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V. 8, der die Notwendigkeit eines vorausgehenden Mauerbruchs beschreibt.

      12c: Umstritten ist auch image - „in den Kammern seines Gespinstes.“ Die alten Versionen, wie LXX, Peshitta, Vetus Latina, Vulgata, Targumim, übersetzen alle „Kammer“ im Singular, weshalb auch Zimmerli entsprechend korrigieren möchte. Erst eine spätere Veränderung habe damit den Blick vom Tempeltreiben abgelenkt und auf die Privatgemächer der beschriebenen Personen hingelenkt.77 Man kann die Notwendigkeit einer solchen Auslegung aber auch bezweifeln, durch die Zimmerli den Heimlichkeitscharakter des Tempeltreibens für sekundär erklärt.78 Der Plural des MT könnte dem typisierenden Stil Ezechiels verdankt und als lectio difficilior beizubehalten sein. Für die Verbindung von „Jeder“ mit Plural-bildungen gibt es bei Ez mehrere Beispiele. Interessant ist ein Vergleich mit Ez 20,7, wo das „Jeder“ mit einem pluralischen Imperativ verbunden ist. Daß das Personalsuffix bei image - „seine Augen“ dann doch wieder im Singular steht, erinnert der grammatikalischen Form nach an das image - „sein Gespinst“ hier in 8,12. Die „Kammern“ müßten also nicht so verstanden werden, daß bereits jeder einzelne mehrere davon gehabt hätte, sondern daß alle zusammen mehrere haben. Der Übersetzbarkeit in moderne Sprachen wären dabei allerdings Grenzen gesetzt. Was „sein Gespinst“ dagegen betrifft, meint auch Zimmerli, daß es von den Versionen nicht mehr verstanden worden sei, die es mit einem Adjektiv vom Wortfeld „verborgen“ (absconditus) übersetzen. Er rechnet also mit der Möglichkeit, daß hier MT ursprünglicher ist.79

      12e: image - „uns“ fehlt im textus graecus originalis (BHS). Gerade weil das Personalpronomen die Parallelität zu 9,9 stört, ist es als die schwierigere Lesart vorzuziehen. Anders Zimmerli, dem die Straffheit der kürzeren Version mehr zusagt.80

       1. d) Analyse von 8,12

      In einem durch das image (12a) zu Beginn ausdrücklich als Rede Gottes an Ezechiel gekennzeichneten Vers stehend, wird die dazugehörige Redensart zu einer Art Zitat innerhalb eines Zitates, wie alle andern Redensarten auch. Fast das gesamte Buch Ezechiel ist als Gottesrede gestaltet, so daß der doppelte Zitatcharakter kaum wahrgenommen wird. Die Frage, mit der die Rede beginnt: image - „hast du gesehen?“ (12b) wiederholt sich in allen Abschnitten der Komposition in Kap. 8. Nur im ersten Abschnitt in V. 6 tritt sie abweichend durch einen partizipialen Nominalsatz formuliert auf:

      image - „siehst du?“; in allen anderen Fällen, in VV. 12.15 u. 17 steht das Perfekt von image. Die Frage hebt das Außerordentliche an den zu beobachtenden Mißbräuchen hervor und provoziert eine persönliche Stellungnahme auf seiten des Propheten. Zusätzlich findet sich V. 9, also im zweiten Abschnitt, dem der zu behandelnde Ausspruch angehört, die imperativische Aufforderung

      image - „geh’ hin und sieh“.81 Auch dies unterstreicht die hervorgehobene Bedeutung gerade des zweiten Abschnitts (VV. 7-13) innerhalb der Komposition VV. 6-18.

