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nannten. Nun hatte der Einwohner Winkelried ob

       einer Mordtat Leib und Leben verwirkt und war

       flüchtig worden, der sandte Botschaft, daß er, wenn

       man ihn wieder annehmen wolle, Mut habe, den Lindwurm

       zu bestehen. Diesen Kampf vergönnte man ihm

       gern, er bewahrte sich gut mit scharfem Schwert, und

       statt des Schildes hielt er in der linken Hand eine

       Dornwelle. Diese stieß er dem Drachen, sowie der auf

       ihn losfuhr, in den weitaufgesperrten Rachen hinein.

       Das waren dem Lindwurm zu viele Zahnstocher auf

       einmal; er wand und krümmte sich, und sowie Winkelried

       eine Blöße sah, stieß er ihm mit sichrer Hand

       das Schwert in den Leib. Der Lindwurm sank tot nieder,

       von seinem Blute troff Winkelrieds Schwert, der

       schwang es hoch und freudig als Sieger und hatte sein

       Leben gewonnen, aber nur, um es alsbald zu verlieren.

       Denn vom Schwert ab floß das giftige Drachenblut

       und rann ihm über die Hand und den Arm, das

       brannte alsbald wie Feuer der Hölle, und der Held

       starb an diesem Brand. Das Land hatte er befreit, das

       Drachenloch wird noch heute gezeigt.

       Ein andres Drachenloch zeigt man bei Burgdorf

       mitten im Berner Lande. Es zogen zwei Herzöge von

       Lenzburg aus zu jagen, die waren Brüder und hießen

       Sintram und Bertram, oder nach andern Guntram und

       Waltram, und kamen in einem wilden Wald an ein

       wüstes Geklüft, darin lag ein ungeheurer Drache, der

       ebenfalls die Landschaft umher zur Einöde machte.

       Als der die jungen Jäger gewahrte, fuhr er alsbald auf

       sie los und schlang den Bertram, den Jüngsten, mit

       Haut und Haar durch seinen weiten Schlund hinab,

       Sintram aber fiel voll Mut den Drachen an, hieb ihm

       den Kopf ab, schnitt ihm den Leib auf und half seinem

       Bruder, der noch lebendig war, heraus. Danach

       ließen die Brüder der heiligen Margaretha zu Ehren

       eine Kapelle an dem Orte erbauen und die Tat durch

       ein Bild verewigen.

       16. Kastelen-Alpe

       Auf der Kastelen-Alpe wohnte ein reicher Bauer, der

       hatte viele Herden und Matten, und drunten in Kriens

       hatte er eine arme Muhme, die war Witwe, hatte nur

       eine einzige Tochter und nährte sich mit dieser gar

       kümmerlich, lag auch schwer an der Gicht darnieder.

       Da entschloß sich das Maidli, hinauf auf die Alp zum

       reichen Vetter zu gehen und ihn um eine Unterstützung

       anzusprechen. Da stieg ein schrecklich Gewitter

       am Himmel auf, als sie auf der Alpe ankam, ihr aber

       ward kein Trost und keine Gabe, nur Hohn und

       Scheltworte, und sie ließen droben auch trotz des drohenden

       Wetters das Mägdlein wieder fortgehen. Das

       kam tüchtig in das Wetter und erreichte mit Not die

       Hütte eines Sennen, das war ihr Bube Aloys, der hatte

       noch einen kleinen Käs, den gab er ihr für sie und ihre

       Mutter. Raschen Schrittes eilte die Dirne abwärts, da

       glitt sie auf der glatten Trift, fiel hin, und der Käs

       rollte in die Tiefe, unaufhaltbar in unzugängliche

       Felsklüfte. Weinend und kummervoll schaute die

       arme Dirne dem entrollten Käse nach, da faßte etwas

       ihre Hand, und sie erschrak zum Tode, und bei ihr

       stand so ein klein winziges graues Herdmanndli, das

       hatte auf seiner Schulter das verlorengegangene

       Stückchen Alpenkäse, etwa so groß wie ein Viertels-

       mühlstein und in der Hand ein Büschel Kräuter, und

       sprach: Magst den Käs mit heimnehmen und deiner

       Mutter von den Kräutern einen Tee kochen, sollst

       nicht mehr hülflos weinen. – Hoch droben im Gebirg

       aber tobte das Unwetter noch fort, über alle Maßen

       greulich, und war ein Donnern, Tosen und Krachen,

       als ginge die Welt unter. Wie das Maidli zur Mutter

       kam, war der Käs ein Stück so schweres Gold geworden,

       und vom Kräutertee wurde die Mutter ganz gesund.

       Über die Kastelen-Alp aber hatte sich im Gewitter

       ein Bergsturz geschüttet, die Matten verwüstet,

       die Herden erschlagen und ein Stein, etwa so groß wie

       ein Alpenkäs, hatte dem geizigen Vetter einen Fuß

       abgeschlagen. Später ist er noch zu seiner Muhme

       Haus gehinkt gekommen und hat gebettelt.

       17. Blümelis-Alpe

       Im Berner Oberland liegt ein Bergzug, die Klariden

       geheißen, darauf waren herrliche Weiden, alle voll der

       kräftigsten Alpenkräuter und Blumen, so daß jede

       Kuh des Tages dreimal gemolken werden konnte und

       jedes Melken dritthalb Maß in den Milcheimer gab.

       Da war auch eine Alp, die war absonderlich schön,

       triftreich und ganz voll Blumen, deswegen hieß man

       sie auch die Blümelis-Alp. Darauf hatte ein reicher

       Hirte sein Haus, das war ihm weit nicht schön genug,

       wollt's schöner haben, baut' ein großes neues, baute

       eine Treppe von eitel Käsen, darüber ging er mit seiner

       liebsten Sennerin, seinem Hund und seiner Kuh,

       und wenn die Käsetreppe schmutzig geworden war,

       so ließ er sie mit Milch abwaschen. Im Tale wohnte

       des Hirten fromme Mutter, die wußte nichts von ihres

       Sohnes Frevel und gottlosem Tun, ging einmal eines

       Sonntags hinauf auf die Blümelis-Alpe, wollte die

       Sennerei besuchen, und erdürstete sehr, bat deshalb,

       als sie kam, um einen Labetrank. Die Sennerin sah

       die Alte gar ungern kommen, und der Sohn desgleichen,

       und beide fürchteten deren Vorwürfe und wollten

       sie gern bald wieder hinab haben. Und als die Alte

       trank, fand sie, daß eine ruchlose Hand Sand auf die

       Milch gestreut hatte. Da wandte sich die Alte alsbald

       von hinnen, schritt die Alpe hinunter, stand drunten

       still, hob die Hände empor und verwünschte die Gottlosen.

       Alsbald brach ein Wetter los, wie wenn der

       Jüngste Tag käme, und der kam auch für die Blümelis-

      

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