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Ist das klar?“ “Natürlich“, sagte sie. “Ich kenne die Spielregeln. Ich bin nicht mehr grün hinter den Ohren.“ “Wunderbar“, sagte ich. “Das war´s auch schon. Gibt es sonst noch was bei dir? Kann ich dir irgendwie behilflich sein?“ “Nein, nein. Alles bestens“, sagte sie. “Halt mich auf dem Laufenden. Bis bald.“ “Mach ich“, sagte ich und legte auf. Ich lächelte. “So, das wäre dann jetzt geklärt. Ich helfe dir. Ab jetzt sind wir übrigens beim >du<. >Sie< sagt man nur, wenn man eigentlich meint >Sie, Arschloch<.“ Alina grinste breit. “Okay. Das freut mich sehr. Wo fangen wir an?“ “Hast du deine Unterlagen zu dem Fall dabei?“, fragte ich. “Dann hätte ich nämlich gerne eine Kopie, um die mir ansehen zu können und eventuell einem meiner Experten zu zeigen.“ Sie holte einen USB Stick hervor und reichte ihn mir. “Darauf ist alles, was ich bisher gefunden habe.“ “Alles klar“, sagte ich und nahm den Stick. “Ich hole eben meinen Laptop und mache eine Kopie.“ Kurzerhand stand ich auf, doch dann zögerte ich. Eigentlich wollte ich Violetta nicht mit Alina alleine lassen, aber auf der anderen Seite, wenn Livia für sie bürgt und ich bereit mit mit ihr zu arbeiten, dann sollte ich es auch über mich bringen können, sie mit Violetta alleine zu lassen. Einen kurzen Moment verharrte ich noch regungslos, dann überwand ich mich und verließ die Küche in Richtung meines Schlafzimmers. Aufmerksam lauschend, hörte ich, wie Violetta und Alina ein paar Worte wechselten und sich miteinander bekannt machten. Aus meinem Schlafzimmer holte ich meinen Laptop und nahm ihn mit in die Küche. Hier schaltete ich ihn ein und fertigte eine Kopie der Daten an. Nachdem das erledigt war, gab ich den Stick an Alina zurück. “Dann hätten wir das auch geklärt“, sagte ich an Alina gewandt. “Zunächst möchte ich nun alle Informationen sichten und mich mit dem Fall vertraut machen. Vielleicht zeige ich den Kram auch einem Bekannten von mir, der kennt sich mit Computern aus. Eventuell kann der uns weiterhelfen. Dabei ist deine Anwesenheit jedenfalls nicht erforderlich. Ich schlage vor, du kommst morgen wieder vorbei und wir fangen mit den Ermittlungen an. Was hältst du davon?“ Sie blinzelte verdutzt. “Na gut. Eigentlich dachte ich, wir würden jetzt direkt loslegen, aber so können wir es auch machen.“ “Exzellent“, sagte ich. “Dann wünsche ich noch einen schönen Tag.“ Nach wie vor ein wenig verdattert stand sie auf und reichte mir und Violetta die Hand. “Okay. Dann bis morgen also.“ Ich brachte sie noch zur Tür und schon war sie endlich wieder weg. Seufzend setzte ich mich an den Küchentisch und begann den Kram auf dem Laptop durchzusehen. Violetta schaute mich grinsend an. Ich runzelte die Stirn. “Ist irgendwas?“ “Ich wusste, du würdest sie nicht einfach wegschicken. Schon gar nicht, wenn es um Kinder geht. Unter deiner rauen Schale steckt halt doch ein weicher Kern.“ Ich verdrehte die Augen. “Was für eine Erkenntnis! Erzähl es bloß nicht weiter. Dir würde sowieso keiner glauben!“ Lachend stand sie auf, stellte sich neben mich und schaute auf den Bildschirm vom Laptop. “Und schon einen Durchbruch erzielt?“ “Nicht so ganz“, erwiderte ich und las weiter. “Das meiste sind Zeitungsartikel. Sie scheint keinen Polizeiinformanten oder einen fähigen Hacker zur Hand gehabt zu haben. Bei den Infos die sie hat, ist es kein Wunder, dass sie nicht voran kommt. Am besten gehen wir zu meinem Computerexperten und lassen ihn mal ein bisschen recherchieren. Anschließend können wir noch meinem Bekannten bei der Polizei einen Besuch abstatten. Was meinst du?“ “Klingt vernünftig“, sagte sie. “Dann lass uns mal loslegen.“

