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und überwindet in seiner Auferstehung und Himmelfahrt den Beziehungsbruch Mensch – Gott und macht die neue Gottesbeziehung des Menschen deutlich und wieder lebendig“ (Pompey 1981, 97).

      Die Beziehung zu Gott ist also nichts Zusätzliches, Akzidentelles im Leben des Menschen. Greshake weist darauf hin, dass „die Beziehung zum Schöpfer, die freilich in Freiheit anerkannt oder verweigert (nicht aber abgeschüttelt) werden kann, den Menschen überhaupt erst zum Menschen“ (Greshake, 34) macht. Die Beziehung des Menschen zu seinem Schöpfergott, der in sich selbst in dreipersönlicher Beziehung lebt und liebt, ist eng verbunden mit der Beziehung zur übrigen Menschheit und Schöpfung. Dieser Gott, der auch seine Geschöpfe, die er nach seinem Bild geschaffen hat, in die Communio des eigenen Lebens einbeziehen will, kann nur gefunden werden, wenn der Mensch diese Communio mit anderen Menschen lebt. So wird die Beziehung zu den anderen Menschen und zur Mitwelt eine verleiblichte Ausdrucksform der Beziehung zu Gott (Greshake, 36).

      Im christlichen Sinnhorizont gesprochen, gründet die Aggression als lebens- und beziehungsfördernde Kraft letztlich im Schöpferwillen Gottes, der den Menschen auf Beziehung hin geschaffen und ihn dementsprechend mit einer aggressiven Lebensenergie ausgestattet hat, die auch zum anderen strebt und Beziehung stiftet.

4.2.Der Mensch als eigenständiges und relationales Wesen

      Wenn wir das Wesen des Menschen innerhalb seiner Welt betrachten, fällt zuerst seine Eigenständigkeit auf. Er ist ein freies, mit Geist begabtes Einzelwesen, das Selbstständigkeit und Selbstbestimmung besitzt, er ist Person.

      Gleichzeitig ist der Mensch relational, d. h., er ist in seiner Welt auf vielfältige Weise eingebunden und steht mit anderen Menschen von der Zeugung bis zum Tod in Beziehung. Auf dem Hintergrund der abendländischen Tradition stellt sich die Frage, ob diese wechselseitigen Beziehungen für den freien Menschen konstitutiv oder nur sekundär sind. Oder sind sie gar bedrohlich, weil sie den Selbststand und die Unabhängigkeit des Einzelnen einschränken?

      Das christliche Abendland hat den Menschen lange Zeit als Einzelwesen beschrieben, als Ebenbild Gottes, als in sich ruhende Persönlichkeit oder als autonomes Ich. Dass der Mensch Partner und Partnerin von anderen Menschen ist und in Gemeinschaft lebt, wurde als zweitrangiger Sachverhalt angesehen.

      Auch in der Neuzeit wird der uneingeschränkte Selbststand des Menschen in den Vordergrund gestellt. Beziehungen und Bindungen schränken die Freiheit des Einzelnen ein. Selbstbestimmung wird so zu einem Kampf gegen alle Fremdbestimmungen und Abhängigkeiten, Bindungen und Beziehungen. Diese seit Descartes zu beobachtende Tendenz neuzeitlichen Denkens findet ihren deutlichen Ausdruck in einem Wort von Karl Marx: „Ein Wesen gibt sich erst als selbstständiges, sobald es auf eigenen Füßen steht, und es steht erst auf eigenen Füßen, sobald es sein Dasein sich selber verdankt. Ein Mensch, der von der Gnade eines anderen lebt, betrachtet sich als abhängiges Wesen.“ Gefragt ist also der Selbststand gegen abhängig machende Beziehungen (Greshake, 43), wobei Beziehungen grundsätzlich mit Abhängigkeit in Verbindung gebracht wurden.

      Mit dem Begriff der Selbstverwirklichung haben die Psychologie und Pädagogik der letzten Jahrzehnte diese Idee der Neuzeit aufgegriffen. Als Ideal gilt, „sich von den gesellschaftlichen Konventionen und den mitmenschlichen Erwartungen, der Fremdbestimmtheit freizusagen und damit dem eigenen wahren und eigentlichen Selbst zum Durchbruch zu verhelfen. Das falsche Selbst, die angepasste Fassade, entwickelt man, weil man geliebt und akzeptiert werden möchte und sich scheut, eigene Verantwortung zu übernehmen. Zum eigentlichen Selbst findet man durch den radikalen Anspruch, sich in von der Umwelt unabhängigen Gesetzen zu definieren als einmaliges und authentisches, nur aus sich und in sich zu verstehendes Wesen“ (Willi, 1986,10).

      In den letzten Jahren wird immer deutlicher, dass der Mensch diese Unabhängigkeit gar nicht besitzt und sie eigentlich auch nicht anstrebt, weil er Anerkennung und Liebe braucht. Empirische Beobachtungen bestätigen, dass der Mensch den tiefsten Zugang zu sich selbst in Beziehungen findet: „Der Mensch entwickelt sich in Beziehungen. Wir werden in Beziehungen gezeugt, geboren, gestillt, ernährt, gepflegt, unterrichtet und angelernt. Immer sind es mitmenschliche Beziehungen, welche der Entwicklung Anstoß und Form geben. Aber auch der Erwachsene entfaltet seine Persönlichkeit nicht aus sich heraus, sondern in Beziehungen …“ (Willi, 10 f.). Das In-sich-Stehen und das Auf-andere-hin-Sein bedingen sich also gegenseitig. Der Mensch wird am Du zum Ich.

