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Die Zölle wurden an der Grenze (d. h. vor allem in den Häfen) erhoben. Für die eingeführten Waren bestand Stapelpflicht; die Fondachi der auswärtigen Kaufleute waren staatlicher Aufsicht unterworfen. Privilegien einzelner Handelspartner wurden rigoros abgeschafft; auch [87]die Genuesen, die eigentlich auf die Dankbarkeit des Kaisers wegen ihrer Hilfe im Jahre 1212 rechneten, genossen keine Sonderstellung mehr. Daneben trat auch der Staat selbst als Großhändler auf, wobei er, durch Zollfreiheit ohnehin begünstigt, auch Spekulationsgewinne nicht verschmähte und rücksichtslos über die Interessen der Privatleute hinwegging. Bestimmte Erzeugnisse (Salz, Stahl, Eisen, Hanf, Pech, Färberei, Seide) unterlagen einem Staatsmonopol. Überhaupt wäre es falsch, von einer bewussten Wirtschaftspolitik zu sprechen: Oberstes Ziel war die Sicherung und Erhöhung der staatlichen Einnahmen.

      Problematisch war die Stellung der Kirche. Konstanze hatte auf die Sonderrechte, die ihre normannischen Vorfahren einst besaßen, weitgehend verzichten müssen; Friedrichs Versuche, de facto wieder den alten Zustand zu erlangen, führten zu Konflikten mit dem Papsttum. Dauernder Streitpunkt war die Besetzung der überaus zahlreichen Bistümer (21 Kirchenprovinzen mit insgesamt 145 Diözesen). Das Konkordat sah Wahl durch die Domkapitel und päpstliche Bestätigung vor, die allerdings ein kaiserfreundlicher Kandidat in der Regel nicht erlangte. Blieb ein Bischofsstuhl deshalb länger als sechs Monate unbesetzt, nahm die Kurie das vom vierten Laterankonzil kodifizierte Devolutionsrecht in Anspruch und ernannte einen Bischof, der dann allerdings keine Chance hatte, gegen den Willen des Kaisers sein Amt anzutreten und den weltlichen Besitz der Kirche zu gebrauchen. Diese Streitigkeiten bildeten einen regelmäßigen Beschwerdepunkt der Kurie gegen den Kaiser.

      [88]Der fünfte Kreuzzug

      Unmittelbar nach der (2.) Krönung in Aachen im Juli 1215 hatte Friedrich II. das Kreuz genommen; wohl weniger in der Hochstimmung des Krönungsfestes, wie vermutet wurde, als um nach dem Vorbild seines Vaters und Großvaters den kaiserlichen Anspruch auf die führende Rolle in der Christenheit zu behaupten. Das päpstliche Unternehmen von 1204 war zwar blamabel gescheitert, aber das bevorstehende Laterankonzil sollte sich erneut mit dieser Frage befassen und die weltlichen Mächte wiederum in den Hintergrund drängen.

      Freilich führte die Selbstbindung Friedrichs zum ersten großen Konflikt mit dem Papsttum. Honorius III. drängte auf die Einlösung des Versprechens, musste aber auch zugestehen, dass die Ordnung der Verhältnisse in Sizilien zunächst vordringlich war. 1225 verpflichtete sich der Kaiser vertraglich, bis spätestens August 1227 tatsächlich aufzubrechen, andernfalls der Papst das Recht haben sollte, ihn zu exkommunizieren. Hinter dieser energischeren Haltung stand wohl schon der Kardinalbischof Hugolin von Ostia, der Honorius am 19. März 1227 als Gregor IX. auf dem Papstthron folgte. Gregor hatte keine Skrupel, den Vertrag im strengsten Sinne auszulegen: Friedrich stach zwar fristgemäß von Brindisi aus in See, musste aber nach wenigen Tagen umkehren, weil im Kreuzfahrerheer Seuchen ausbrachen, an denen ein Fürst starb und der Kaiser selbst erkrankte. Formal war damit der Vertrag gebrochen. Der Papst verhängte sofort die Exkommunikation, ohne die (in der Sache berechtigte) Entschuldigung des Kaisers anzunehmen. Auch wenn die zeitgenössischen Auffassungen [89]von Schuld und Vorsatz andere waren als heute, ist doch der Verdacht nicht von der Hand zu weisen, dass Gregor die Gelegenheit nur allzu gern ergriff, um Friedrich politisch zu erpressen: In den anschließenden Verhandlungen stellte er Forderungen, die mit dem Kreuzzug nichts zu tun hatten und die Lossprechung absichtlich immer weiter hinausschoben.

      Schließlich brach Friedrich Ende Juni 1228, ohne das Ende der Verhandlungen abzuwarten, als Gebannter erneut ins Heilige Land auf, wo er im September eintraf. Quasi zur Vorbereitung hatte er 1225 Isabella von Brienne, die Erbin des Königreichs Jerusalem, geheiratet, die allerdings 1228 bei der Geburt Konrads IV. starb; aus dieser Ehe leitete der Kaiser (im Grunde unrechtmäßig) für sich den Titel »König von Jerusalem« ab. Der Kreuzzug war ferner diplomatisch durch Verhandlungen mit Sultan al-Kamil vorbereitet. Deshalb gelang es Friedrich, für die Christen auf dem Verhandlungswege die Rückgabe Jerusalems zu erreichen, wo er am 18. März 1229 in der Grabeskirche die Krone trug. (Es handelte sich um ein bloßes Kronetragen; die frühere These einer Selbstkrönung ist von der Forschung widerlegt.)

