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der Kaiser auf ihn niederknieen; da sprach er: Ließet

       ihr mich leben, ihr Bürger von Colonia, so sollte euch

       mein Leben viel nützer sein denn mein Tod. – Da

       wurde dem Henker geboten, noch zu harren, und

       wurde noch einmal Rat gehalten, und Marsilius riet,

       dem Kaiser das Leben zu schenken, aber von ihm

       stattliche Gerechtsame zu begehren. Der Rat war den

       Kölnern abermals genehm, und Marsilius und die Senatoren

       entwarfen die Gerechtsame, welche sie fordern

       wollten, und schrieben sie auf eine glatte Tierhaut,

       und der Kaiser mußte sie besiegeln und seinen

       großen Ring in ein dickes Stück Wachs auf dem pergamentnen

       Brief drücken und seinen Namenszug danebenschreiben

       nach alter Sitte. Solches geschah an

       einem Donnerstage im Monat Junius, und hernachmals

       haben die zu Köln fort und fort am Donnerstag

       nach dem heiligen Pfingstfest diesen Tag begangen

       und ihn Holzfahrttag geheißen und sind mit Gesang

       und Spiel und Festlust nach dem Walde gezogen.

       Marsilius aber ward ob seines guten Rates hoch geehrt

       und der Stadt vornehmster Bürger und Hauptmann,

       und als er gestorben war, wurde sein Sarg in

       die Stadtmauer beigesetzt, da, wo man es nachher zu

       St. Aposteln genannt hat, und ihm ein steinern Denkmal

       aufgerichtet. Auch ist seine Bildsäule noch am

       Gürzenich zu sehen, dem alten Kauf- und Ballhaus

       der Stadt Köln, neben ihrem Begründer Marcus

       Agrippa, zu ewigen Ehren und Gedächtnis.

       114. Die Kölner Dom-Sage

       Da man begann, den Kölner Dom zu bauen, verdroß

       den Teufel mächtig, daß in der heiligen Stadt Köln,

       welche schon so viele Kirchen und Kapellen hatte,

       darinnen die Frommen Gott dienten, dem Herrn auch

       noch so ein übergroßes Haus erbaut werden solle; der

       Teufel nahm daher Menschengestaltung an, trat mit

       List zu dem Baumeister und sprach zu ihm: Du übernimmst

       ein unausführbar schweres Werk! Was wettest

       du, daß ich eher einen Kanal lege von Trier bis

       nach Köln, ehe du deinen Bau vollendest? Einen

       Kanal, mittelst dessen dieser guten Stadt reines Trinkwasser

       nicht minder als auch edler Moselwein zufließen

       kann, und meine ich fast, solcher Kanal wäre der

       Stadt nützer als noch eine Kirche zu den vielen, die

       Köln schon hat. – Was soll ich wetten? fragte der

       Baumeister. – Wir wetten, daß der von uns sein begonnenes

       Werk alsbald einstelle, es sei vollendet, so

       weit es wolle, wenn das des andern als vollendet erscheint.

       Ich das meine, wenn du die höchsten Kronen

       auf die Spitzen deiner Domtürme setzest, du das

       deine, wenn von Trier das Wasser in meinem Bau geflossen

       kommt und in deinen ausmündet. – Der Dombaumeister

       ging diesen Vertrag ein, und beide gingen

       an ihr Werk. Hoch und höher wuchs der Dombau, nah

       und näher rückten von Trier aus die Säulen einer gewaltigen

       Wasserleitung, ein stolzes Werk, wie nur die

       Kunst der alten Römer aufzuführen vermocht hätte.

       Da – als die Domtürme die Höhe des Krans erreicht

       hatten, da stand der Baumeister oben auf dem Gerüste

       und blickte hinab und sahe zu seinem Schrecken das

       Werk vollendet, der Kanal war bis an den Dom herangerückt,

       noch war er wasserleer, da schien in der

       Ferne ein weißer Punkt sich zu bewegen, näher und

       immer näher – und da kam das Wasser brausend geschossen,

       und auf dem Wasser schwamm eine weiße

       Ente. Als der Baumeister so sich überwunden sah,

       stürzte er sich von der Höhe des Turmes und des Baugerüstes

       in die Tiefe herab, und sein treuer Hund, der

       ihm auf das Gerüste gefolgt war, sprang ihm nach.

       Nimmer konnte der Dom vollendet werden, aber auch

       jene Wasserleitung brach die mächtige Hand der Zeit.

       Das Volk nennt ihre Trümmer die Teufelskralle. Zum

       Überfluß und als Siegeszeichen warf der Teufel einen

       Stein durch das Dach im Chor über der Heiligen-

       Dreikönigs-Kapelle, davon ein drei bis vier Fuß weites

       Loch blieb. Späterer Aufschrift zufolge soll es der

       Wind gewesen sein, der den Stein herabwarf; der

       Stein aber lag oder liegt noch auf dem Pflaster bei der

       Kapelle, die Leute nennen ihn den Teufelsstein, man

       sieht auf ihm eine Marke wie eine Hahnenkralle, die

       von der Teufelskralle eingebrannt ward. Da die Leiber

       der heiligen drei Könige gen Köln kamen, welche der

       Erzbischof Reinold II., ein Graf von Dassel, vom

       Kaiser Friedrich Barbarossa für Köln erbat, da dieser

       Mailand, allwo diese heiligen Leiber früher aufbewahrt

       wurden, hatte schleifen lassen, trug ein Kameel

       die werte Last, und es neigete sich, die Reste der Weisen

       zu ehren, ein Turm gegen sie und blieb in geneigter

       Stellung. Das Tor am Rhein, durch das sie gebracht

       wurden, ward alsbald vermauert, damit es nie

       wieder entweiht werde. Zahllose Wunder erzählt man

       von diesen Heiligen, deren drei Kronen die Stadt in

       ihrem Wappen führt. Einst kam aus Ungarland, wo

       wegen zu großer anhaltender Dürre merkliche Hungersnot

       entstanden war, eine Menge Volkes nach

       Köln und wollte die heiligen drei Könige um Regen

       anflehen. Kaum war das erste Gebet erklungen, als

       der Himmel sich trübte und heftiger Regen niederströmte

       zum Gnadenzeichen, und es hat dann im Ungarlande

       im Überfluß geregnet. Zum Danke dafür

       sind aller sieben Jahre Abgesandte aus Ungarn gen

       Köln gefahren, haben die heiligen drei Könige verehrt

       und ihre Kapelle und Priester begabt, und der Magistrat

       hat sie vierzehn Tage gespeist und getränkt und

       geherbergt.

       115. Albertus Magnus

       Es war ein berühmter Mönch und hochgelahrter Doktor

      

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