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einfältiges Wesen, hatten nichts zu sagen, dem man mit größerem Vergnügen zugehört hätte als dem Quietschen und Knarren der Wagenräder.

      Am ersten Tag fuhren sie nur 24 Meilen, und sie waren so früh aufgebrochen; dass sie London schon am frühen Mittag erreichten. Als sie vor dem Haus der Gardiners anhielten, winkte Jane ihnen schon vom Wohnzimmerfenster aus zu, und als sie eintraten, war sie die erste, die die Ankömmlinge begrüsste. Elisabeth konnte zu ihrer Freude auf den ersten Blick feststellen, dass ihre Schwester so wohl und lieblich aussah wie immer. Oben auf dem Treppenflur wartete eine ganze Schar kleiner Cousinen, deren Neugierde sie nicht im Wohnzimmer hatte stillsitzen lassen, während ihre Schüchternheit es ihnen andererseits wieder verbot, der fremden Cousine noch näher entgegenzukommen. Freude und Wohlwollen herrschten überall. Bald hallte das ganze Haus von den aufgeregten Stimmen der Kleinen und von der sich etwas gedämpfter äußernden Fröhlichkeit der Erwachsenen wider. Der Tag verging nur allzu schnell; den Nachmittag brachte man mit Einkäufen und Besorgungen zu, und am Abend wurde ein Theater besucht.

      Elisabeth verstand es, den Platz neben ihrer Tante zu erwischen. Das Wichtigste — Jane — wurde zuerst besprochen; und so sehr es sie schmerzte, es erstaunte sie nicht, auf ihre eindringlichen Fragen erfahren zu müssen, dass trotz Janes heldenhaftem Bemühen, sich nichts anmerken zu lassen, ihre Niedergeschlagenheit sie doch bisweilen überwältigte. Aber man durfte wohl annehmen, dass sie ihren Kummer bald ganz verwunden haben würde. Dann begann Mrs. Gardiner ihre Nichte mit Wickham aufzuziehen; sie freue sich außerordentlich, dass Elisabeth mit ihrer Enttäuschung so gut fertig geworden sei.

      »Aber, meine liebe Lizzy«, fügte sie hinzu, »was für ein Mädchen ist denn diese Miss King? Es täte mir sehr leid, wenn bei unserem Freund dabei eine Berechnung mitgespielt hätte.«

      »Ich bitte dich, liebe Tante, kannst du mir etwa sagen, worin der Unterschied zwischen einer Geld-und einer Vernunftheirat besteht? Zu Weihnachten warst du sehr besorgt, er könnte mich heiraten wollen; denn das wäre unklug. Und jetzt nennst du ihn plötzlich berechnend, nur weil er versucht, ein Mädchen mit knappen zehntausend Pfund zu gewinnen!«

      »Sag’ du mir bloß, was für ein Mädchen Miss King ist, dann weiß ich schon, woran ich bin.«

      »Ich glaube, sie ist ein sehr nettes und ordentliches Mädchen. Ich habe wenigstens noch nie etwas anderes von ihr gehört.«

      »Aber er schenkte ihr doch nicht die geringste Beachtung, bevor sie durch den Tod ihres Großvaters in den Besitz dieses Vermögens gelangte?«

      »Nein — warum sollte er denn auch? Wenn es ihm schon versagt sein sollte, meine Liebe zu gewinnen, weil ich kein Geld habe, was hätte er dann davon gehabt, sich um ein Mädchen zu bemühen, aus dem er sich nichts machte und das eher noch weniger als ich mit in die Ehe bringen konnte?«

      »Aber mir scheint das doch ein Mangel an Feingefühl zu sein, dass er ihr seine Aufmerksamkeit so unmittelbar nach dem Todesfall beziehungsweise der Erbschaft zuwendet.«

      »Wenn sich ein Mann in einer Zwangslage befindet, dann hat er nicht die Zeit, auf alle Formen zu achten, auf die andere Leute Wert legen mögen. Und wenn sie nichts dagegen einzuwenden hat, warum sollte er sich dann Gedanken machen?«

      »Ihre Gleichgültigkeit entschuldigt ihn nicht. Sie beweist höchstens, dass es ihr auch an irgend etwas fehlt, an Verstand oder an Herz!«

      »Nun gut«, meinte Elisabeth, »halte es, wie es dir Spass macht: soll er denn berechnend sein und sie dumm!«

      »Nein, Lizzy, das würde mir gar keinen Spass machen. Ich möchte nicht gern etwas Schlechtes von einem Menschen denken, der so oft bei euch verkehrte.«

      »Ach, wenn es weiter nichts ist! Ich habe alle diese jungen Leute bis dahin satt! Gott sei Dank! Wenn man es sich genau überlegt, sind dumme Männer die einzigen, die sich wirklich lohnen!«

      »Lizzy, Lizzy, das schmeckt aber sehr nach sauren Trauben!«

      Bevor der Abend um war, hatte sie die unerwartete Freude, von ihrer Tante und ihrem Onkel zu einer Vergnügungsreise eingeladen zu werden, die für den Sommer geplant war.

