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du was dagegen, wenn ich ’ne Weile mit euch reite?“

      „Warum sollte ich was dagegen haben, Joe?“

      Missouri-Joe zuckte die Schultern. „Kann doch sein, dass du dann das Gefühl haben musst, nicht mehr der Anführer zu sein.“

      Ted grinste den Mann neben sich an. „Steh ich bei dir wirklich in dem Verdacht, anderen was vorsagen zu wollen? — Im Gegenteil, Joe, es freut mich, wenn du bei uns bleibst. Du kennst dich doch hier wirklich aus. Ich hab den Farmern gegenüber meist nur so getan. — Da fällt mir ein, ich muss noch zwei oder drei Präriehunde schießen. Wo finde ich denn noch ein paar?“

      Joe zügelte sein Pferd und zog das Gewehr aus dem Scabbard. Ted folgte seinem Beispiel.

      Missouri-Joe blickte suchend umher, dann lenkte er seine Pferde nach Osten und bedeutete Ted durch einen Wink mit seinem Remington-Repetierkarabiner auf die andere Seite zu kommen.

      Ted ließ sein Pferd zurückfallen und ritt dann zur anderen Seite hinüber. Hohe Büffelgrasnarben wanderten an ihnen vorbei. Sandflächen schlossen sich an, wurden erneut von Grasnarben und dann von ein paar Büschen abgelöst. Joe hielt bei einem Loch im Boden an, und Ted erkannte, dass es der Bau von Präriehunden war.

      „Wenn einer drin ist, kommt er da drüben heraus“, sagte Missouri-Joe und deutete mit dem Gewehr nach Osten. Dann feuerte er in das Loch hinein.

      Auf der anderen Seite rührte sich nichts.

      „Man müsste Feuer machen.“ Joe stieg ab. „Ich wette nämlich, da sind ein paar drin.“ Er riss Gras von den Büschen, stopfte es in den Bau und brannte es an.

      „Das Feuer hat nicht genug Zug“, sagte Ted. „Na ja, ich seh schon, das wird bei dir auch nichts.“

      Plötzlich schoss ein paar Yards entfernt ein Präriehund aus dem Boden. Staub wehte in der Luft. Das Tier flog, aber da flog Teds Gewehr schon in die Höhe und entlud sich.

      Der Präriehund überschlug sich und blieb liegen.

      „Pass auf, es können noch mehr kommen!“, zischte Joe.

      Ted repetierte das Gewehr und wartete. Sekunden reihten sich zu einer Minute, dann plötzlich kam wieder ein Präriehund aus dem Bau geschossen und jagte über den Sandboden.

      Teds Gewehr entlud sich, der Präriehund überschlug sich und blieb liegen.

      Sie warteten noch ein paar Minuten, aber es kamen keine weiteren Tiere. Joe zog sein langes Kampfmesser hinter dem Gürtel hervor und stach die Tiere ab.

      „Ich wette, das hast du mit dem ersten nicht gemacht“, sagte Joe, indem er Ted überlegen angrinste.

      Ted schob den Hut in die Stirn und kratzte sich im Nacken. „Du bist eben doch klüger als ich“, bekannte er.

      Joe lachte, zog eine Flasche unter seiner speckigen Wildlederjacke hervor, entkorkte sie, wischte mit dem Handballen über den Flaschenhals und trank. „Willst du auch einen Schluck?“

      Ted hielt die Hand auf. „Du stellst vielleicht Fragen.“

      Joe lachte und warf ihm die Flasche zu. „Haben die Aussiedler denn keinen Whisky?“

      Ted trank, schüttelte den Kopf, trank wieder. Der Whisky rann ihm wie pures Feuer durch die Kehle, aber er trank noch einen Schluck, bevor er die Flasche zurückwarf. „Nein. — Für die ist Whisky nur Medizin.“

      „Bei denen bestimmen die Weiber, was gemacht wird, was?“

      „Nicht so direkt.“ Ted wischte sich über den Mund. „Aber die Männer machen in den meisten Fällen, was die Frauen wollen.“

      „Hab ich mir schon gedacht. — Das ist hier draußen bei den Farmern überall so. — Lange werde ich nicht bei dem Treck bleiben. — Willst du noch ’nen Schluck?“

      „Ja.“

      Joe warf Ted die Flasche zu, in der sich nur noch ein Rest befand. Er trank sie aus und hielt sie dann gegen die Sonne. Dann schaute er Joe an und warf die Flasche in die Luft. Joe hob sein Gewehr und feuerte. Die Kugel traf die Flasche und riss sie in tausend Fetzen.

