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Knallhart aufs Kreuz gelegt: Zwei Kriminalromane. Cedric Balmore
Читать онлайн.Название Knallhart aufs Kreuz gelegt: Zwei Kriminalromane
Год выпуска 0
isbn 9783742794697
Автор произведения Cedric Balmore
Жанр Языкознание
Серия Extra Spannung
Издательство Bookwire
Grandini hatte ihm das Mädchen als Daniela Shoppard vorgestellt. Er nannte sie Dany. Sie trug einfache, blaue Jeans und ein knallrotes T-Shirt mit dem Aufdruck Grandini, wobei ihre Brüste es mühelos schafften, den Namen grotesk zu verformen.
„Gong!“, sagte sie laut.
Die Männer tänzelten aufeinander los. Sie waren ungefähr im gleichen Alter, auch die körperlichen Anlagen ähnelten sich; schmale Hüften und breite Schultern, dazu kräftige Muskelpakete, aber nicht zu viel davon, der Gesamteindruck blieb harmonisch, fast elegant, alles an ihnen schien zu stimmen, sie sahen aus wie Bilderbuchathleten, aber weder Grandini noch Cantrell hatten jemals versucht, sich als Profis zu bewähren.
Für Tony Cantrell, dem Anwalt und Privatdetektiv aus Passion, war Boxen eher ein notwendiges Übel, eine Körperertüchtigung, die sich oft genug als brauchbare Verteidigungswaffe erwies. Für Grandini, der es sich leisten konnte, von seinem Geld zu leben, war der Faustkampf eher Selbstbestätigung und Spiel, ein Spiel, das er natürlich stets zu gewinnen versuchte.
Sie hatten auf den üblichen Kopfschutz verzichtet und waren entschlossen, die Regeln der Fairness zu respektieren. Sie hatten sich vorher wiederholt versichert, dass das Ganze nur eine Übung sei, ein freundschaftliches Messen der Kräfte.
Tony Cantrell begriff schon nach dem ersten, flüchtigen Schlagabtausch, dass es mehr war.
Er verübelte es dem Freund nicht, dass der beim Kampf Energie und Ehrgeiz entwickelte, das war einfach Rocco Grandinis Lebensstil. Cantrell antwortete dem Hausherrn mit den gleichen Waffen, auch darin lag keine Bosheit, es gehörte einfach zum Kampf, zur inneren Einstellung und zum Lebensbild.
Das Mädchen schaute ihnen fasziniert zu.
Sie hielt eine große Stoppuhr in der Hand. Grandini hatte vorgeschlagen, die Rundenzeiten auf zwei Minuten zu begrenzen und nach der sechsten Runde Schluss zu machen, es sei denn, das Sparring würde durch einen unbeabsichtigten Niederschlag beendet werden.
Tony Cantrell war damit einverstanden gewesen. Er wurde schnell warm, der Fight machte ihm Spaß. Er konzentrierte sich auf seine solide Technik, auf seine Beinarbeit und auf die Verlässlichkeit seiner Deckung.
Es entsprach Grandinis etwas aggressiver Auffassung, dass er ständig vorwärts marschierte. Er schlug hart und genau, traf aber meistens nur die abblockenden Handschuhe des Gegners.
Cantrell entdeckte eine Lücke in Grandinis musterhaft pendelnden Fäusten und schoss die Rechte ab. Sie kam voll durch, traf den Punkt und holte Grandini von den Beinen.
Grandini landete mitten im Ring.
Er blinzelte verdutzt und konnte nicht begreifen, dass er schon nach knapp einer Minute so entscheidend getroffen worden war.
„Tut mir leid, Rocco“, sagte Cantrell. „Ich hoffe, ich habe dir nicht wehgetan?“
Grandini schüttelte den Kopf, dann stemmte er sich grinsend hoch. „Meine Schuld, Tony“, sagte er. „Ich habe dich unterschätzt. Machen wir weiter?“
„Ich würde lieber einen trinken“, sagte Cantrell.
„Einverstanden, du bist sowieso zu gut für mich“, meinte Grandini.
Cantrell lächelte. Das war fabelhaft an Grandini. Erfolg und Gewinn waren sein Lebenselixier, aber er konnte auch verlieren, ohne die Contenance aufzugeben.
Das Mädchen zog den Männern die Handschuhe aus. Zehn Minuten später trafen sie sich in Grandinis großem, elegant möbliertem Wohnzimmer. Ihr Haar war vom Duschen noch nass und das Mädchen baute sich hinter Grandini auf, um ihn mit einem Föhnkamm zu bedienen.
„Lass das, bitte.“ Er winkte ab. „Ich möchte mit Tony allein sein.“
Das Mädchen verließ den Raum. Grandini füllte zwei Gläser mit Whisky und Soda. Es handelte sich um eine Whiskysorte, die er sich nach eigenem Rezept destillieren ließ, und deren Flaschen seinen Namen trugen. „Ich habe vorhin Gloria erwähnt“, sagte Grandini, als er sich Cantrell gegenübersetzte und ihm das Glas reichte. „Ich möchte, dass du das Mädchen für mich findest.“
Cantrell hob die Augenbrauen. „Hast du mich deshalb hergebeten?“, fragte er.
