbrennung aufgefallen. Diese Brandwunde stammt mit Sicherheit von der gleichen Rauchpetarde, die wir im Wagen von Hahnloser gefunden haben. Ich verfüge zwar erst über die vorläufigen Ergebnisse des Labors. Aber die Umstände sind klar. Frau Kruse war vor Ort, als die Petarde abbrannte!“

      „Frau Kruse“, wiederholte Krüger. „Sie verweigert die Aussage?“

      „Nein, wieso?“

      „Sie

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