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Rekonstruktion, Fokussierungen bezogen auf die Kompetenzorientierung u. a.) und entwickelten in Zusammenarbeit mit den beteiligten Lehrpersonen Unterrichtseinheiten und Lerngelegenheiten zum fachbezogenen «Practice as Usual-Unterricht» im Sinn von Designexperimenten. Auf dieser Grundlage planten die Lehrpersonen Unterrichtssequenzen und setzten diese in ihren Klassen um. Die Fachdidaktikerinnen und -didaktiker dokumentierten den realisierten Unterricht und erhoben dabei, wie die Lehrpersonen und die Lernenden im Unterricht handeln (Lehr-/Lernprozesse), welche Medien sie auswählen, wie sie diese einsetzen und wie sie Lernergebnisse sichtbar machen. Die Projektverantwortlichen führten zudem mit Lehrpersonen Interviews zu deren Vorstellungen und Konzepten des jeweiligen Fachs, zu Inszenierungsmustern und Handlungsweisen des Unterrichts sowie zu nachträglichen Einschätzungen zum durchgeführten Unterricht. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse und der Erhebungsdaten beschrieben und analysierten die Fachdidaktikerinnen und -didaktiker explorativ und exemplarisch, mit welchem Verständnis und mit welchem Bezug zu den Lehrplänen kompetenzorientierter Unterricht aktuell umgesetzt wird und wie dies von Lehrpersonen und Lernenden wahrgenommen wird.

      Mit der Erfassung des Unterrichts mittels Videoaufnahmen und anhand von Dokumentensammlungen liegen aus den verschiedenen Teilprojekten Grundlagen und Materialien für die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen vor, insbesondere für die fachdidaktische Fallarbeit zur Förderung der Unterrichtswahrnehmungs-, Analyse- und Diagnosekompetenzen sowie der Planungs- und Handlungskompetenzen beim Initiieren, Unterstützen, Begleiten und Begutachten von Lernprozessen von Lehrpersonen. Daraus können Folgerungen und Empfehlungen für die Weiterentwicklung des kompetenzorientierten Fachunterrichts herausgearbeitet und mit theoretischen Grundlagen in den Fachdidaktiken abgeglichen werden. Die Grundlagen aus den Teilprojekten und die exemplarischen Beispiele für die videobasierte Fallarbeit stehen im aufgebauten elektronischen Portal (E-Portal KfUE; www.phbern.ch/e-portal-kfue) zur Verfügung.

      Das Projekt KfUE verfolgte folgende Ziele:

      — (1) Mit Blick auf die unterrichtliche Umsetzung aktueller Bildungsvorgaben (Lehrpläne aller Stufen) ausgewählte Kompetenzbereiche fachdidaktisch analysieren und rekonstruieren: Gegenstandsbezug, Bezug auf die Lernenden, situierte Kontexte für den Unterricht, Zugänglichkeit und Zugangsweisen bei Lerngelegenheiten im Unterricht, Konzepte der Lehrpersonen, fachspezifischer Bedarf für die Unterrichtsentwicklung u. a.

      — (2) Durch fachdidaktische Analyse und Rekonstruktion Grundlagen für exemplarische Unterrichtsplanungen und -arrangements erarbeiten und dabei die Anschlussfähigkeit an Überzeugungen (Beliefs) und Konzepte sowie Entwicklungspotenziale von Lehrpersonen mitberücksichtigen.

      — (3) Exemplarisch Unterrichtseinheiten und Lernsituationen für einen kompetenzorientierten Fachunterricht in Kooperation zwischen Fachdidaktik und Unterrichtspraxis entwickeln und erproben. Dabei Unterrichtsverläufe, Lernprozesse und -ergebnisse dokumentieren, diese auswerten, aus verschiedenen Perspektiven analysieren, zusammenstellen und kommentieren.

      — (4) Grundlagen, Unterrichtseinheiten und -sequenzen für die fachdidaktische Fallarbeit zur Förderung der Wahrnehmungs-, Analyse- und Diagnosekompetenzen zusammenstellen und aufbereiten. Dies vor allem im Hinblick auf das Planen und Arrangieren von kompetenzorientierten fachbezogenen Lerngelegenheiten und -situationen und das Unterstützen von Lernprozessen in der Lehrpersonenbildung. Damit tragen die Projektverantwortlichen zur fachdidaktischen Professionalisierung der Lehrpersonen, zur Unterrichtsentwicklung in Fachbereichen und zu fachdidaktischen Anforderungen bei, zu denen bisher noch keine entsprechenden Angebote bestehen.

