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der Stirn gegen die Mauer, nicht wissend, wo oben oder unten war. Der stechende Schmerz ließ ihn die Kontrolle über seine Atmung verlieren, und er schluckte brackige Flüssigkeit. Der widerliche Geschmack ließ ihn würgen, entriss ihn aber auch der drohenden Ohnmacht.

      Erneut spürte er, wie etwas ihn packte. Er versuchte, sich zu wehren, doch der Stoß und der Luftmangel ließen ihn nur unkontrolliert strampeln. Verdammt, er konnte nicht einfach schießen – er würde vielleicht Shilla treffen!

      »Shilla!«, rief er in Gedanken. »Wo bist du?«

      Keine Antwort. War sie etwa … bewusstlos? Dass sie ertrunken oder von dem … Monstrum verschlungen worden war, wollte er nicht glauben.

      Etwas umklammerte nun seinen rechten Arm. Mit aller Kraft kämpfte er dagegen an, kam jedoch nicht frei. Sein Stiefel trat gegen etwas Weiches, der Griff lockerte sich für einen Moment, festigte sich aber sogleich wieder. Jasons Lungen drohten zu platzen. Dann durchbrach sein Kopf mit einem Mal die Wasseroberfläche. Gierig schnappte er nach Luft und spuckte, als einige Tropfen von seinem Gesicht in den offenen Mund rannen. Nun hatte er auch wieder Boden unter den Füßen. Er rieb sich mit der freien Hand über die Augen und blinzelte.

      Die Lampe hatte er verloren, aber eine Leuchte lag auf dem Sims und spendete einen matten Schein.

      »Alles in Ordnung?«

      Er drehte sich um und blickte in ein bronzefarbenes Gesicht, dessen Züge er nicht erkennen konnte, da es sich im Schatten befand. Etwa ein heimlicher Bewohner des Kanalsystems? Jemand, der auch der Sicherheit entkommen war? Die Stimme kam ihm seltsam bekannt vor.

      »Kann ich loslassen?«

      Jetzt erst nahm Jason wahr, dass der Unbekannte immer noch seine Rechte umklammerte, um zu verhindern, dass der Strahler auf ihn gerichtet wurde und sich ein unglücklicher Schuss löste. »Äh … ja. Wer …?«

      »Taisho. Wo ist die Frau?«

      Jason hatte kaum hingehört. Es genügte ihm zu wissen, dass keine unmittelbare Gefahr von seinem Retter ausging. Im Moment kreisten seine Gedanken nur um eines:

      »Shilla!«, stöhnte er verzweifelt und starrte auf die wirbelnde Flut – immer noch keine Antwort.

      Eine Hand drückte leicht seine Schulter. »Ich fürchte, wir können ihr nicht mehr …«

      Plötzlich explodierte das Wasser vor ihnen. Eine Woge grässlicher Flüssigkeit ergoss sich über die Männer, vermischt mit schwarzem Blut, schleimigen Gewebefetzen, weicher Gehirnmasse und stinkenden Eingeweiden. Dann kämpfte sich eine keuchende und hustende Vizianerin auf den Sims, wo sie erschöpft liegen blieb.

      Sofort war Jason an ihrer Seite. »Shilla … Ich … ich dachte schon … Bist du …« Er merkte, dass er nur stammelte und verstummte. Kurz untersuchte er sie und atmete erleichtert auf, als er keine schlimmeren Verletzungen als einige Abschürfungen und Prellungen entdeckte.

      Taisho hatte seine Lampe aufgehoben und hielt sie in die Höhe, damit Jason besser sehen konnte.

      Grenzenlose Erleichterung durchflutete Jason, als er endlich wieder die Stimme der Vizianerin in seinem Kopf vernahm. »Alles … okay.« Sie schenkte ihm ein verkrampftes Lächeln und legte ihre Hand kurz auf seine.

      Dann fiel ihr Blick auf Taisho, der einen blutverschmierten Tentakelstummel von der Wand gepflückt hatte und interessiert betrachtete. »Chikuso …«, murmelte er.

      Jason entsann sich wieder der unverhofften Gesellschaft. Der Strahler glitt unverzüglich in seiner Hand und deutete auf die Brust ihres Helfers. »Ich denke, du hast uns eine Menge zu erzählen, Junge.«

      Taisho lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und ließ sich auf dem rutschigen Boden nieder.

      Er schien mit dieser Reaktion gerechnet zu haben und sich nicht an der Waffe zu stören, nachdem ihr Besitzer sich wieder in der Gewalt hatte.

