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Lebenspfand. Robin Carminis
Читать онлайн.Название Lebenspfand
Год выпуска 0
isbn 9783748587736
Автор произведения Robin Carminis
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Um Punkt vierzehn Uhr verließ sie das WC wieder, begab sich nach rechts zur Notausgangstür des Treppenhauses und drückte die Klinke des elektronisch verriegelten Schlosses nieder. Wie es ihr kleines Programm vorsah, war es entsperrt und gab den Weg frei. Kaum fiel die Tür hinter ihr zu, hörte sie das Surren des Schließmechanismus. Ihr Weg von der Toilette in das, sonst nicht frei zugängliche, Treppenhaus, wurde währenddessen nicht aufgezeichnet. Vielmehr zeigten die Monitore der Kameras, dank des eingeschleusten Codes, einen vollkommen leeren Flur.
Leichtsinnigerweise war beim Design der Anwendung auf das Datum im Zeitstempel verzichtet worden. Daher konnte sie problemlos ein Video des Vortages verwenden. Die Uhrzeiten stimmten überein. Niemandem würde etwas auffallen. Selbst die Wärmesensoren glaubten, dass der Flur menschenleer sei. Die Software zu manipulieren, war lächerlich simpel gewesen. Gunnarsson hatte noch nie einen primitiveren Quellcode gesehen. Anfänger!
Kaum war sie im Treppenhaus angekommen, machte sie sich auf den Weg nach oben. Auf Satos Etage angelangt, wartete sie erneut bis zur nächsten vollen Minute und wiederholte die Prozedur. Weiterhin unsichtbar für alle Überwachungsmaßnahmen, kam es jetzt zur nächsten Phase ihres kleinen, durchtriebenen Plans.
Haruki Sato und Ralph Peters saßen währenddessen zusammen in einem kleinen Besprechungsraum im zweiten Stock. Dort waren alle Meetingräume zu finden, die nicht für die Geschäftsleitung reserviert waren. Sie hatten sich dort getroffen, um die Details der Arbeitsübergabe zu regeln. Erneut musste Sato feststellen, was Peters für ein feiner Kerl war.
Der junge Mann fühlte sich sichtlich unwohl in der Rolle des Nachfolgers. Wiederholt versicherte er Sato, wie unendlich leid ihm das Ganze täte, und wie viel Respekt er vor dessen Arbeit hätte. Er bot ihm sogar an, selbst mit dem Vorstand zu sprechen. Womöglich würden sie ihre Meinung ja ändern. Es kostete Sato sehr viel Mühe und gutes Zureden, um ihn von diesem Vorhaben abzubringen. Er wusste genau, dass seine Entlassung eine rein politische Entscheidung gewesen war. Jeder, der sich dagegen aussprach, würde sich bestenfalls selbst die Karriere verbauen. Letztendlich sah Peters ein, dass es wohl keinen Zweck hatte. Sie besannen sich auf den ursprünglichen Grund ihres Treffens und begannen mit den Formalitäten der Übergabe.
Es waren ungefähr fünfundvierzig Minuten vergangen, als plötzlich Alarm im Gebäude losging. Beide fuhren erschrocken zusammen und schauten sich ratlos an. Keiner wusste, was jetzt zu tun war. In just diesem Moment folgte zum Glück eine Ansage durch die Deckenlautsprecher.
»Wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit! Es hat einen versuchten Diebstahl gegeben. Das gesamte Personal wird gebeten, sich unverzüglich durch die Personenschleusen im Erdgeschoss nach draußen zu begeben. Folgen sie den Anweisungen des Sicherheitspersonals und warten anschließend auf weitere Instruktionen. Bitte verhalten sie sich ruhig und diszipliniert!«
Satos Gedanken überschlugen sich. War das etwa Samantha gewesen? Und wenn ja, wieso handelte sie früher als geplant? Wieso hatte sie ihn nicht informiert? Wie sollte er jetzt das Tablet nach draußen schmuggeln? Sein Herz schlug bis zum Hals. Er bereute, sich auf diesen Wahnsinn eingelassen zu haben.
Wie betäubt, folgte er Peters durch das Gebäude in Richtung Ausgang. Was, wenn sie Sam geschnappt hatten? Verdammt! Sie hatten sie bestimmt geschnappt. Sonst hätte es in der Durchsage nicht geheißen, dass es einen Diebstahlversuch gegeben hatte.
Ihm wurde ganz flau im Magen. Und warum zum Teufel, stellten die nicht als Allererstes das Gebimmel ab? Die Alarmanlage machte einen ja wahnsinnig.
