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Reaktionen auf unsere Empfindungen sind der Schlüssel zur Wiedergeburt.

      Es gibt nur drei Arten von Empfindungen: angenehme, neutrale und unangenehme. «Das jetzt ist unangenehm», sagt uns der Geist. «Das ist ein unangenehmes Gefühl, (Schmerz). Ich mag das gar nicht und will es loswerden!» So leben wir jeden einzelnen Tag unseres Lebens. Vor allem, was sich unangenehm anfühlt, fliehen wir, wir unterdrücken es oder versuchen es zu ändern. Wir tun alles, um unsere Empfindungen von Unbehagen loszuwerden. Doch es gibt keinen Weg, ihnen zu entrinnen, solange wir nicht unseren Wünschen entronnen sind. Was wir auch mit unserem Körper tun, wie wir ihn bewegen, irgendwann wird er sich wieder unbehaglich fühlen, weil wir uns stets nach Behaglichkeit sehnen. Beobachtet die Abfolge von Berührung, Empfindung, Reaktion: «Das ist Schmerz. Ich möchte ihn loswerden.» Statt den Schmerz zu verdrängen, solltet ihr eure volle Aufmerksamkeit auf die Stelle lenken, an der die Empfindung auftritt, und euch darüber klarwerden, dass sie der Veränderung unterliegt. Die Empfindung wird entweder ihre Intensität oder ihre Position verändern. Ihr könnt gewahr werden, dass Bewegung in ihr ist. Sie hat keinen festen Bestand.

      Werdet gewahr, dass der Körper kein Leid hat, sondern Leid ist. Erst dann können wir damit beginnen, die Wirklichkeit des menschlichen Leids zu verstehen. Es ist nicht so, dass wir uns ab und zu unbehaglich fühlen, sondern dieser Körper besteht aus Leid. Er kann nicht stillsitzen oder -liegen, ohne Unbehagen zu empfinden. Erkennt die Unbeständigkeit. Erkennt, dass es für den Körper keine dauerhafte Befriedigung geben kann. Erkennt, dass Empfindungen unaufgefordert auftauchen. Warum sie also «meine» nennen? Zieht aus den unangenehmen Empfindungen eure Lehren, und bewegt euch dann, wenn es unbedingt nötig ist – aber bewegt euch nicht unüberlegt. Bewegt euch erst, nachdem ihr geprüft habt, warum ihr es tut. Bewegt euch so behutsam und achtsam, dass es weder euch selbst noch euren Nachbarn stört.

      Wenn ihr die Zähne zusammenbeißt und denkt: «Ich bleibe sitzen, koste es, was es wolle», ruft das eine Abneigung gegen die Gesamtsituation – und somit gegen die Meditation – hervor. Diese Reaktion wäre genauso falsch wie das impulsive Bewegen. Im ersten Fall handelt es sich um Begierde nach Bequemlichkeit und im zweiten um Ablehnung des Unbehagens. Das sind die beiden Seiten derselben Medaille. Das einzig Sinnvolle ist Einsicht in uns selbst und in die eigenen Reaktionen – das bringt Resultate. Arbeitet mit den Gedanken und Empfindungen, so wie sie auftauchen. Achtet darauf, wie unbeständig beide sind. Sie tauchen auf und verschwinden. Warum nennt ihr sie dann eure? Habt ihr sie darum gebeten aufzutauchen? Sicher nicht. Tatsächlich wolltet ihr doch meditieren. Und doch sind so viele Gedanken da. Gehören sie zu euch? Ist das kein Leid?

      Vergänglichkeit, Unerfülltheit, Nicht-Selbst: Diese drei Daseinsmerkmale finden sich in allem, was existiert. Solange wir sie nicht in uns selbst erkennen, werden wir nie lernen, was der Buddha gelehrt hat. Meditation ist der Weg, das herauszufinden – alles andere sind bloß Worte. Das ist der springende Punkt.

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      Meditation beeinflusst unser Leben

      Der Reinigungs- und Läuterungsprozess, von dem ich gesprochen habe, findet im Geist statt. Dennoch werdet ihr feststellen, dass ihr manch alten Unrat beseitigen müsst, der sich aufgrund von psychischen Reaktionen im Körper angesammelt hat.

      Stellt euch einen Menschen vor, der die letzten zwanzig, dreißig Jahre in einem Zimmer gelebt und es nie für nötig befunden hat, es sauberzumachen. All die Speisereste und die schmutzige Kleidung – der angesammelte Unrat reicht bis zur Decke. In diesem Müll zu leben ist äußerst unangenehm. Der Mensch in dem Zimmer nimmt das gar nicht wahr, bis eines Tages ein Freund zu Besuch kommt und sagt: «Warum machst du nicht mal sauber?» Gemeinsam machen sie eine kleine Ecke sauber. Jetzt findet diese imaginäre Person heraus, dass es sich in dieser sauberen Ecke wesentlich angenehmer leben lässt. Daraufhin beginnen die beiden den ganzen Raum zu reinigen, bis man schließlich aus dem Fenster schauen und sich im Zimmer bewegen kann. Da er sich nun behaglicher fühlt, kann dieser Mensch ungehindert über seinen Geist verfügen, ohne sich mit körperlichen Unannehmlichkeiten abgeben zu müssen.

