Скачать книгу

Herr Doktor. Wann werden Sie die Obduktion vornehmen?“

      „Gleich morgen früh, bis zehn können Sie mit Ergebnissen rechnen. Die Projektile kann ich Ihnen noch heute Abend sichern, wenn Sie das möchten?“

      Krüger winkte ab. „Lassen Sie nur, auf die paar Stunden kommt es nicht an, ist ja Wochenende.“

      Holoch zuckte nur mit den Schultern. Eher ungewöhnlich, aber ihm war es recht.

      Krüger hatte absolut keine Lust, sich noch heute Nacht mit dem Fall zu befassen. Wenn die Leiche am Tatort gefunden worden wäre, dann natürlich bliebe keine andere Wahl, als die Spuren so schnell wie möglich zu sichern.

      Aber unter diesen Umständen konnte er es bis zum Abendessen zurück ins Elsass schaffen, wie er gehofft hatte.

      Der Rest war schnell erledigt. Grünwald hatte die Spaziergänger, die den Toten gefunden hatten, längst befragt und die Personalien aufgenommen. Die Spurensicherung wartete noch darauf, dass die Leiche abtransportiert wurde, um die Liegestelle zu fotografieren und auf liegen gebliebene Gegenstände zu untersuchen. Erwin Rohr war nicht anwesend, wie Krüger festgestellt hatte, aber seine Leute schafften das trotzdem, daran war nicht zu zweifeln.

      Um den Schein zu wahren, ließ er sich von ihnen eine erste Einschätzung geben.

      „Ein paar Reifenspuren, Herr Kommissar, sonst bisher leider nichts“, sagte der Techniker. „Natürlich haben wir Klebeabzüge der Kleidung gemacht, die Taschen waren jedoch leer. Eine Hoffnung, möglicherweise. Die Schuhe enthalten Erdreste.“

      Krüger dankte, und der Techniker beugte sich wieder über die Fundstelle.

      ***

      Eugen Ulbrich saß zur gleichen Zeit in seiner Pension und wartete auf die Abendnachrichten. Inzwischen durfte er damit rechnen, dass der Idiot, der ihn zu erpressen versucht hatte, gefunden worden war.

      Zum Glück war im umfangreichen Hausrat auch eine Pistole mit Munition aufgetaucht. Nur so eine Damenwaffe, aber ausreichend. Er hatte ihn zur ausgemachten Zeit erwartet, oben an der Treppe, die zum ersten Stock führte. Den Eingang hatte er mit Plastikfolie ausgekleidet, um Blutspritzer an den Tapeten zu verhindern. Zur Tarnung hatte er bereits eine Wand frisch gestrichen, damit sein Besucher nicht gleich Verdacht schöpfte.

      Wie erhofft trat dieser arglos ein. Die Gier ließ ihn alle Vorsicht vergessen. Eine Million Mark, in einem Koffer, wie man es im Film immer sieht, hatte er für sein Schweigen verlangt.

      Eugen hatte ihm erklärt, dass nur einige Tausender auf der Bank lagen, er die Summe unmöglich aufbringen konnte.

      Der Unbekannte hatte ihn nur ausgelacht. Im Dorf würde von mindestens zehn Millionen gemunkelt. Das sei ein richtiges Schnäppchen für ihn, er solle sich nicht so anstellen. „Bleibt dir noch genug, du bist auch nicht mehr so jung, hast nicht mehr so viel Zeit, um es auszugeben. Ich habe fünfzig Jahre geschwiegen, vergiss das nicht!“

      Zwei Kugeln hatten dafür gesorgt, dass der auch keine Gelegenheit mehr haben würde, um Geld auszugeben, dachte Eugen, zufrieden.

      Die Meldung blieb aus. Offenbar lag die Stelle einsamer, als er gedacht hatte.

      ***

      Peter Hanke war ab und zu am Nachmittag an der Villa Heckel vorbeigeschlendert. Erst am Freitag fiel ihm auf, dass ein Mietwagen auf der Einfahrt um die Ecke stand.

      Das musste er sein. Der verlorene Sohn, der auftauchte, sobald es etwas zu holen gab. All die Jahre, wo hatte er sich herumgetrieben. Eigentlich war es Peter völlig egal, weshalb der nie aufgetaucht war, aber so ließ sich die Empörung besser genießen. Das schon sicher geglaubte Erbe, die Villa, ein Millionenvermögen, alles futsch, nur weil dieser Lump, den niemand kannte, im Testament der Großtante erwähnt wurde.

      Wenn der allerdings dachte, ohne Gegenwehr an das Erbe zu kommen, dann hatte er sich gründlich getäuscht. Die legalen Mittel, wie die Anfechtung des Testaments waren inzwischen ausgeschöpft, aber Peter konnte doch auf einige kriminelle Erfahrungen zurückblicken. Deshalb traute er sich den Nerv zu, den Kerl unbemerkt verschwinden zu lassen.

