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ab.

      Der Präriehund überschlug sich in das Knallen hinein, schleuderte eine kleine Staubfontäne auf und blieb liegen.

      Ted ritt auf das erlegte Tier zu, stieg ab, zog eine Schnur aus der Hosentasche, band dem Tier die Vorderläufe zusammen und hängte es an sein Sattelhorn. Er saß wieder auf und ritt weiter nach Nordwesten. Wachsam schweifte sein Blick über das Land.

      Ted Catto hielt nach möglichen Gegnern und Spuren gleichzeitig Ausschau. Aber er sah weder Indianer, noch fand er die Spuren ihrer Pferde.

      Bald lenkte er sein Pferd weiter nach Norden, weil im Osten ein Hügel lag, der ihm den Blick auf den dahinterliegenden Landstreifen verdeckte. Zudem standen da oben ein paar hohe Rotdornbüsche. Ted blickte immer wieder zu ihnen hinüber, bis er plötzlich glaubte, die Büsche würden sich bewegen. Da zügelte er das Pferd und repetierte das Gewehr.

      Die Büsche öffneten sich, und ein Reiter kam zum Vorschein. Er hielt vor den Büschen und blickte herunter. Ted konnte gegen die Sonne nur erkennen, dass der Reiter einen Hut auf dem Kopf hatte. Aber da bewegte sich das Tier schon wieder und kam die Hügelflanke herunter. Silberstücke blitzten am Kopfgeschirr des Pferdes in der Sonne. Als der Reiter den Fuß des Hügels erreicht hatte, erkannte Ted, dass der Mann einen Wildlederanzug mit langen Fransen trug.

      „Missouri-Joe“, murmelte Ted.

      Der Reiter näherte sich ohne Eile, und als er anhielt, grinste er von einem Ohr zum anderen. Er hatte ein dunkel getöntes Gesicht, blitzende Augen und langes schwarzes Haar, das unter seinem Hut hervorquoll. Seine Nase stach spitz aus seinem Gesicht. Und als er nicht mehr grinste, standen die Lippen wie ein schmaler Strich unter der Nase. Der Mann war noch keine dreißig Jahre alt und von zäh wirkender, sehniger Gestalt.

      „Hallo“, sagte der Mann. „Bist es es, Catto?“

      „Wieso sollte ich es nicht sein.“ Ted schob das Gewehr in den Sattelschuh.

      Missouri-Joe zuckte die Schultern. „Weil sie in Missouri Valley erzählt haben, man hätte dich erschossen.“

      „So?“

      „Ja. Im Fluss soll dich eine Kugel erwischt haben.“

      „Was die Leute so alles erzählen.“ Ted schüttelte den Kopf.

      „Und deine hübsche Partnerin soll euren Keeper erschossen haben“, fuhr Joe fort. „Ach so, und der Saloon ist abgebrannt. — Wundert es dich gar nicht, das zu hören?“

      Ted schüttelte wieder den Kopf und grinste. „Das weiß ich doch alles, Joe.“

      „So, das weißt du.“

      „Ja.“

      „Und woher?“

      Ted zuckte die Schultern. „Vielleicht war ich dabei. Bei Mapes Tod zum Beispiel.“

      Joe lachte leise. „Du bist raffinierter, als ich dachte. — Was werden sie bezahlen, wenn ich Ihnen sage, dass du gar nicht tot bist?“

      „Nichts. Sie werden dich für einen Lügner halten, weil sie doch gesehen haben, wie ich im Wasser versuchte zu fliegen.“

      „Ja, kann sein. Und was machst du hier?“

      Ted zeigt über die Schulter, wo in der Ferne die Planen der Wagen im Sonnenlicht leuchteten. „Ich begleite einen Treck, der nach Oregon will.“

      Joe blickte über die weite Prärie nach Westen. „Nach Oregon? — Dort sollen sich die Siedler doch längst gegenseitig auf die Füße treten.“

      „Was geht mich das an. — Bist du allein?“

      „Ich hab noch zwei Packpferde dabei. Oben, hinter den Büschen.“

      „Und wo willst du hin?“

      „Wohin schon.“ Joe stieß ein leises, scharfes Lachen aus. „Geschäfte machen.“

      „Mit den Indianern?“

      „So ist es. — Wirklich komisch, Catto. Am Ende hat deine hübsche Partnerin den Männern auch einreden wollen, du würdest noch leben, und die haben es ihr nicht geglaubt.“

