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zu hören.

      Die Hunde sprangen auf und schlugen an.

      „Wölfe“, sagte Ted und blickte den Reiter an, der von der nördlichen Seite der Wagenburg gekommen war. „Schnell, reiten Sie zu den Männern! — Sagen Sie, es sind Wölfe, die eine Büffelkuh verfolgen, weiter nichts!“

      Unsicher blickte der Mann auf Stone.

      „Nun reiten Sie schon!“, herrschte Ted den Mann an.

      „Jaja, bin ja schon unterwegs!“ Der Mann zog sein Pferd herum und sprengte den Wagen entgegen. „Nicht schießen, ich bin’s, Hooker!“, schrie er.

      Ted blickte nach Norden. Das Poltern war so nahe gekommen, dass er kaum begriff, wieso er noch nichts sah.

      „Hoffentlich täuschen Sie sich nicht“, knurrte Stone.

      Das Kläffen der Steppenwölfe war schon nicht mehr zu überhören.

      Dann tauchte die gewaltige Büffelkuh auf, kam hinter hohem Gras hervor und jagte über kargen Sandboden, beleuchtet vom silbernen Licht des Mondes. Weit war die Büffelkuh noch nicht gekommen, da schoss auch das Wolfsrudel aus dem Büffelgras und folgte der Kuh.

      „Still!“, schimpfte Stone.

      Die Büffelkuh verschwand im wogenden Gras, tauchte erneut auf und verschwand abermals, dass es schon fast wie ein Spuk wirkte. Das Wolfsrudel schien dem gehetzten und sicher kranken Tier immer näher zu kommen, aber bevor die Steppenwölfe über die Kuh herfallen konnten, verschwand das Tier vollends aus dem Blickwinkel der beiden Männer.

      Knurrend beruhigten sich die Hunde.

      Aus der Ferne kam das Donnern der Hufe und das Kläffen der Wölfe, sank zu einem Flüstern herab und verklang allmählich.

      „Ein kranker Büffel, der mit der Herde nicht mehr Schritt halten konnte“, sagte Ted an Stone gewandt.

      „Seltsam.“

      „Was ist daran seltsam? Die kranken Wölfe werden von ihrem Rudel auch zurückgelassen. — Das soll es übrigens auch bei Weißen geben.“

      „Jetzt halten Sie aber die Luft an!“

      „Ich red doch nicht von Ihnen.“ Ted lächelte Stone an. „Jemand hat mir erzählt, Sie seien in einer Waggonfabrik in Pittsburgh gewesen und als Rädelsführer einer verbotenen Organisation verhaftet worden. — Ist das wahr?“ Stones Gesicht schien kantiger zu werden. In seine Augen trat ein kaltes Strahlen. „Wer hat das gesagt?“

      „Ist doch egal.“

      „Ja, vielleicht. Passt Ihnen daran was nicht, dass sich die Arbeiter zusammenschließen?“

      „Ich hab darüber nie nachgedacht“, sagte Ted. „Ich kenne die Verhältnisse in den Fabriken nicht.“

      „Die sollten Sie aber kennen, wenn Sie darüber reden!“, schimpfte der Mann aufgebracht. „Wir sind ausgebeutet worden. Wir hatten Kessel, die wurden unzulässig unter Druck gesetzt, dass sie zerplatzten, und Dutzende Männer so verbrüht wurden, dass sie starben. — Man hat unsere Kinder arbeiten lassen — zehn, zwölf Stunden am Tag.“

      „Das hätten Sie doch unterbinden können, Stone!“

      „Natürlich. Dann hätten wir mit zusehen müssen, wie die Kinder verhungern. Oder denken Sie, in den Fabriken wird so viel verdient, dass eine Familie davon satt werden kann? — Wir wollten eine Organisation gründen, wollten die Gefahren, die Folgen der Habgier der Fabrikbesitzer abschaffen und gerechten Lohn haben. Aber die Millionäre haben die Polizei in der Hand und bestimmen, wer Sheriff wird und wer nicht. Der Sheriff von Pittsburgh war ein Mann der Millionäre. — Und wir lebten in der Einbildung, wir wären stärker als seine Polizei. — Deshalb wurde ich verhaftet, Catto, nun wissen Sie es!“

      „Entschuldigen Sie, Stone“, murmelte Ted gepresst. „Ich hatte davon keine Ahnung. — Hat man Sie lange festgehalten?“

