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würde sagen, sie ist dreihundert wert!« lallte ein Betrunkener.

      Nur kurz hielt Jarrett inne, nahm Taras Umhang vom Wandhaken, an den sie ihn gehängt hatte, und warf ihn tun ihre Schultern.

      »Warten Sie!« bat sie. »Ich kann doch nicht ...«

      »Kommen Sie, verschwinden wir von hier.« Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er ihr zuflüsterte: »Kleine Närrin! Für diese Nacht gehören Sie mir. Seien Sie doch froh, daß Sie diesem Höllenloch entrinnen.«

      Aber tun welchen Preis? Wilde Panik stieg plötzlich in ihr auf.

      2

      Wenig später eilten sie durch die nächtlichen Straßen von New Orleans, umgeben von schmiedeeisernen Gittern, Blumenduft und dem Geruch des Flusses.

      Wieder versuchte Tara sich loszureißen. »Mr. McKenzie, das müssen Sie doch begreifen. Ich bin kein Preis, den man am Spieltisch gewinnen kann. Mit alldem habe ich nichts zu tun ...«

      Abrupt blieb er unter einer Straßenlaterne stehen und musterte ihr Gesicht. »Und was machen Sie dann in so einer üblen Spelunke?«

      Seine Frage überraschte sie, und in diesem Augenblick erschien er ihr wie ein älterer Bruder. »Ich versuche Geld zu verdienen.«

      »O Gott!« murmelte er.

      Nur zu leicht erriet sie seine Gedanken. »Nicht auf solche Weise! Aber ich brauche dringend Geld.«

      »Ich verstehe.« Nachdenklich hob er ihre Hand, sein Daumen strich über ihre weichen, glatten Finger. »Und warum arbeiten Sie bei Eastwood?«

      »Weil man mir versichert hat, das sei ein respektables Lokal.«

      »Etwas respektabler als die anderen Hurenhäuser am Hafen. Wenigstens erwartet Eastwood nicht, daß seine Mädchen zwei oder drei Gäste gleichzeitig beglücken.«

      Tara wurde blaß. »Aber ...«

      »Du lieber Himmel, sind Sie wirklich so naiv?«

      »Ja, wahrscheinlich!« fauchte sie. »Ich wollte mein Geld auf ehrliche Weise verdienen.«

      »Nun, heute abend haben Sie auf ehrliche Weise dreihundert Dollar verdient.«

      »Ich sagte doch ...«

      »Daß Sie als Kellnerin arbeiten«, unterbrach er sie. »Wimderbar! Das können Sie auch anderswo tun. Aber nicht in dieser Kneipe.«

      Zu ihrer Verblüffung wandte er sich ab und ging davon, ohne sie hinter sich herzuziehen. Sollte sie die Flucht ergreifen? Nein, das wäre albern. Er würde sie bei Eastwood anschwärzen oder wieder einfangen. Das würde ihm mühelos gelingen. Und so folgte sie ihm. »Wohin gehen wir?«

      »Zu der Pension, wo ich mich einquartiert habe.«

      Erschrocken blieb sie stehen. Was er beabsichtigte, wagte sie sich nicht zu fragen. Mochte es töricht sein oder nicht – sie mußte fliehen. Und so stürmte sie in eine Gasse, die zum Fluß führte – unglückseligerweise in dieselbe Straße, die sie soeben verlassen hatte, wo Eastwoods Taverne lag.

      Welche Richtimg sollte sie jetzt einschlagen? Keuchend preßte sie sich an eine Holzwand. Erst einmal würde sie untertauchen, irgendwo im Schatten.

      Und dann begann ihr Herz wie rasend zu schlagen. Sie erkannte die beiden Männer, die das Lokal betraten. Offenbar waren sie beauftragt worden, Tara Brent festzunehmen. Sie mußten ihrer Spur zu Eastwoods Kneipe gefolgt sein. Und vermutlich würden sie dem Wirt jede geforderte Summe zahlen, wenn er seine neue Kellnerin den Häschern auslieferte.

      O Gott ... Kalte Panik erfaßte Tara, blindlings rannte sie weiter, so schnell sie konnte. Wenig später hörte sie Schritte hinter sich. Hatte Eastwood den Männern erklärt, sie sei irgendwo da draußen in der Nacht? Oder war sie gesehen worden?

