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selbstlos in ihrem Denken und Handeln anderen gegenüber. Sie kann stundenlang zuhören und dann aber auch ihre Meinung sagen, die nicht immer meine war. Und gerade das mag ich an ihr. Ihre vorsichtige, aber immer sehr überlegte und begründete Kritik.

      Sie hat nie viel über sich selbst gesprochen, jedenfalls nicht über ihre Probleme. Und sie hatte wohl viele davon, die für sie selbst sehr schwer sein mussten. Es hatte wohl mit ihrem Freund zu tun, den sie hatte, und der ums Leben gekommen war.

      Ich weiß nicht ganz sicher, ob es ein Unfall war, ich wollte sie nicht zu eingehend danach fragen weil ich merkte, dass es sie belastete. Ela hat es gemacht wie ich. Sie hat sich, statt über ihre eigenen Sorgen zu reden, lieber für die Probleme von anderen Menschen - besonders, so kommt es mir vor, für meine- eingesetzt und damit ihre eigenen Sorgen zurückgedrängt.

      So ist Ela auch heute noch.

      Eigentlich heißt sie Nadine. Aber im Table Dance, in dem ich sie kennen lernte, nannte sie sich Ela, wie ihre Schwester heißt. Alle Tänzerinnen haben einen anderen Namen auf der Arbeit, die meisten jedenfalls.

      Und Nadine hieß Ela. Ich habe sie immer so genannt, Ursel tut das auch.

      Ich finde, das der Name zu ihr passt. Viel besser als Nadine.

      Die Nadine, die ich später noch beschreibe, ist also nicht Ela!

      Ela ist Friseurin und trug damals, in dem Laden, beim Tanzen, immer eine langhaarige Perücke. Damit sah sie aus, wie eine ehemalige Freundin von mir, die lustigerweise Eli hieß.

      Ich mochte Ela sofort.

      Ich weiß gar nicht mehr genau, wie es sich ergeben hatte, dass wir uns so gut angefreundet haben, ich glaube, es hatte viel mit Jana zu tun.

      Denn auch Ela hatte Jana sofort ins Herz geschlossen, sie ist da in den Grundzügen so wie ich. Sie sieht sofort Schwächen, Hilflosigkeit und kann prima auf eine sehr dezente, unaufdringliche Weise ihre Hilfe anbieten, ohne dass man danach fragen muss.

      Solche Menschen sind Gold wert, denn wer seine Hilfe anbietet, ohne danach gefragt zu werden, hat ein Interesse an der Person, der er seine Hilfe zu Teil lassen werden will.

      So jemand ist Ela.

      Ich will eigentlich gar nicht so sehr auf ihr Äußeres eingehen.

      Es widerstrebt mir sogar ein bisschen, darüber zu schreiben.

      Denn das ist überhaupt nicht wichtig, um Ela zu beschreiben. Ich finde, es würde die Gewichtungen falsch betonen.

      Ela ist sehr hübsch. Das finde ich immer noch, wenn ich sie sehe.

      Und sie ist einer der wenigen Menschen, mit Ursel, die ganz viel Ausstrahlung haben.

      Ela hat immer wieder andere Frisuren, insgesamt sind ihre Haare nackenlang und dunkelbraun, würde ich mal sagen.

      Aber das ist alles wie gesagt unwichtig. Für mich jedenfalls. Für mich zählt der Mensch.

      Und für einen Menschen wie Ela kann man wirklich nur dankbar sein.

      Ich habe mich oft Ela anvertraut, zumeist mit den Sachen, die ich anderen Freunden oder Bekannten nie erzählt hätte.

      Ela habe ich auch vor ein paar Tagen einige Auszüge dieser Texte geschickt.

      Sie ist die einzige. Niemand anderem würde ich das zu lesen geben.

      Ich weiß nicht warum. Später liest es ja auch jeder, der es lesen will.

      Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht will ich es gar nicht veröffentlichen, dieses Buch, das mich so bloßstellt, vor allen, und besonders vor allen, die mich kennen.

