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aadlig us. Und wie sie de ander aapfuderet het. Das isch ase gsi, das i fascht vom Stuhl abikeit wär.»

      In ähnlichem Stil ging es weiter, und Philippe musste schon früher ab und zu nachfragen, was sein Gegenüber denn gesagt hatte und er bat um eine «Übersetzung», worauf er stets ungläubig angeschaut wurde.

      Pater Eusebius

      Versunken in Gedanken und mit Blick auf die anstehende Eucharistie Feier vom nächsten Sonntag in der Kapelle des Klosters, die Pater Eusebius leiten durfte, zog er seine Runden durch den Garten. Dabei wurde ihm immer klarer, welches seine Botschaft sein sollte, und wie er die Messe gestalten wollte. Er wollte die Gläubigen ansprechen und ihnen ins Gewissen reden. Er wollte gar versuchen, sie aufzurütteln und sie dadurch zu bewegen, bewusster durchs Leben zu schreiten. Die Botschaft des Miteinander war ihm wichtig und Missgunst oder gar Neid waren ihm ein Greul. – Dies waren die Kerngedanken, die er den Kirchgängern mit auf den Weg geben wollte.

      Eigentlich wollte er seine Gedanken sogleich aufs Papier bringen, damit sie ihm nicht abhandenkämen, und so entschloss er sich, den Rundgang abzubrechen und in seine Zelle zurückzukehren.

      Auf dem Weg dorthin stiess er nahe der Gartenmauer, die in etwa drei Meter hoch war, auf etwas Komisches. Er schaute auf den Boden und er nahm etwas Zähflüssiges auf dem Rist seines linken Fusses wahr. Eusebius trug keine Socken. Er griff mit dem Finger danach und das Ganze fühlte sich wie Blut an. Er bückte sich und er nahm den Körper einer Person wahr. Die Person lag reglos auf dem Bauch, den Kopf nach rechts hinten abgewinkelt und aus einer klaffenden Wunde am Kopf war Blut verströmt. Das Blut war bereits eingetrocknet und es hinterliess die klebrige Spur – auch an seinen Sandalen.

      Eusebius erschrak fürchterlich, und sein altes Herz fing an zu pochen. All seine vorherigen Gedanken waren weg, und er wusste nicht, was zu tun war. Um Hilfe schreien wollte oder konnte er nicht. Auch sah er sich ausser Stande, der Person Erste Hilfe leisten zu können.

      Dies hatte er noch nie getan und er wollte auch nichts falsch machen. Also rannte er so schnell es ging – und es ging nicht mehr so schnell – zurück ins Kloster. Dabei strauchelte er noch einmal und er holte sich eine Schürfwunde am Bein. Er wusste, dass er diese behandeln musste, da er ansonsten abermals eine Blutvergiftung einfangen könnte, die ihm in seinem fortgeschrittenen Alter Sorgen bereiten würde. Doch zuerst musste er Alarm schlagen. Er wollte die Notfallnummer anvisieren.

      Natürlich war Schwester Magdalena wieder einmal am Draht, und wenn sie diesen innehatte, dann konnte nur Geduld darüber hinwegtrösten. Also entschied er sich, an der Zelle des Guardians, des Hüters oder Beschützers des Klosters, anzuklopfen und ihn um Hilfe zu bitten.

      Verschlafen und ein wenig missmutig öffnete ihm Pater Ignatius die Tür. «Worum geht es, Pater Eusebius, dass du mich aus meinem Tiefschlaf holst. Ich hoffe, du hast einen guten Grund.» Und Eusebius stammelte hervor, dass sich im Garten eine Person befinde, die sich nicht mehr rühre und der das Blut aus dem Kopf komme. Er habe die Notfallnummer wählen wolle, aber Schwester Magdalena sei am Apparat, und man dürfe sie ja bekanntlich nicht stören, wenn sie am Telefonieren sei. – Schwester Magdalena hatte Bekannte in Übersee und telefonieren war zu dieser Zeit billiger als unter tags.

      «Und, lebt die Person noch?» - «Das weiss ich nicht. Sie hat nichts gesagt, nicht einmal mehr geröchelt», so die Antwort von Eusebius. «Warte, ich komme. Ich ruf nur noch schnell Bruder Klaus zur Hilfe und dann gehen wir Nachschau halten.»

      Zu dritt schritten sie in den Garten. Die Lichtverhältnisse waren nun doch schon so, dass man auch ohne Lampe etwas sehen konnte, und sie stiessen sogleich auf die unbekannte Person.

      Pater Ignatius fühlte den Puls und er stellte fest, dass die Person tot ist. Selbst mit seinem Ohr an Mund und Nase des Betreffenden konnte er kein Lebenszeichen mehr feststellen. Für ihn war die Sache klar.

      Auch Bruder Klaus konnte dem nichts beifügen. Er wurde von Pater Ignatius angewiesen die Polizei zu rufen. Ein Arzt solle ebenfalls vor Ort kommen und den Tod bestätigen.

