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wieder ausgeben konnte. — Gerade das fing an, mich zu langweilen, Petra.“

      „Das versteh ich nicht.“

      „Kann ich mir denken.“ Ted grinste das Mädchen an und biss wieder in das Fleisch. „Ich bin sicher das, was man einen Abenteurer nennt.“

      „Sie gehören zu den Männern, denen Reichtum zufällt, wenn sie ihn nur haben wollen!“

      „Na ja, ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht.“

      Das Mädchen wischte die Hand an die Lewishose ab und griff wieder nach Teds Arm. „Wollen wir verschwinden, wir beide? Wir hauen einfach ab, Ted!“

      Er grinste wieder. „Sie haben noch ein Gemüt wie ein Kind, Petra.“

      „So, hab ich das?“, fragte sie schnippisch.

      „Ja, sag dich doch.“

      Ted knurrte zwischen zwei Bissen! „Reiten Sie jetzt wieder zurück, es ist besser!“

      „Ich will aber nicht.“ Petra Wanner warf den Rest ihres Fleisches weg. „Ich hab versucht, es ihm auszureden. Wir hatten eine schöne Wohnung in der Stadt. Und ich hab im Kontor gearbeitet. Ich hatte einen Freund. Sein Vater war Erfinder. — Der wird bestimmt irgendwann mal steinreich.“

      Ted blickte an dem Mädchen vorbei und sah den Reiter auftauchen, der von den Wagen kam. „Da ist er schon“, sagte er leise.

      Das Mädchen wandte sich um.

      Mark Wanner, der breitschultrige grauhaarige Mann, der mit seinen fünfzig Jahren noch einmal ganz von vorn anfangen wollte, zügelte sein Pferd und starrte Ted feindselig an.

      „Was willst du denn?“, rief das Mädchen. „Ich hab ihm was zu essen gebracht. Ihr denkt doch nicht an ihn, obwohl er hier in der Nacht herumsteht und für eure Sicherheit sorgt.“

      Wanner schien gar nicht zugehört zu haben. Er beachtete seine Tochter nicht. Er starrte Ted an und sagte böse: „Das gefällt mir, Catto, in Missouri Valley 'ne Freundin, mit der sie wie mit der eigenen Frau gelebt haben und hier mit meiner Tochter anbändeln. — Auf die Sorte hab ich gewartet!“

      Der Mann fluchte, trieb das Pferd jäh an und kam auf Ted zu.

      Das Mädchen schrie erschrocken auf, wollte zur Seite springen und stürzte. Ted sah den hochschwingenden Gewehrkolben, sprang nach dem Kopfgeschirr des Pferdes, wurde mitgerissen und spürte, wie der Gewehrkolben noch seine Hüfte streifte. Da kam das Pferd zum Stehen. Wanner fluchte und schwang das Gewehr wieder hoch, aber da hatte Ted schon wieder Boden unter den Füßen und sprang zurück. Der Gewehrkolben ging vorbei.

      Ted sprang vorwärts, packte den Arm des Mannes und riss ihn mit einem einzigen wilden Ruck aus dem Sattel. Der Farmer stürzte auf die Schulter, sprang wieder auf und lief in Teds Kinnhaken.

      Wanner wurde gegen sein Pferd geworfen, fiel auf die Knie, stand wieder auf und rannte gegen Ted an, wie ein Stier gegen eine rote Mauer. Und Catto schmetterte ihm wieder die Faust ins Gesicht, dass er abermals zurückflog, gegen das Pferd prallte und auf die Knie stürzte.

      „Steh auf, wenn du noch mehr haben willst!“, stieß Ted hervor, weil er noch unter dem Eindruck des jähen Angriffs stand und sehr wohl wusste, dass ihm der Mann mit ein bisschen Glück mit dem Gewehrkolben den Schädel hätte zertrümmern können.

      Der Farmer kämpfte sich auf die Beine, keuchte, taumelte zu seinem Gewehr, hob es auf und feuerte in die Luft.

      Das Mädchen hielt sich die Ohren zu und schrie: „Du bist ja verrückt geworden!“

      Wanner ließ das Gewehr fallen, ging zu Petra und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht.

      Petra schrie gellend auf und stürzte zu Boden.

      Ted ging auf den Mann zu. Wanner wollte ihn angreifen, aber Ted sprang zur Seite und schlug ihm die Handkante ins Genick. Wanner fiel in den Sand und lag auf dem Gesicht.

