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nicht, was es /99/ war, feuerte aber auf etwa achtzig Schritt. Der Dachs drehte jetzt, kam auf etwa dreißig Schritt bei mir vorüber und fiel mit dem zweiten Rohr.

      Er war nicht ganz so stark wie unser Dachs, mit ziemlich niedrigen Läufen, schwarz, mit einem sehr breiten weißen Streifen auf dem Rücken und einem ganz durchdringenden fast unerträglichen Moschusgeruch. Jedenfalls ist das Thier hier sehr selten.

      An Geflügel giebt es dagegen desto mehr für den Jäger, wenn er eben blos für die Küche sorgen will, denn man geht doch eigentlich nicht nach Afrika, um Hühner zu schießen, und der Knall des Gewehres - wenn er das benachbarte Wild nicht gleich verscheucht - macht es doch jedenfalls aufmerksam und vorsichtig, so daß es sich bei dem geringsten verdächtigen Geräusch in das Dickicht zurückzieht.

      Die beiden Hauptarten von Hühnern, die hier vorkommen, sind Frankolin- und Perlhuhn, und von dem ersteren wieder eine Menge Varietäten. Die Jagd auf diese Hühner ist aber keineswegs sehr angenehm, denn sie stehen nicht auf, sondern laufen - sobald sie den Jäger sehen oder ein Schuß fällt - in die Mimosen hinein und darin fort, daß es gewöhnlich zur Unmöglichkeit wird, ihnen darin zu folgen oder sie wieder zu finden.

      Die Perlhühner sind bekannt, denn es giebt deren genug in Deutschland zahm. Sie leben in den Bergen besonders in Völkern von zwanzig bis dreißig Stück zusammen.

      Trifft man frische Völker an, die noch nicht oder lange nicht gejagt sind, so lassen sie den Schützen ziemlich nahe heran; sind sie aber schon kürzlich beschossen worden, dann ist an Halten kein Gedanke und sie streichen entweder in weitester Entfernung ab, oder laufen zwischen Felsen und Gestrüpp hinein, in dem sie, ohne Hunde, spurlos verschwinden.

      Das Frankolinhuhn, ein schönes braunes Huhn, so groß wie das Perlhuhn, macht es genau so, lockt aber häufiger und verräth dadurch eher seinen Aufenthalt. Wenn man diesen Ruf nachahmen könnte, so würde man ohne Zweifel in sehr bequemer Art eine große Anzahl schießen; nun aber muß /100/ man jedes einzelnen wegen in die Dornen und Felsen hineinklettern, und wie oft noch außerdem vergeblich.

      Die Zwergantilope hält sich sehr gern zwischen diesen Hühnern auf und wird häufig in ihrer Nähe, oft mitten in einem Volk, angetroffen.

      Das Wüstenhuhn kommt hauptsächlich in der Samhara oder den nächsten Thälern vor. Es ist ein ganz reizendes Huhn, das aber eigentlich, besonders im Flug, viel mehr Ähnlichkeit mit der Taube hat. Jedenfalls bildet es vom Huhn zur Taube den Uebergang. Es ist außerdem nicht ganz so groß wie eine Holztaube, lebt aber in Völkern und streicht, wenn aufgescheucht, niedrig und nicht sehr weit ab, läuft dagegen sehr wenig.

      Am Ainsaba kommt unser gewöhnliches Rebhuhn in verschiedenen Arten häufig vor; auch findet es sich am Abhang der Gebirge einzeln in den Durhafeldern. Die Wachtel dagegen ist aller Orten und Enden ziemlich oft, besonders aber im flachen Lande anzutreffen.

      Von Affen, die man aber eigentlich nicht zum Wild rechnen kann, denn meinem Gefühl nach ist nur der Naturforscher berechtigt, einen Affen zu schießen, giebt es, oder trafen wir nur zwei Arten: den kleinen braunen, langgeschwänzten Baumaffen und den Mantelaffen - beide Arten an den Stellen, wo sie sich aufhalten, ziemlich häufig.

      So ist der Wildstand in jenem Landstrich, welchen die kleine Expedition besuchte und durchstreifte. Es giebt Wild dort, das ist keine Frage, und ein guter Jäger kann auch zur Noth so viel erlegen, wie er für sich und ein paar Diener braucht, aber er darf sich die Sache um Gottes willen nicht so leicht denken, und wenn er nicht gerade auf Hühner oder Zwergantilopen ausgeht, so kann er recht zufrieden sein, wenn er durchschnittlich ein Stück Wild im Tag erlegt - wir konnten es nicht und haben uns gewiß Mühe genug gegeben. Was m i ch besonders in Afrika reizte, war das: auch einmal in diesem Welttheil die Feuerjagd zu versuchen.

      Seit ich dieselbe vor vielen Jahren in Nordamerika getrieben und dann wieder nach Europa zurückgekehrt war, hatte ich stets den Wunsch gehegt, den Versuch mit der Pfanne /101/ auch einmal in anderen Ländern zu machen - aber immer vergebens. Entweder war bei sonst günstiger Gelegenheit keine Pfanne oder kein Kien da, oder irgend ein anderes Hinderniß bot sich und es blieb stets bei dem guten Willen. In Deutschland versuchte ich es ein einziges Mal in der Nähe von Leipzig auf Enten. Als ich eines Tages aber vollständig ausgerüstet mit dem Bahnzug an Ort und Stelle fuhr und mein Experiment beginnen wollte, erhob sich ein furchtbarer Wind, daß ich unverrichteter Sache wieder heimkehren mußte. Es unterblieb also auch diesmal, und erst hier in Cairo, wo ich vortrefflichen Kien fand, erwachte auf's Neue die Lust in mir, diese wundervolle Jagd, die bis jetzt nur allein in Nordamerika getrieben wird, auch in Afrika anzuwenden.