      Die Projektarbeiten fokussieren das Planungs- und Unterrichtshandeln der Lehrpersonen und die Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler im kompetenzorientierten Fachunterricht. Von Bedeutung sind zudem die Unterrichtswahrnehmung und die Reflexionen und Einschätzungen der beteiligten Lehrenden und Lernenden zum realisierten Unterricht. Obwohl die beteiligten Lehrpersonen die Planungen und das Arrangement der Unterrichtseinheiten und -sequenzen nach Gesichtspunkten der Gegenstands- und Kompetenzorientierung entwickelten, teilweise durch massgebliche Initiative oder Steuerung der Fachdidaktikerinnen und -didaktiker, handelt es sich nicht um Interventionsstudien im eigentlichen Sinn. Vielmehr geht es darum, Lerngelegenheiten und -prozesse, Muster von Inszenierungen und Arrangements von Lehrpersonen in ihrem Unterricht zu erschliessen, zu dokumentieren und zu analysieren. Die möglichst praxisnahe Feldforschung zum kompetenzorientierten Fachunterricht, die Lernprozesse und -ergebnisse möglichst authentisch und nahe am Geschehen beschreibt, analysiert und fallartig aufbereitet, steht im Vordergrund der dokumentierten Fallbeispiele.

      Die Projektverantwortlichen legten dabei folgende Leitlinien und Merkmale im Sinn von Design-Prinzipien (Euler, 2014, Prediger et al., 2012) fest:

      — Lerngegenstandsbezug: Jedes Teilprojekt definiert aufgrund einer fachdidaktischen Rekonstruktion und mit Bezug zu den Lehrplänen ausgewählte fachliche und fachdidaktische Konzepte und damit sinnvoll verbundene Handlungsaspekte von Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen sowie mögliche Zugangsweisen im Unterricht.

      — Praxisbezug: Die Teilprojekte erfassen und erörtern Fragen und Aspekte der Kompetenzorientierung möglichst nahe am momentanen Stand des realen, von den Lehrpersonen konzipierten und umgesetzten Unterrichts (ökologische Validität). Die beteiligten Lehrpersonen setzen die entwickelten Unterrichtseinheiten und -sequenzen (Design-Experimente) in ihren Klassen um.

      — Verknüpfung von Theorie, Entwicklung und Praxis: Die erhobenen Materialien des realisierten Unterrichts (Videografien, Dokumente zum und aus dem Unterricht) ermöglichen einen Erkenntnisgewinn zur Planung, zum Arrangement und zu den Vorgehensweisen der Lehrpersonen sowie zu den Tätigkeiten der Lernenden im Unterricht. Grundlagen/Theorie, Entwicklung und Praxis werden aufeinander bezogen und miteinander verknüpft. Kompetenzen und Ressourcen der Fachdidaktikerinnen und -didaktiker einerseits und der Praxislehrpersonen andererseits stehen dabei in einem reziproken Bezug zueinander (Ko-Konstruktion, Iteration und Interaktion von Forschung und Entwicklung, Theorie und Praxis).

      — Die am Projekt beteiligten Fachdidaktikpersonen beziehen die Ergebnisse aus ihren Erhebungen auf bestehende fachdidaktische Grundlagen und nehmen dabei eine schrittweise Verallgemeinerung vor. Sie geben Einblicke in eine Kombination von Material aus dem realisierten Unterricht und theoriegeleiteten Strategien bei der Auswertung und Aufbereitung und generieren aufgrund von Erkenntnissen daraus Beiträge zur (lokalen) Theoriebildung. Bei der Darstellung der Ergebnisse aus den fachbezogenen Teilprojekten und Fallbeispielen wird eine transparente, verständliche Aufbereitung der Dokumentation angestrebt.

      — Die Fallbeispiele ermöglichen verschiedene Perspektiven auf den kompetenzorientierten Fachunterricht. Sie zeigen innovative und nachhaltige Möglichkeiten und Varianten für die Weiterentwicklung von Kompetenzen und Handlungsoptionen (angehender) Lehrpersonen zum fachbezogenen Unterricht auf. «What defines design research is its purpose: sustained innovative development» (Bereiter, 2002, S. 325).

      — Die Kooperation über mehrere Fachbereiche hinweg ermöglicht Synergien sowie den Blick auf fachspezifische und -übergreifende Aspekte eines kompetenzorientierten Unterrichts.

      In den Beiträgen dieses Praxisbands stellen die Projektverantwortlichen verschiedene Grundlagenarbeiten zusammenfassend vor und beschreiben die Entwicklungs- und Forschungsarbeiten und die Ergebnisse zu ihren Teilprojekten aus der Perspektive der angewendeten Fachdidaktiken. Sie betreten dabei auch «Neuland», indem sie Fragen und Aspekte aufnehmen, die bisher noch nicht oder nicht in vergleichbaren Kontexten thematisiert worden sind. Dies verdeutlicht den explorativen und gleichzeitig innovativen Charakter des Gesamtprojekts. Selbstverständlich legen die Projektbeteiligten damit keine abschliessenden Ergebnisse vor. Vielmehr sprechen sie offene Fragen an und regen dazu an, weitere fachdidaktische Entwicklungsforschung anzugehen und ausgewählte Fragen und Aspekte in differenzierter und vertiefter Form aufzugreifen und zu bearbeiten.

      Literatur

      — Bereiter, C. (2002). Design Research for Sustained Innovation. Cognitive Studies, Bulletin of the Japanese Cognitive Science Society 9(3), 321-327.

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