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2002 mit 80 Stuten von Graham Beck übernahm, die weiterhin enorm erfolgreich ist. Als Deckhengst wurde damals der 1996 geborene Fährhofer Lomitas-Sohn und „Pferd des Jahres“ 2001 in Deutschland, Silvano, importiert. Dieser gewann Top-Rennen wie die Arlington Million (USA), den Singapore Cup oder, zu Hongkong, den Audemars Piguet QE II Cup – 2001 mit 10 Millionen HK$ mit der Hälfte seiner heutigen Dotierung ausgestattet – und mehr als umgerechnete 2,3 Mio. US$.

      Von Lomitas (1996; Niniski) stammte auch die in der Lüneburger Heide vom Gestüt Brümmerhof der Familie Baum gezogene, und von Peter Schiergen in Köln trainierte, Danedream (2008), die u. a. in Paris als zweites deutsches Pferd den Prix de l’Arc de Triomphe, Europas wichtigstes Galopper-Ereignis, in Rekordzeit gewann. Ein Jahr später, als Vierjährige, heftete sie auch im englischen Ascot das europäische Sommer-Highlight, die King George VI. and Queen Elizabeth Stakes unter Andrasch Starke an ihre Farben und siegte zum zweiten Mal im Großen Preis von Baden-Baden. Diese Stute, die auf der Rennbahn mehr als 3,7 Mio. Euro gewann, wechselte nach ihrer Rennlaufbahn vollständig in den Besitzt der japanischen Züchterfamilie Yoshida, für die sie bisher zwei Söhne gebar. 2015 hieß der Vater Frankel, ein Jahr später Dubawi.

      In den King George VI. and Queen Elizabeth Stakes zu Ascot 2013 triumphierte auch der 2009 geborene Monsun-Sohn Novellist aus der Zucht von Dr. Christoph Berklar, der dieses Rennen ebenfalls in Rekordzeit absolvierte. Der Derbyzweite von Hamburg war bei neun seiner 11 Starts erfolgreich, und dabei in Deutschland, England, Frankreich und Italien auf höchstem Level. Im Herbst 2013 wurde er privat nach Japan verkauft und auf der Stallion Station zu Hokaido als Deckhengst aufgestellt.

      Das bayerische, 1986 von Dietrich von Bötticher gegründete Gestüt Ammerland, in dessen Nähe sich auch die Zuchtstätte Hachtsee befindet, kann bereits auf so großartige Zuchterfolge wie den 1998 geborenen Java Gold-Sohn Boreal (Coronation Cup, Epsom; Deutsches Derby), Lope de Vega (Französisches Derby), der 2007 geboren wurde und Shamardal zum Vater hat, Hurricane Run (King George VI.and Queen Elizabeth Stakes; Irish Derby; Prix de l’Arc de Triomphe), der leider 2016 einging, oder die 1994 geborene Acatenango-Tochter Borgia zurückblicken, die auch Rennen wie Deutsches Derby, Großer Preis von Baden-Baden oder die Hongkong Vase auf höchster Gruppenebene gewann. Zur Deutschen Vollblutzucht wird im Teil drei dieses Buches ausführlicher referiert, doch sollen hier noch einige ältere und jüngere Gestüte stellvertretend genannt sein – Ravensberg, Zoppenbroich, Erlenhof, Ebbesloh, Röttgen, Ittlingen, Auenquelle oder Etzean – ohne auf Rangfolge oder Vollständigkeit zu achten, denn sie alle trugen oder tragen, mit viel Herzblut, zur Vervollkommnung der Rasse Vollblut bei.

      Und dann sind da noch Unternehmen wie Darley und Godolphin, die der Vision des Herrschers von Dubai, H. H. Sheikh Mohammed bin Rashid Al Maktoum, entsprangen, und das ebenso weltweit operierende irische Coolmore Stud mit John Magnier und seinen Partnern an der Spitze, während Aidan O’Brien als dessen Trainer im Rennstall „Ballydoyle“ fungiert. Damit sind auch gleichzeitig die zwei größten Rennsportunternehmen der Welt genannt. Fest im Sattel sitzen auch längst andere Mitglieder der Maktoum-Familie. So operiert Sheik Hamdan’s Rennsport-Unternehmen „Shadwell“ in England, Irland und den USA, und auch die jüngere Generation mischt längst mit. Der saudische Prinz Khalid Abdullah (Juddmonte Studs), der an Frankel das wohl bisher beste Rennpferd zog, das je eine Rennbahn betrat, ist bereits „alteingesessen“. Andere neue Großinvestoren wie die Al Thani-Familie aus Katar, oder der China Horse Club haben ihr Fundament ebenfalls schon gelegt und bringen Abwechslung in die Bieterduelle auf den führenden Vollblutauktionen dieser Welt. Aber von diesen und anderen wird später noch die Rede sein.

