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Shadow und seine zwölf Untergebenen waren schon lange nicht mehr böse, dafür bürgten auch die 14 Geister. Und ich wusste es seit über fünf Jahren. Seit ich erfahren hatte, wer ich wirklich war. Dank Shadow, den ich versehentlich zu mir gerufen hatte.

      Mithilfe von Gesang konnte ich die Fiorita anlocken, die Geister und Shadow hatten sogar bestimmte Lieder für sich selbst. Die Animalia und die restlichen Dämonen kamen immer, wenn ich beim Singen an sie dachte.

      Mein merkwürdiges Aussehen diente als Erkennungsmerkmal. Dadurch entdeckten mich die Dämonen und Geister sofort, wenn sie das Geschehen auf Fioria beobachteten. Der Nachteil war, dass ich deswegen auffiel, wenn ich mich in der Öffentlichkeit zeigte. Angestarrt zu werden hielt ich aus. Aber ich befände mich in Gefahr, wenn jemand meine wahre Identität erkennen würde, denn viele grausame Menschen wollten die Kräfte der Fiorita für sich ausnutzen. Manche dieser Wesen konnten fliegen, andere Feuer oder Wasser speien. Es gab auch solche, die besonders im Einklang mit der Natur standen oder das Wetter beeinflussten. Shadow beherrschte die Dunkelheit, die Anführerin der Geister Luna das Licht. Und ich käme solchen Verbrechern mit meinen Fähigkeiten nur gelegen, weil sie dank mir an die Fiorita herankommen könnten.

      Darum auch meine Verkleidung. Darum die Kontaktlinsen und ein Cap, um meine Haare zu verbergen. Um meine Verbündeten zu schützen, arbeitete ich als Ranger, obwohl es nicht leicht war, sich als Mann auszugeben, mit verstellter Stimme zu reden und immer auf der Hut zu sein. Doch für die Fiorita und ihren Schutz täte ich alles, egal, wie groß die Gefahr sein mochte. Ich war stolz darauf, mit ihnen verbunden zu sein.

      Schnell kämmte ich mir die Haare und band sie zum Pferdeschwanz. Gründlich wusch ich mir das Gesicht. Danach fühlte ich mich schon besser. Ich zog die zu großen Sportsachen, die nicht mir gehörten, aus und legte sie zur Waschwäsche, bevor ich in meine Jeans und mein T-Shirt schlüpfte. Außerdem setzte ich neue dunkelbraune Kontaktlinsen ein, von denen ich einen ganzen Vorrat im Bad bunkerte.

      Länger konnte ich die anderen nicht warten lassen, darum kehrte ich ins Hauptzimmer zurück, wo bereits vier Personen meines Berichts harrten. Ein Gespräch mit meinen Kollegen war nach den Geschehnissen der letzten Tage überfällig.

      „Mia Sato, du wirst uns sofort Rede und Antwort stehen!“, tobte der schwarzhaarige Jakob und trat zu mir. Er trug die braune Uniform der Ranger und hob seinen Zeigefinger drohend in meine Richtung. „Was war los?“

      Eingeschüchtert sah ich den etwa 30-Jährigen an. „Ganz ruhig ...“

      Wütend starrte er zurück, doch als er vor mir stand, umarmte er mich plötzlich fest. „Wir haben uns Sorgen gemacht!“

      Unwillkürlich lächelte ich. Jakob war ein herzensguter Kerl. Ich drückte ihn sanft. „Es tut mir leid. Aber ich bin nicht absichtlich verschwunden.“

      „Das weiß ich“, murmelte er. „Wir haben es mitbekommen.“

      „Ach ja?“, wunderte ich mich und ließ ihn los.

      Melodia nickte. „Schon vergessen? Wir observieren dein Elternhaus.“

      Ich verzog das Gesicht. „Ach ja ...“ Ich hatte nicht dagegen protestieren können, weil die Beschattung gerechtfertigt war. Es tat mir zwar leid, dass meine Mutter ohne ihr Wissen abgehört wurde, doch die Taten meines Vaters hatten uns Rangern keine Wahl gelassen.

      „Lass dich erst mal begrüßen“, meldete sich Ulrich zu Wort und lächelte mich ermutigend an. „Schön, dass du zurück bist.“

      Ich erwiderte sein Lächeln. Der dunkelblonde, kräftige Mann mit den milden grünen Augen war einer der liebsten Menschen, die ich kannte. Er war der Stationsleiter von Windfeld und grob geschätzt zehn Jahre älter als Jakob.

      „Ich freu mich auch.“

      Er klopfte mir väterlich auf die Schulter. „Lange nicht gesehen. Konntest du in den letzten beiden Wochen nachdenken?“, fragte er.