      „Durchaus möglich, Joe. — Die Männer hatten eindeutige Beweise dafür, dass sie Mapes erschossen hat.“

      „Und wer hat ihn wirklich erschossen?“

      Ted rieb mit der Faust am Kinn und lachte nun seinerseits. „Dana Morgan, wer denn sonst, Joe!“

      „Na ja, wie du meinst.“ Missouri-Joe blickte wieder nach Westen. „Ich würde euch ein Stück begleiten, wenn niemand was dagegen hat.“

      „Die Aussiedler fahren mit Ochsen“, gab Ted zu bedenken. „Sie sind ziemlich langsam.“

      „Eine Weile halt ich das schon aus. — Ich muss noch meine Packpferde holen.“

      „Ich komme mit.“

      Joe wendete sein Pferd. Ted ritt an seine Seite. Sie strebten beiden dem Hügel zu, von dem Missouri-Joe heruntergekommen war.

      „Übrigens, zwei Meilen im Osten sind fünfzig bis hundert Geier mit einer Anzahl Leichen beschäftigt.“

      „Rothäute wollten uns gestern überfallen. — Hast du noch mehr Indianer gesehen, Joe?“

      „Nein.“

      Sie erreichten den Fuß des Hügels und ritten die sanfte Flanke hinauf.

      „Und was wissen deine Aussiedler von der Geschichte um Dana Morgan und den abgebrannten Saloon?“

      „Die wissen davon gar nichts, Joe, und es wäre mir recht, wenn es dabei bleibt. Die denken, ich hätte mein Paradies aus reinem Übermut verlassen.“

      „In Ordnung, ich sag nichts.“

      Sie ritten über die Hügelkuppe in die Rotdornbüsche hinein. Dahinter standen die beiden Pferde, zwei braune Tiere mit Packsätteln, die beladen waren. Zwei Planen verhüllten, was die Tiere trugen.

      Ted blickte nach Osten. Dort, wo die Leichen und Kadaver lagen, bewegten sich dunkle Punkte über dem Boden.

      Missouri-Joe schlug sein Gewehr an und feuerte, den Lauf ein wenig nach oben gerichtet.

      Bei den Kadavern schwangen ein paar Geier die Flügel, und Ted meinte, das heisere Krächzen der Aasfresser zu hören. Aber in die Luft erhoben sich die Tiere nicht.

      „Verfressenes Volk“, murmelte Joe und schob das Gewehr ins Sattelfutteral. „Die lassen sich nicht stören.“

      Ted blickte in alle Richtungen über das weite Land. Prärie und Hügel verschwammen im Dunst.

      „Wie weit sind wir hier von der Eisenbahn weg?“, fragte Ted.

      „Das weiß ich nicht so genau. Aber ein Stück ist es schon. — Warum interessiert es dich?“

      „Wegen der Indianer. Sie sind dort besonders kriegerisch, wo man der Eisenbahn nahe ist.“

      „Die Eisenbahn macht sie alle verrückt“, knurrte Missouri-Joe. „Diese verdammte Eisenbahn, die wir gar nicht brauchen! — Warum fahren deine Siedler nicht bis Ogalala mit dem Zug?“

      „Dumme Frage“, brummte Ted. „Sie haben nicht das Geld dafür.“

      „Da siehst du es ja, für die armen Teufel ist die Eisenbahn sowieso zu teuer!“ Joe nahm die Zügel seiner beiden Packpferde und ritt durch die Büsche.

      Ted folge dem Mann durch das rasselnde Gestrüpp. Auf der Hügelflanke holte er Joe ein. „Und die Dakotas, mit denen du handelst? Macht es die nicht verrückt?“

      „Doch, die auch. Ich muss eben hoffen, dass sie mich nicht mit der Eisenbahn in Verbindung bringen.“

      Ted blickte auf die Packen, die die beiden braunen Pferde trugen. „Gewehre?“

      „Gewehre, Rum, Gewürze und so weiter!“ Missouri-Joe grinste.

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