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der Transzendenz.Gabe und Aufgabe…der Frage, was Menschen in der Firmung beziehungsweise einem Ritual oder dem Vollzug von persönlicher Religiosität zugesprochen / erfahren wird und welches Aktivierungspotential freigesetzt wird.Glaubensleben…dem persönlichen Leben in einer Glaubensgemeinschaft, beziehungsweise dem Erfahren von Transzendenz.Kommunikation…der persönlichen Beziehung zu Gott beziehungsweise der erfahrenen Transzendenz.Passageritual…der Art und Weise eines Übergangs, der im Ritus oder in einem Ritual erfahren wird.Alter…dem für die Teilnahme an einem Ritual postulierten oder gewünschten Alter.

      In der Arbeit wird die interdisziplinäre Herangehensweise als eine Möglichkeit verstanden, die Kontextualität theologischer Forschung und der Glaubenspraxis der Kirche darzustellen und zu vertiefen. Für pastoraltheologisches Arbeiten soll somit eine Forschungslogik angewandt werden, die es ermöglicht, verschiedene standpunkte in einen Kommunikationsprozess miteinander zu bringen. Hintergrund für dieses Vorgehen ist die pastorale Erfahrung des Verfassers, nach der theologische Argumente im Gespräch mit Jugendlichen häufig ins Leere laufen und ihre kommunikative Valenz nicht mehr entfalten können. Gerade die theonome und die autonome Verfassung des Menschen können hierbei nicht gegeneinander gestellt werden. interdisziplinäre Perspektiven sollen dabei helfen, ein ausgewogenes Zueinander von theologischen Geltungsansprüchen, den Potentialen rituellen Handelns und den religiösen Erfahrungen Jugendlicher zu ermöglichen.

      Durch die Auswahl der Ritualtheorien und der empirischen Wissenschaften werden in der Arbeit Potentiale rituellen Handelns und der reflexivdemoskopische charakter jugendlicher Religiosität untersucht. Dadurch sollen einerseits sowohl den Überzeugungen der Firmanden Raum gegeben werden als auch dem Problem, dass Initiation in eine Gemeinschaft in postindustriellen Gesellschaften ein vielschichtiges Phänomen ist und nicht immer erfolgreich durchgeführt wird. Es ist sogar fraglich, ob der Erfolg oder der Misserfolg einer initiation festgestellt werden kann. Auf der anderen seite zeigen Rituale ein erhebliches Potential an kreativen und integrativen Valenzen. Sie für die Zeit der Firmvorbereitung und für den Ritus der Firmung fruchtbar zu machen, ist ein wesentliches Ziel der Arbeit. Gleichzeitig müssen auch die Äußerungen Jugendlicher, die in einer nicht unerheblichen Spannung zu theologischen Geltungsansprüchen stehen, mit berücksichtigt werden. Gerade bei Firmanden handelt es sich dabei um die Aussagen getaufter Christinnen und Christen, die in ihrer Biographie die Entwicklung vom Kindes- zum Erwachsenenalter durchlaufen und die in ihrer persönlichen Religiosität auf der Suche nach Erfahrungen sind.

      Ein wesentliches Ziel der Arbeit ist es, mittels der Sachthemen einen interdisziplinären Diskurs zwischen Theologie, Ritualwissenschaften und empirischen Wissenschaften zu ermöglichen. Die erkenntnistheoretischen Standpunkte und die Methoden dieser Wissenschaften sind zwar verschieden. Es existieren aber auch eine große Anzahl an Überschneidungen, wie die Frage nach der Bedeutung des Alltags der Menschen oder der persönlichen Religiosität Jugendlicher.

      Damit ergibt sich folgender Aufbau der Arbeit: im ersten Kapitel wird die normative Ausgestaltung der Firmung in den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils und der postkonziliaren synoden in Deutschland dargestellt. Dabei werden die Sachfragen benannt, die für Arbeit zentral werden. Diese sind: Biographie, Gemeinschaft, Gottesbild, Gabe und Aufgabe, Glaubensleben, Kommunikation, Passageritual und Alter. Mit diesen Kriterien soll überprüft werden, was ritualtheoretische und empirische Wissenschaften darauf antworten können und wie mit ihnen das sakrament der Firmung theologisch verantwortet dargestellt werden kann. Bereits die Firmtheologie Thomas von Aquins kann unter dem Ausgangspunkt der Biographie entwickelt werden. Im Fokus steht aber nicht die Geschichte der Firmtheologie, die Manfred Hauke in seiner Habilitationsschrift umfassend dargestellt hat. In diesem Kapitel geht es um die Theologie im 20. und 21. Jahrhundert. Hierbei zeigt sich, dass die Firmtheologie Karl Rahners von dem Ausgangspunkt des Glaubenslebens und Hans Urs von Balthasars Firmtheologie von dem Gesichtspunkt Gabe und Aufgabe her erschlossen werden kann. Ebenso gibt es im 20. und 21. Jahrhundert eine reichhaltige Auseinandersetzung mit der Firmung, die von dem Kriterium Kommunikation aus erschlossen werden kann. Dazu gehören die so genannte kommunikative Theologie aber auch Arbeiten von Patrik Höring und Lothar Lies. Das Kapitel schließt mit einem Ausblick auf die Feier der Konfirmation in den evangelischen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften und der Aufbereitung der Sachfragen für die interdisziplinäre Arbeit im vierten Kapitel.

