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Es blieb trotzdem bei meiner Anordnung.

       Am Nachmittag gelangten wir in die Höhe von Banna und nach

       Am Nachmittag gelangten wir in die Höhe von Banna und nach

       einem scharfen Ritte öffnete sich vor uns der Paß, der nach

       Süden führt. Wir hatten unsere Pferde auf den unwegsamen

       Höhen sehr in Anspruch nehmen müssen; darum wollten wir

       ihnen heute eher Ruhe gönnen und zogen uns seitwärts des

       Passes in ein kleines, aber tiefes Tälchen zurück, dessen Seiten

       sehr dicht mit Zwergeichen bewachsen waren. Wir hatten Wild

       genug geschossen, um nicht hungern zu müssen, und losten nach

       dem Mahle um die Reihenfolge der Nachtwache. Hier in der

       Nähe des Passes hielten wir die Vorsicht ganz besonders für

       notwendig, denn die Kunde von dem Herdenraube war ganz

       sicher bereits bis Banna gedrungen, und es ließ sich vermuten,

       daß dabei die Rede auch von uns gewesen sei.

       Die Nacht verging ohne die geringste Störung, und mit dem

       Grauen des Tages ritten wir bereits in den Mund des Passes ein.

       Wir hatten diese Zeit gewählt, um völlig unbeachtet zu sein.

       Der Weg führte über nackte Höhen und kahle Steinflächen,

       durch dunkle Schluchten und melancholische Täler, in denen

       kaum ein Wässerlein zu finden war. Man sah und fühlte hier so

       recht deutlich, daß man sich auf einem Boden befand, den

       vielleicht noch kein Europäer betreten hatte.

       Es war nahe am Mittag, als wir ein Quertal zu durchschneiden

       hatten. Gerade als wir bei der gegenüberliegenden Ecke

       anlangten, blieb Dojan stehen und sah mich bittend an. Ich

       kannte seine Manieren; er hatte etwas Verdächtiges bemerkt und

       kannte seine Manieren; er hatte etwas Verdächtiges bemerkt und

       wollte nun die Erlaubnis haben, mich verlassen zu dürfen. Ich ließ

       halten und sah mich um, fand aber nicht die geringste Spur eines

       lebenden Wesens.

       "Jürü (* Gehe!), Dojan!" sagte ich, und sofort sprang der Hund

       in das Gebüsch hinein. Einige Augenblicke später hörten wir

       einen Schrei, und dann erscholl jener kurze Laut, welcher mir

       sagte, daß Dojan einen Menschen unter sich liegen habe.

       "Halef, komm!"

       Wir sprangen von den Pferden, warfen den Andern die Zügel zu

       und folgten dem Hunde. Wahrhaftig, neben einem stacheligen,

       heckenrosenartigen Busche lag ein Mann, und der Hund stand

       über ihm und hatte seine Zähne an dessen Gurgel.

       "Dojan, geri!"

       Der Hund ließ ab, und der Mann erhob sich.

       "Was tust du hier?"

       Er blickte mich an, als ob er sich die Antwort erst überlegen

       wolle, gab sie aber nicht, sondern tat einen plötzlichen

       Seitensprung und verschwand.

       Auf meinen Wink setzte der Hund dem Fremden nach. Keine

       Minute später hörten wir wieder den Angstschrei des Mannes

       Minute später hörten wir wieder den Angstschrei des Mannes

       und den bezeichnenden Laut des Hundes. Neben der Stelle, wo

       der Mann gelegen hatte, hing seine Flinte an einem

       abgebrochenen Zweige. Ich winkte Halef, sie zu nehmen, und

       dann drangen wir weiter vor. Wir fanden Mensch und Hund

       genau wieder in der vorherigen Lage. Der erstere wagte gar

       nicht, sich zu rühren und von dem Messer Gebrauch zu machen,

       welches er im Gürtel hatte.

       "Ich werde dir noch einmal erlauben, dich zu erheben, aber ich

       sage dir: wenn du abermals zu entfliehen suchst, so wird der

       Hund dich zerreißen," warnte ich ihn.

       Dann rief ich Dojan abermals zurück. Der Fremde stand auf und

       blieb in demütiger Haltung vor mir stehen.

       "Wer bist du?"

       "Ich bin ein Bewohner von Soota," antwortete er.

       "Ein Bebbeh?"

       "Nein, Herr. Wir sind Feinde der Bebbeh, denn ich bin ein

       Dschiaf."

       "Woher kommst du?"

       "Aus Achmed Kulwan."

       "Das ist weit. Was hast du dort getan?"

       "Das ist weit. Was hast du dort getan?"

       "Ich sorge für die Herden des dortigen Kiaja."

       "Wohin willst du?"

       "Nach Soota zu meinen Freunden. Die Dschiaf feiern ein großes

       Fest, welches wir mitmachen wollen."

       Das stimmte.

       "Haben die Dschiaf auch Gäste bei diesem Feste?"

       "Ich habe gehört," antwortete er, "daß Khan Heider Mirlam mit

       seinen Bejat kommen will."

       Auch das stimmte. Dieser Mann schien kein Lügner zu sein.

       "Warum versteckst du dich vor uns?"

       "Herr, muß ein einzelner Mann sich nicht verstecken, wenn er

       sechs Reiter kommen sieht? Er weiß hier in den Bergen doch

       niemals, ob es Freunde oder Feinde sind."

       "Aber warum versuchtest du, mir zu entfliehen?"

       "Weil ich dachte, du seist ein Feind, denn du hetztest deinen

       Hund auf mich."

       "Bist du wirklich ganz allein hier?"

       "Bist du wirklich ganz allein hier?"

       "Ganz allein; das kannst du mir beim Barte des Propheten

       glauben!"

       "Ich will es dir glauben. Gehe voran!"

       Wir kehrten mit ihm zu den Gefährten zurück, wo er seine

       Aussage wiederholen mußte. Sie stimmten mit mir darin überein,

       daß der Mann ungefährlich sei. Er erhielt seine Flinte wieder und

       durfte gehen. Nachdem er sich bedankt und den Segen Allahs

       auf unsere Häupter herabgewünscht hatte, setzten wir den

       unterbrochenen Ritt weiter fort.

       Ich hatte bemerkt, daß Allo den Fremden recht nachdenklich

       betrachtet hatte; auch jetzt saß er sinnend auf dem Rappen, und

       eben wollte ich ihn nach dem Gegenstande seines Grübelns

       fragen, als er, wie sich endlich besinnend, aufblickte und schnell

       an meine Seite kam.

       "Chodih, dieser Mann hat euch belogen! Ich kannte ihn, aber ich

       wußte nicht mehr, wer er war. Jetzt nun habe ich mich besonnen.

       Er ist kein Dschiaf, sondern ein Bebbeh. Er muß ein Bruder oder

       Verwandter des Scheik Gasahl Gaboya sein. Ich habe sie beide

      

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