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Die schönsten Weihnachtsgeschichten I. Charles Dickens
Читать онлайн.Название Die schönsten Weihnachtsgeschichten I
Год выпуска 0
isbn 9783753127859
Автор произведения Charles Dickens
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Aber bald riefen die Glocken das Volk nach den Kirchen und Kapellen; und in ihren besten Kleidern und mit ihren feiertäglichsten Gesichtern gingen die Leute durch die Straßen; und zur gleichen Zeit strömten aus den Nebenstraßen und Gäßchen und unzähligen Winkeln viele, viele Leute, die ihre Pasteten zu dem Bäcker trugen, um sie dort backen zu lassen. Der Anblick dieser nicht mit Glücksgütern gesegneten Lebenskünstler schien den Geist besonders zu interessieren; denn er blieb mit Scrooge in eines Bäckers Torweg stehen und nahm die Deckel von den Schüsseln ab, wenn die Träger vorübergingen, um den Inhalt mit Weihrauch aus seiner Fackel zu durchwehen. Es war eine ganz ungewöhnliche Art von Fackel; einige Male nämlich, als einige Leute zusammengerannt waren und heftige Worte fielen, schüttete der Geist einige Tropfen Tau aus seiner Fackel auf sie nieder, und ihre fröhliche Laune war augenblicklich wieder hergestellt; dann sagten sie, es sei eine Schande, sich am Weihnachtstage zu zanken. Und das war es auch! Bei Gott, das war es!
Allgemach verstummten die Glocken, und die Läden der Bäcker wurden geschlossen; und doch schwebte noch ein schattenhafter Hauch von allen diesen Mittagessen und dem Fortschritt ihrer Zubereitung in dem getauten, nassen Fleck über jedem Ofen; und in diesem Ofen rauchten die Kacheln, als wenn die Steine selbst kochten.
»Ist ein besonderer Reiz in dem, was deine Fackel ausstreut?« fragte Scrooge.
»Ja, mein eigener.«
»Und wirkt er auf jedes Mittagsmahl heute?« fragte Scrooge.
»Auf jedes, das gern gegeben wird. Auf das eines Armen am meisten.«
»Warum auf das eines Armen am meisten?«
»Weil es desselben am meisten bedarf.«
»Geist«, sagte Scrooge nach kurzem Nachdenken, »mich wundert's, daß du allein von allen Wesen der mannigfachen Welten um uns wünschen solltest, diesen Leuten die Gelegenheit unschuldigen Vergnügens zu rauben.«
»Ich?« rief der Geist.
»Du willst sie ja der Mittel berauben, jeden siebenten Tag zu Mittag zu essen, jener Tag, der doch oft der einzige Tag ist, an dem sie überhaupt zu Mittag essen können«, sagte Scrooge. »Stimmt das nicht?«
»Ich?« rief der Geist.
»Verzeihe mir, wenn ich mich irre. Es ist in deinem Namen geschehen oder wenigstens in dem deiner Familie«, sagte Scrooge.
»Es gibt Menschen auf eurer Erde«, antwortete der Geist, »die uns zu kennen vorgeben und die ihre Taten des Stolzes, der Mißgunst, des Hasses, des Neides, der Heuchelei und der Selbstsucht in unserem Namen tun; die uns und unserem ganzen Geschlecht so fremd sind, als ob sie nie gelebt hätten. Bedenke das und rechne ihre Taten ihnen selbst zur Last, aber nicht uns.«
Scrooge versprach dies, und sie drangen unsichtbar, wie bisher, weiter in die Vororte der Stadt ein. Es war eine bemerkenswerte Eigenschaft des Geistes (Scrooge hatte sie an ihm unter des Bäckers Torweg bemerkt), daß er, trotz seiner riesenhaften Erscheinung, doch überall leicht sich schicken konnte, und daß er unter einem niedrigen Dach ebenso anmutsvoll und wie ein übernatürliches Wesen dastand, wie in der hohen Halle.
Vielleicht war es das Vergnügen, das der gute Geist darin empfand, diese Macht zu zeigen, vielleicht auch sein warmherziges, freundliches Naturell und sein Mitgefühl für alle Armen, was ihn gerade zu Scrooges Clerk führte; denn er ging wirklich hin und nahm Scrooge mit, der sich an seinem Gewande festkrampfte. Auf der Schwelle stand der Geist lächelnd still und segnete Bob Cratchits Heim mit dem Feuer seiner Fackel. Denkt euch nur, Bob hatte nur fünfzehn »Bob«Schillinge. die Woche; er empfing als Lohn Sonnabends nur fünfzehn seiner Namensvettern, und doch segnete der Geist der diesmaligen Weihnacht seine Hütte, die nur vier Räume enthielt.
