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in einem „Handelsbericht“ den damaligen Earl of Essex an, zur Verbesserung des irischen Pferdes auch Rennen abzuhalten. Charles II soll irgendwann 100 Guineas für ein KINGS PLATE gestiftet haben, und nach 1730 kamen Vollblutzucht und Sport auf der Grünen Insel in Schwung. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Turf Club gegründet, und beim Aprilmeeting 1750 spendierte eine „Vereinigung von Sportsmen“ 100 Pfund als Rennpreis. 1790 erschien „Volum 1 of Irish Racing“, und auch die „Irish Racing Authority“, wie sie heute heißt, war, inklusive dreier Stewards, als „Ruling Body“ etabliert. Der este Rennkalender nannte 18 Bahnen und enthielt die Resultate von 154 Rennen, während 1850 bereits 273 aufgeführt wurden. In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts veranstalteten bereits 22 Rennbahnen, und der Curragh gehörte mit fünf Meetings bereits dazu. Danach gab es einen kurzen Niedergang, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts jedoch eine neue Blüte, und ab 1869 wurden jährlich mehr als 400 Rennen gelaufen, für die eine Preissumme von vierzig- bis fünfzigtausend Pfund zur Verfügung stand. 1919, als die Inflation am stärksten war, stieg diese Summe auf 100.000 Pfund an, die die Depression von 1939 aber wieder erheblich reduzierte. Dieser Sinkflug wurde aber sofort gestoppt, als eine Wettsteuer auf die Bahnumsätze beschlossen und Wettbüros 1920 legalisiert worden waren. 1978 standen rund drei Millionen Pfund zur Verfügung, und etwa 300.000 davon kamen bereits von Sponsoren.

      Heute spielt die Vollblutindustrie in Irland eine große wirtschaftliche Rolle. Mehr als 300 lizenzierte Berufs- und 350 bis 400 Besitzertrainer, 500 Jockeys und Auszubildende, 2.000 Stall-Leute, rund 2.900 Besitzer und etwa 7.000 Pferde sind dort aktiv, und die Rennpreise wurden 2016 ebenfalls um fünf bis sechs Prozent erhöht. Trainer wie Vincent O’Brien und Paddy Prendergast zogen weltweit reiche Besitzer an, und das die Vollblutzucht begünstigende milde Klima machte Irland zu einem Hauptlieferanten nicht nur für seinen Nachbarn. Das globale Coolmore-Unternehmen mit seinem Ballydoyle Rennstall, der Aga Khan und der große Hindernisstall von Willie Mullins sind die Aushängeschilder unserer Zeit. Der im Ballydoyle Rennstall residierende Trainer Aidan O’Brien, dessen drei Starter im Prix de l’Arc de Triomphe 2016 auch die ersten drei Plätze belegten, hatte wenige Wochen später noch eine weitere Überraschung bereit: Der „Arc-Zweite“, Highland Reel (2012; Galileo), der zu Santa Anita im BREEDERS CUP TURF (vier Millionen US$) als Tempomacher für die „Arc-Siegerin“ Found eingesetzt wurde, ließ an der Spitze des Feldes keinem Gegner eine Chance und gewann, nach einem Meisterritt von Seamie Heffernan, das Rennen selbst. Found (2012; Galileo) belegte nach einer harten Saison in ihrem letzten von 21 Rennen (6 Siege, 11 Ehrenplätze), in denen sie mehr als fünf Millionen englische Pfund verdiente, Platz drei.

      In Nordamerika ist Kentucky weit davon entfernt, einer der größten der 50 amerikanischen Bundesstaaten zu sein, aber er ist ein Gigant, wenn es um Rennpferde geht. Seine Vollblutzucht erreichte weltweiten Einfluss, und Pferde aus dem „Blue-Grass-State“ haben nach dem Zweiten Weltkrieg alle wichtigen europäischen Rennen wenigstens einmal gewonnen. Allgemein anerkannt wird auch, dass sich der nordamerikanische Vollblüter über die vergangenen Jahrzehnte gewaltig verbessert hat und auf hohem Standard angesiedelt ist, auch wenn die Wiege dieser Rasse noch immer im englischen Newmarket steht, das nach wie vor eines der ganz großen Zentren des Vollbluts ist, wo James I ab 1605 mit seinen Jagden die ersten Spuren legte.

      Die Verbindungen zwischen England und Amerika reichen jedoch ebenfalls weit zurück. Im Mutterland bestieg der passionierte Pferdeliebhaber Charles II den englischen Thron 1660, und Colonell Richard Nicholls, erster Gouverneur zu New York, hatte seinen eigenen Enthusiasmus mit über den Atlantik gebracht und eröffnete wenig später eine Bahn auf Long Island.