      Die sich anschließende Anrede des Propheten als

      image - „Sohn eines Menschen“ (12bV) kennzeichnet das gesamte Ezechielbuch. Um Verwechslungen mit dem an Dan 7,13 orientierten Menschensohn-Begriff des NT auszuschließen, wird hier immer mit dem verhaltenen Ausdruck „Menschenwesen“ übersetzt, was dem gemeinten Sinn in etwa nahekommt.82 Auch stilistisch dürfte diese Wiedergabe mit ihrem Anonymitätscharakter der Absicht des biblischen Originals nahekommen.83

      Es folgt ein Relativsatz, der als das zu Sehende ein bestimmtes Tun anzeigt, und als Subjekte dieses Tuns, als Täter, eben diejenigen benennt, die auch als Benutzer der Redensart in Erscheinung treten werden:

      image - „die Ältesten des Hauses Israel“ (12c). Diese Ältesten werden bereits aus dem vorhergehenden Vers übernommen, wo sie genauer beschrieben werden:

      image - „siebzig Männer aus den Ältesten des Hauses Israel.“ Dieser Ausdruck ist eine deutliche Anspielung auf die erste Aussonderung von siebzig Ältesten unter Mose in Num 11,16 (Vgl. auch Ex 24,1).

      Dort heißt es:

      image - „da sagte JHWH zu Mose, sammle mir siebzig Männer aus den Ältesten Israels“. Von Rolle und Auftreten der Ältesten im Buch Ezechiel war oben schon summarisch die Rede. Die Beschränkung auf eine bestimmte Zahl mit ihrer symbolischen Bedeutung (70 = 7x10) hebt die zusätzliche Verantwortung, die den betreffenden Personen übertragen wird, hervor. Dient die Anspielung in Ez 8,11 dazu, diese Verantwortung ins Gedächtnis zu rufen, so soll nach Mosis ein Gleiches auch für die mit den „Ältesten“ verbundene Präpositionimage - „aus“ gelten. Diese soll nicht so sehr der bloßen Einordnung in die umfassendere Gruppe dienen, sondern den offiziellen repräsentativen Charakter ihres Auftretens betonen.84 Der Sinn wäre nicht so sehr „siebzig Männer aus den Ältesten des Hauses Israel“, sondern „siebzig Männer in der Eigenschaft von Ältesten des Hauses Israel.“ Nur in Ez 8,11 werden die Ältesten mit dieser Zahlenangabe versehen. Die Präposition wird jedoch auch an den anderen Stellen beibehalten. So lesen wir in 14,1:

      image - „Männer von der Ältestenschaft Israels“ und treffen in 20,1 auf dieselbe Formulierung.

      Die Vergleichsstellen Num 11,16 und Ex 24,9-11 werfen ein merkwürdiges Licht auf die Erwähnung der Ältesten bei Ezechiel. In Ex 24,9 erhalten die zuvor in 24,1 als Begleiter des Mose eingeführten Ältesten die ungewöhnliche Möglichkeit, Gott zu sehen, ohne dafür, wie sonst erwartet, sterben zu müssen. Damit ist bereits hier das Thema „Sehen“ vorgegeben, wie es in der Redensart Ez 8,12 eine so wichtige Rolle spielt. Der Hinweis erfolgt sowohl mit der Wurzel image, als auch mit der Wurzel image. In Ex 24,10 heißt es:

      image - „da sahen sie den Gott Israels“, und in V. 11: image - „und sie schauten den Gott.“

      Es ist allerdings das Sehen der Ältesten, denen als außerordentliche Gunst gestattet wird, Gott selbst zu sehen. Ez 8,12 ist wie die Umkehrung dazu: die Ältesten klagen, daß Gott nicht sieht. Die Stelle Ex 24,9-11 weist auch sonst bei ihrer Theophanieschilderung gewisse Ähnlichkeiten mit der Thronwagenvision in Ez 1,26-28 auf. So wird an beiden Stellen der Saphir-Stein genannt. Die glänzende Klarheit der Erscheinung wird zwar nicht mit denselben, aber doch ähnlich klingenden Worten ausgedrückt. In Ez 1,28 image - „der Glanz“, in Ex Скачать книгу