      „Nein. — Ich fand einen Richter, den sie offenbar noch nicht gekauft hatten. — Die Unruhen hatten auch derart zugenommen, dass sie nicht noch mehr böses Blut machen wollten. Vielleicht hat er auch daran gedacht, dass bei dem ersten Zusammenstoß mit der Polizei mein Sohn ...“ Stone brach ab und schüttelte den Kopf. „Das wird Sie nicht interessieren.“

      Ted hatte den Kopf eingezogen. „Sie haben einen Sohn? Davon wusste ich nichts, Stone,“

      „Ich hatte einen Sohn“, sagte der Mann. „Er ist erschossen worden. Von der militanten Polizei der Kapitalisten. Wir hatten nicht ein einziges Gewehr, aber die haben doch auf uns geschossen. Mein Sohn war zwanzig, als er starb.“

      3

      Manchmal schallte das Heulen der Wölfe klagend durch die Nacht und wurde vom lauen Wind über Ted hinweggetragen. Sie mussten die Büffelkuh doch noch in der Nähe gestellt haben und waren nun dabei, sie zu zerfleischen.

      Ted war schon lange abgestiegen, lief manchmal ein paar Schritte hin und her, blieb stehen, lauschte, blickte nach Osten und lief wieder hin und her. Schließlich setzte er sich in den Sand.

      Ein Knirschen im Sand ließ ihn in die Höhe fahren und das Gewehr fester packen.

      „Ted?“, fragte eine helle Stimme.

      Im Mondlicht hielt Petra Wanner zwischen Ted und den Wagen, bei denen noch immer das große Feuer brannte.

      „Sind Sie verrückt geworden?“, fragte Ted. „Wie können Sie nur die Wagen verlassen?“

      „Ich bring Ihnen was zu essen.“ Das Mädchen trieb das Pferd wieder an, kam näher, beugte sich aus dem Sattel von Stones großem Wallach und hielt Ted ein Stück Fleisch hin. „Vorsicht, es ist heiß!“

      Ted nahm das Fleisch. „Wissen Ihre Eltern, dass Sie weggeritten sind?“

      Das Mädchen lachte und sprang mit einem Satz aus dem Sattel.

      Es strahlte Ted an und hängte sich an seinen Arm. „Hören Sie, ich werde noch in diesem Jahr einundzwanzig, Ted!“

      „Ich wette mit Ihnen, Ihr Vater denkt darüber anders. — Halten Sie mal das Gewehr!“

      Das Mädchen ließ seinen Arm los und nahm das Gewehr. Ted biss in das Fleisch.

      „Es war eigentlich für mich bestimmt.“ Das Mädchen strahlte noch immer. „Können Sie sich vorstellen, dass ich so einen Batzen Fleisch essen könnte?“

      Ted riss ein Stück ab und gab es ihr. Das Mädchen legte das Gewehr auf den Boden und biss in das Fleisch.

      „Es ist besser, Sie reiten zurück, Petra.“

      „Warum?“

      „Weil ich keinen Ärger mit Ihrem Vater will. — Ich wette, der hat was dagegen, dass Sie hier sind. — Es ist auch gefährlich.“

      „Nicht gefährlicher als für Sie auch, Ted. — Wissen Sie, was mein Vater will? — Der braucht einen Schwiegersohn, der ihm hilft, eine Farm aufzubauen.“ Petra Wanner lachte. „Natürlich sind Sie nicht der Mann, der solche Hoffnungen erfüllen wird.“

      „Bestimmt nicht.“ Ted biss wieder in das Fleisch.

      Mit einem lauen Windstoß kam das Heulen der Wölfe aus der Ferne.

      Das Mädchen blickte nach Osten. „Ich hasse dieses Land“, sagte Petra. „Wenn ich mir vorstelle, dass wir irgendwo Hütten bauen müssen und dann so primitiv wie Indianer leben, da könnte ich aufs Pferd springen und fliehen.“

      „Was wissen denn Sie vom Leben der Indianer?“

      „Was man so erzählt und was ich sehe, wenn ein paar Indianer kommen. Die stinken auf Yards gegen den Wind, sind schmutzig und verlaust. Das sieht man doch. — Ich versteh Sie nicht, Ted!“

      „Weil ich die Stadt und den Saloon verlassen habe?“, fragte Ted. Er dachte daran, dass der Saloon abgebrannt war. Aber davon konnte das

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