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auf die Krebsbehandlung. Wenn wir den Feind durch einen Angriff auf seine Versorgungslinien kontrollieren können, sollte man langfristig zu verhindern versuchen, dass Blutgefäße Verästelungen in Richtung des Tumors ausbilden. Wie bei einer militärischen Strategie lässt sich diese Behandlungsmethode mit präzisen Angriffen in Form von Chemotherapie oder Bestrahlung kombinieren. Eine langfristige Planung erfordert jedoch auch eine Therapie für sogenannte »schlummernde« Tumoren zum Schutz vor dem Auftreten des ersten Tumors, vor Rückfällen nach früheren Behandlungen und vor einem potenziellen Ausbruch von Metastasen nach einer Operation.

      Natürliche Abwehrmaßnahmen zur Blockierung der Angiogenese

      Mittlerweile hat die Pharmaindustrie Medikamente entwickelt, die dem Angiostatin ähnlich sind (zum Beispiel Avastin). Doch ihre Wirkung ist, wenn man sie allein einsetzt, enttäuschend. Sie können zwar das Wachstum bestimmter Krebsarten verlangsamen und haben bei einigen Tumoren sogar eine spektakuläre Rückbildung bewirkt, doch die Ergebnisse sind nicht so durchschlagend wie bei Mäusen. Außerdem haben Medikamente zur Anti-Angiogenese, obwohl sie besser vertragen werden als die übliche Chemotherapie, problematische Nebenwirkungen, die man so nicht erwartet hatte. Daher sind sie wahrscheinlich nicht die lang ersehnten Wundermittel. Doch das überrascht eigentlich nicht. Krebs ist eine komplexe Krankheit, die selten durch eine einzige Maßnahme geheilt wird. Wie bei der Aids-Kombinationstherapie werden zur Steigerung der Effektivität verschiedene Ansätze kombiniert.

      Es bleibt jedoch die Tatsache, dass die Kontrolle der Angiogenese künftig eine zentrale Rolle in der Krebsbehandlung spielen wird. Als Alternative zum Warten auf ein Wundermittel bieten sich natürliche Methoden an, die eine große Wirkung auf die Angiogenese, aber keine Nebenwirkungen haben. Außerdem lassen sie sich perfekt mit konventionellen Behandlungsmethoden kombinieren. Diese Ansätze sind:

      1. Eine spezielle Ernährung (in jüngster Zeit wurden viele natürliche anti-angiogenetische Nahrungsmittel entdeckt, darunter bestimmte essbare Pilze, Grünteesorten, Kräuter und Gewürze).52–54

      2. Alles, was zur Verminderung der Entzündung beiträgt, dem direkten Auslöser für das Wachstum neuer Blutgefäße (siehe Kapitel 8).55, 56

      Krebs ist ein faszinierendes und bösartiges Phänomen. Er borgt sich seine verstörende Intelligenz von lebenswichtigen Funktionen unseres Körpers, korrumpiert sie und wendet sie schließlich gegen sich selbst. Studien aus jüngster Zeit haben gezeigt, wie diese Korruption funktioniert. Ob es darum geht, eine Entzündung hervorzurufen oder Blutgefäße zu bilden, Krebs imitiert unsere Fähigkeit zur Regeneration, obwohl er das entgegengesetzte Ziel verfolgt. Er ist das Gegenteil von Gesundheit, das Negativ der Vitalität. Aber das bedeutet nicht, dass Krebs unverwundbar ist. Tatsächlich kennt unser Immunsystem sogar Möglichkeiten, ihm auf natürliche Weise beizukommen. Als Vorposten unserer Verteidigungsanlagen bilden unsere Immunzellen (einschließlich der NK-Zellen) eine starke Streitmacht, die Krebs ständig im Keim erstickt. Alle Erkenntnisse stimmen überein: Alles, was unsere kostbaren Immunzellen stärkt, schwächt das Krebswachstum. Wenn wir unsere Immunzellen mobilisieren, Entzündungen bekämpfen (mit der richtigen Ernährung, mit Bewegung und seelischer Ausgeglichenheit) und so auf die Angiogenese einwirken, können wir die Ausbreitung von Krebs verhindern. Parallel zu rein konventionellen, schulmedizinischen Ansätzen können wir die Ressourcen unseres Körpers stärken. Der »Preis«, den wir dafür bezahlen müssen, ist ein bewusstes, ausgeglichenes und damit ein besseres Leben.