      Die großen alten Zuchten und ihre Besitzer waren die Pioniere, die die Anfänge verbesserten und jeweils neue Dimensionen hinzufügten. Sie experimentierten, wiederholten Erfolgreiches, probierten Neues, besaßen in der Regel die besten Stallions oder hatten Zugang zu diesen, und sie dominierten diese neue Zucht in ihrer jeweiligen Zeit. Wenn sie Fehler machten, oder die Herde mit dem Blut der eigenen Beschäler überladen war, begann der Abstieg, und eine andere Zucht übernahm für ein- oder zwei Jahrzehnte die beherrschende Rolle. Nach und nach kreierten auch andere Kontinente und Länder ihr Rennpferd und bauten dabei auf dem auf, was die Vorgänger bereits geschaffen hatten. Danach vernetzten moderne Transportmittel Zucht und Rennsport international und beides zu einer globalen Industrie. Es entstanden viele große internationale Rennmeetings, deren wichtigste Prüfungen mit enormen Geldpreisen ausgestattet sind. Und den Millionen von Rennbahn-Besuchern präsentiert sich heute ein Vollblüter, der auf dem langen Weg durch seine globale Geschichte zu einem edlen, vollkommenen Geschöpf avancierte. Ob die jeweiligen, internationalen Champions seiner Population noch besser, noch schneller werden können, wird die Zeit zeigen. Die Wiege stand jedoch auf der britischen Insel, und es waren die Engländer, die mit ihrer neuen Zucht der Welt dieses verehrenswürdige, wunderbare Geschöpf schenkten.

       Heuernte zu Fethard, im Herzen des im Golden Vale gelegenen Coolmore Stud, das als bestes Rennsport-Unternehmen der Welt gilt. Es bietet Züchtern in Europa, USA oder Australien auch hochkarätige Beschäler an. Zu diesen gehört auch der derzeit Beste der Welt, Galileo, in dessen Adern auch deutsches Blut aus Schlenderhan mitfließt. (Foto: Courtesy of Coolmore Stud)

      DER WEG VON ENGLAND IN DIE WELT

      war ein weiter, und inzwischen hat sich der Vollblüter auch in Extremregionen angepasst, und Länder wie Australien, Neuseeland, das vom Klima begünstigt ist wie Irland und die französische Normandie, oder Japan gehören längst zu den führenden Zucht- und Rennsportnationen dieser Welt. Dass das Vollblut in England kreiert wurde, ist auch kein Zufall. Seine Bewohner haben schon immer Country Life und Pferde geliebt, und in früheren Jahrhunderten war das Pferd auch ein Statussymbol wie später das Auto. Der Pferdehandel war damals sehr attraktiv, und um dessen Stärke zu zeigen waren Rennen die beste Möglichkeit. Wohl taten das auch schon die Römer auf der Insel und zogen dafür Pferde, sodass wahrscheinlich schon sehr zeitig auch Pferde vom Festland zur Insel kamen. Zur Zeit der Normannen blühte das Jagdreiten, und das bedurfte besserer Pferde, also einer neuen Rasse. Während der Kreuzzüge kamen auch Pferde aus dem Osten ins Land, und King John importierte solche im 12. Jahrhundert, um sein Royal Stud zu Eltham in Kent aufzubauen. Richard der II. war dafür bekannt, viele „fremde Pferde“ auf dem königlichen Gestüt zu haben, und Henry VII. hielt „Rennpferde“ zu Greenwich.

      Wenn auch frühere Regenten Pferde orientalischer Zucht importierten, so begann die richtige königliche Vollblut-Tradition erst mit König Heinrich VIII., der Pferde für militärische Zwecke, Jagden und Rennen im großen Stil importierte und eine systematische Zucht begann. Er etablierte auch einige Gesetze, um die Pferdepopularität zu verbessern und zu erhöhen. So schrieb er Dukes und Erzbischöfen vor, dass sie jeweils sieben Pferde haben müssen, die mindestens eine Größe von 14 Hands aufweisen. Für Zuchtstuten galt dieses Mindestmaß ebenfalls. 1514 machte Francesco Gonzaga, Marquis of Mantua, dem König einige orientalische Stuten und Hengste zum Geschenk, und zwei Jahre später kamen einige spanische Pferde von Ferdinand of Aragon hinzu. Dieser importierte während seiner gesamten Amtszeit Pferde, die ihm Züchter wie die Dukes of Urbino (aus dem Hause Montefeltro, Italien) und Ferrara, ein Mitglied des Hauses Este, Italien lieferten. Auch zusätzliche Agenten waren stetig unterwegs, um Bestes zu kaufen. So ist aus 1520 überliefert, dass Sir Gregory de Cassalis in Henrys Auftrag das beste Pferd Italiens gekauft habe, und weitere Geschenke dieser Art vom Marquis of Mantua und Charles V. von Spanien eintrafen. Seine Rennpferde hielt der König in Greenwich, wo Thomas Ogle, Master of the Horse, verantwortlich war und vier Jockeys zur Seite hatte. Und als nach den endlosen Kriegen des Mittelalters Frieden eintrat, wurden in Ortschaften und Städten Rennbahnen angelegt. Entstanden sind damals auch Bahnen zu Chester, Croydon, Doncaster oder Newmarket, und die Trophäen, die es gab, spendete die Stadt oder die Monarchie.

      Den Wendepunkt brachte King James der Erste, der Newmarket unterstützte, dort ein Haus baute, zwei Reiter für die Rennen anstellte und in der heutigen Pferdehauptstadt der Welt viel Zeit verbrachte. Als er 1625 verstarb, kam mit Charles I. ein weiterer Regent an die Macht, der Hunting und Rennen liebte. 1646 wurde das vorerst letzte Rennmeeting zu Newmarket veranstaltet, und vor dem Civil War gab es in den

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