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Emotionen, die sich im Gehirn ausbilden. Eine Art von Genen, die sogenannten immediate early genes (IEGs), braucht nur drei Sekunden, bis die Genexpression ihren Höchststand erreicht. IEGs fungieren oft als Regulatorgene; sie steuern die Expression von Hunderten von Genen und Tausenden von Proteinen an anderen Stellen im Körper. Solche pervasiven und schnellen Veränderungen sind eine plausible Erklärung für manche der radikalen Heilungen, von denen in diesem Buch berichtet wird.

      Dr. Joe ist einer der wenigen Wissenschaftsautoren, der die Rolle der Emotionen in Transformationsprozessen weitgehend verstanden hat. Negative Emotionen können Ausdruck einer Sucht nach einem hohen Stresshormonspiegel sein, beispielsweise Kortisol und Adrenalin. Beide Stresshormone und auch Entspannungshormone wie DHEA und Oxytocin haben Schwellenwerte. Wenn wir Gedanken oder Überzeugungen hegen, die unser hormonelles Gleichgewicht aus dieser Komfortzone herausbringen, fühlen wir uns unwohl. Mit dieser Vorstellung betritt das wissenschaftliche Verständnis von Süchten und Gelüsten ein völlig neues Terrain.

      Sie können Ihre äußere Realität verändern, indem Sie Ihren inneren Zustand verändern. Der von Dr. Joe meisterhaft erklärte Prozess beginnt mit willentlichen Absichten, welche ihren Ursprung im Frontallappen des Gehirns haben und durch chemische Botenstoffe, die sogenannten Neuropeptide, übertragen werden, welche wiederum Signale in den ganzen Körper schicken und genetische Schalter ein- bzw. ausschalten. Manche dieser chemischen Substanzen wie beispielsweise Oxytocin, das durch Berührung stimulierte sogenannte »Schmusehormon«, werden mit Gefühlen der Liebe und des Vertrauens assoziiert. Mit ein wenig Übung können wir lernen, unsere Schwellenwerte für Stress- und Heilhormone schnell anzupassen.

      Die Vorstellung, wir könnten uns durch die Übersetzung von Gedanken in Emotionen einfach selbst heilen, klingt zunächst vielleicht überraschend. Nicht einmal Dr. Joe hatte die Ergebnisse erwartet, welche sich bei Workshop-Teilnehmern einstellten, als sie diese Ideen wirklich umsetzten: Spontanremissionen von Tumoren, an den Rollstuhl gebundene Patienten, die wieder laufen konnten, und Migräne, die einfach verschwand. Wie ein spielendes Kind forschte er mit aufrichtiger Freude und aufgeschlossener Experimentierlust weiter und fragte sich, wie schnell eine radikale Heilung auftreten könnte, wenn die Betroffenen den Placebo-Effekt des Körpers mit voller Überzeugung einsetzen würden. Der Titel dieses Buches, »Du bist das Placebo«, spiegelt seine daraus gewonnenen Erkenntnisse wider: Die Kette aus physiologischen Abläufen im Körper wird von unseren eigenen Gedanken, Emotionen und Überzeugungen verursacht.

      Beim Lesen dieses Buches werden Sie sich manchmal nicht ganz wohl in Ihrer Haut fühlen. Aber bitte lesen Sie weiter. Hinter diesem unbehaglichen Gefühl stecken vermutlich einfach die durcheinandergebrachten hormonellen Schwellenwerte und Ihr altes Selbst, welches gegen die Unvermeidlichkeit transformativer Veränderungen protestiert. Wie Dr. Joe uns versichert, sind diese Gefühle des Unwohlseins vielleich einfach die biologische Empfindung des alten Selbst, das in Auflösung begriffen ist.

      Allen, die weder Zeit noch Lust haben, diese komplexen biologischen Prozesse zu verstehen, leistet dieses Buch gute Dienste. Dr. Joe taucht tief in die wissenschaftlichen Hintergründe dieser Veränderungen ein und präsentiert sie auf verständliche, leicht verdauliche Weise. Er macht die intellektuelle Schwerarbeit und präsentiert dann elegante und einfache Erklärungen. Anhand von Analogien und Fallstudien demonstriert er, wie wir diese Entdeckungen im Alltag anwenden können, und veranschaulicht die dramatischen gesundheitlichen Verbesserungen von Menschen, die diese Erkenntnisse ernst genommen haben.

      Die von Dr. Joe in diesem Buch beschriebene Praxis wird in der neuen Wissenschaft als selbst gesteuerte Neuroplastizität (englisch selfdirected neuroplasticity bzw. SDN) bezeichnet. Dahinter steht die Vorstellung, dass wir durch die Qualität der von uns geförderten Erfahrungen die Bildung neuer und den Abbau alter Nervenbahnen steuern. Meiner Meinung nach wird sich SDN für die nächste Generation zu einem der stärksten neurobiologischen Konzepte für die persönliche Transformation entwickeln, und dieses Buch wird an der Spitze dieser Bewegung mitspielen.