      In diesem Zusammenhang ist Martin Buber zu erwähnen. In der Begegnung mit der jüdisch-chassidischen Mystik erkennt Buber, dass erst die gegenseitige Wesensbeziehung zwischen zwei Menschen zur vollen Teilhabe des Seins führt. Dieses Verhältnis zum Sein sieht Buber zweifach: als Ich-Es und Ich-Du. In diesen beiden Möglichkeiten des Menschseins, der Urdistanzierung und dem In-Beziehung-Treten wird das Spezifische des Menschseins deutlich : Im Unterschied zum Tier kann der Mensch sich von der Welt abgrenzen, die Welt zum Gegenüber machen. Die „Urdistanz stiftet die menschliche Situation, die Beziehung, das Menschwerden in ihr“ (Buber, 416). Erst wenn ich das selbstständige Anderssein gelten lasse, kann der oder die andere er oder sie selbst sein und mit mir in Beziehung treten.

      E. Grisebach geht noch einen Schritt weiter: Er sieht den Konflikt als konstitutiv für das Verständnis personalen Handelns. Nach ihm „zielt aller Umgang des Menschen mit Wirklichkeit grundsätzlich auf ‚Herrschaft‘, auf Vergegenständlichen, Verfügen und Unterwerfen. Während die Naturwirklichkeit diesem Zugriff stumm ausgesetzt ist, erfährt der Mensch im anderen Menschen das einzig antwortfähige Wesen in der Natur, das sich der Besitzergreifung ausdrücklich widersetzen kann …“ „In dieser grenzsetzenden Dialogizität von ‚Spruch und Widerspruch‘ entsteht für Grisebach das spezifisch humane Kräftefeld, aus dem heraus alle substanzielle Selbstwerdung des Menschen, alle reale Sozialität und eigentliche Moralität erwächst“ (Renöckl, 67 ff.). So haben alle menschlichen Beziehungen auch eine konflikthafte Dimension, wo die unterschiedlichen aggressiven Energien aufeinanderprallen können oder nicht zum Fließen kommen. Wichtig ist, dass die Spannungen wahrgenommen, ausgesprochen und konstruktiv ausgetragen werden.

4.3.Aggression und Beziehung

      In welchem Verhältnis stehen Aggression und Beziehung? Das traditionelle Verständnis sagt, dass Aggressionen Beziehungen eher stören oder gar zerstören. Wenn wir jedoch die ursprüngliche Bedeutung der Aggression als „Herangehen“ und „Zugehen“ auf andere betrachten, dann ist Aggression geradezu beziehungsstiftend. Denn Beziehung entsteht, wenn zwei Menschen aufeinander zugehen, ihre Lebensenergien einer auf den anderen ausrichtet und wenn sie diese in gegenseitigem Geben und Empfangen teilen. Beziehung meint, sich aufeinander „beziehen“.

      In Platons „Symposion“ erzählt Aristophanes von der Erschaffung des Menschen als Kugelwesen. In dieser Geschichte sagt er Wesentliches über das Verhältnis von Aggression und Beziehung im menschlichen Leben aus: Zuerst, so erzählt Aristophanes, „gab es drei Geschlechter von Menschen, nicht wie jetzt nur zwei, männliches und weibliches, sondern es gab noch ein drittes dazu, welches das gemeinschaftliche war von diesen beiden, dessen Name auch noch übrig ist, es selbst aber ist verschwunden. Mannweiblich nämlich war damals das eine, Gestalt und Benennung zusammengesetzt aus jenen beiden, dem männlichen und weiblichen, jetzt aber ist es nur noch ein Name … Ferner war die ganze Gestalt eines jeden Menschen rund, so dass Rücken und Brust im Kreise herumgingen. Und vier Hände hatte jeder und Schenkel ebensoviel wie Hände und zwei Angesichter und vier Ohren, auch zwei Schamteile, und alles übrige, wie es sich hieraus ein jeder weiter ausdenken kann …“ Diese Wesen waren sehr mächtig und gewaltig an Kraft und Stärke, so dass die Götter ängstlich beratschlagten, wie sie diese Giganten entmachten könnten. Zeus machte den Vorschlag, den Kugelmenschen in zwei Hälften zu teilen, denn „so werden sie schwächer sein und doch zugleich uns nützlicher, weil ihrer mehr geworden sind, und aufrecht sollen sie gehen auf zwei Beinen“ (Platon Bd. 2, 189e–190a).

      Seit die ursprüngliche Kugelgestalt des Menschen in zwei Teile getrennt ist, setzen diese beiden Teile alle Energien ein, um wieder zusammenzukommen, ebenso das Männliche und Weibliche ins Mannweibliche. Dieses Streben, „durch Nahesein und Verschmelzung mit dem Geliebten aus zweien einer zu werden …, dieses Verlangen eben und Trachten nach dem Ganzen heißt Liebe“ (Platon Bd.

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