      Das Haus, in dem wir leben, ist unser Körper. Es spielt keine Rolle, wohin wir uns begeben, unseren Körper nehmen wir überallhin mit, bis er zerfällt und zu Staub wird. In diesem Haus benötigen wir etwas mehr Platz und Behaglichkeit.

      Bei unseren psychischen Hindernissen und Blockaden handelt es sich um Ablagerungen unserer emotionalen Reaktionen. Der Geist hat sie angenommen, und darum kann der Geist sie auch wieder loslassen. Für unsere Meditationspraxis bedeutet das: Die Empfindung erkennen, nicht reagieren, dann loslassen!

      Das zweite Merkmal unserer Meditationspraxis ist das Nicht-Reagieren: Ein überaus wichtiger Aspekt, wenn wir inneren Frieden und Harmonie erreichen wollen. Ohne dieses Nicht-Reagieren werden unsere Reaktionen uns in Wellenbewegungen mit sich reißen, und wir können den Weg nicht klar erkennen. Er wird uns schleierhaft bleiben. Wir mögen von ihm hören. Wir mögen sogar ahnen, was gemeint ist, aber wir werden ihn nie sehen, weil sehen hier Einsicht bedeutet, inneres Sehen also. Diese innere Sicht wird von unseren psychischen Reaktionen behindert.

      Beobachten wir Gefühle und Empfindungen während der Meditation, dann ist es selten notwendig, darauf zu reagieren. Sich einer Reaktion zu enthalten ist also möglich: Genau daran arbeiten wir! Wir können dieses Nicht-Reagieren in unseren Alltag übernehmen, indem wir lernen, alle auftauchenden Gefühle als das zu betrachten, was sie sind: Emotionen, die zum Vorschein gekommen sind und wieder verschwinden. Wenn wir das in unserer Meditationspraxis lernen, so lernen wir etwas ganz Wertvolles über den Umgang mit uns selbst.

      Zu den Absurditäten des menschlichen Daseins gehört das weitverbreitete Missverständnis, zu glauben, da wir Lebewesen sind, wüssten wir auch, wie man lebt. Das Leben zu leben ist eine Kunst, und die meisten Menschen erleben im Laufe ihres Daseins manchen Reinfall. Das nennen sie dann eine Tragödie oder ein individuelles Problem. Dabei haben sie lediglich die Kunst zu leben nicht vervollkommnet.

      Der dritte, doch nicht minder wichtige Aspekt der Meditation ist die persönliche Erfahrung der Vergänglichkeit. Bevor wir nicht selbst diese Erfahrung gemacht haben, wird sie nur ein Wort bleiben. Worte können niemals befreiend wirken, dazu ist Erfahrung nötig. Den Weg des Buddha gehen heißt nach Befreiung streben, vollkommene und absolute Freiheit, und die kann man nur erfahren. In der Meditation ist die Erfahrung der Vergänglichkeit sehr direkt. Wenn ihr den eigenen Atem beobachtet, merkt ihr, dass der hereinfließende Atem nicht derselbe ist wie der ausströmende. Empfindungen kommen und gehen. Ein Schmerz im Bein: Man bewegt es, und schon ist er fort. Empfindungen kommen und gehen!

      Mit ein bisschen mehr Übung in der Meditation ist die Vergänglichkeit der Gefühle und Empfindungen leicht zu erkennen. Gleichzeitig gewinnen wir aber auch Einsicht in die Vergänglichkeit unseres Körpers. Jeder weiß darüber Bescheid. Auf der ganzen Welt gibt es keinen einzigen Menschen, der nicht über die Vergänglichkeit des Körpers Bescheid weiß. Trotzdem leben wir alle so, als beträfe die Vergänglichkeit uns nicht und grämen uns um jene, deren Körper bereits dem gesetzmäßigen Walten der Natur ihren Tribut zollen musste, als ob das etwas ganz und gar Unerwartetes sei.

      Offenkundig hegen wir da trügerische und wenig sinnvolle Vorstellungen. Das liegt daran, dass wir vor der Wirklichkeit unsere Augen schließen. Wir wollen nur sehen, was uns gefällt. Dass wir trotzdem unentwegt auch mit Unannehmlichkeiten konfrontiert werden, ist ein Umstand, für den wir ständig jemand anderem die Schuld zu geben versuchen. Viele Menschen gehen so weit, alle Schuld dem Teufel zuzuschieben. Es ist gleichgültig, wen man beschuldigt – den Nachbarn oder den Teufel. In Wirklichkeit ist das Leben totale Vergänglichkeit. Das müssen wir erfahren und akzeptieren. Dann können wir dementsprechend leben.

      Wenn wir lernen, in tiefere Bereiche vorzudringen, werden wir feststellen, dass in jeder Zelle unseres Körpers ständig Bewegung herrscht. Dieses Naturgesetz haben wir alle in der Schule gelernt. Wir waren vielleicht elf oder zwölf Jahre alt, als man uns beigebracht hat, dass sich die Körperzellen alle sieben Jahre erneuern. Ich erinnere mich noch genau daran, dass ich überlegt habe, ob der Körper wohl all seine Zellen verliert und diese durch neue ersetzt werden. Da mir das unmöglich schien, gab ich auf. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. Jetzt können wir verstehen, was

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