      Sie versuchte noch schneller zu laufen. Ein eisiger Wind brannte in ihren Augen, krampfhaft rang sie nach Atem, ihre Lungen drohten zu bersten. Als sie um eine Ecke bog, erreichte sie ein Dock. An einer Seite ragten hohe Gebäude empor, an der anderen erstreckte sich der dunkle, schlammige Mississippi. Sie hörte die Stimme der Männer, die ihr folgten. Nein, sie würde sich nicht fangen lassen. Lieber wollte sie sterben. Verzweifelt rannte sie am Dock entlang, in die Finsternis.

      Plötzlich wurde sie von einem Arm umschlungen und verlor das Gleichgewicht. Sie wollte schreien, aber eine Hand preßte sich auf ihren Mund, dicht an ihrem Ohr erklang ein heiseres Flüstern. »Seien Sie still! Ich bin’s.«

      McKenzie ...

      Wie rasend schlug ihr Herz, als er sie in eine schmale Gasse zog. Sie spürte die Nähe seines warmen, kraftvollen Körpers. Obwohl er ihr nicht mehr den Mund zuhielt, konnte sie kaum atmen. Im schwachen Mondlicht sah sie seine Augen schimmern. »Was sind das für Leute?« stieß er hervor.

      Offensichtlich war er ihr gefolgt und hatte die Männer gesehen. »Das weiß ich nicht«, log sie.

      »Natürlich wissen Sie’s. Und warum sind Sie mir davongerannt, verdammt noch mal?«

      »Ich dachte, Sie würden mich zwingen ...«

      »Niemals würde ich eine Hure zu irgendwas zwingen.«

      »Ich bin keine ...«

      Ärgerlich seufzte er. »Was immer Sie auch sind, ich zwinge Sie zu nichts. Ich wollte Sie nur zu einer anständigen Mahlzeit einladen und Ihnen eine Atempause vergönnen, bevor Sie in dieses Rattenloch zurückkehren – falls Sie das wirklich wünschen.«

      »Das hätten Sie mir früher sagen können ...«, begann sie wütend.

      »Aber jetzt können Sie nicht mehr zurück, was?« fiel er ihr ins Wort.

      »Nein ...« Mühsam schluckte sie. Immer noch stand er viel zu nahe bei ihr, und er roch so gut – nach Seife, einem Hauch von Cologne, Whiskey und Leder. Noch nie war ihr ein so faszinierender Mann begegnet. Und keiner, der eine so machtvolle Ausstrahlung besessen hätte. Sicher bekam er alles, was er haben wollte. Und er konnte skrupellos sein. Aber vielleicht auch barmherzig ...

      »Nun, warum sind Sie mir davongelaufen?« wiederholte er.

      Statt einer Antwort schüttelte sie nur den Kopf und spürte seinen prüfenden Blick. Vermutlich konnte er sie in der Nacht viel besser sehen als sie ihn. Er kannte das Dunkel, war dran gewöhnt, fühlte sich wohl in schwarzen Schatten.

      Sekundenlang schloß sie die Augen und atmete auf. Vorerst würde ihr nichts zustoßen. Er war groß und stark und schnell wie der Blitz. Und seine breiten Schultern schirmten sie gegen die Verfolger ab.

      »Wer ist hinter Ihnen her?« fragte er wieder. »Sagen Sie mir die Wahrheit, dann helfe ich Ihnen.«

      »Ich sage Ihnen gar nichts – das kann ich nicht.«

      »Wie soll ich Sie beschützen, wenn ich nicht weiß, in welcher Gefahr Sie schweben?«

      Vom Dock her näherten sich Schritte, die Stimmen zweier Männer.

      »Reden Sie endlich!« drängte McKenzie. »Was wollen diese Leute von Ihnen?«

      »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«

      Widerwillig bewunderte er ihre Entschlossenheit, ihre Willensstärke – Eigenschaften, die nicht zu ihrer zarten Schönheit paßten. »Sprechen Sie endlich!« befahl er.

      »Ach, gehen Sie doch zum Teufel!« wisperte sie verzweifelt. Mit aller Kraft schob sie ihn beiseite und versuchte zum Fluß zu laufen. Aber McKenzie hielt ihren Arm fest.

      »Was haben Sie vor, kleine Närrin? Wollen Sie sich ertränken?«

      »Ich kann schwimmen.«

      »Ihre Röcke würden Sie in diesem schlammigen Wasser nach unten ziehen. Seien Sie doch vernünftig und lassen Sie sich helfen! Dazu bin ich bereit, auch wenn Sie mir nichts verraten.«

      »Sie können mir nur helfen, wenn Sie mich von hier wegbringen, so schnell

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