      In den Meditationsübungen, die in Teil II dieses Buches erläutert werden, wird Metaphysik konkret manifestiert. Sie können diese Übungen ganz einfach selbst praktizieren und aus erster Hand erfahren, wie es Ihre Möglichkeiten erweitert, Ihr eigenes Placebo zu sein. Das Ziel ist, Überzeugungen und Wahrnehmungen über das Leben auf biologischer Ebene zu verändern, um eine neue Zukunft in die konkrete materielle Existenz zu lieben.

      Machen Sie sich also auf diese verwunschene Reise, auf der Sie Ihren Horizont des Möglichen erweitern und herausgefordert werden, sich eine radikal höhere Heil- und Funktionsebene zu eigen zu machen. Sie haben nichts zu verlieren, wenn Sie sich voller Begeisterung auf diesen Prozess einlassen und Ihre bisherigen einschränkenden Gedanken, Gefühle und biologischen Schwellenwerte wegwerfen und »entsorgen«. Glauben Sie an Ihre Fähigkeit, Ihr höchstes Potenzial zu realisieren, und handeln Sie mit inspirierter Begeisterung, dann werden Sie zu dem Placebo, welches für Sie und unseren Planeten eine glückliche und gesunde Zukunft erschafft.

      Dawson Church, Ph.D.

      Autor von »Die neue Medizin des Bewusstseins – Wie Sie mit Gedanken und Gefühlen Ihre Gene positiv beeinflussen können«

      Prolog

       Der Weckruf

      All das habe ich nie geplant. Meine derzeitige Arbeit als Vortragsredner, Autor und Forscher hat mich irgendwie gefunden. Manchmal brauchen wir einen Weckruf, um aufzuwachen. Mein Weckruf erreichte mich im Jahr 1986. An einem schönen Apriltag im südlichen Kalifornien hatte ich das Privileg, bei einem Triathlon in Palm Springs von einem Geländewagen überfahren zu werden. Dieser Augenblick hat mein Leben verändert und war der erste Schritt auf dieser ganzen Reise. Damals war ich 23 Jahre alt und hatte kurz zuvor eine chiropraktische Praxis in La Jolla, Kalifornien, eröffnet. Für diesen Triathlon hatte ich monatelang hart trainiert.

      Ich hatte das Schwimmen hinter mich gebracht und fuhr Fahrrad, als der Unfall passierte. Ich rollte gerade um eine schwierige Kurve und wusste, dass ich von da an im normalen Verkehr zu fahren hatte. Ein Polizist stand mit dem Rücken zu den entgegenkommenden Autos und winkte mir, ich solle rechts abbiegen und weiterfahren. Ganz auf das Rennen konzentriert, war mein Fokus nur auf ihn gerichtet, während ich mit voller Kraft in die Pedale trat. Als ich in der Kurve zwei Radler überholte, krachte von hinten ein roter Bronco mit Vierradantrieb mit fast 90 km/h in mein Fahrrad. Ich wurde in die Luft geschleudert und landete voll auf dem Hinterteil. Wegen der hohen Geschwindigkeit des Wagens und der langsamen Reaktionen der schon etwas betagten Fahrerin kam das Geländefahrzeug auf mich zu, und schon machte ich erneut Bekanntschaft mit seiner Stoßstange. Ich ergriff sie schnell, um nicht überfahren zu werden und zwischen Metall und Asphalt zu landen. Das Auto zog mich ein Stück auf der Straße mit, bis die Fahrerin schließlich mitbekam, was passiert war. Als sie endlich abrupt bremste, überschlug ich mich und blieb 20 Meter entfernt liegen.

      Noch immer erinnere ich mich an das Geräusch der vorbeisausenden Fahrräder und die erschrockenen Schreie und Beschimpfungen der Radfahrer – sie wussten nicht, ob sie anhalten und mir helfen oder weiterfahren sollten. Ich lag da und konnte nur noch loslassen.

      Wie ich schon bald herausfinden sollte, hatte ich mir sechs Wirbel gebrochen. Ich hatte Kompressionsfrakturen am 8., 9., 10., 11. und 12. Brustwirbel sowie am 1. Lendenwirbel (die Brüche gingen von den Schulterblättern bis zu den Nieren). Die Wirbel des Rückgrats sind wie einzelne Blöcke aufeinandergestapelt. Durch den harten Aufschlag waren sie gebrochen und durch den Aufprall zusammengedrückt worden. Der 8. Brustwirbel, also der oberste der gebrochenen Wirbel, war zu über 60 Prozent eingedrückt; der ringförmige Wirbelbogen, der das Rückenmark enthält und schützt, war gebrochen und zu einer Form wie eine Brezel zusammengeschoben. Wenn ein Wirbel gestaucht wird und bricht, muss der Knochen irgendwohin. In meinem Fall schob sich ein Großteil der zersplitterten Fragmente in Richtung Rückenmark. Es sah überhaupt nicht gut aus.

      Wie in einem bösen Traum erwachte ich am nächsten Morgen mit jeder Menge an neurologischen Symptomen, unter anderem allen möglichen Schmerzen, Taubheitsgefühlen, Kribbeln und Gefühlsverlusten in den Beinen. Auch meine Bewegungsabläufe konnte ich nur schwer kontrollieren.

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