„Ich wollte mit dir boxen, das war ja abgemacht, aber gleichzeitig wollte ich mit dir über Gloria reden. Sie ist seit gestern verschwunden. Weg vom Fenster, einfach so!“, meinte er und schnippte mit den Fingern. „Ich begreife das nicht, ihr muss etwas zugestoßen sein. Einen Unfall kann sie nicht erlitten haben, ich habe mit der Polizei telefoniert, und die hat sich bei allen Unfallstationen erkundigt. Unter den Unfallopfern der vergangenen Nacht ist niemand, auf den Glorias Beschreibung passen würde. Moment“, fügte er hinzu und fischte ein Foto aus seiner Brieftasche. „Das ist sie, das Bild ist noch keine zwei Monate alt.“
„Alle Achtung“, sagte Cantrell. „Wie und wo hast du sie kennengelernt?“
„Hab ich vergessen, ehrlich. Aber sie ist seit ein paar Monaten Nummer eins auf meiner Liste. Ich habe ihr ein Apartment im Stone House gekauft, nur ein paar Häuserblocks von hier entfernt.“ Er zwinkerte Cantrell zu. „Ist sehr bequem für mich, weißt du.“
„Ich weiß manchmal nicht, wen ich mehr bewundern soll, dich oder deine Mädchen“, sagte Cantrell. „Ich kann ja verstehen, dass dein Faible für Blonde zu einem tollen Verschleiß führt, aber ich wüsste gern, wie sich die Mädchen damit arrangieren. Dany zum Beispiel. Gibt es da nicht ständig Eifersüchteleien?“
„Aber klar.“ Grandini nickte. „Ich sage ihnen, dass ich das nicht mag, und sie richten sich danach. Wer aus der Reihe tanzt, fliegt. Das hat Erfolg.“
„Ich wusste nicht, dass du ein Despot bist“, meinte Cantrell lächelnd.
„Frauen mögen Despoten, wusstest du das nicht? Sie reden von Emanzipation, von Gleichberechtigung, aber nichts erscheint ihnen so süß wie der Knall einer Peitsche“, spottete Grandini. „Natürlich kommt es darauf an, wer sie handhabt. Nicht jeder hat das Zeug, damit umzugehen.“
„Bleiben wir bei dem Mädchen“, sagte Cantrell. „Warum soll ich sie suchen?“
„Weil sie mir ans Herz gewachsen ist, weil ich mir Sorgen um sie mache.“
„Ich bin Anwalt, das weißt du. Als Privatdetektiv betätige ich mich nur dann, wenn es meinen Klienten und der allgemeinen Wahrheitsfindung dienlich ist. Außerdem arbeite ich ungern für Freunde. Das bringt mich einerseits in Schwierigkeiten, wenn es um das Honorar geht, und es hat andererseits den Nachteil, die gebotene Objektivität zu schmälern. Wende dich einfach an die Polizei, Rocco. Die übernimmt den Fall völlig kostenlos, immer vorausgesetzt, dass es überhaupt ein Fall ist...“
„Es ist einer, mein Wort darauf“, sagte Grandini grimmig. „Du musst wissen, dass Gloria mich liebt. Ich erwähne so etwas ungern, es klingt eingebildet, aber es ist nun mal die Wahrheit. Sie würde nicht einfach davonlaufen, ohne Grund, ohne eine Erklärung. Und da ist noch etwas. Sie hat nichts mitgenommen, weder ihren Schmuck noch die Garderobe. Ich habe einen Schlüssel zu ihrem Apartment, klar. Ich war heute dort. Alles steht oder liegt an seinem Platz. Nur Gloria ist verschwunden.“
„Hat sie noch Familie, Verwandte, Freunde? Es kann ja sein, dass jemand krank geworden ist und sie gebeten hat, vorbeizukommen.“
„Ihre Mutter lebt irgendwo im Norden der Stadt, ich habe mit ihr telefoniert. Die Alte hat Gloria seit Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen. Gloria schickt ihr hin und wieder etwas Geld, ansonsten gibt es zwischen den beiden keine Bindung mehr. Die Alte säuft. Aber setzen wir einmal den Fall, Gloria wäre wirklich losgefahren, um irgend jemandem zu helfen, dann hätte sie mich längst verständigt. Wir waren für den Spätnachmittag verabredet, wenn etwas dazwischengekommen wäre, hätte sie sich bei mir gemeldet.“
„Du glaubst an ein Verbrechen?“
„Ich weiß nicht, woran ich glauben soll, ich möchte nur, dass du herausfindest, was Gloria zugestoßen ist“,