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sich viel versprechend an.

      “Sie ist nicht mehr jung, aber immer noch eine attraktive Frau.

      “Soll das bedeuten, Sie haben noch anderweitige, ehm,Verpflichtungen?

      “Nein, nein. Wissen Sie, was sie mir antwortete, als ich sie fragte, ob sie daran denke, sich eines Tages neu zu binden?

      “Nun?

      “Sie gab der Meinung Ausdruck, aus der Nähe betrachtet sei das männliche Geschlecht eher ein kollektiver Pflegefall, immer in Sorge um die eigene Bequemlichkeit und im Grunde träge. Sie müsse es wissen, sie sei das Füllhorn vieler starker und bedeutender Männer gewesen.

      “Sie sagten, die Dameme von der Bühne?

      “Sie war einst ein gefeierter Gesangsstar.

      Diese Versatzstücke, wenn sie denn, rückblickend, von Oscar korrekt eingekleidet worden waren, gingen einher mit einem Blickabtausch, der den Gedanken hätte nahelegen können, die beiden Männer wären einander über Jahre nicht begegnet.

      “Und wie ist es Ihnen in der Zwischenzeit ergangen, Monsieur?

      “Ich bin nach wie vor Pianoklempner im Gouffre Bleu.

      “Ah, Das nenne ich unerschrocken!

      “Ich wollte, es wäre so.

      “Ich hoffe, Ihr Leben war bislang nicht ernsthaft gefährdet?

      “Sie haben also von den Überfällen gehört.”

      “Natürlich.”

      Es war warm. Und Oscar öffnete die obersten Knöpfe seines Hemdes. Er hatte ein wenig Mühe, mit dem anderen zur Begrüßung keinen Händedruck auszutauschen. Es war Donnerstag. Oder war es Dienstag? Schulklassen füllten den Marmorboden des Platzes, der wie ein Ritterharnisch in der Sonne glänzte. Rollschuhläufer drehten ihre Runden. Oscar suchte nach einer Formulierung für die Frage, die er, nach Einsatz der üblichen Eröffnungszüge, stellen wollte.

      “Ich hatte beim letzten Mal, ehm, den Eindruck, sie wüssten im Grunde mehr, als sie sagen.

      “Hatten Sie das?

      “Ich erinnere mich da zum Beispiel an Ihre, ehm, überraschenden Äußerungen über Frank Mohun.

      “Das meinen Sie... Halten Sie immer noch zu Monsieur Freyer?

      “Er ist mein Arbeitgeber.

      “Ja, Sie haben Recht. Doch seien Sie auf der Hut. Es kann Sie Kopf und Kragen kosten.

      “Setzen wir uns in ein Café?

      “Bittesehr.

      Sie taten es, sie wendeten sich vom Chaillot ab, überquerten die Straße, sie suchten dort eine Brasserie auf, wählten einen freien Tisch auf der Terrasse, etwas am Rande, ein wenig abseits der übrigen Gäste, welche zur Hauptsache Touristen waren. Oscar bestellte sich ein Mineralwasser, der andere ein demi. Es blieb eine Weile stumm zwischen ihnen. Oscars Gegenüber beobachtete mit intermittierendem Interesse ein amerikanisches Ehepaar, das mit seiner kleinen Tochter zwei Tische weiter saß und sich in Mithör-Lautstärke unterhielt. Dann wandte er sich wieder Oscar zu.

       "Ich war einmal beruflich selbstst ä ndig, wissen Sie.

      “Ah ja.”

      “Aber ich denke nicht gern daran zurück."

       "Weil es so schlimm war?"

       "Weil es so unberechenbar war.”

      Am Eingang des verglasten Vorbaus der Brasserie standen einträchtig drei Kellner, ließen gelangweilt die Blicke ausschwärmen und schwatzten, die Hände, in Höhe ihrer blütenweißen Schürzen, auf dem Rücken verschränkt, munter vor sich hin. Oscar schluckte zweimal halbtrocken. Der Blick seines Gesprächspartners war vorübergehend an der Bedienung haften geblieben, um dann zurück zu den amerikanischen Touristen zu drehen.

       "Man sollte nie zu privat mit anderen werden."

       "Warum nicht?"

       "Es zahlt sich nicht aus.”

      Das Ehepaar in ihrer Nachbarschaft war noch lauter geworden. Sie stritten sich, und das publikumswirksam. Sie versuchte ihn zu dem Eingeständnis zu bewegen, dass er sich unlängst wie ein Schuft verhalten hatte, er wollte ihr das Wort verbieten. Beides misslang.

      “Sie wollten mich noch etwas fragen, Monsieur von der Höh?

      “Richtig. Es geht, ehm, wieder um Frank Mohun. Sie sagten einmal, sie seien über seine, wie Sie sich ausdrückten... Machenschaften seit langem im Bilde. Wie das?

      “Ich habe Augen und Ohren. Und ich hatte Gelegenheit, mit Mohuns Leibwächter zu reden, vertraulich.

      “Sie überraschen mich.

      “Von ihm weiß ich, was Sie inzwischen sicher auch wissen, dass Monsieur Freyer seine schützende Hand sich von unserem ehemaligen Dienstherrn Ferenczy bezahlen ließ.”

      “Sie meinen die Schutzgeld-Erpressung?

      “Eben das.

      “Ich habe erst spät davon erfahren..

      “Sie haben, denke ich, vieles erst spät erfahren.

      Oscar hatte seine Flasche Mineralwasser geleert. Einen Luftzug lang zögerte er, schien nach dem garcon rufen zu wollen, tat es aber nicht. Die Amerikaner verließen gerade ihren Tisch. Die Mutter stürmte voran, Das Töchterchen, welches unter Tränen hinterdrein stolperte, eisern an der Hand. Der Vater, die Hände in den Hosentaschen, folgte lässigen Schrittes. Der Mann sah, fand Oscar, dem Schauspieler Richard Conte ähnlich. Sein Tischnachbar Vargas schaute den Leuten lange und innig nach.

      “War Ihnen übrigens bekannt, dass Monsieur Freyers Leibwächter seinen Spitznamen einem Landsmann von Ihnen verdankt?

      “Einem Deutschen?

      “So ist es. Er trieb früher in unserem alten Quartier sein Unwesen, spielte dort eine Zeit lang eine ebenso unbedeutende wie unrühmliche Rolle und war mit Monsieur Freyer befreundet. Ein rohes, ein übles Exemplar. Irgendwann verschwand er unangekündigt von der Bildfläche.

      “Sie sind auf Mohun nicht gut zu sprechen?

      “Geht es Ihnen damit anders? Zweifellos kennen Sie, wie ich, einiges aus der tönernen Sammlung seiner Lieblingssprüche, wie etwa: Einst gab es die Lehnsherren. Heute gibt es Leute wie michBeeindruckt Sie das? Er ist letztlich auch nicht mehr als ein kleiner, gerissener Ganove.

      Oskar blieb eine Antwort schuldig. Seine Gedanken kurvten umher. Er dachte an Saloua. Eine Zeit lang hatte er geglaubt, sie wüsste von nichts. Das war falsch, wie ihm inzwischen klar war. Sie hatte

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