      Jason zog eine Braue hoch. Ohne das bunte Gewand hätte er Taisho beinahe nicht erkannt. Nun trug der Zimmerdiener eine schlichte Kombination von bequemem Schnitt. Mit dem schrillen Kleidungsstück hatte er auch sein devotes Gehabe abgelegt und war eine gänzlich andere Person geworden. Interessant! Ob der Kerl ein Spitzel des Nexus war?

      Taisho kratzte sich am Hinterkopf. »Wo soll ich beginnen, alter Mann? Nun, ich hatte den Auftrag, euch zu beobachten.«

      »Von wem?«, erkundigte sich Jason mit bedrohlichem Unterton. Alter Mann? Was sollte das denn? Der freche Bengel mit dem losen Mundwerk konnte angesichts des Strahlers ruhig etwas mehr Respekt zeigen …

      »Von Charkh.« Als er die Verblüffung der beiden bemerkte, grinste Taisho breit. »Ihr habt wohl gedacht, ich gehöre zur Sicherheit, was? Charkh fand, dass ihr beide viel zu höflich und unwissend für eine Edle Bevollmächtigte und einen Herrlichen Lakaien seid. Keiner von ihnen würde je mit dem einfachen Volk fraternisieren oder gar niedrige Tätigkeiten wie Reparaturen ausführen. Überdies ist die Technologie eures Schiffs selbst für Abgesandte des Nexus zu fremdartig. Crii-Logan übermittelte mir die notwendigen Informationen und in meiner Eigenschaft als Kammerdiener nahm ich euch in Augenschein. Ich fürchte nur, nach allem, was in den letzten Stunden passierte, bin ich meinen Job los …«

      »Weiter!«

      »Der Sicherheitsdienst bekam den Tipp von mir, dass sich zwei Spione des Widerstands als Gesandte des Nexus ausgeben. Man überprüfte eure Identität und tatsächlich gibt es niemanden, auf den eure Beschreibung zutrifft. Daraufhin wurden die Soldaten geschickt, um euch zu inhaftieren.«

      »Was?«, fauchte Jason. »Den verdammten Ärger haben wir dir schleimigem Kanaltaucher zu verdanken?« Er holte zu einem Schwinger aus, aber Shilla fiel ihm in den Arm.

      Ihr Kommunikator schaltete sich ein: »Lass ihn weitersprechen.«

      Alle drei zuckten zusammen, als die quakende Stimme aus dem Würfel dröhnte. Jasons Wut fand ein Ventil in Form eines krachenden Schlages auf das unschuldige Gerät.

      »Jason …« Jetzt klang Shillas tadelnde Stimme wieder angenehm und samtig.

      Unisono atmeten alle auf.

      »Ah … danke«, sagte Taisho und nickte mit einem gewinnenden Lächeln in ihre Richtung.

      Die Vizianerin lächelte sanft zurück.

      Das war ja noch schlimmer als die Sache mit Sentenza, dem Lackaffen … »Ich bringe ihn um!«, schwor Jason stumm und erntete einen verwirrten Blick von Shilla.

      »Es war leider notwendig«, fuhr Taisho fort. »Wir mussten sichergehen, dass Charkhs Vermutung stimmt und ihr nicht etwa eingeschleust werden solltet, um den Widerstand …«

      Jason horchte auf.

      »… zu unterwandern. Wäre ich nicht niedergeschlagen worden«, ein vorwurfsvoller Blick aus tiefbraunen Augen klagte Jason an, »hätte ich das schon früher aufklären können und euch aus dem Hotel hinausgeschmuggelt. Aber das war glücklicherweise nicht notwendig. Ihr habt es auch allein geschafft, den Soldaten zu entkommen. Ich vermute, mit der Hilfe eines Lieferfahrzeugs?«

      Jason starrte ihn an. »Helles Köpfchen. Aber wie hast du uns hier gefunden?«

      Das Grinsen wurde noch etwas breiter, während sich Taisho vorbeugte und nach Jasons Ärmel griff.

      »He!« Jason wich zurück. »Lass das! Ich kann Tunten …«

      Aber Taisho zupfte nur an dem Stoff und hielt ein stecknadelkopfgroßes Objekt zwischen Daumen und Zeigefinger direkt vor Jasons Gesicht. »Damit.«

      »Ein Peilsender«, erkannte der Händler wütend auf sich selbst, dass er zwar die Räume auf Abhöranlagen überprüft hatte, nicht jedoch seine und Shillas Kleidung. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass der dümmlich wirkende Kammerdiener bei seinem plumpen Annäherungsversuch lediglich das winzige Gerät hatte an der Jacke befestigen wollen.

      Jason fixierte sein Gegenüber aus schmalen Augen und prägte sich jedes Detail ein. Der Kerl war gerissen und er durfte ihn kein zweites

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