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zurückbehalten und entwaffnet werden würde. Nun hatte ich

       mich zwar nicht erkundigt, wo das zweite Lager sei; aber ich

       hatte am Abend in der Nähe des unserigen Stimmen vernommen

       und glaubte daher, die Stelle leicht finden zu können. So geschah

       es auch; ich hörte ein Pferd stampfen, und als ich dem Laute

       nachging, fand ich die neun am Boden sitzenden Bejat, die mich

       in der Dunkelheit für ihren Kameraden hielten, denn der eine rief:

       "Was sagte er?"

       "Was sagte er?"

       "Wer?"

       "Der fremde Emir!"

       "Hier steht er selbst," antwortete ich.

       Jetzt erkannten sie mich und standen auf.

       "Oh, Emir, hilf uns!" bat der eine. "Der Bebbeh ist uns entflohen,

       und wenn der Khan zurückkehrt, so wird es uns sehr schlimm

       ergehen."

       "Wie ist er entkommen? Hattet ihr ihn denn nicht gebunden?"

       "Er war gebunden, aber er muß seine Bande nach und nach

       gelockert haben, und als wir schliefen, hat er sein Pferd nebst

       unsern Gewehren genommen und ist entwischt."

       "Nehmt eure Pferde, und folgt mir!"

       Sie gehorchten sofort, und ich führte sie nach unserm Lagerplatz.

       Als wir denselben erreichten, hatte der Haddedihn indes ein

       kleines Feuer angebrannt, um die Umgebung zu erleuchten. Die

       Wache saß bereits waffenlos bei den andern Bejat. Die neun

       Männer, welche ich jetzt brachte, waren von dem ihnen

       widerfahrenen Unfalle so niedergeschmettert, daß sie mir ohne

       Widerrede ihre Messer und Lanzen übergaben. Ich erklärte den

       fünfzehn Männern, daß sie nur dann von uns etwas zu fürchten

       fünfzehn Männern, daß sie nur dann von uns etwas zu fürchten

       hätten, wenn es ihrem Khan einfallen sollte, einen Verrat an uns

       zu begehen; den entflohenen Bebbeh aber könne ich ihnen

       unmöglich wieder bringen.

       Master Lindsay hatte sich während meiner Abwesenheit, so gut

       es bei seinem Mangel an Sprachkenntnis möglich war, von Halef

       das ihm noch Unverständliche erklären lassen. Jetzt trat er zu

       mir.

       "Sir, was tun wir mit den Kerls?"

       "Das soll sich erst finden, wenn der Khan zurückkehrt."

       "Wenn sie aber ausreißen?"

       "Das gelingt ihnen nicht. Wir überwachen sie ja, und übrigens

       werde ich unsern Hadschi Halef Omar an den Ausgang stellen."

       "Dorthin?" - Er deutete nach dem Gange, der in das Freie führte.

       Als ich nickte, fügte er bei: "Ist nicht genug! - Gibt noch einen

       zweiten Ausgang. Da hinten! Yes!"

       Ich sah nach der Richtung, welche mir seine Hand andeutete,

       und gewahrte beim Scheine der Flamme ein hohes Felsenstück,

       vor welchem ein Busch stand.

       "Ihr scherzt, Sir!" sagte ich. "Wer kann über diesen Stein

       kommen! Er ist wenigstens fünf Meter hoch."

       kommen! Er ist wenigstens fünf Meter hoch."

       Er lachte mit dem ganzen Gesichte, so daß sein Mund das

       berühmte Trapezoid bildete, innerhalb dessen Linien die großen

       gelben Zähne sichtbar wurden.

       "Hm! Seid ein gescheiter Kerl, Master! Aber David Lindsay ist

       doch noch klüger. Well!"

       "Erklärt Euch, Sir!"

       "Geht einmal hin, und seht Euch den Stein und den Busch an!"

       "Also wirklich? Aber hingehen kann ich nicht, denn ich würde die

       Bejat auf diesen Ausgang aufmerksam machen, wenn er wirklich

       vorhanden ist."

       "Er ist da, wirklich da, Master! Yes!"

       "Inwiefern?"

       "Das ist nicht ein Stein, sondern es sind zwei Steine, und

       zwischen der schmalen Lücke steht der Busch.

       Verstanden?"

       "Ah, das kann für uns von großem Vorteile sein. Wissen die

       Bejat etwas davon?"

       "Glaube nicht; denn als ich dort war, haben sie nicht auf mich

       "Glaube nicht; denn als ich dort war, haben sie nicht auf mich

       geachtet."

       "Ist die Lücke sehr schmal?"

       "Man kann mit einem Pferde hindurch."

       "Und wie ist das Terrain dann hinter ihr?"

       "Weiß nicht. Konnte es nicht sehen."

       Das war so wichtig, daß ich es gleich untersuchen mußte. Ich

       machte die Gefährten auf mein Vorhaben aufmerksam und

       verließ den Lagerplatz. Draußen umging ich das Felsengewirr

       und fand wegen der Dunkelheit nur mit vieler Mühe endlich den

       Ort, wo der Busch zwischen den beiden Felsen stand. Die

       Oeffnung, welche er maskierte, war etwas über zwei Meter

       breit. Hinter ihr gab es zwar auch noch eine Menge bunt

       durcheinander geworfenen Gesteins, aber es war wenigstens

       beim Lichte des Tages nicht schwer, ein Pferd hindurch zu

       lenken.

       Da ich nicht wußte, was uns begegnen konnte, so zog ich mein

       Messer, trat an den Busch heran und machte so tiefe Einschnitte

       in einige der Stämmchen, daß sie nach außen fallen mußten, falls

       man mit dem Pferde darüber hinwegstrich. Natürlich geschah

       dies so vorsichtig, daß die dahinter lagernden Bejat nichts davon

       merkten. Dann kehrte ich zu dem Lagerplatz zurück und stellte

       Halef am Eingange desselben auf. Er erhielt die Weisung, uns

       Halef am Eingange desselben auf. Er erhielt die Weisung, uns

       jede Annäherung sofort zu melden.

       "Was hast du gefunden, Effendi?" fragte Mohammed Emin.

       "Einen prachtvollen Ausweg für den Fall, daß wir uns ohne

       »Sallam« entfernen müßten."

       "Durch den Busch hinaus?"

       "Ja. Ich habe ihn durchschnitten. Sobald ein Reiter

       hindurchbricht, wird der Strauch umgerissen und die Folgenden

       haben dann freie Bahn."

       "Gibt es dann noch Gestein?"

       "Ja, große Steinbrocken mit Dorn und Pflanzenwerk dazwischen;

       aber wenn es hell ist, kommt man recht gut hindurch."

       "Meinst du denn, daß wir diesen Weg gebrauchen werden?"

       "Ich weiß es nicht, aber ich ahne es. Lache nicht über mich,

       Mohammed Emin; aber bereits seit meiner Kindheit habe ich ein

      

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