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       »Bringt dich das jetzt weiter und überhaupt, was geht es dich an?«

       »Es geht mich sehr wohl etwas an. Sehr viel sogar!«, schleuderte er ihm aufgebracht entgegen.

       Flo schaute ihn schräg von der Seite an.

       »Worauf willst du hinaus? Du bist doch nun gut

      leiert und ich verstehe deine Eifersucht nicht ganz.

      Britt und ich waren auf dem Weg zu Marion um ihr unseren Entschluss, endlich einen sauberen Weg zu gehen, mitzuteilen.

       Da kam Hannas Anruf, dass Marion schwanger sei. Was denkst du, wie man dann noch reagieren soll, außer das Weite zu suchen? In uns wurde alles zerstört und zurück bleibt ein Scherbenhaufen. Dass ich zu Marion stehe ist eine Ehrensache.«

       Flos Stimme begann zu brechen.

       Sven hatte ihm wenigstens ruhig zugehört, ohne auszuflippen.

       »Ehrensache! Ja, das ehrt dich ja, aber nicht die Tatsache, dass du wohl nicht ganz unschuldig daran bist, dass Marion jetzt in dieser Situation steckt. Natürlich ist es wunderschön, Eltern zu werden, doch worum geht es hier eigentlich noch?«

       »Glaube mir, ich kenne deine Gedanken, verstehe auch deine Vorwürfe. Du hast sogar recht.

       Ich habe in der Zeit des Rückzuges, damit Britt nicht die Funktion der Geliebten weiterhin erleben musste, versucht, diese Ehe zu kitten. Marion tat nichts anderes, auch wenn wir beide mit dem Herzen ganz woanders waren. Wir haben feige gehan-

      delt, sie so wie ich. Ein offenes Gespräch hätte uns mit Sicherheit vor dem einmaligen Ausrutscher, wenn du es so nennen willst, bewahrt«

       Sven schüttelte heftig mit dem Kopf.

       »Jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, wo die Früchte dieser Saat geerntet werden. Alle sind unglücklich, trotz der Freude auf ein Baby. Ich weiß wovon ich spreche. Auch ich…!«

       Ihm wurde auf einmal schlecht, denn genau jetzt kamen seine Erinnerungen hoch, dass auch er als Teenager durch ein einmaliges Erlebnis ein Kind gezeugt hatte.

       »Ja auch ich kann das verstehen, ich bin nicht ganz so menschenfremd, wie du immer glaubst. Mich macht es wütend, dass diese Frau nun ganz alleine da sitzt, denn du hast deine Marion, und ich? Ich habe…!«, erneut stockte er in seiner Ausführung.

       Flo bemerkte seine Unsicherheit.

       »Du hast doch Ava oder?« Als er Sven bei diesen Worten intensiv ansah, erkannte er, dass da irgendetwas nicht mehr stimmig war.

       »Du hast doch Ava, oder?«, schrie er ihn jetzt wütend an.

       Sven schaute ihn still und irgendwie geistesabwesend an. Er presste die Lippen zusammen und starrte vor sich her.

       Flo beobachtete ihn weiter und er spürte auf einmal wieder die aufkommende Rivalität zu ihm. In seinen Gedanken malte er sich aus, was nun alles ins Rollen kommen würde und blitzartig schoss er auf sein Gegenüber zu und baute sich vor ihm auf.

       »Wenn du mir jetzt erzählen wirst, dass du und Britt wieder einen Freifahrtschein habt, dann, dann, dann werde ich das nicht dulden.«, er schleuderte ihm wütend diese Wort ins Gesicht.

       Sein Schwedenblut brach wieder mit ihm durch und ich wusste, jetzt ist es gleich wieder soweit.

       »Welche Rechte nimmst du ihn Anspruch du Anwalt, du! Es ist dein Verdienst, alles was jetzt kommt ist dein eigener Verdienst. Finde dich damit ab.«

       Der Angeschriene fühlte sich in die Enge getrieben und ging voll in die Verteidigung. Sollte er doch nun wissen, wie seine Gefühle immer noch für Britt waren.

       »Seit einem halben Jahr ist dieser stete Kampf zwischen uns beiden, doch nun ist Feierabend. Ich werde nach Deutschland fliegen, damit du nur Bescheid weißt. «

       Diese Aussage saß und sie traf Flo mitten ins Herz, so wirkte es jedenfalls auf mich. Ich war bereits schon einige Schritte auf sie zugegangen, denn ich spürte die aufkommende Eskalation.