Da erhob sich also Mr. Cratchits Frau vor ihnen in einem ärmlichen, zweimal gewendeten Kleide, aber hübsch aufgeputzt mit Bändern, die billig sind, indessen für sechs Pence nett genug ausschauen. Sie stand im Zimmer und deckte den Tisch und ward dabei unterstützt von Belinda Cratchit, ihrer zweiten Tochter, die ebenso nett mit Bändern geschmückt war. Master Peter Cratchit aber stach und probierte mit der Gabel die Kartoffel in einer Schüssel. Die Spitzen seines ungeheuren Hemdkragens (Bobs Privateigentum, seinem Sohn und Erben zu Ehren des Festes geliehen) drangen ihm dabei in den Mund, und er war voll Stolz, so schön angezogen zu sein, und voll Verlangen, sein weißes Hemd in den vornehmen Parks zur Schau zu tragen. Jetzt kamen die beiden jüngsten Cratchits, ein Mädchen und ein Knabe, hereingesprungen und riefen, sie hätten an des Bäckers Tür den Duft der Gans gerochen und gewußt, daß es ihre eigene sei; und in üppig schwelgenden Gedanken an Salbei und Zwiebeln tanzten sie um den Tisch und erhoben Master Peter Cratchit bis zum Himmel, während er (nicht hochmütig, obgleich der Hemdkragen ihn fast erwürgte) das Feuer anblies, bis die Kartoffeln gegen die Topfdeckel aufwallten, auf daß man sie herausnehmen und schälen solle.
»Wo bleibt nur euer lieber Vater?« sagte Mrs. Cratchit. »Und dein Bruder Tiny Tim; und Martha war vorige Weihnachten eine halbe Stunde früher da.«
»Hier ist Martha, Mutter«, riefen die beiden kleinen Cratchits. »Hurra, es gibt soo eine Gans, Martha.«
»Gott sei Dank, liebes Kind! Wie spät du kommst!« sagte Mrs. Cratchit und küßte sie ein dutzendmal. Dann nahm sie ihr mit geschäftigem Eifer Schal und Hut ab.
»Wir hatten gestern Abend viel fertigzubringen«, antwortete das Mädchen, »und mußten heute alles aufräumen, Mutter.«
»Nun, es macht nichts, wenn du nur jetzt da bist«, sagte Mrs. Cratchit, »setz dich zum Feuer, mein Kind, und wärme dich.« –
»Nein, nein, da kommt der Vater«, riefen die beiden kleinen Cratchits, die überall zugleich waren. »Versteck dich, Martha, versteck dich!«
Martha versteckte sich, und jetzt kam Bob herein, der Vater. Wenigstens drei Fuß, ohne die Fransen, hing der Schal auf seine Brust herab, und der abgetragene Anzug war geflickt und gebürstet, um ihn ansehnlich zu machen. Tiny Tim saß auf seiner Schulter. Der arme Tiny Tim! Er trug eine kleine Krücke und mußte seine Glieder durch eiserne Schienen stützen.
»Nun, wo ist unsere Martha?« rief Bob Cratchit, sich im Zimmer umblickend.
»Sie kommt nicht!« sagte Mrs. Cratchit.
»Sie kommt nicht?« fragte Bob, während seine frohe Stimme beträchtlich sank; denn er war den ganzen Weg von der Kirche Tims Vollblutrenner gewesen und im vollen Galopp nach Haus geeilt. »Sie kommt nicht zum Weihnachtsabend?«
Martha wollte ihm keinen Kummer bereiten, selbst wenn es nur aus Scherz geschah, und so eilte sie vorzeitig hinter der Kammertür hervor und schlang die Arme um seinen Hals, indessen die beiden kleinen Cratchits sich Tiny Tims bemächtigten und ihn nach dem Waschhause schleppten, damit er den Pudding im Kessel singen höre.
»Und wie hat sich der kleine Tim benommen?« fragte Mrs. Cratchit, als sie Bob wegen seiner Leichtgläubigkeit geneckt und Bob seine Tochter nach Herzenslust geherzt hatte.
»So gut wie Gold«, sagte Bob, »und noch besser. Freilich, er wird, weil er immer mit sich allein gelassen ist, ganz grüblerisch und sinnt sich die seltsamsten Dinge aus. So sagte er, als wir nach Hause gingen, er hoffe, die Leute sähen ihn in der Kirche, daß er nämlich ein Krüppel sei, und das wäre vielleicht gut für sie, sich dann am Christtag an den zu erinnern, der Lahme gehend und Blinde sehend machte.«
Bobs Stimme zitterte, als er dieses erzählte, und zitterte noch mehr, als er hinzufügte, daß Tiny Tim jetzt stärker und gesünder sich entwickele.
Seine kleine, behend gehandhabte Krücke ward auf dem Hausflur vernehmlich, und ehe ein Wort weiter gesprochen worden, kam Tim zurück und wurde von seinem Bruder und seiner Schwester nach seinem Stuhl am Kamin geführt. – Während jetzt Bob, seine Rockaufschläge aufschlagend – als ob es möglich wäre, sie noch mehr abzutragen –, in einer Bowle eine heiße Mischung aus Kognak und Zitrone zubereitete, sie umrührte