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      Ganz anders das Schlafzimmer. Viel roter Plüsch, glänzende Bettwäsche. Vor dem breiten Bett stand eine Kamera mit Stativ, ausgerichtet auf die Mitte der Zimmerwand, der nichts von dem, was im oder auf dem Bett passierte, entging.

      Rohr betrachtete die Szene nachdenklich. Nina öffnete den Schrank, der mit Unmengen von Spitzendessous in allen möglichen Farben vollgestopft war.

      Rohr folgte einem Kabel, das in einer Steckdose endete. Direkt unter einem großen Aktbild. Rohr hob es vom Haken und stellte es auf den Boden. Dahinter, in einer Nische, erschien ein Computer mit Bildschirm und Tastatur.

      „Cybersex“, murmelte der Techniker.

      Während Nina das Bad durchsuchte, nahmen sich Erwin Rohr und sein Mitarbeiter den Rest der Wohnung vor.

      Der Anrufbeantworter im Wohnzimmer blinkte nervös. Der Techniker drückte auf einen Knopf. Insgesamt drei Nachrichten wurden abgespielt, die sich alle an eine Melanie richteten. „Wo bist du, wann sieht man dich wieder, machst du Urlaub?“

      „Vermutlich ihr Künstlername“, grinste Rohr.

      Nina steckte den Kopf aus der Tür. „Kein Anruf vom Heim in Grenzach?“

      Die Herren schüttelten den Kopf.

      „Dann hat sie das gleich gelöscht“, stellte sie fest.

      In einer Schublade fanden sich schließlich persönliche Papiere, die belegten, dass es sich um die Wohnung von Erna Schneider handelte. Eine Geburtsurkunde, ein Blutspenderausweis und ein abgelaufener Reisepass.

      Damit war der Zweck des Einsatzes erledigt, eine vollständige Durchsuchung sah der Beschluss nicht vor.

      Trotzdem versiegelten sie die Wohnung, nachdem alles bis auf den Pass wieder an seinem Platz lag.

      ***

      Am Samstag war es soweit: Die Hochzeit von Eric Guerin und Michélle Steinmann, die in der Sankt-Georgs-Kirche in Sélestat stattfinden sollte. Die altehrwürdige Kirche aus dem Mittelalter, im gotischen Stil errichtet, hatte Guerin schon immer sehr bewundert.

      Die Feierlichkeiten begannen jedoch schon am Freitag. Krüger hatte den Tag freigenommen. Das Brautpaar wurde im Wochenendhaus Krügers in Kintzheim untergebracht, damit sie sich ungestört auf die standesamtliche Trauung vorbereiten konnten.

      Auch die Trauzeugen Kommissar Gruber mit seiner Partnerin Sonja Sperling waren bereits am Freitag eingetroffen. Diesen Tag wollten sie feiernd im engsten Kreis zusammen verbringen. So gut man sich auch inzwischen kannte, noch nie waren sie alle gleichzeitig beieinander gewesen.

      Am Samstag war kaum noch mit einer ruhigen Minute zu rechnen, wenn sich die Kollegen des Paares einfanden. Also viele Polizisten aus Freiburg, die Michélle kannten. Bei Guerin war mit sämtlichen abkömmlichen Polizeibeamten des Elsasses zu rechnen, die sich den Abgang ihres größten Konkurrenten nicht entgehen lassen wollten. Ihm hatte keine widerstehen können, lautete das gängige Gerücht, das natürlich so nicht stimmte. Aber dass es viele gewesen waren, dass ließ sich nicht bestreiten.

      Nach dem eher nüchternen Verwaltungsakt verbrachte man den Nachmittag und Abend vorwiegend im Garten, das Wetter spielte mit, blauer Himmel, angenehme Temperaturen. Selbstverständlich wurde nicht über die Arbeit gesprochen. Dazwischen liefen letzte Vorbereitungen, von denen das Brautpaar möglichst nichts mitbekommen sollte.

      Samstagmorgen, ab acht Uhr, gab es ein großes Frühstück im Garten, mit allen möglichen Köstlichkeiten: Duftende Croissants, edle Käse, Kaffee und Tee, Fruchtsäfte, kaum ein Wunsch blieb unerfüllt. Elisabeth hatte den Dorfbäcker und den Dorfwirt verpflichtet, die ihr Bestes gegeben hatten.

      Extra für Michélle hatte Sonja eine bekannte Haarstylistin einfliegen lassen, damit sie sich nicht in einen Salon bemühen musste. Die Stylistin war zufällig eine der besten Freundinnen von Sonja, aber das blieb natürlich geheim. Den von Michélle selbst ausgemachten Termin hatte Sonja diskret abgesagt.

      Nach und nach trafen die Gäste des engeren Kreises ein. Grubers Töchter Edith und Alexandra, als Überraschung für Krüger Elisabeths Tochter Sandra mit Freund Simon.

      Um zehn Uhr fuhr die sechsspännige Hochzeitskutsche vor, die das Brautpaar nach Sélestat bringen sollte. Dafür war seit Längerem diskret gesammelt worden. Weder Michélle noch Guerin hatten etwas davon mitbekommen.

      Zum absoluten Höhepunkt für Krüger wurde dann allerdings, dass er Michélle an Stelle ihres schon vor ihrer Geburt verschwundenen Vaters, zum Altar führte. Michélle hatte sich das schon vor längerer Zeit gewünscht, und Krüger war einverstanden gewesen.

      Danach entglitt der Ablauf der Feier dem engeren Kreis. Die Kirche war kaum groß genug, um alle Gäste aufzunehmen, viele Polizisten in Uniform, Verwandte und Bekannte, alles in allem mehrere hundert Personen.

      Das Brautpaar durchschritt ein nicht enden wollendes Spalier. Ansprachen von Vorgesetzten und Kollegen Guerins, nur unterbrochen durch mehr oder weniger originelle Rituale, die das Paar absolvieren musste.

      Das Abendessen fand in einem elsässischen Schloss statt, das man für Anlässe mieten konnte. Das blieb so ziemlich das Einzige, dass Guerin selbst organisiert hatte.

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