       Erinnerung an das erste Rennmeeting in den USA, Long Island, New York 1665

      Als Cortez 1519 in Mexico landete, gab es in Nordamerika allerdings keine Pferde mehr, denn die prähistorischen Vorgänger, die dort seit 60 Millionen Jahren gelebt hatten, waren ausgestorben. Forscher schlossen dafür zwar auch die Eiszeit nicht aus, doch ist der wirkliche Grund nicht bekannt. Weil aber die Pferde in Nordamerika ausgestorben waren, geht man dovon aus, dass die weitere Evolution und Domestizierung des Pferdes in Asien, Afrika und Europa stattfand. Cortez, der mit indianischen Verbündeten das Aztekenreich eroberte und von 1521 bis 1530 Generalgouverneur von Neuspanien war, brachte selbst 16 Pferde – elf Hengste und fünf Stuten – mit in die Neue Welt, und spanische Konquistadoren führten weitere ein. Als erstes offizielles Renn-Meeting wird das von 1665 auf den Salisbury Plains, die später in Hangsted Plain umfirmierten, auf Long Island genannt. Im Herbst und im Frühjahr ritt man dort um den SILVER CUP, den Gouverneur Richard Nicholls spendete, um die Zucht zu verbessern. Welcher Typ Pferd damals lief, ist unbekannt, doch konnte ich die Plakette auf Long Island noch finden, die an jene Zeit erinnert.

      1699 importierte William Penn einen Hengst namens Tamerlane und zwei Stuten. Bemerkenswertes geschah jedoch nicht. 1756 nahm der englische Hengst Janus (1746), der für seine sehr schnellen Nachkommen berühmt war und wegen seiner Statur auch Little Janus genannt wurde, den gleichen Weg, während 1764 Fearnought (1755) folgte. Janus wurde 34 Jahre alt, und die Inzucht auf ihn wurde benutzt, um die speedigen Quarter Horses zu züchten, die in 400 Meter-Rennen antreten. Beide Hengste waren Enkel von Godolphin Arabian, und der Regulus-Sohn Fearnought, der 1764 nach Virginia kam, zeugte mit der Godolphin Arabian-Tochter Selima (1745) Black Selima, die 1765 zur Welt kam. Selima wurde aus England importiert und in der neuen Heimat zur „Queen of the Turf“. Auf der Rennbahn gewann sie mehrere bedeutende VIER-MEILEN-STECHEN gegen die Pferde der wichtigsten Besitzer, und in der Zucht wurde sie zur Matriarchin. Zu ihren direkten Nachkommen in der weiblichen Linie zählte auch der vierfache Champion-Beschäler Hanover (1884; Hindoo), der als Jährling 1.250 Dollar kostete und ein Jahr später 17 Rennen in Folge, und insgesamt 32 gewann.

      Als die Spannungen zwischen den 13 amerikanischen Kolonien und England größer wurden und es 1775 zum Krieg kam, stoppte der Import aus dem Mutterland vorübergehend, doch kaufte danach das selbständige Amerika – ein Resultat des Sieges der Kolonien 1783 – wieder Pferde in England. Und die Hengste Medley, Shark, Messenger und Diomed, die vor 1800 ins Land kamen, gaben der Zucht neue Vitalität.

      Vorher hatten die Kolonisten englische Pferde vorwiegend durch Virginia importiert, und der erste Vollblüter, der 1730 eintraf, war der 1709 geborene Bulle Rock, ein Sohn von Darley Arabian aus einer Byerly Turk Tochter, der in jungen Jahren in England erfolgreich gelaufen war. Und die Herren Samuel Patton und Samuel Gist legten ihn den Virginia-Züchtern ans Herz, um ihre Zucht zu erbessern. Nach ihm, und vor den Hengsten Janus und Fearnought, wurden 1742 Dabster (1736) und, neun Jahre später, Jolly Roger II (1743) nach Virginia importiert, wobei dieser, der von Godolphin Arabians Sohn Mogul stammte, sehr gut einschlug. Mit den Hengsten kamen auch zahlreiche Stuten ähnlicher Qualität ins Land. Janus war damals in Amerika allerdings ein Außenseiter, denn der wichtigste Test des amerikanischen Rennsports basierte Mitte des 18. Jahrhunderts – und über weitere 100 Jahre – auf vier Meilen-Rennen, die in Stechen entschieden wurden. Doch als Selima rund zwanzig Jahre später ins Land kam, war der „schnelle Einfluss“ von Janus schon wesentlich stärker.

      Dennoch war der Unabhängigkeitskrieg in den USA längst vorbei, als die amerikanische Vollblutzucht den Einfluss der wichtigen Importe Medley (1776) und Diomed spürte. Ersterer, ein Schimmel von Gimcrack und 13-facher Sieger, kam als Neunjähriger nach Virginia, und für Diomed, Englands erstem Derbysieger und einer der Gründerhengste in der neuen Heimat, erwiesen sich Medleys Töchter als ausgezeichnete Partnerinnen. In der Heimat galt Englands erster Derbysieger von 1780, trotz guter Partnerinnen, in der Zucht als Versager. Die von fünf auf zehn Guineas gesteigerte Decktaxe war schnell auf zwei gefallen, und seine Nachkommen galten als sehr temperamentvoll. Sir Bunbury verkaufte den Hengst 21-jährig für 50 Guineas nach Virginia an John Hoomes, der ihn für 1.000 Guineas an seinen Landsmann Colonel Miles Seldon weiterreichte. In Amerika wurde Diomed hoch erfolgreich, war noch als 29-jähriger für 50 Dollar ein guter Befruchter und wurde 31 Jahre alt.

      Sein bester Nachkomme war der 3x4 auf Herod ingezogene Sir Archy (1805), der in der JOCKEY CLUB BURSE zu Fairfield an Wrangler einen anderen sehr guten Diomed-Sohn schlug, und anschließend im gleichnamigen Rennen zu Petersburg erneut ein gutes Feld deklassierte. Als er anschließend einen anderen absoluten Crack

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