      Manchmal glaube ich, dieses Buch nur für mich zu schreiben. Und ein bisschen für Ela vielleicht. Als Entschuldigung und als Erklärung ihr gegenüber.

      Ich weiß nicht warum, aber ich empfinde in letzter Zeit, dass man sich irgendwann, wenn man nicht mehr weiter weiss, jemandem offenbaren muss. Und ich bin zu tief drin, in meiner selbst gestrickten Lebenslüge, alles ist zu Ende, kein Licht mehr in Sicht, Gedankensortierung und Ablage in diesem Buch.

      Und dann? Ich erhoffe mir davon, selbst eine Lösung meiner Probleme zu finden. Vielleicht hoffe ich auch, das Ela eine findet.

      Am liebsten möchte ich wieder zurück nach Hamburg, wo ich alle kenne, auch alle Probleme wieder antreffe, denen ich mich durch meine Flucht entzogen habe.

      Aber es kann doch nicht alles Schluss und vorbei sein, alle nicht wieder sehen oder nur alle Jubeljahre einmal?

      Ich bin immer noch nicht ganz sicher, dass dies hier - Amsterdam - meine neue Heimat und mein neues Leben sein wird.

      Und solche Gedanken kann ich nur Ela anvertrauen.

       Freun­de

      Es ist schön, Dich zu ken­nen, mit Dir zu re­den,

      oder auch Mu­sik zu hö­ren.

      So­gar Schwei­gen ist nie pein­lich zwi­schen uns;

      und das ist gut so.

      Heu­cheln und Lü­gen ist sinn­los,

      weil wir uns ge­gen­sei­tig fast wie Glas durch­schau­en.(eher Du mich)

      Wir ma­chen uns schon lan­ge nichts mehr vor,

      und das ist gut so.

      Du hast in mei­nem Arm ge­weint, (eher ich in Dei­nem)

      so man­che Nacht mit mir durch­ge­träumt,

      die letz­ten Zwei­fel aus­ge­räumt.

      Ich kenn’ dich (kaum!) und Du mich.

      Du bist nicht hart im Neh­men.

      Du bist be­ru­hi­gend weich

      Dich nicht zu mögen ist nicht leicht.

      Du bist kein Ein­zel­kämp­fer, Du bist so herr­lich schwach. (ich auch!)

      Ver­trau mir und benutz’ mich, wo­zu sind denn schließlich Freun­de da? (wohl eher ich Dich!?)

      Ich les«in Dei­nen Ge­sten und freu’ mich, wenn Dein ech­tes La­chen klingt.

      Die Brücken zwi­schen uns sind gna­den­los be­last­bar,

      und das ist gut so.

      Wir ko­sten uns Ner­ven,(ich Dich) tau­schen Id­een und manch­mal auch das letz­te Hemd,

       (Du hast im­mer noch mei­nen blau­en Ka­pu­zen-Pul­li!!)

      phi­lo­so­phie­ren und sau­fen und wer­den uns nie mehr fremd,

      und das ist gut so.

      Wir ha­ben uns ver­söhnt, ver­kracht,(ei­gent­lich noch nie!)

      so man­chen der­ben Witz be­lacht,

      uns ge­gen­sei­tig Mut ge­macht.

      Ich brauch’ Dich und Du mich

      Danke, Ela!

      (ein Lied­text der Grup­pe "Pur")

      

       Kiezianer ohne Furcht und Tadel

      Ich weiß nicht, in letz­ter Zeit könnte ich im­mer­zu schrei­ben.

      So, als ob der Tag bald ge­kom­men sei, an dem ich voll­ends er­leuch­tet wür­de. Mir kommt es vor, als sä­he ich je­den Tag kla­rer, würden mir die Zusammenhänge im­mer be­wuss­ter und lo­gi­scher. Ein­er­seits schön, an­de­rer­seits lang­wei­lend. Weil Du weißt, al­les, was jetzt noch un­klar ist, wird nicht so wich­tig sein und sich spätestens mor­gen von selbst erklären.

      Viel­leicht

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