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Heiko knurrte, doch Sanne sah ihm einfach in die Augen. Noch wenige Sekunden verstrichen, da wich er von ihr weg, wandte sich um und verschwand. „Beth“, schrie Tess, dann schloss sie als erstes ein kleines Mädchen in die Arme und danach Alec. So ging es hier gerade allen, die sich endlich wiedersahen. Die Kinder waren alle wohlauf. Ceto und Beni wuselten wie wild um alle Verletzten herum. Jake hatte sie kurz gemustert. Nachdem er festgestellt hatte, dass sie soweit unverletzt war lief er davon. Sie alle saßen in der Halle zusammen, da trat Anna nach ihrer Behandlung zu Sanne. Die Tränen liefen beiden über die Wangen während sie sich umarmten. Seth trat mit einem Jungen auf dem Arm zu ihnen. Das absolute Ebenbild von den beiden. „Sanne, darf ich dir Neithen vorstellen?“ Jetzt liefen Sanne noch mehr Tränen übers Gesicht ebenso wie Anna. „Mama warum weint ihr beide denn?“ „Vor lauter Freude mein Schatz“, antwortete Anna ehe sie ihn in die Arme schloss. Nachdem alle versorgt waren, fiel Sanne auf, dass gut 20 Panthera fehlten. Auf ihre Rückfrage erklärten sie ihr ruhig, wie diese getötet worden waren. Ebenso wie leider auch einige Frauen, Freundinnen oder Kinder. Nach einer Weile fragten sie schließlich wieso sie noch lebte. Außerdem wo sie gewesen war. Sehr ruhig erzählte sie alles was ihr passiert war. Sie spürte während ihren Erzählungen ein paar Augen in ihrem Rücken. Nachdem sie geendet hatte drehte sie den Kopf doch niemand war mehr dort. Anna setzte sich ruhig zu ihr. Sie begann: „Er ist nicht mehr wie früher. Er gibt sich die Schuld am Tod der anderen. Er wollte sich Baltazar und Torben um keinen Preis anschließen und für die unschuldige Leute töten, nur weil sie ihnen die Stirn boten oder einfach nicht passten. Leider kostete dies Panthera sowie Angehörige. Irgendwann gab er nach. Seitdem wirkt er wie tot, als habe er keine Seele mehr. Im Training wird inzwischen gegeneinander gekämpft. Niemand kann mit ihm mithalten. Selbst, wenn sie zu viert oder zu fünft gegen ihn kämpfen. Er hat sich von allem abgegrenzt, selbst von Sven und Heiko. Jede freie Zeit verbringt er mit Training.“ Sanne nickte ruhig, da betrat Heiko den Raum. Jared war auf ihn zugegangen. Heiko starrte ihn überrascht an. Ehe Heiko ein Wort sagen konnte ging Jared vor ihm auf die Knie. Zur Überraschung aller folgten Alexsej, Sergej und Hugo Jareds Beispiel. „Jungs, steht auf, dies ist nicht nötig“, erklärte Heiko, ehe er Jared breit lächelnd in den Arm nahm. Der Rest war seiner Anweisung gefolgt und hatte sich zu den anderen gesetzt. Heiko suchte den Raum ab, bis er Sanne sah. Bei ihr angekommen neigte er den Kopf. „Ich danke dir für meine Rettung!“ Sie schüttelte den Kopf. Sie meinte er müsse sich nicht bedanken. Ruhig lächelte er, ehe er zu Jared zurückging. Für einige Momente schien es, als wären sie auf einem Familientreffen. Alle unterhielten sich miteinander. Kai und Twice fragten, was die Sache mit Heiko auf sich hatte, erhielten jedoch keine brauchbare Antwort. Nach dem Abendessen, als die Kinder alle schon ins Bett gebracht worden waren, tauchten vor allen Schnapsgläser auf. Seth stand auf. Prompt herrschte Ruhe. Er erhob das Glas während er sagte: „Auf unsere Freunde und Familie, auf alle geliebten Menschen die wir verloren haben, auf unseren Anführer der uns stets mit allen Mitteln geschützt und verteidigt hat, egal was es ihn gekostet hat“, hier stimmten alle energisch ein, dann fuhr Seth fort: „Auf den heutigen Tag, auf einen Neuanfang!