      Viel hatte es ihm bisher noch nicht eingebracht, ab und zu ein paar Scheine oder Schmuck, die er bei Gelegenheit aus Häusern mit einfachen Schlössern geklaut hatte.

      Was er dabei gelernt hatte, war, sich unauffällig zu verhalten, nicht in Panik zu geraten. Nur deshalb war er noch nie dabei erwischt worden.

      Und dieses Mal durfte auch nichts schiefgehen. Logisch, dass der erste Verdacht auf sie fiel, wenn der Ami plötzlich abkratzte.

      Sie, das waren er und sein Bruder Harald, die zusammen mit der „kleinen“ Schwester Majke so etwas wie einen gemeinsamen Haushalt führten.

      Die kleine Schwester zählte inzwischen auch schon achtundzwanzig Jahre, hatte bereits einige Kerle hinter sich, war aber immer wieder zu ihnen zurückgekehrt, wenn sie wieder mal einer zum Teufel geschickt hatte.

      Dass es an ihr lag, daran zweifelte Peter nicht. Sie konnte ein richtiger Satansbraten sein, wenn sie schlechte Laune hatte.

      Zuhause bekam sie ab und zu eins aufs Maul, wenn sie es übertrieb. Kein großes Problem für sie, sie war das von klein auf gewöhnt.

      Dass die Großtante jetzt ziemlich früh verstarb, war ein Glücksfall, sie hatten sich auf eine viel längere Wartezeit eingestellt.

      Deshalb hatten sie die ganze Nacht gefeiert, nachdem sie die Nachricht erhielten, und auch die Tage danach. Sie konnten sich schließlich kaum auf den Beinen halten bei der Beerdigung. Der Pfaffe hatte sich sehr darüber aufgeregt, ihnen damit gedroht, die Zeremonie abzubrechen, wenn sie sich nicht zusammenreißen würden.

      Das war ein Fehler gewesen, wie Peter inzwischen zugeben musste. Niemand wusste vorher von einem Testament. Er traute dem Pfaffen durchaus zu, dass der da was gemauschelt hatte, um sie um ihr Geld zu bringen. Mindestens hatte er erreicht, dass nach dem Verschollenen gesucht wurde. Ob er den Wisch auch noch selbst geschrieben hatte? Immerhin möglich. Die Alte hatte schließlich regelmäßig gebeichtet, das hieß, der Pfaffe wusste alles über sie.

      Peter hatte schon einen Plan. Bisher hatte er seinen Geschwistern nichts davon gesagt, und dabei sollte es auch bleiben. War doch gut möglich, dass die Alte in der Küche irgendwo ein Rattengift oder sowas ähnliches aufbewahrte, das nicht beschriftet war, soweit die Ausgangslage. Wenn dann der verlorene Sohn in der Villa nach Essbarem stöberte, würde er leider dem unvorsichtigen Umgang der Großtante mit Gift zum Opfer fallen. Und damit die Erbfolge korrigieren.

      Jetzt musste Peter nur noch dafür sorgen, dass das Zeug im richtigen Behälter lag. Im Kaffeepulver zum Beispiel. Aber nicht nur dort. Sobald er wusste, was sich der Ami so schmecken ließ, wenn er im Haus aß, wurde auch die Marmelade oder die Butter zur möglichen Variante.

      Am späteren Abend des Sonntags erkundete er die Lage. Das Schloss ließ sich mit dem Rüttelgerät leicht öffnen, schon stand er im Eingangsbereich. Es roch nach frischer Farbe. Seltsamerweise war nur eine kleine Wand frisch gestrichen. Sollte wohl ein Muster sein, dachte Peter kopfschüttelnd, während er sich Latexhandschuhe überstreifte.

      In der Küche standen neben der Spüle einige Teller und Tassen, offenbar zum Trocknen. So, wie Peter gehofft hatte, war der Ami zu geizig, um im Restaurant zu essen.

      Der Kühlschrank sah ordentlich aufgeräumt und gut bestückt aus. Geschnittener Speck in Streifen, das konnte eine Möglichkeit bieten.

      Peter wusste nicht, was in dem weißen Pulver enthalten war, dass er schon vor vielen Jahren im Keller seines Elternhauses gefunden hatte. Eine grüne Glasflasche mit Totenkopf, nicht aufgeklebt, sondern direkt im Glas. Damit hatte schon sein Vater schon irgendwelches Ungeziefer bekämpft.

      Dass es noch wirkte, hatte der dämliche Kläffer in der Nachbarschaft, der Peter schon jahrelang auf die Nerven ging, bewiesen. Gerade bis zu seiner Hundehütte hatte der es noch geschafft. Danach war Ruhe gewesen, auch in der Nacht. Eine winzige Dosis in einer Scheibe Wurst hatte schon ausgereicht.

      Peter untersuchte den Kühlschrank genauer. Eine

Скачать книгу