Zheng Cui testete an der ersten Generation von Nachkommen keine Krebszellen, weil er fürchtete, dass sie sterben könnten, wenn das Gen mit der Resistenz rezessiv wäre.
Dr. Millers Video, das zeigt, wie weiße Blutkörperchen des menschlichen Immunsystems Krebszellen aufspüren und attackieren, ist im Internet zu sehen: www.anticancerbook.com, dort »Videos«.
Die Fallbeispiele von Mary-Ann und George (die Namen wurden geändert) werden in einem Artikel im New England Journal of Medicine beschrieben, auf den sich diese Darstellung stützt.18
Die Verbindung zwischen einem aktiven Immunsystem und dem Fortschreiten einer Krebserkrankung ist bei Mäusen besser nachzuvollziehen als bei Menschen. Manche Krebsarten sind zweifelsfrei virusbedingt (etwa Leber- oder Gebärmutterhalskrebs) und hängen daher stark vom Zustand des Immunsystems ab, bei anderen ist das jedoch weniger eindeutig. Bei einem geschwächten Immunsystem (etwa bei Aids oder Patienten, die Immunsuppressiva nehmen müssen) entwickeln sich nur bestimmte Krebsarten (vor allem Lymphknotenservankrebs, Leukämie oder Melanome), die meisten anderen aber nicht. Gleichzeitig zeigen viele Studien, dass Menschen, deren Abwehr besonders aktiv gegen Krebszellen vorgeht, vor zahlreichen Krebsformen geschützt sind (beispielsweise Brust-, Eierstock-, Lungen-, Magen- und Darmkrebs), im Gegensatz zu Menschen, deren Immunzellen passiver sind. Wenn Menschen mit aktivem Immunsystem einen Tumor entwickeln, ist die Wahrscheinlichkeit der Metastasenbildung geringer.21–25
Dies geschieht dadurch, dass die Krebszellen selbst anfangs Cox-2 (Cyclooxygenase- 2) produzieren. Das Enzym ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Entzündungsprozesses, weshalb verschiedene moderne entzündungshemmende Medikamente, die Cox-2-Hemmer, auch an dieser Stelle eingreifen.
Die Forscher in Glasgow haben eine einfache Formel zur Einschätzung des individuellen Risikos entwickelt. Sie basiert auf zwei Blutproben, die den Grad der Entzündung zeigen: CRP (C-reaktives Protein)<10 mg/l UND Albumin > 35 g/l = minimales Risiko; CRP > 10 mg/l ODER Albumin<35 g/l = mäßiges Risiko; CRP > 10 mg/l UND Albumin<35 g/l = hohes Risiko.

      KAPITEL 5

      DIE SCHLECHTE NACHRICHT ÜBERBRINGEN

      EINE SCHWERE KRANKHEIT KANN furchtbar einsam machen. Wenn eine Affenhorde in Gefahr gerät und die Affen Angst haben, drängen sie sich instinktiv zusammen und beginnen, sich gegenseitig hektisch zu lausen. Dadurch wird die Gefahr zwar nicht gebannt, aber zumindest fühlen die Tiere sich nicht mehr so allein. Unsere westlichen Werte mit ihrem Kult um konkrete Ergebnisse lenken manchmal unseren Blick ab von dem grundlegenden, animalischen Bedürfnis nach Nähe, wenn wir in Gefahr oder unsicher sind. Sanfte, konstante, verlässliche Nähe ist oft das schönste Geschenk, das uns unsere Familienangehörigen und Freunde machen können, aber leider wissen das nur die wenigsten.

      Ich hatte einen sehr guten Freund in Pittsburgh, Arzt wie ich, mit dem ich in unerschöpflichen Diskussionen die Welt neu erfand. Eines Morgens ging ich in sein Büro und teilte ihm mit, dass ich Krebs hatte. Bei meinen Worten wurde er blass, zeigte aber kein Gefühl. Als Arzt wollte er instinktiv Behandlungsvorschläge machen, wollte mir etwas Konkretes bieten, eine Entscheidung, einen Plan. Aber ich war bereits bei den Onkologen gewesen, in dieser Hinsicht konnte er mir nicht weiterhelfen. Weil er mir unbedingt konkrete Vorschläge machen wollte, verkürzte er unser Gespräch ungeschickt. Er hatte mir mehrere praktische Ratschläge erteilt, aber er hatte mich nicht spüren lassen können, dass ihn meine

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