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BegriffBegriffe (›KunstKunst‹, ›Film‹, ›Literatur‹, ›NaturNatur‹, ›Design‹ usw.) klärt. Ästhetik

      Reinold Schmücker

      [47]Roland Bluhm / Reinold Schmücker (Hrsg.): Kunst und Kunstbegriff. Der Streit um die Grundlagen der Ästhetik. Paderborn 2002. 42017.

      Berys Gaut / Dominic McIver Lopes (Hrsg.): The Routledge Companion to Aesthetics. London / New York 2001. 32013.

      Franz Koppe: Grundbegriffe der Ästhetik. Frankfurt a. M. 1983. Erw. Neuausg. 2004.

      Maria Elisabeth Reicher: Einführung in die philosophische Ästhetik. Darmstadt 2005. 32015.

      Reinold Schmücker: Was ist Kunst? Eine Grundlegung. München 1998. Erw. Neuausg. Frankfurt a. M. 2014.

      Aufklärung

      Der Begriff ›A.‹Aufklärung bedeutet primär ein Programm: Der →MenschMensch (IndividuumIndividuum und Gattung) soll sich mittels des richtigen Gebrauchs des Vernunftvermögens selbst befreien und intellektuell, besonders aber moralMoralisch vervollkommnen (→VernunftVernunft, FreiheitFreiheit). Als Voraussetzungen für die Realisierung werden die allgemeine MenschenvernunftVernunft als NaturNaturanlage und die Gewährung von Grundfreiheiten (wie Denk-, Rede- und Publikationsfreiheit) als äußere Bedingung betrachtet. Abgeleitet können eine Bewegung, die versucht, dieses Programm zu realisieren, und eine Epoche, die durch dieses Programm geprägt ist, ›A.‹ genannt werden. Wie andere Ausdrücke, die auf ›-ung‹ enden, dient A. sowohl zur Bezeichnung von Prozessen als auch von deren Resultaten. Aufklärung

      In dem Programm der A. kann man Kampf-, Programm- und Basisideen sowie abgeleitete Ideen unterscheiden. Alle [48]diese Ideen sind philosophischen Ursprungs. Den Kampf angesagt hat die A. den Vorurteilen, dem Aberglauben, der Schwärmerei und dem Fanatismus. Seit Francis BaconBacon, Franciss Vorurteilskritik (sog. Idolenlehre) und René DescartesDescartes, René’ ZweifelZweifelsmethode steht die Befreiung von Vorurteilen auf der philosophischen Agenda. John LockeLocke, John und Immanuel KantKant, Immanuel erkannten, dass VorurteilUrteile nicht irrige Einzelurteile, sondern schwer abzulegende irrationale UrteilUrteilsmaximen sind; in der kritiklosen Übernahme von voreingenommenen und abergläubischen Meinungen zeige sich ein Hang zur Heteronomie und zum Mechanismus der VernunftVernunft (Kant), den jeder Einzelne gegen äußere und innere Widerstände überwinden müsse. Um Aberglauben und Schwärmerei zu vermeiden, gelte es, Reichweite und Grenzen der menschlichen VernunftVernunft zu bestimmen (Kritik der reinen Vernunft, 1781, 21787). Aufklärung

      Positiv vertraut die A. auf die Möglichkeit der Vervollkommnung des MenschMenschen (Jean-Jacques RousseauRousseau, Jean-Jacques) und tritt für Selbstbestimmung, Selbstdenken und Mündigkeit ein. A. ist laut KantKant, Immanuel geradezu »die Maxime, jederzeit selbst zu denken«, wobei Selbstdenken bedeutet, »den Probierstein der WahrheitWahrheit in sich selbst (d. i. in seiner eigenen Vernunft) [zu] suchen« (Was heißt: sich im Denken orientieren?, 1786). Da Unmündigkeit »das Unvermögen« ist, »sich seines VerstandVerstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen«, kann A. laut KantKant, Immanuel folgerichtig auch als »Ausgang des MenschMenschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit« charakterisiert werden (Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?, 1784). Zu den Aufgaben von Lehrern gehört es, Hindernisse, die dem Selbstdenken entgegenstehen, aus dem Weg zu räumen; sie dürfen die [49]ihnen Anvertrauten aber nicht wiederum in Abhängigkeiten führen. Aufklärung

      Zu den Basisideen der A. gehören die Idee der Bestimmung des MenschMenschen (u. a. Johann Joachim SpaldingSpalding, Johann Joachim, Moses MendelssohnMendelssohn, Moses, Johann Gottfried HerderHerder, Johann Gottfried) und die Annahme einer allgemeinen MenschenvernunftVernunft, »worin ein jeder seine Stimme hat« (KantKant, Immanuel). Das anthropologischeAnthropologie Verständnis der A. geht von der wesentlichen Gleichheit der menschlichen NaturNatur und ihrer Bestimmung aus: Jeder MenschMensch ist mit den gleichen SeeleSeelenvermögen ausgestattet, v. a. mit einer VernunftVernunft, die er dazu gebrauchen soll, zu verstehen, was man sein muss, um ein MenschMensch zu sein und sich so des Menschseins würdig zu erweisen. Unter den abgeleiteten IdeenIdee sind die Ideen der Unparteilichkeit, der Liberalität bzw. →ToleranzToleranz, des Kosmopolitismus, der ÖffentlichkeitÖffentlichkeit und PublikationsfreiheitFreiheit hervorzuheben. Hauptmedium der A. ist der öffentliche Diskurs. Alles, selbst →ReligionReligion und Gesetzgebung (→RechtRecht), muss sich im Zeitalter der Kritik der freien und öffentlichen Prüfung unterwerfen. Aufklärung