      Inzwischen versuchte der Papst, das Königreich Sizilien militärisch zu besetzen und die Bewohner zur Rebellion aufzustacheln. Der Versuch scheiterte aber kläglich, als Friedrich am 10. Juni 1229 wieder in Brindisi eintraf. Schließlich wurde unter Vermittlung der deutschen Fürsten im Juli 1230 eine formale Aussöhnung zwischen Kaiser und Papst erreicht, ohne dass die tieferen Ursachen des Konflikts beseitigt wurden.

      [90]Friedrich II., Gregor IX. und die lombardischen Städte

      Nunmehr rückte für Friedrich die Durchsetzung der kaiserlichen Rechte in Oberitalien in den Vordergrund des Interesses. Dabei verbanden sich das Vorbild seines Großvaters Friedrich Barbarossa und seine eigenen Erfahrungen vor allem mit Mailand zu einem emotionalen Komplex, der rationale Entscheidungen oft unmöglich machte. Der Kampf gegen die »guelfischen« Städte erschöpfte sich in einer Fülle von Einzelaktionen in einer sich ständig wandelnden Situation; ein längerfristiges politisches Konzept, etwa im Sinne einer Umgestaltung Reichsitaliens nach sizilischem Vorbild, dürfte Friedrich nicht gehabt haben. Die beiden spektakulärsten Ereignisse fanden in den Jahren 1237 und 1248 statt: 1237 besiegte der Kaiser die Mailänder in der Schlacht von Cortenuova; er konnte diesen Sieg jedoch nicht ausnutzen, da er in irrationalem Rachebedürfnis, aber auch in Überschätzung der Stärke seiner Position auf einer bedingungslosen Unterwerfung der Stadt bestand und deren Verhandlungsangebote zurückwies. Ein Triumphzug in Cremona in antik-heidnischer Manier und die Übersendung des Mailänder carroccio an die Kommune von Rom provozierten zugleich den Papst. Am 18. Februar 1248 erlitt Friedrich dagegen eine aufsehenerregende Niederlage vor Parma, das er seit Wochen belagerte, weil es unter päpstlichem Einfluss von ihm abgefallen war. Dazu hatte er sogar ein »Vittoria« benanntes befestigtes Lager errichtet. Während eines Jagdausfluges des Kaisers unternahmen die Belagerten einen Ausfall, zerstörten das Lager und zwangen Friedrich zu einer beschämenden Flucht unter [91]Zurücklassung des mitgeführten Staatsschatzes (wozu auch das Original seines Falkenbuches gehörte).

      Als natürlicher Verbündeter der lombardischen Städte erwies sich das Papsttum, das bei einem Erfolg des Kaisers in Oberitalien die vollständige Einschnürung des Kirchenstaates befürchten musste. Dieses politische Interesse trat jetzt bei Gregor IX. und seinen Nachfolgern völlig in den Vordergrund, obwohl die norditalienischen Städte Zentren der häretischen Bewegungen waren, deren Bekämpfung in Zusammenarbeit mit dem Kaiser das Papsttum als seine Aufgabe hätte ansehen müssen. Um die lombardischen Städte zu unterstützen (obwohl offiziell andere Gründe genannt wurden), verhängte Gregor IX. 1239 erneut die Exkommunikation über den Kaiser. Zugleich begann ein Propagandakrieg, den beide Seiten mit schwersten apokalyptischen Verleumdungen führten. Friedrich belagerte daraufhin Rom, und eine Revolte seiner Anhänger in der Stadt gegen die päpstliche Herrschaft schien unmittelbar bevorzustehen. Jedoch gelang es Gregor, am Fest Petri Stuhlfeier 1240 in einem dramatischen Auftritt einen Stimmungsumschwung gegen den Kaiser herbeizuführen. Der Papst berief nun für 1241 ein Konzil nach Rom ein, um den Kaiser abzusetzen, doch dieser ließ die anreisenden Prälaten gefangen nehmen (Seeschlacht bei Montecristo). Diese Maßnahme gilt als schwerer Fehler Friedrichs: Er hatte zwar das Konzil verhindert, sich zugleich aber als Feind der Kirche insgesamt erwiesen und nicht nur, wie er bisher behauptet hatte, der unwürdigen Person Gregors IX. Während einer erneuten Belagerung Roms starb Gregor am 22. August 1241.

      [92]Der »Endkampf« zwischen Papst und Kaiser

      Der Tod Gregors IX. verhinderte eine Lösung des Konflikts. Friedrich II. musste daran gelegen sein, die Neuwahl in seinem Sinne zu beeinflussen, um eine Chance auf Lossprechung von der Exkommunikation zu erlangen. Zunächst ging aber der Senator von Rom, Matteo Orsini, mit äußerster Brutalität gegen die Kardinäle in Rom vor: Er ließ sie unter menschenunwürdigen Bedingungen einschließen und bewachen, was Ende September 1241 zum Tode eines Wählers führte. Trotzdem dauerte dieses »erste Konklave« der Papstgeschichte noch bis Ende Oktober, und der gewählte Papst, Cölestin IV., war eine Verlegenheitslösung, die nur den Zweck hatte, die Kardinäle aus der Gewalt

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