      Das zweite Kapitel handelt von den Potentialen rituellen Handelns. Die Auswahl ritualtheoretischer Beiträge richtet sich danach, sowohl ältere, umfassende Darstellungen von Ritualen zu untersuchen als auch jüngere Ritualtheorien, die der Ausdifferenzierung des Rituals in postindustriellen Gesellschaften Rechnung tragen, um die Relevanz rituellen Handelns zu erklären. Nach jedem Unterkapitel werden die Ergebnisse anhand der Sachfragen gesammelt und überprüft, welche Sachfragen von den Ritualtheorien beantwortet werden können. Dabei fällt nur ein einziges Kriterium heraus, das nicht von den ritualtheoretischen Beiträgen beantwortet werden kann: die Frage nach dem Firmalter. Das hängt damit zusammen, dass die klassischen Ritualtheorien verschiedene Rituale untersuchen, die in unterschiedlichen Gesellschaften zu diversen Altersstufen gefeiert werden und die neueren Ritualtheorien Rituale in postindustriellen Gesellschaften untersuchen, bei denen es keine fest gelegte Altersstufe gibt. Das Kapitel schließt mit der Frage nach der Effektivität der Rituale und einem kurzen Blick auf die Jugendweihe bevor die Sachfragen für die interdisziplinäre Zusammenschau aufgearbeitet werden.

      Im dritten Kapitel wird von den gewählten empirischen Studien ausgegangen. Sie wurden so gewählt, dass sowohl akademische als auch kirchliche studien herangezogen werden konnten. Neben diesen Einzelstudien werden auch religionssoziologische und religionspsychologische studien untersucht, die die jugendlichen Religiosität auf umfassende Weise zu beschreiben versuchen. Zusammen mit diesen Studien wird zu Beginn ein Ausblick auf die Religiosität in der Kindheit gegeben, um deutlich zu machen, welche Entwicklungsaufgaben Jugendliche in ihrer Religiosität vor sich haben. Auch in diesem Kapitel ist die sachfrage nach dem Alter schwer zu beantworten, weil die einzelnen empirischen studien unterschiedliche Altersgruppen Jugendlicher befragen. Religionspsychologische und kognitionswissenschaftliche studien werden letztlich herangezogen, eine möglichst umfassende Darstellung jugendlicher Religiosität zu gewährleisten. Den Abschluss bildet wieder die Aufbereitung der Sachthemen.

      Im vierten Kapitel werden die einzelnen Sachfragen der Reihe nach behandelt. Hier sollen die interdisziplinären Perspektiven zum Tragen kommen. Besondere Bedeutung erlangt dabei die Frage nach der theonomen und der autonomen Verfassung des Menschen, die in spätmoderner Zeit in neuen Zusammenhängen steht.

      1 Vgl. zur Geschichte der Firmung: NEUNHEUSER, Burkhard, Taufe und Firmung. In: SCHMAUS, Michael / GEISELMANN Josef R. / GRILLMEIER, Aloys, Handbuch der Dogmengeschichte. Band IV Sakramente. Faszikel 2. Freiburg 1956 und HAUKE, Manfred, Die Firmung. Geschichtliche Entfaltung und theologischer Sinn. Paderborn 1999.

      2 Vgl. PAUL VI, Constitutio Apostolica De Sacramento Confirmationis. Divinae Consortium Naturae. In: ACTA APOSTOLICAE SEDIS 63 (1971), 657-664.

      3 Vgl. CIC, can. 889-896.

      4 Pontificale Romanum ex decreto Sacrosancti Oecumenici Concilii Vaticani II instauratum auctoritate Pauli PP. VI promulgatum. Ordo Confirmationis. Editio typica. Typis Polyglottis Vaticanis 1973 und Rituale Romanum ex decreto Sacrosancti Oecumenici Concilii Vaticani II instauratum auctoritate Pauli PP. VI promulgatum. Ordo Initiationis Christianae Adultorum. Editio typica. Typis Polyglottis Vaticanis 1972.

      5 Vgl. VONDEY, Wolfgang, Heribert Mühlen. His Theology and Praxis. A New Profile of the Church. Lanham MD, 2004, 297 ff.

      6 MÜHLEN, Heribert, Neue Gestalt des Christseins. In: DERS. (Hrsg.), Geistesgaben heute. Mainz 1982, 33-49, hier 39.

      7 MÜHLEN, Die Firmung als sakramentales Zeichen der heilsgeschichtlichen Selbstüberlieferung des Geistes Christi.

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