      Ich nickte. „Meine Entscheidung steht fest. Ich will weiterermitteln, die Schattenbringer aufhalten und meinen Vater hinter Gitter bringen.“

      Ulrich hatte mich für zwei Wochen in den Zwangsurlaub geschickt, damit ich einen klaren Kopf bekam. Ich hatte gerade erst erfahren, dass mein eigener Vater eine der gefährlichsten Verbrecherbanden aller Zeiten gegründet hatte und leitete. Er wollte mit seinen Männern die Herrschaft über Fioria erlangen. Völlig größenwahnsinnig. Er hatte meine ahnungslose Mutter und mich jahrelang belogen, dass er als Schreiner arbeiten würde. Er war nicht der Mensch, den ich zu kennen geglaubt hatte. Er war sogar von zu Hause ausgezogen, um den Rangern zu entkommen, und meldete sich nur noch telefonisch bei seiner Frau unter dem Vorwand, er wäre von der Arbeit versetzt worden.

      „Ich verstehe. Und was ist in den letzten Tagen passiert?“, fragte der Stationsleiter und setzte sich auf meinen Schreibtischstuhl. „Wir waren entsetzt, als Erik Sato deine Mutter angerufen hat, um ihr zu sagen, du würdest einige Tage bei ihm verbringen. Und weil du im Urlaub deinen Peilsender abgeschaltet hast, damit dich keiner der anderen Ranger findet, konnten wir dich nicht aufspüren. Wir haben das Schlimmste angenommen.“

      Ich hockte mich aufs Bett, Haru und Melodia setzten sich sofort zu mir. „Es war auch schlimm“, seufzte ich. „Ich war bei den Schattenbringern gefangen.“

      Jakob blieb stehen, er lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Schreibtisch. „Dann erzähl endlich“, bat der Schwarzhaarige. „Wir müssen gleich zurück in die Zweigstelle. Wir haben Dienst.“

      „Sehe ich, ihr tragt alle eure Uniformen“, entgegnete ich und musterte die beiden Männer mit den braunen Klamotten sowie die Frauen mit der gelben Arbeitskleidung. „Es eilt sowieso, wir haben bestimmt nicht viel Zeit, bis die Spur kalt wird, die ich habe. Wo fange ich am besten an ...“

      So kurz wie möglich berichtete ich von den Geschehnissen der letzten Tage. Warum ich nicht mehr bei meiner Mutter Cassandra in Brislingen gewesen war. Was ich erlebt hatte.

      „Was?“, schrie Ulrich entsetzt. „Dein Vater hat Shadow unter seine Kontrolle gebracht und dich entführt? Du warst in der Schattenwelt, um den Dämon zu befreien und Lloyd hat dir auch noch dabei geholfen?“

      Ich nickte. „Genau. Ich hab mithilfe der Fiorita verhindert, dass mein Vater den Himmel mit einem riesigen Schatten verdunkelt. Wir haben Shadow rechtzeitig aufgehalten, und als er wieder bei klarem Verstand war, hat er den Schatten sofort aufgelöst. Diesmal hat der Plan der Schattenbringer nicht funktioniert.“

      Melodia wirkte verstört. „Darum war es plötzlich so dunkel ...“

      „Ich fasse es echt nicht“, murmelte Haru. „Und das alles im Alleingang ...“

      „Nein, die Falle meines Vaters war zu grausam. Ohne Lloyd und die Fiorita wäre ich aufgeschmissen gewesen“, entgegnete ich.

      „Anscheinend ist dein Freund ein echt guter Kerl“, merkte Melodia lächelnd an.

      Ich erwiderte ihr Lächeln. „Das ist er. Er hat viel Ärger von meinem Vater bekommen, weil er seine eigene Organisation sabotiert hat.“

      Derjenige, in den ich mich vor einiger Zeit Hals über Kopf verliebt hatte, war ausgerechnet der zweite Boss der Schattenbringer. Lloyd und ich führten seit vier Monaten eine Beziehung, trotz der damit verbundenen Schwierigkeiten. Obwohl wir in gegnerischen Organisationen arbeiteten. Und als er gesehen hatte, wie schlecht es mir ging, weil mein Vater mir Shadow entrissen hatte, hatte er alles getan, um mir zu helfen.

      „Aber dein Vater wird weiterhin versuchen, deine Fähigkeiten auszunutzen und die Fiorita zu unterwerfen“, zischte Jakob.

      Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Die Schattenbringer arbeiten an einem neuen Plan, hat Lloyd mir gesagt. Ich bin außer Gefahr. Vorerst.“

      Melodia strich ihren Rock glatt und hakte sich dann bei mir ein, während sie zugleich ihren Kopf auf meine Schulter legte. „Ein Glück!“

      „Und von welcher Spur hast du vorhin geredet?“, fragte Ulrich.

      „Vom

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