       Doch plötzlich stoppte ich abrupt. Es war zu spät. Flo hatte Sven so heftig geschubst, dass er schon im Staub auf dem Weg lag. Er warf sich über ihn und der Kampf begann. Innerhalb kürzester Zeit wurde wieder gerangelt und gewälzt und sich beschimpft.

       Der Grund, dass ich mich zurückhielt, war aber ein anderer. In dem Moment, als die beiden so richtig Gas gaben und der Staub mächtig aufwirbelte, sah ich bereits schon Dinge, von denen die Beiden in ihrem Gerangel noch weit entfernt waren.

       Ava stand plötzlich hinter mir und ihre Ansprache an mich, ließ mich zunächst innehalten.

       »Um was kämpfen die beiden Verrückten eigentlich? Um eine Frau, die nun frei ist und keiner von ihnen nun die Möglichkeit hat, sie zu nehmen, weil sie beide gebunden sind?«

       Ich drehte mich herum zu ihr und schaute sie mit gespitzten Lippen an. Wie gerne hätte ich ihr bestätigt, wie recht sie hatte, doch das verkniff ich mir. Das sollte Sven vielleicht selbst mit ihr klären.

       »Kein Wort Hanna, ich erwarte von dir keine Antwort, die kenne ich selbst, nein die sehe ich. Er ist noch lange nicht mit der Liebe zu Britt am Ende, genauso wie Jörans Liebe zu Lisa nie verloren gegangen war. Ich spürte es die ganze Zeit, obwohl er wirklich sehr bemüht war in unserer Beziehung.

       Weißt du was? Ich kann ihn sogar verstehen. Versuche nicht, mich jetzt zurückzuhalten. Es wäre zwecklos. Ich gehe. Gleich packe ich und dann bin ich weg. Es wird keinen Stress zwischen ihm und mir geben, nein, das wäre nicht mein Ding. Man muss auch loslassen können, wenn man etwas nicht halten kann.«

       Herzlichen Glückwunsch Sven und Flo, dachte ich, grandios gemeistert. Heute brechen alle Beziehungen auseinander. Es ist die reinste Kettenreaktion auf ein eigentlich schönes Ereignis, nämlich das eine Frau ein Baby erwartet.

       Kurz besann ich mich und wollte Ava antworten, doch sie steuerte bereits auf das Haus zu, vermutlich um zu packen.

       Um nun zu sehen, wie weit die Kampfhähne waren, drehte ich mich wieder herum, denn mir fiel wieder ein, dass ich eben am Ende der Allee ja noch etwas anderes beobachtet hatte.

      Der Fremde

       Ein immer näher kommendes Fahrzeug bewegte sich langsam aber sicher auf die sich im staubsuhlenden Burschen zu. Sie schienen nichts davon zu bemerken und kämpften und zerrten weiter an sich herum.

       Mittlerweile gehörten solche Szenen mit ins Alltagsbild in den Schären am Kvarnsjönsee.

       Das brachte mich daher auch nicht aus der Fassung.

       Das Einzige, was man eventuell einmal mit in Betracht ziehen sollte, waren die Unkosten für Verbandmull, Jod und Pflaster. Das gehörte eigentlich nicht mehr mit zum Zimmerservice und vielleicht sollte ich ihnen das alles einmal in Rechnung stellen.

       Wie albern, dass ich in solch einem Moment, während sich die beiden die Köpfe einschlugen und ein Auto auf sie zurollte, dieses dachte.

       Wahrscheinlich war ich von all dem Wahnsinn der letzten Monate schon selbst geschädigt.

       Kurz vor den Kämpfenden bremste der Wagen heftig ab und wirbelte weiteren Staub auf. Erst da registrierten die Herren das Auto und unterbrachen ihre Aktion auf dem Boden. Sie starrten auf die Stoßstange des Fahrzeuges und entzerrten sich.

       Ein mir völlig Fremder stieg aus und ging auf sie zu. Entgeistert sah er sie an und räusperte sich.

       Ich stand immer noch wie angewurzelt und war neugierig, was als Nächstes geschehen würde und überhaupt, um wen es sich bei dem Neuankömmling handelte.

       »Gestatten, van Steenfelde, Christian van Steenfelde.«

       »Ah ja,«, hustete Flo und erhob sich aus seiner liegenden Position.

       »Lindqvist mein werter Name,«, äffte

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