“ Alle stimmten mit ein. Seth hatte eine schattige Ecke fixiert, aus der kurz danach jemand davon ging. Sanne warf Anna einen Blick zu. Obwohl sie sich solange nicht gesehen hatten, fühlte sich alles an wie immer, als wären sie nie auch nur einen Tag getrennt gewesen. Auf ihr Klopfen folgte nichts. Jake war weder im Büro noch in einem der anderen seiner Räume. Da kam Sanne das Gespräch mit Anna zurück ins Gedächtnis. Tatsächlich fand sie ihn unten in der Trainingshalle. Vor ihm stand eine Betonsäule. An dieser waren an den Stellen, an denen er dagegen schlug oder trat tiefe Einkerbungen. Die Tritte mit dem Schienbein wurden stärker, schneller, intensiver, bis er schließlich mit schneller Atmung die Faust mit aller Kraft gegen den Beton schlug und sich abwandte. Sein Blick traf ihren. „Du weißt schon, dass da oben eine ganze Halle voller Freunde von dir sitzt und dich gerne bei sich hätte?“, fragte sie sehr vorsichtig. Anna hatte Recht sein Blick wirkte wirklich als wäre er tot, da war keine Regung. „Manche Menschen verdienen die Freundschaft anderer nicht!“, gab er zurück. Doch ehe er an ihr vorbei wollte stellte sie sich ihm in den Weg. „Ich habe zugesehen wie sie sterben! Ich war bei jedem dabei und habe nichts unternommen! Heute hätte ich zugesehen wie sie Anna töten und Seth seinen Sohn doch nicht zurückbekommt! Sie sind hier, weil sie so dumm waren mir die Treue zu schwören! Sie sind gestorben oder haben ihren Frauen und Kindern dabei zusehen müssen, weil sie diesen Fehler gemacht haben!“, sprach er eisig weiter ehe er davon lief. Sanne war nicht nach einem Zimmer also ging sie nach draußen, lehnte sich an der Schlossmauer an und lies sich ins Gras sinken. Endlich verstand sie Heikos Aussage. Man konnte sich hier frei fühlen. Nach drei Jahren, gefangen in einem Zimmer, war das hier Freiheit pur. „Hey, darf ich?“ Heiko setzte sich nach ihrem Nicken zu ihr. Jared hatte ihm inzwischen alles erzählt. „Redet Jake mit dir?“, fragte er sichtlich besorgt. Sie schnaufte tief durch und er interpretierte es richtig. „Also auch nicht wirklich. Er hat sich verändert, als er sich die Schuld für deinen Tod gegeben hat. Ich hab echt schon viel gesehen. Zuerst hat er noch gekämpft, doch als nach und nach die anderen getötet wurden und er nachgab, war es als wäre er mit dir gestorben“, schloss er traurig. „Wieso hat er sich dafür die Schuld gegeben?“ Sanne verstand es nicht. „Du bist unseretwegen gestorben. Du hast dich fallen lassen, um ihn und mich zu retten. Vielen Dank auch dafür. Jedenfalls konnte er sich das nicht verzeihen!“ Jetzt fiel ihr Blick auf seine Halskette mit dem grünen Stein, jedoch ansonsten vollkommen identisch mit ihrer. Ihm entging dies nicht. Er griff danach, drehte sie ihr zu, damit sie die Schrift lesen konnte „Spes.“ „Was heißt das?“, fragte sie. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Das ist Latein und heißt Hoffnung. Auf deiner steht, wenn ich mich nicht irre Amicitia und auf Annas Amor.