      Ich habe die Feuerjagd allerdings in meinen ,,Streif- und Jagdzügen"17 genau beschrieben, darf aber nicht voraussetzen, daß die Beschreibung dem, der jene wirklich gelesen, noch geläufig ist, und es wird deshalb nöthig sein, vorher ein paar Worte zur Erläuterung beizufügen. In Nordamerika, besonders in den westlichen Wäldern dieses wildreichen Landes, ist die Feuerjagd etwas ganz Allgewöhnliches, und trotzdem schüttelt der deutsche Jäger gewöhnlich dazu den Kopf, weil er gewohnt ist, aus alten Jagdbüchern - leider ist das jetzt bei uns nicht mehr nöthig - gelesen zu haben, daß man das Wild gerade durch Feuer abhält und verscheucht; er hält also eine Jagd damit für unmöglich. In Afrika ist dasselbe der Fall. Die Raubthiere werden durch angezündete Feuer abgehalten, und trotzdem habe ich eine glückliche Jagd gerade auf Raubthiere und mit Feuer gemacht.

      In Nordamerika ist das Wild allerdings die Feuer gewöhnt, denn überall im Westen werden, besonders im Frühjahr, die Wälder angezündet, um das dürre Gras und die Dornen abzubrennen und Wild und Heerden frische und freie Weiden zu bieten. Eine Menge von alten Stämmen glimmen und brennen dann noch Monate lang nach, und besonders im April, wo die Insecten dem Wild am schärfsten zusetzen, stellen sich die Hirsche außerordentlich gern in den Rauch eines solchen alten Baumes, um hier etwas mehr vor den Bissen der Mosquitos und Fliegen geschützt zu sein. Geht /102/ nun der Jäger mit seiner Fackel oder Pfanne, in welcher Kien brennt, in den Wald, so darf man nicht etwa glauben, daß das Wild zum Feuer kommt und gewissermaßen herangelockt wird, aber es scheut sich wenigstens nicht davor, oder es wird von der plötzlichen Erscheinung der hellen, sich bewegenden Flamme so überrascht, daß es staunend stehen bleibt und den Jäger dadurch in Schußnähe kommen läßt.

      In Nordamerika wird die Feuerjagd auf zwei verschiedene Arten betrieben. Bei der einen errichtet sich der Jäger an irgend einer der zahlreichen natürlichen Salzlecken, die sich überall im Walde finden, ein Gestell, auf das er vier bis fünf Zoll Erde legt, und auf diesem die gespaltenen Kienspähne entzündet. Die Hirsche, die gewohnt sind, die Salzlecke zu besuchen, kehren sich nicht im Geringsten an das Feuer, sondern kommen zu der Lecke wie gewöhnlich, wo sie den unter dem Gestell sitzenden Schützen nicht sehen können und von diesem leicht erlegt werden. Der Jäger sitzt nämlich vollkommen im Schatten, und das Wild wird, wenn es nach ihm hinschaut, durch die über ihm lodernde Flamme geblendet. Der Wind scheint hierbei auch nicht von großem Einfluß zu sein, wenn man besonders die Flamme gut in Brand hält, weil der Geruch des Kiens die Witterung des Menschen ziemlich zerstört; wenigstens ist mir Wild an der Salzlccke von allen Seiten und selbst mit schlechtem Winde angekommen.

      Viel vorsichtiger muß man dagegen sein - wofür ich eigentlich keinen Grund anzugeben weiß - wenn man mit der Pfanne oder Fackel in den Wald geht. Möglich, daß das Wild durch das sich bewegende Licht und die Gestalt des Jägers (wenn es diese auch nur sehr undeutlich sehen kann) scheuer und vorsichtiger gemacht wird, aber Thatsache ist, daß man mit schlechtem Wind Nachts nie an ein Stück Wild hinankommt.

      Zu der Fackcljagd gehört eine eiserne, langstielige Bratpfanne, deren Stiel auf ein etwa vier Fuß langes und etwa vier Zoll breites Brett so fest als irgend möglich aufgebunden wird. Vorn in das Brett wird dann ein Loch eingebohrt und eine Holzgabel eingesteckt, um darein beim Schießen die Büchse zu legen, und in der Pfanne selbst der Kien entzündet, daß er seine helle Flamme weit umherwirft. /103/

      Die Eigenthümlichkeit bei der Feuerjagd ist aber die, daß man nicht etwa das Wild bei dem Schein der Fackel zu sehen bekommt, denn dazu müßte man ihm schon wenigstens bis auf dreißig Schritt genaht sein, sondern nur die Augen oder „Lichter" des Wildes leuchten sieht. Ist das Stück Wild noch weit entfernt, so bilden die beiden Augen ein einziges Licht. Kommt man näher,

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