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ihn hinauf, und je weiter er aufwärts kam, je dikker

       und stärker wurde wieder der Strick. Da nahmen

       die Leute von St. Nicolaus wahr, daß das Bild am

       Fels und nicht in einer Kapelle stehen wollte, wie

       jenes auf dem Milzeberg im Frankenlande auch nicht

       in einer Kapelle blieb, sondern auf seinem Felsblock

       am Wallfahrerweg seinen Stand behauptete.

      Kapitel 3

      20. Das Paradies der Tiere

       Hoch droben auf dem Matterberge ist eine Stelle, die

       aber keiner oder doch gar selten einer finden kann, die

       hat der laufende Jud nicht mit verwünschen können,

       weil sie von Gott gefeit ist vom Anbeginne; da ist

       kein Schnee und kein Eis, da ist Sonne und Freude,

       Wonne und Weide, da quillt erst eigentlich mit leisem

       Gewisper die Visper hervor, die später erst unter dem

       Alp-Gletscher zutage rinnt, dort ist das Paradies der

       Tiere. Da gibt es herrliche Steinböcke und Gemsen,

       Adler und Geier, Schneehühner und Birkhähne, auch

       Murmeltiere, und keines beleidigt das andere, alle

       leben da friedlich beisammen. Nur alle dreimal sieben

       Jahre darf und kann ein Menschenauge in dieses

       Bergparadies der Alpentierwelt blicken, wo es so

       wonnevoll und schön ist, alles voll Alpenrosen und

       Gentianen, und von zwanzig Gemsenjägern glückt

       das auch kaum einem einzigen. Da stehen uralte Pinienbäume

       und Ahorne, und die Pinien tragen Zapfen,

       deren Kern süß schmeckt, wie Mandeln, das sind die

       Zirbelnüsse. Wem es glückt, in das Paradies der Tiere

       zu treten, der darf wohl von den Zirbelnüssen nehmen

       und kosten, aber nimmermehr ein Tier fangen oder

       töten, sonst kostet's ihm das Leben. Viele haben in

       die uralten heiligen Platanenstämme zum Zeichen

       ihres Alldagewesenseins ihre Namen geschnitten. Außerdem

       sieht man selten noch einen Steinbock und

       selten eine Pinie, und die stehen hoch und schwer erreichbar.

       Denn es geht die Sage, daß es zwar deren

       viele und überall gegeben habe, da habe aber die Dienerschaft

       immer gern die Nüsse genascht und darüber

       und mit Auskernen viel gute Zeit hingebracht und versäumt,

       da habe die Meisterschaft diese Bäume verwünscht,

       und nun seien sie unfruchtbar geworden

       oder unzugänglich.

       21. Die Teufelsbrücke

       Vom Multhorn, nicht allzufern von St. Gotthard,

       stürzt sich mit raschem Rollen und unbändigen

       Sprüngen ein wildes Bergwasser, die Reuß. Ein Alpenhirte

       liebte eine Sennerin, die er zum öftern besuchte,

       aber er hatte oft mit dem wilden Fluß seine

       Not, hinüberzukommen, und mußte doch hinüber und

       auch wieder herüber zu seiner Hütte und Herde. Als

       nun einstmals die Reuß recht angeschwollen war und

       wieder als jemals über die Felsen herabstürzte, da sah

       der Hirte keine Möglichkeit, hinüber und zu seiner

       Geliebten zu gelangen, und rief aus: Ei, so wollt' ich,

       daß der Teufel käme und baute eine Brücke über dich

       verfluchtiges Wasser. – Und da kam der Teufel gleich

       hinter einem Felsklumpen hervor und sagte: He! was

       gibest mir, wenn ich dir die Brücke baue? – He! was

       soll ich dir geben? fragte der Hirte. – Die erste lebendige

       Seele, die darüber geht, sagte der Teufel und

       dachte, es werde niemand schneller sein als der Hirte,

       hinüberzukommen. Ich bin's zufrieden, sagte der Hirt,

       und: Topp schlag ein! sagte der Teufel, und der Bub

       schlug ein. Jetzt baute der Teufel mit Hülfe aller seiner

       höllischen Geister die Brücke in ganz kurzer Frist,

       und als sie fertig war, setzte er sich hin und lauerte.

       Wer aber nicht darüberging, war der Hirtenbub, er

       jagte vom Gotthardgebirg unterm Hospital eine

       Gemse auf und trieb sie abwärts, immer der Reuß zu,

       bis an die Brücke, und da setzte sie flink hinüber. Der

       Teufel fuhr zu, wurde teufelswild über solches Wild

       und zerriß die Gemse in Stücken, nachdem er sie hoch

       in die Luft hinaufgetragen hatte. Nun ging der Hirte

       ungehindert, sooft er wollte, über die Brücke herüber

       und hinüber, doch soll es an derselben, die auf ewige

       Zeiten die Teufelsbrücke heißt, nicht recht geheuer

       sein, und es geht auch die Sage, der Teufel reiße alle

       Jahre ein Stück ein, daß immerdar daran gebaut werden

       müsse.

       22. Der Stierenbach

       Vom Surenenberge und seiner Alpentrift fließt ein

       Bächlein, das führt den Namen Stierenbach, und hat

       es davon im Engelbergstale und im Urner Lande eine

       gar wundersame Sage. Ein Alpenhirte hatte bei seiner

       Herde ein Lieblingslamm, wußte gar nicht, was er

       dem Tiere alles zugute tun sollte, und gab dem

       Lamme sogar den Namen Christian; das hätte wohl

       immer noch nicht so viel geschadet, denn Hirten und

       Schäfer, Kutscher und Eseltreiber nennen ihre Tiere

       häufig mit solchen Christennamen, wie Hans und Michel,

       Gret und Liese, aber der Surenenälpler trieb die

       Affenliebe zu dem Lamm allzuweit, wie verblendet, er

       taufte das Tier, wie man ein christlich Kind tauft, im

       Namen der heiligen Dreifaltigkeit. Darob verzürnete

       sich der liebe Gott und machte aus dem Lamm ein

       greulich Ungetüm, das fraß in einem fort, was ihm

       vorkam, fraß die ganze Alpe kahl, daß kein anderes

       Stück Vieh ein Hälmlein mehr fand, fraß Tag und

       Nacht. Bald waren die Engelsberger Triften abgeleert

       und guter Rat teuer. Da kam zu den Nachbarn, denen

       von Uri, ein fahrender Schüler, der gab Rat, das böse

       Untier zu vertreiben, war freilich eine langsame

       Kunst, und mußte, bevor sie ausgeführt wurde, noch

       manches Gräslein auf den Alpen wachsen und

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