      „Na, dann wollen wir mal“, sagte Ted Catto.

      6

      Die Frauen und Kinder standen bei ihren Wagen. Die Männer hatten sich hinter dem großen Feuer in der Mitte der Wagenburg aufgebaut und blickten den beiden Reitern entgegen, die mit den Packpferden zwischen die Wagen kamen und auf der anderen Seite des Feuers anhielten.

      Ted warf die erlegten Präriehunde auf den Boden, aber die Männer beachteten es nicht.

      „Wer ist das?“, fragte Stone barsch.

      „Er heißt Joe“, sagte Ted. „Die Leute hier an der Grenze nennen in Missouri-Joe. Er kennt alle Varianten der Indianersprache von hier bis zu den Rocky Mountains.“

      „Die Indianer kennen hier nur eine Sprache“, knurrte Mark Wanner und schlug gegen den Revolver hinter seinem Hosenbund. „Und die kennen wir auch!“

      „Manchmal gibt es auch noch eine andere Sprache, in der man sich verständigen kann“, sagt Missouri-Joe, den die feindselige Haltung der Männer nicht zu irritieren schien.

      „Er will nach Fort Laramie“, sagte Ted. Er stieg aus dem Sattel und führte sein Pferd zu Stones Wagen, wo er es anband und absattelte.

      „Ist er ein Halbblut?“, fragte Maria Stone.

      Ted blickte über die Schulter. „Seine Mutter war die Tochter eines weißen Waldläufers und einer Pawnee. Er hat immer unter Weißen gelebt, aber er kann es mit den Indianern auch ganz gut.“

      Joe kam vom Feuer zu dem Wagen herüber. Er zog seine drei Pferde hinter sich her. Ted, der dem Mann entgegenblickte, sah Petra Wanner, das blonde Mädchen mit den blaugrauen Augen, das gebannt auf Joe blickte und einen Moment lang den Eindruck erweckte, auf ihn zulaufen zu wollen.

      Stones Frau wandte sich hastig ab und kletterte in den Wagen, als Missouri-Joe ankam. Joe blickte zu Wanners Wagen hinüber. Das blonde Mädchen strahlte ihn an und bekam von ihrer Mutter den Ellenbogen in die Hüfte.

      „Du hast die Kartoffeln immer noch nicht geschält!“, schimpfte die Frau.

      Petra Wanner kletterte in den Wagen.

      „Wer ist denn die Kleine?“, fragte Joe.

      „Petra Wanner. Die Tochter von dem, der auf seinem Revolver mit den Indianern reden will.“

      „Aha.“ Joe blickte immer noch zu dem Wagen hinüber.

      „Schlag dir die aus dem Kopf“, sagte Ted leise. „Ihr Vater sucht einen Farmer als Schwiegersohn.“

      Missouri-Joe grinste ihn an. „Hat der das zu bestimmen?“

      „Er glaubt es jedenfalls. Und er stammt auf jeden Fall aus einer Familie, wo die Eltern immer für ihre Kinder gedacht haben.“

      Stone kam mit Albert Mertens vom Feuer herüber. Mertens war ein klotziger Mann, dessen Gesicht von einem Vollbart bedeckt wurde. Er war ungefähr fünfundvierzig.

      „Sie müssen schon entschuldigen, Mister“, sagte Stone. „Wir sind gegen Fremde immer misstrauisch. Aber wenn Catto Sie kennt, ist das schon in Ordnung. Wir freuen uns, dass Sie uns ein Stück begleiten wollen. — Ich bin Alois Stone!“

      Joe nickte dem Mann zu und übersah die Bewegung, als Stone ihm die Hand geben wollte.

      „Und das ist Al Mertens“, sagte Stone. „Die Männer stelle ich Ihnen so nach und nach vor.“

      „Haben Sie noch was von den Indianern bemerkt?“, fragte Mertens an Ted gewandt.

      „Nein. Joe hat sie auch nicht gesehen.“

      „Dann können wir ja beruhigt sein.“ Stone blickte auf die beiden bepackten Pferde. „Was wollen Sie denn in Fort Laramie?“

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