      Im Sinne einer Epoche ist die A. in Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden ab der Mitte des 17. Jh. hervorgetreten, in Deutschland kann man den Beginn der Früh-A., wenn man sie an der Wirksamkeit von Christian ThomasiusThomasius, Christian in Halle festmacht, um 1687 ansetzen. Einflussreiche Selbstbeschreibungen der Epoche sind: siècle philosophique (Jean d’Alembertd’Alembert, Jean u. a.), »Zeitalter der KritikKritik« (KantKant, Immanuel) und Age of Reason (Thomas PainePaine, Thomas). KantKant, Immanuel verstand seine Zeit als »Zeitalter der A.«, aber noch nicht als »aufgeklärtes Zeitalter«. Sofern Teile des A.-Programms vor oder nach dem 18. Jh. realisiert wurden, findet der Begriff [50]auch auf diese Zeiten Anwendung; so spricht man etwa mit Bezug auf SokratesSokrates und die SophistenSophisten von einer ›griech. A.‹. Aufklärung

      Die Bewegung der A. erfasste große Teile Europas und strahlte auf Nord- und Lateinamerika aus. Vielerorts entwickelte sie sich von einer philosophisch-literarischen Strömung zu einer sozialen Reformbewegung oder sogar zur politischen RevolutionRevolution. Die Bewegung wurde beflügelt durch die großen Erfindungen der Neuzeit (Buchdruck, Seekompass, Fernrohr, Mikroskop, Blitzableiter) und den Aufschwung der Wissenschaften, insbesondere die wissenschaftliche RevolutionRevolution des 17. Jh. (→WissenschaftWissenschaft). Neue Formen von ÖffentlichkeitÖffentlichkeit entstanden: Zahlreiche Zeitungen, politische und gelehrte Zeitschriften, Lesegesellschaften, Salons und Clubs, Schulen, Universitäten, Akademien und gelehrte Sozietäten wurden gegründet, Bibliotheken und Museen für breitere Kreise geöffnet. Da die A. sich wesentlich als Erziehungs- und Bildungsprogramm verstand, entwickelte sie eine praxisorientierte Pädagogik. In RechtRecht und Verwaltung, im Schul- und Unterrichtswesen sowie in allen anderen Lebensbereichen wurden bedeutende Reformen durchgesetzt (v. a. Kodifizierung der Grundrechte und der Verfassung; vielerorts Abschaffung des Hexereidelikts, der Folter und der Leibeigenschaft). Die amerik. Unabhängigkeitsbewegung mit der Declaration of Independence 1776, der Bill of Rights of Virginia 1776 und der amerik. Verfassung 1787, durch die sich die erste moderne Demokratie konstituierte, sowie die Franz. RevolutionRevolution mit ihrer Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen (Erklärung der Menschen- und BürgerrechtRechte) 1789 waren konkrete politische Folgen der europ. A. Aufklärung

      [51]Die A. hat als Programm, Bewegung und Epoche unterschiedliche Bewertungen und Reaktionen erfahren. Legitim ist die Forderung, die A. solle sich selbst aufklären, was ganz im Sinne des A.-Programms ist. A. stieß jedoch auch auf Ablehnung. Sturm und Drang und Romantik brandmarkten sie als einseitige Vergötzung von VerstandVerstand und Nützlichkeit und setzten ihr GefühlEmotionen, Glauben und Genie entgegen (u. a. Johann Georg HamannHamann, Johann Georg, Friedrich Heinrich JacobiJacobi, Friedrich Heinrich). Konservative wie Edmund BurkeBurke, Edmund verabscheuten die Franz. RevolutionRevolution und verteidigten die Orientierung an Tradition und Autoritäten, ja selbst an Vorurteilen. Max HorkheimerHorkheimer, Max und Theodor W. AdornoAdorno, Theodor W. (Dialektik der Aufklärung, 1947; →Kritische Theorie) machten die A. pauschal für eine Verabsolutierung der »instrumentellen VernunftVernunft« zum ZweckZwecke totaler NaturNatur- und MenschMenschenbeherrschung verantwortlich; als solche müsse sie in Mythos und Barbarei »umschlagen«.Aufklärung

      Es bleibt im Einzelfall zu prüfen, welche Bedenken und Vorwürfe die A. tatsächlich treffen. Unbestreitbar ist, dass die Epoche der A. hinter ihren eigenen Forderungen zurückblieb. Die Frage, in welchen Punkten das Programm der A. wünschenswert und realisierbar ist, stellt sich dagegen auch heute mit unverminderter Dringlichkeit. Aufklärung

      Oliver R. Scholz

      Ernst Cassirer: Die Philosophie der Aufklärung. Tübingen 1932. Neudr. 2007.

      Raffaele

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