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Uram Batyam, der den Hermit-Sohn Gunnersbury zum Vater hatte und aus der Buccaneer-Stute Bajos gezogen war, heftete 1889 das erste Deutsche Derby an seine Farben, das 15 Jahre früher kam als das Italienische Derby, und das Norddeutsche Derby ablöste. Während des Zweiten Weltkrieges wurde es als Großer Deutschland-Preis entschieden, und auch nicht immer an seinem angestammten Platz gelaufen. Als der Nuage-Sohn Gibraltar (3x4 auf St. Simon ingezogen) 1919 gewann, geschah das auf der Rennbahn Grunewald, und 1943 und ein Jahr später wurden die Sieger in Hoppegarten gefeiert. Zunächst Allgäu (Ortello) und 1944 der Sohn des Oleander und der Nereide, der Erlenhofer Nordlicht, der 1943/44 auf deutschen Bahnen ungeschlagen war, 1944 zum „Pferd des Jahres“ gewählt wurde, eine eigene Briefmarke bekam und 1945 als Kriegsbeute in die USA abtransportiert wurde, wo er 1968 auf der La Branche Plantation zu St. Rose, LA verstarb. 1946 eröffnete der Lampos-Sohn Solo in München die Nachkriegs-Derbyzeit, und 12 Monate später gewann der Isarländer und Arjaman-Enkel Singlspieler das Blaue Band des Turfs zu Köln. 1972, als das Derby bei der Eingruppierung den Gruppenstatus I erhielt, siegte der Tudor Melody-Sohn Tarim unter Geoff Lewis für Trainer Georg Zuber und Besitzer Fredy Ostermann dort, wo es schon längst wieder fest beheimatet war, zu Hamburg Horn.

      Bei den Jockeys fehlt Andrasch Starke nur noch ein einziger Derby-Erfolg, um mit Gerhard Streit gleichzuziehen, der acht Sieger ritt: Orgelton gewann 1938, Wehr Dich, Schwarzgold und Magnat in den folgenden drei Jahren, Allgäu 1943, Solo drei Jahre später, Mangon 1952, und Baalim setze 1961 den Schlusspunkt. Andrasch Starke begann 1998 mit Robertino, ließ zwei Jahre später Samum folgen und nach gleichem Zeitabstand Next Dessert. Vier Jahre später punkteten für den geborenen Hamburger Schiaparelli und 2008 Kamsin, während die beiden vorerst letzten Derbyerfolge für den mehrfachen deutschen Champion-Jockey 2013 und 2015 mit Lucky Speed und Nutan folgten. Der vorerst letzte Sieger, der Lord of England-Sohn Isfahan musste 2016 hart kämpfen, um mit dem Italiener Dario Vargiu im Sattel um Millimeter zu gewinnen.

      Der Engländer George Arnull, der alle seine Derbysieger als Privattrainer in den Diensten Schlenderhans absattelte, konnte sich über einen Sieger mehr freuen als später Heinz Jentzsch, der zwischen 1969 und 1994 das Derby achtmal gewann, und dessen Nachfolger, Peter Schiergen, bis inklusive 2016 auch schon fünf Derby-Gewinner vom Geläuf des Horner Moors abholen konnte. Einen mehr als er sattelte Sven von Mitzlaff, dessen Sieger zwischen 1966 und 1981 liefen. George Arnull gewann das Deutsche Derby erstmals mit Mah Jong 1927, danach sattelte er drei Jahre später Alba, 1935 Sturmvogel, Orgelton 1938, und Wehr Dich, Schwarzgold und Magnat in den folgenden drei Jahren. Nach Allgäu, 1943, bescherte ihm Asterblüte sechs Jahre später das letzte „Blaue Band“.

      Mit bisher 18 Siegen (bis 2016) steht Schlenderhan an der Spitze, wobei zu den neun Triumphatoren, die George Arnull für das älteste deutsche Privatgestüt betreute, drei schon vor dessen Zeit gewannen, Sieger 1908, Ariel 1914 und Marmor 1918. Nach Asterblüte erwiesen sich noch Allasch (1953), Don Giovanni (1969), Alpenkönig (1970), Styvesand (1976) und, im 21. Jahrhundert, Adlerflug (2007) und Wiener Walzer (2009) am Derbytag als die Besten und stockten die Gesamtbilanz auf 18 Derbysieger auf.