“ Vollkommen überrascht sah sie ihn an. „Woher weißt du das? Was bedeutet das alles?“ „Das ist eine sehr lange Geschichte und für einen Tag war es genug Aufregung, finde ich. Amicitia heißt aus dem Latein übersetzt Freundschaft und Amor Liebe. Aber lass uns ein anderes Mal darüber reden okay?“, legte er behutsam nach. Nachdem sie zugestimmte hatte stand er auf. Sie gähnte. Irgendwann nach zwölf schlich sie in ihr altes Zimmer, welches immer noch ihres war. Alle ihre Sachen waren hier, als wäre es gestern gewesen. Um fünf klingelte der Wecker. Sie ging mit den anderen zum Training. Zu ihrer Überraschung hatte Heiko Jared im Schlepptau. Dies wunderte nicht nur sie, aber Heiko winkte nur ab. Er meinte sie würden sich umgucken. Genauso war es, Jared lief den Parcours als hätte er noch nie etwas anderes gemacht, mit einer Leichtigkeit wie Heiko. Sanne war etwas eingerostet schaffte es aber trotzdem. Nach der Grube versammelten sie sich jedoch in der Halle gegenüber, wo nun noch gegeneinander gekämpft wurde. Anna nahm an diesem Training teil. Jared und Heiko lieferten wirklich was zum Anschauen. Die beiden schenken sich absolut nichts. Sie hörten mit einer Einigung zu Unentschieden schließlich auf. Somit fielen alle Blicke auf Piccolo, Alexsej, Sergej, Sven und Seth die gegen Jake kämpften ohne sichtlichen Erfolg. Auch hier endete der Kampf einfach, nach einer gewissen Zeit. Beim Frühstück betrat Jake lediglich kurz den Raum ging zu Sven, sagte etwas und verschwand wieder. Sven sah ihm deprimiert nach. Nach dem Frühstück sammelte Sven Andree, Danny und Dom ein. Sanne folgte Anna. Die zeigte ihr eine magische Fotosammlung. Von Neithen als er jünger war, von ihrer Hochzeit mit Seth und sie quatschten über alles Mögliche. Irgendwann konnte Sanne nicht anders. Sie fragte nach Neithen, nach der Beerdigung ebenso wie nach der Reaktion der anderen. Sehr ruhig erklärte Anna, dass alle sehr stolz auf ihn waren, Seth und sie natürlich dankbar. Er hatte ihr das Leben gerettet, deshalb hatten sie ihren Sohn nach ihm benannt. Jake tauchte weder beim Mittag- noch beim Abendessen auf. Man hatte sich hier damit abgefunden, dass er nun so war. Nach einer Weile im Gemeinschaftraum entschied Sanne sich nicht damit abzufinden. Jake saß über Büchern am Schreibtisch. Erst bei ihrem Räuspern sah er auf. Nachdem er die Bücher zugeschlagen hatte stand er auf, lehnte den Kopf an die Glasfront und fragte: „Was willst du?“ Langsam trat sie näher, legte die Hand erst in seinen Nacken und streichelte ihn ganz sanft. Anschließend schob sie die Hände unter sein Shirt. Dort streichelte sie ihn weiter. Ihr ging gerade der Gedanke durch den Kopf, ob er wenigstens hierbei irgendwas fühlte. Bis er leise seufzte, sich zu ihr umdrehte und an sich zog. Er sah sie aus diesen toten Augen an, doch da war ein winziger Funke, der leicht zu leuchten schien. Etwas das ihn lebendig Aussehen lies. „Versprich mir, dass du das nie wieder tun wirst?“ Jetzt blinzelte sie. „Was soll ich nie wieder tun?“ „Für mich sterben!“, erklärte er entschlossen. Ruhig sah sie ihn an ehe sie antwortete: „Ich bin ja nicht gestorben.“

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