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eine Zeile, schritten weiter. So entstanden unweigerlich Rhythmus durchtränkte Texte. Nun mussten die fast fertigen Lieder nur noch mit Melodien und Harmonien versorgt werden.“ (Debus 2002, S.58)

      Auch andere Wege zum eigenen Lied sind praktikabel. Der Ausgangspunkt kann eine Melodie sein oder ein Klang. KlientInnen können damit beginnen, Gedanken niederzuschreiben, die sie beschäftigen, Sätze, die für sie Bedeutung haben und daraus einen Liedtext produzieren, der irgendwann musikalisch begleitet wird. Ganz gleich, auf welchem Weg ein eigenes Lied entsteht, Hauptsache, es ist ein eigenes – damit ist der Entstehungsprozess ein Vorgang intensiven Erlebens mit Scham und Scheu, Stolz und Freude, eine Entdeckungsreise von außen nach innen und von innen nach außen. Ein Kollege, Ralf Hollnack, der musiktherapeutisch in der Forensik arbeitet, berichtet von einem solchen, auch ihn überraschenden Prozess:

      „Ein 24 Jahre alter Patient kommt zum ersten Mal in die Musiktherapie. Er sitzt mit gebeugtem Rücken, die Hände und Füße sind ständig in Bewegung. Er möchte Rap singen – Freestyle Rap. Ich frage ihn, wie das denn geht. Er erklärt mir, dass er spontan Texte improvisieren will, aber einfach nicht in den Rhythmus hineinkommt. Ich bitte ihn, doch einen Rhythmus zu klatschen, der ihm gefällt. Er beginnt, ich übernehme den Rhythmus, er beginnt zu sprechen. Er wirkt sehr angestrengt, deshalb biete ich ihm an, sich dazu zu bewegen. Er beginnt, auf und ab zu gehen, ich klopfe den Rhythmus weiter auf dem Gitarrenkorpus, improvisiere dann eine Basslinie über diesem Rhythmus. Jetzt sprudeln die Worte aus ihm heraus. Ohne Punkt und Komma in einem durch. Er spricht sehr schnell, ich kann nur Bruchstücke aufschnappen. Es geht um Musik, um Träume, um Drogen, ums Getriebensein, darum, sich wie eine Maschine zu fühlen. Zwischendurch nimmt er immer wieder Bezug zu mir, zu dem Rhythmus, zu der Gitarre. Das Zusammenspiel wird immer dichter. Ich reagiere mit meiner Gitarre auf seine Stimme, er nimmt jede Veränderung meines Spieles sofort auf. Zwanzig Minuten spricht er ohne Pause weiter und tanzt dazu. Ich wandle den harten Beat langsam in einen weicheren Reggae-Rhythmus um, er spricht langsamer, Sehnsucht ist jetzt das Thema und Enttäuschung. (Ich erfahre später, dass er in der Klinik ist, weil er seine Freundin aus Eifersucht bedroht hat). Ich werde leiser, er reagiert sofort, spricht immer leiser und flüstert schließlich über meinem letzten Ton:

      ,Vielleicht wäre es gut, einfach mal ganz ruhig zu sein.’

      Wir sehen uns kurz an, lassen die Stille noch etwas wirken. Sein Rücken beugt sich langsam wieder nach vorne, aber er wirkt nicht mehr so gespannt, wie noch zu Anfang der Stunde. Er sagt, dass er so etwas noch nicht erlebt hat, sich selbst noch nie so deutlich gespürt hat.“

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