      Ted blickte zur Wagenburg, wo das Feuer erlosch.

      Das Mädchen kniete und wischte sich über das Gesicht.

      „Ich hab doch gesagt, dass es verrückt war!“, stieß Ted keuchend hervor.

      „Für Ihren Vater sind Sie in zehn Jahren noch nicht erwachsen. Der wird über Sie bestimmen, solange er lebt. Zumindest wird er es versuchen.“

      „Ich will nicht auf den Feldern rumkriechen und mit vierzig eine alte Frau sein.“ Petra stand auf, wischte sich wieder über das Gesicht, ging auf den noch liegenden Farmer zu und schrie: „Ich will nicht auf den Feldern rumkriechen und mit vierzig ein altes Weib sein, hörst du!“

      Reiter kamen von der Wagenburg, hielten aber in einiger Entfernung an, als hätten sie Angst.

      „Kommt her, wir sind es nur!“, rief Ted.

      Die Reiter kamen näher. Ted erkannte Stone, den stämmigen Anführer des Trecks und unter den anderen Abraham Feyte, den Barbier, der Methodist war und bei jedem Wetter einen langen schwarzen Tuchmantel trug und einen ebenfalls schwarzen Hut auf dem Kopf hatte, sodass man ihn auch mit einem Quäker verwechseln konnte.

      „Was ist denn?“, fragte Stone, als sie wieder anhielten.

      „Was soll schon sein“, knurrte Ted. „Sie hat mir ein Stück Fleisch gebracht,“

      „Wir haben überhaupt nichts getan!“, rief das Mädchen. „Ich hab ihm was zu essen gebracht und dann unterhielten wir uns ein paar Minuten. Auf einmal kam mein Vater und wollte ihn mit dem Gewehrkolben niederschlagen! — Keiner von euch hat daran gedacht, ihm auch was zu bringen!“

      „Das hätten wir schon noch getan!“, sagte Stone barsch. „Mark, was ist mit dir? — Kannst du nicht aufstehen?“

      Der Farmer zog die Füße an und stand schwerfällig auf. Er wandte sich um, taumelte zu seinem Pferd und wischte sich über das Gesicht. Er hatte den Hut verloren. — Das graue Haar stand wirr von seinem Schädel.

      „Ich bin zwanzig Jahre“, sagte das Mädchen schroff. „Ich werd doch wohl mit einem Mann reden dürfen!“

      Ted stemmte die Hände in die Hüften und blickte die ratlosen Männer an. Die Szene begann ihn zu belustigen.

      „Oder darf ich das vielleicht nicht?“, fragte das Mädchen. „Bin ich vielleicht eine Sklavin, nur weil er mein Vater ist?“

      Die Männer schwiegen noch immer.

      „Heb deinen Hut auf, wir reiten zurück“, sagte Stone schließlich. „Und du kommst mit, Petra. Du hast hier draußen wirklich nichts zu suchen. — Haben Sie Ihr das nicht gesagt, Catto?“

      „Sie sagt, es wäre für sie hier nicht gefährlicher als für mich“, erwiderte Ted. „Was hätte ich denn mit ihr machen sollen? Sie auf ihr Pferd binden und mit Gewalt ins Lager schaffen?“

      Wanner stieß sich von seinem Pferd ab, ging zu seinem Hut und hob ihn auf. Als er herumfuhr, hatte er den Patterson-Colt in der Hand.

      Das Mädchen stieß einen Schrei aus. Ted ließ sich fallen. Feuer fuhr aus dem Revolver. Der Knall zerriss die Stille. Die Pferde schnaubten. Ted rollte über den Boden und sprang wieder auf. Wanner musste sich etwas drehen und schlug die Waffe wieder an, aber da hatte Ted seinen Colt 44 in der Hand und schoss. Dem Farmer wurde die Waffe aus der Hand gerissen und in den Sand geschleudert. Wanner blickte auf seine Hand und dann auf den Revolver, den Ted auf ihn gerichtet hielt.

      Stone sprang vom Pferd, packte Mark Wanner und stieß ihn zurück.

      „Den wirst du fortjagen!“, stieß der Farmer hervor.

      Stone trat zurück. „Warum, Mark? Weil er dir die Kugel nicht in den Schädel gejagt hat?“

      „Er hat sie schon ganz verrückt gemacht! Das ist so einer, der den Mädchen Kinder macht und sie dann sitzenlässt.“

      „Woher weißt du das?“, stieß Stone hervor. „Na komm, red schon, wenn du Beweise

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