Schließlich erreichten sie den Ausgang. Vor lauter Menschen hatten sich vor den Drehsperren lange Schlangen gebildet. Einer nach dem anderen wurde durch die Sicherheitsschleusen geführt und abgetastet. Endlich war Sato an der Reihe und durfte passieren. Mit blassem Gesicht gelangte er ins Freie. Auf dem Vorplatz des Gebäudes herrschte Gedränge.
Besorgt blickte er sich um. Wo war Sam? Die Menschenmassen machten es unmöglich, sie zu finden. Inständig hoffte er, dass sie nicht verhaftet worden war.
»He, Sato«, hörte er Peters in sein Ohr brüllen, denn in dem Stimmengewirr, hätte er ihn sonst nicht verstanden.
»Was denn?«, schrie er genauso laut zurück.
»Schau mal, da drüben! Ich glaube, da vermisst dich jemand.«
Sato blickte in die Richtung, die Peters ihm deutete. Dort hinten stand Samantha! Sie grinste über beiden Ohren und das Zeichen, dass sie mit ihren Händen machte, war unmissverständlich. Beide Daumen zeigten nach oben.
»Du hast was?«, brach es aus Sato heraus, als sie abends zu Hause waren. Er konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte.
»Du hast mich völlig richtig verstanden. Die Bilder und das Tablet hängen, mit Hilfe einiger Magnete, unter dem Käfig des Fensterputzers.«
»Der ist doch ganz oben am Gebäude. Wie sollen wir da jemals herankommen?«
»Ganz einfach. Heute Nacht wird sich der Käfig, wie von Zauberhand, senken, mein Schatz«, gab Gunnarsson stolz zurück. »Dafür habe ich gesorgt. Um 0:05 Uhr, während des Wachwechsels, halte ich das Päckchen bereits in meinen Händen«, trällerte sie übermütig.
»So hatten wir das aber nicht abgesprochen, Sam!«
»Ich weiß, ich weiß, sei bitte nicht sauer. Ich hab gemerkt, wie schwer du dich mit der ganzen Sache anfreunden konntest. Deswegen habe ich das selber in die Hand genommen.«
»Und die Bilder? Ich meine, warum hast du die gestohlen? Was machen wir jetzt damit?«
»Reines Ablenkungsmanöver.« Sie grinste verschmitzt. »Ehrlich gesagt, war es meine kleine Rache dafür, dass sie dich entlassen haben.«
»Ach Sam«, seufzte Haruki und nahm sie in den Arm. Sie kuschelte sich an ihn.
»Außerdem weiß ich, wie gern du den Eckstein hast.«
»Da ist wahr. Aber was machen wir jetzt damit?«
»Nimm ihn doch mit in die Vergangenheit. Dann kann er hier jedenfalls nicht mehr gefunden werden.«
Kapitel 6 - 2015
In den kommenden Tagen fand sich Gerry regelmäßig in der psychotherapeutischen Praxis von Dr. Vermont in Fort Worth ein. Genau, wie er es Ruth und Taio hoch und heilig versprochen hatte. Letztendlich war das auch der einzige Grund, warum er es überhaupt tat. Denn im Innersten glaubte er nicht im Geringsten daran, dass diese Besuche beim Seelenklempner irgendetwas brachten. In erster Linie dienten die Termine dazu, sein schlechtes Gewissen gegenüber seinen Freunden zu beruhigen. Entsprechend zäh begannen die ersten Sitzungen. Aber ohne es anfangs zu bemerken, öffnete Gerry sich dem, behutsam und fürsorglich agierenden, Arzt. Die Therapie zeigte, zu seinem eigenen Erstaunen, Wirkung.
Die sanfte, von unendlicher Geduld geprägte, Art des Therapeuten, knackte peu à peu seinen inneren Panzer. Mittlerweile kannte Gerry Techniken, die ihm halfen, aufkommende Panikzustände rechtzeitig zu erkennen und abzuwehren. Natürlich musste er noch lernen diese Maßnahmen bewusst einzusetzen. Dr. Vermont versprach, dass sie ihm, bei kontinuierlicher Übung, in Fleisch und Blut übergehen würden.
»Gerry, ich möchte, dass Sie Ihre Augen schließen und tief durch die Nase ein-, und durch den Mund ausatmen. In Ihrem eigenen Tempo. Sie fühlen sich ganz leicht und es ist vollkommen dunkel.« Eine kaum hörbare, chinesisch anmutende Musik, untermalte die, beruhigend ausgesprochen Worte.
»Eine wohlige Wärme umhüllt Ihr Gesicht. Ihre Gesichtsmuskeln sind völlig entspannt, als würden Sie schlafen. Verweilen Sie in dieser Haltung bitte einen Augenblick.« Die angenehme Stimme hatte etwas Hypnotisches.
»Nun