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"Und ihr wollt das Land besitzen?" (Ez 33,25). Alban Rüttenauer
Читать онлайн.Название "Und ihr wollt das Land besitzen?" (Ez 33,25)
Год выпуска 0
isbn 9783429060084
Автор произведения Alban Rüttenauer
Жанр Документальная литература
Серия Forschung zur Bibel
Издательство Bookwire
Jüdischen Auslegern des Mittelalters war das Nichtsehen in Ez 12,6 Ausdruck von Scham.101 Greenberg erwägt auch die Möglichkeit, daß damit ein Nicht-Wieder-Sehen-Können des Landes, also die Endgültigkeit des Exils für den König ausgedrückt wurde.102 Welcher von diesen Interpretationsmöglichkeiten man auch immer den Vorzug geben möchte, unabhängig davon ist der Rückbezug zu Kap. 8, der in Kap. 12 das Nicht-sehen als eine Umkehrung der Verhältnisse erscheinen läßt. Diejenigen, die Gott ein NichtSehen wegen Abwesenheit im Land vorhalten, werden selber das Land nicht sehen (oder nicht wieder sehen können) und es verlassen müssen, mag für das Sehen nun Scham (jüdische mittelalterliche Ausleger) oder Trauer (Zimmerli) oder etwas anderes die Ursache sein. Auch das zeigt schon, wie wichtig das Sehen für den Propheten ist, daß es überhaupt ein eigener Bestandteil einer symbolischen Handlung ist.
Von einer Vernachlässigung des rechten Sehens ist in 13,3 bei der Kritik der falschen Propheten die Rede. Von ihnen gilt, sie sind Propheten,
b) Sehen als Folge
Im Kapitel 16 sind es die Liebhaber der abtrünnigen Braut Jerusalem, denen Gott die Blöße derselben aufdeckt, so daß es dann in V. 37 heißen kann:
Die Entblößung verführt dazu, in diesem Umgang Gottes mit der Braut Jerusalem den Ausdruck patriarchalischer Überlegenheit und Gewaltausübung zu sehen. Tatsächlich scheinen kaum Beispiele einer solchen Entblößung im Fall von Frauen, die des Ehebruchs bezichtigt wurden, vorzuliegen. Daneben gibt es aber viele Bilddarstellungen von entblößten Kriegsgefangenen. Das hat Smith-Christopher zu der Vermutung veranlaßt, daß an dieser Stelle die Bildebene gewissermaßen verlassen, und durch die Entblößung das teils eingetretene, teils noch ausstehende Schicksal des Exils selbst beschrieben werde.103 Die geschilderte Entblößung steht damit für den äußersten Tiefpunkt innerhalb der allgemeinen Krise des Volkes.104
An den zwei andern Stellen ist Gott zwar nicht direkt Objekt des Sehens, dieses Sehen schließt aber zugleich das Erkennen mit ein, daß Gott gehandelt hat, daß er an dem zu Sehenden unsichtbar mitgewirkt hat. In 21,4 steht zu lesen:
Diese Verwendung von
Dabei werden die beiden Wurzeln jedoch nie so schroff entgegengesetzt wie es bei dem P zugeschriebenen Vers in Ex 6,3 der Fall ist, der Gott zu Mose sagen läßt, er wäre zwar den Vätern erschienen (
c) Sehen als Voraussetzung.
Bei den hier aufgeführten Beispielen kommt Ezechiels eigentümliche Auffassung vom Sehen am deutlichsten zum Tragen. Das Sehen erscheint hier als ein Wahrnehmen von Zusammenhängen, die nicht unmittelbar auf der Oberfläche liegen, und deshalb ein tieferes Eindringen und Hineinschauen in die wahrgenommenen Dinge erfordern. Entscheidendes Kriterium für