      Gemeinsam begaben sie sich zurück ins Kloster und warteten darauf, bis die Polizei eintraf. In der Zwischenzeit waren die anderen Patres und Brüder der Ordensgemeinschaft aufgestanden, und die Neuigkeit sprach sich natürlich schnell herum. – Ist es eine Frau oder ein Mann, wie alt ist die Person und wie ist sie wohl in den Garten gelangt? War es ein Einbrecher, ein Dieb oder sonst ein Vagabund oder wollte die Person im Garten des Klosters nur seine Ruhe finden? Fragen über Fragen und keine Antworten.

      Die Polizei erschien mit Blaulicht und Sirene. Als Dienstfahrzeug stand den Beamten ein in die Jahre gekommener BMW zur Verfügung, der seinen Zweck allerdings noch (knapp) erfüllte. Ein neueres Modell wäre auch nicht schlecht, ging den beiden Polizisten durch den Kopf, jedoch liessen die Finanzen des Kantons dies offensichtlich nicht zu. Leiter des Einsatzes war Korporal Luginbühl; sein Begleiter war Gefreiter Pfister.

      Natürlich zog der Polizeieinsatz die volle Aufmerksam der ganzen Nachbarschaft auf sich, und vor allem die örtlichen Handwerker, die im nahe gelegen Restaurant Pfauen ihr Znüni einnahmen, interessierten sich für das Geschehen. Es kam schliesslich nicht jeden Tag vor, dass die Polizei mit Trara vor dem Kloster Halt machte und sich zwei Beamte ins Innere des Gebäudes begaben. Dies war ein Grund, die Pause etwas auszudehnen und einen zweiten Kaffee-Biberfladen oder ein alkoholfreies Getränk zu bestellen. – Bis anhin wusste keiner der Anwesenden, worum es ging.

      Korporal Luginbühl und sein Begleiter wurden von Pater Ignatius empfangen, und er führte die beiden sogleich in den Garten.

      Auch für die beiden Polizisten war klar, dass die unbekannte Person tot war. Gefreiter Pfister wurde beauftragt, das «Rösslispiel» in Gang zu setzen. Darunter verstanden die Polizisten: das Aufbieten des Kriminaltechnikers, den Beizug eines Kriminalbeamten und das Hinzuziehen des Dorfarztes, der die Legal Inspektion vornehmen sollte.

      Da es im Dorf nur einen Arzt gab, der diese Aufgabe ausüben durfte, war dies wahrscheinlich das schwierigste Unterfangen. Das Ganze brauchte somit seine Zeit, womit vorerst einmal ein Kaffee getrunken werden konnte. Schwester Aurelia hatte die Güte, den beiden Polizisten eine Stärkung zu offerieren.

      Doch schon bald trafen die Spezialisten vor Ort ein und auch sie konnten nicht viel mehr sagen, als dass die Person tot sei. Der Arzt stellte immerhin fest, dass es sich beim Verstorbenen um eine männliche Person handle, welche noch recht jung gewesen sei – so um die Zwanzig.

      Der Kriminaltechniker sicherte in der Zwischenzeit den Fundort und er schaute sich nach auswertbaren Spuren um; er fand aber keine. Das Einzige, was er fand, war eine leere Schachtel Zigaretten mit irgendeinem weissen Pulver drin. Diese wollte der Forensiker – wie man die Kriminaltechniker heute nennt – asservieren.

      Die Todesursache war unklar.

      Aufgrund dieser Ausgangslage entschied der Kriminalbeamte den zuständigen Untersuchungsbeamten der Staatsanwaltschaft zu informieren, um diesen zu ersuchen, erstens seinen Chef zu orientieren und zweitens die Erlaubnis zu erhalten, die Rechtsmedizin aufzubieten. Die Gerichtsmediziner des Kantons St. Gallen unterstützen seit jeher die Kollegen in Appenzell-Innerrhoden, wenn spezifisches Fachwissen gefragt war. So eben auch hier.

      Wiederum gingen Stunden ins Land und die Mär verbreitete sich im ganzen Dorf. Jeder wusste etwas, aber keiner etwas richtig und so verbreite sich die Geschichte wie im Lauffeuer: Hast du gehört? Der Pater Rektor ist ums Leben gekommen.

      Nein. … Doch. Also, ich habe gehört, dass eine Schwester ums Leben gekommen sei, aber auf ganz natürliche Art und Weise. Und warum dann die Polizei? Keine Ahnung. Glaub mir, da steckt ein Verbrechen dahinter, wie wir es in Appenzell noch nie erlebt haben. Ich habe Angst, dass Gleiches mir auch passieren könnte. … Und so weiter.

      So gegen Mittag traf der Rechtsmediziner aus St. Gallen ein. Er war in Begleitung einer jungen Assistentin, die von ihrem Aussehen her die Blicke der Polizisten auf sich zog. Die junge Dame war nicht nur ausserordentlich hübsch, sondern auch gut gekleidet, was bei den Polizisten Fragen aufwarf,

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