      »Wir sind uns noch nicht ganz klar, wie weit wir fahren wollen«, meinte Mrs. Gardiner, »aber wir denken, wir werden bis in den Seen-Distrikt kommen.«

      Der bloße Gedanke daran erschien Elisabeth schon unwahrscheinlich schön, und sie nahm die Einladung voller Freude und Dankbarkeit an.

      »Meine liebe, liebste Tante«, rief sie überglücklich aus, »was für eine Überraschung! Lebt wohl, Enttäuschungen und dumme Gedanken! Was bedeuten Männer neben Wäldern und Bergen? Ach, was für eine herrliche Reise das werden wird! Und wenn wir zurückkehren, dann nicht so wie alle anderen, die niemals wissen, wo sie gewesen sind und wie es dort ausgesehen hat. Wir werden uns immer an alles erinnern, was wir gesehen und was wir erlebt haben! Ach, was werden wir alles von unterwegs zu erzählen haben!«

      Achtundzwanzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Am nächsten Tag befand sich Elisabeth in einer strahlenden Verfassung, in der ihr alles herrlich erschien. Janes Aussehen hatte alle ihre Befürchtungen vertrieben, und der Gedanke an die Sommerreise nach dem Norden entzückte sie immer wieder aufs neue.

      Als sie schließlich am Ende ihrer Reise von der Landstraße in den Seitenweg nach Hunsford einbogen, hielten alle gespannt Ausschau nach dem Pfarrhaus, das sie hinter jeder Wegbiegung vermuteten. Auf der einen Seite begleitete sie die Hecke von Rosings Park, und Elisabeth musste lächeln, als sie sich an alle Beschreibungen erinnerte, die sie vom Herrenhaus und seinen Bewohnern erhalten hatte.

      Endlich kam der Pfarrhof in Sicht. Der Garten, der sich zum Weg herabneigte, das Haus, der gepflegte Rasen, die Lorbeerhecke — alles deutete darauf hin, dass sie am Ziel waren. Charlotte und Mr. Collins wurden im Hauseingang sichtbar, und der Wagen hielt vor dem Gartentor, hinter dem ein kurzer Kiesweg zum Hause führte. Es gab eine lebhafte, freudig erregte Begrüßung. Mrs. Collins empfing ihre Freundin überaus herzlich, und Elisabeth war froh, gekommen zu sein, als sie sah, welcher Freundlichkeit und Liebe sie begegnete. Sie entdeckte sogleich, dass die Ehe ihren Vetter nicht im geringsten verändert hatte: seine würdevolle Gemessenheit war dieselbe wie zuvor, und er hielt sie eine ganze Weile an der Pforte zurück, um sich eingehend nach dem Wohlergehen ihrer Familie zu erkundigen. Danach führte er seine Gäste ohne weiteren Aufenthalt ins Haus — er machte sie nur noch schnell auf den wohlangelegten Kiesweg aufmerksam —, und sobald sie alle im Wohnzimmer versammelt waren, hieß er sie noch einmal in aller Form in seiner bescheidenen Behausung willkommen und zählte dann seinerseits alle Erfrischungen auf, zu denen seine Frau schon eingeladen hatte.

      Elisabeth hatte sich schon darauf gefreut, ihn in all seiner Pracht und Herrlichkeit zu sehen. Sie war überzeugt, dass seine sämtlichen Beschreibungen der wohlausgewogenen Proportionen des Hauses, seiner Einrichtung und seiner Umgebung ausschließlich an ihre Adresse gerichtet seien, wie wenn er ihr zu verstehen geben wollte, was sie sich verscherzt hatte, als sie seinen Antrag ausschlug. Aber obwohl sie alles sehr nett und gemütlich fand, konnte sie ihm doch nicht den Gefallen tun, irgendwelche Reue zur Schau zu tragen; im Gegenteil, sie war voller Bewunderung für ihre Freundin, dass sie mit diesem Mann an ihrer Seite so vergnügt und zufrieden aussehen konnte. So oft Mr. Collins irgend etwas gesagt hatte, was in seiner Frau ein Gefühl der Verlegenheit hervorrufen konnte — und solche Gelegenheiten waren nicht eben selten —, wandte Elisabeth unwillkürlich ihren Blick zu Charlotte. Ein-, zweimal glaubte sie ein leichtes Erröten bemerken zu können, aber im allgemeinen schien ihre Freundin klugerweise nichts zu hören.

      Nachdem sie lange genug im Wohnzimmer verweilt hatten, um jedes Möbelstück, vom Anrichtetisch bis zum Kaminvorsatz, eingehend bewundert zu haben, und nachdem sie einen genauen Bericht über ihre Reise und ihren kurzen Aufenthalt in London gegeben hatten, lud Mr. Collins sie zu einem Gang in seinen schönen großen Garten ein, der so sorgfältig angelegt war und dessen Bepflanzung und Pflege unter Mr. Collins’ persönlicher Obhut standen. Seine Gartenarbeit sei seine

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