      Kapitel 3

      Genervt grummelte ich und fuhr zum vierten mal um den Block. Ohne irgendwelche Probleme waren wir an dem großen Mietshaus in dem Josef Redecker, mein Computerfachmann, wohnte angekommen, doch jetzt fand ich ums verrecken keinen Parkplatz. So nah am Ziel!, dachte ich und fuhr einige Straßen weiter, bis ich endlich einen Parkplatz fand. Ich stellte meinen Wagen ab und stieg aus. Violetta tat es mir gleich. Selbstverständlich mussten wir nun ein ganzes Stück laufen und ich hatte es eilig. Rasch überquerte ich die Straße und lief den Gehweg entlang. Meine dämonische Begleitung folgte mir auf Schritt und Tritt, bis sie plötzlich, wie angewurzelt stehen blieb. Überrascht musterte ich sie. Violetta starrte eine uns gegenüber stehende Frau an. Sie hatte blaue Haare, einen Nasenring und allerlei Tattoos, außerdem steckte sie in abgerissenen Klamotten. Die unbekannte Frau starrte Violetta ebenso entgeistert an. Irritiert schaute ich von der einen zur anderen. Was ist denn hier los?!, fragte ich mich. Habe ich irgendwas verpasst?! Violetta war diejenige, die ihre Sprache zuerst wieder fand. “Hallo, Stephanie. Lange nicht gesehen. Wie geht es dir?“ “Hallo, Violetta“, erwiderte die andere. Und schon umarmten sich die beiden. Ich verstand nur noch Bahnhof. Nach einiger Zeit lösten sie sich wieder voneinander und begannen sich angeregt zu unterhalten. Ich beobachtete das Schauspiel. Violetta wandte sich an mich. “Oskar, das ist Stephanie, eine alte Freundin von mir. Wir kennen uns noch aus dem Waisenhaus.“ Ich nickte. Violettas Eltern waren gestorben, als sie gerade mal fünf Jahre alt war. Von da an hatte sie im Waisenhaus gelebt, bis sie mit 16 Jahren von dort weggelaufen war, weil ihre Dämonenkräfte einzusetzen begannen und sie eine Gefahr für alle anderen darstellte. Von einer Freundin aus der Zeit hatte sie mir bisher nie erzählt. Ich lächelte freundlich und schüttelte Stephanie die Hand. Sie musterte mich interessiert. “Und du bist?“ Ich wollte gerade antworten, als Violetta mir zuvor kam. “Das ist Oskar. Er ist ein guter Freund.“ “So, so ein guter Freund“, sagte sie in einem eigenartigen Tonfall und musterte mich noch eindringlicher. “Woher kennt ihr euch denn?“ Ich schmunzelte. “Lange Geschichte.“ Aus dem Augenwinkel beäugte ich Violetta. Sie wirkte aufrichtig erfreut ihre alte Freundin wiederzusehen. Da wollte ich nicht stören. “Wie auch immer“, sagte ich. “Violetta, was hältst du davon, wenn du hier bleibst und ihr quatschen könnt, während ich unsere Erledigung mache?“ Sie nickte erfreut, auch wenn es ihr vielleicht ein bisschen unangenehm war, dass sie nun andere Prioritäten hatte, als unseren Fall. “Das wäre super. Danke.“ “Kein Ding“, sagte ich. “Wenn du willst, kannst du dir auch den Tag freinehmen und ich regle alles weitere.“ Sie nickte abermals. “Ich glaube, dass ist eine gute Idee. Natürlich nur sofern du Zeit hast, Stephanie?“ Die Angesprochene lächelte breit. “Von mir aus gerne! Sollen wir in ein Café gehen? Ich kenne ein gutes hier in der Nähe.“ Da unterbrach ich das Gespräch. “Es war mir ein Vergnügen deine Bekanntschaft zu machen, aber ich habe jetzt leider noch etwas geschäftliches zu regeln“, erklärte ich. “Violetta, falls irgendwas sein sollte, melde dich bei mir.“ Sie versicherte mir, dass sie dies tun würde und damit war ich zufrieden. Ich verabschiedete mich kurz von den beiden, dann ging ich.

       Violetta schaute Oskar nach, wie der die Straße entlang ging. Ihr schlechtes Gewissen nagte an ihr. Eigentlich sollte ich mitgehen, dachte sie. Stattdessen mache ich mir hier einen lauen. Stephanie sah Oskar ebenfalls hinterher. Sie pfiff anerkennend. “Na da hast du dir aber einen Prachtkerl geangelt. Er fällt zwar mehr in die Kategorie >Schläger<, als in die Kategorie >Märchenprinz<, aber trotzdem! Was für ein Kerl! War der mal Boxer oder so? Wie habt ihr euch kennengelernt?“ Violetta machte ein überraschtes Gesicht. “Was?! Oskar und ich sind nur Freunde, da läuft nichts weiter!“ Stephanie sah sie wenig überzeugt an. “Ach komm schon. Das glaub ich dir nicht! Tu doch nicht so!“ “Wir sind nur gute Freunde“, versicherte Violetta. “Sonst nichts!“ Stephanie seufzte gespielt. “Na schön. Ganz wie du meinst. Ich wette, der kann mit seinem Hintern Nüsse knacken!“ Violetta errötete leicht, bei dem Gedanken an Oskars Hinterteil. Stephanie kicherte. “Wusste ich es doch! Lass uns zu dem Café gehen, da können wir das Thema weiter vertiefen.“ “Da gibt es nichts zu vertiefen“, erwiderte Violetta. Stephanie lachte ausgelassen und sie gingen los.

      Kapitel 4

      Ich blieb vor dem mehrstöckigen Mietshaus voller Apartmentwohnungen stehen. Rasch klingelte ich bei Josef Redecker an und wartete auf eine Reaktion. Einige Sekunden vergingen, dann raschelte die Sprechanlage. Ich beugte mich an den Sprecher und sagte: “Hier ist Oskar. Mach bitte auf.“ Wie immer kam keine Antwort, doch augenblicklich surrte der Türöffner. Ich drückte die Tür auf, betrat das Treppenhaus und lief hinauf, bis in die zweite Etage. Dort blieb ich vor der entsprechenden Tür stehen und klopfte an. Schritte näherten sich und blieben vor der Tür stehen. Ich vermutete immer, dass er jetzt nochmal durch den Türspion guckte, aber ich hatte ihn nie danach gefragt. Meine Besuche bei Josef laufen immer nach

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