      Die Gründung des Union Clubs 1867, als Pedant zum Englischen Jockey Club und übergeordnete Deutsche Rennsport-Behörde, war ein Meilenstein wie die Zuwendung des Staatsgestütes Graditz, das für die Warmblutzucht eröffnet worden war, zur Vollblutzucht 1866. Und diese schwarzweißen Farben sollten die Situation auf dem grünen Rasen auch schon bald beherrschen, zumal man keine Kosten scheute. 1913 wurde für 500.000 Goldmark der achtjährige Ire Dark Ronald (1905; Bay Ronald) als Beschäler importiert, der in seiner Vaterlinie zu Eclipse führte, und dessen Enkel Alchimist Deutschlands wichtigste Hengstlinie gründete. Der 1899 geborene englische Derbysieger und St. Simon-Enkel, der Ire Ard Patrick (St. Florian), den Sam Darling zu Beckhampton trainierte, wurde ebenfalls importiert. Im St. Ledger, das die Derby-Vierte, die Persimmon-Tochter Sceptre nach den 1000 und 2000 Guineas und den Oaks ebenfalls gewann, konnte Ard Patrick wegen Beinproblemen nicht laufen, fand jedoch als Vierjähriger wieder zur Form zurück. Er war ein sehr gutes Rennpferd, aber Sceptre eine absolute Ausnahmestute, die jedoch viel Arbeit brauchte. Eine kurze Trainingspause vor dem Derby (geprellter Huf) und die schnelle Aufholjagd nach ihrem Startverlust waren wohl die Gründe dafür, dass sie das Derby nicht gewann. Andere Quellen sprechen von einem schlechten Ritt, oder davon, dass sie von einem „Amateur“ trainiert wurde, dessen Hobby eher das Wetten war.

      Nach einem Spaziergang des vierjährigen Ard Patrick in den Princess of Wale’s Stakes folgte mit den Exlipse Stakes zu Sandon ein Rennen, das als eines „der feinsten“ des Jahrhunderts galt. Mit dem Hengst, den Graditz bereits für 21.000 Pfund gekauft hatte, der jedoch noch in den Farben von Mr. Gubbins lief, und Sceptre waren zwei herausragende Vierjährige am Start, die in dem dreijährigen Sainfoin-Sohn Rock Sand, Sieger in den 2000 Guineas und dem Derby 1903, einen erstklassigen jüngeren Gegner hatten. Und dieser ging als knapper Favorit vor Sceptre, die den Besitzer gewechselt hatte und nun von Alec Taylor trainiert wurde, ins Rennen und brachte das Feld vor Ard Patrick und Sceptre Kopf auch in die Zielgerade, wo diese drei Kopf an Kopf kämpften, bis Rock Sand etwa vierhundert Meter vor dem Ziel nachgab, die Stute knapp die Oberhand gewann und die Menge schrie „Sceptre wins“. Als jedoch Otto Madden knappe einhundert Meter vor dem Ziel Ard Patrick zu einer letzten Kraftanstrengung aufforderte, bäumte sich der Hengst nochmals auf und schlug die große Stute mit Hals. Es war Ard Patricks letztes Rennen, und sein allerbestes. In Deutschland zeugte er den Derbysieger von 1914, Ariel, erfüllte jedoch die hohen Erwartungen nicht.

      Zu den Importen zählte auch Galtee More (Kendal) der 1897 die Triple-Crown gewonnen, die gleiche Mutter wie Ard Patrick hatte, und bei dem weltbekannten Sam Darling, Schwiegervater von Richard Marsh, in England im Training war. Der Umweg hieß jedoch Russland, denn das war seine Destination 1898, als der Staat 21.000 Pfund für ihn bezahlt hatte. Als er 1903 für 14.000 Pfund nach Deutschland wechselte, war das ein Jahr früher, ehe sein Halbbruder von St. Florian hier eintraf. Der Hengst wurde von seinem Besitzer John Gubbins in Irland gezogen, das in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts gewaltige Schritte machte, um sich zu einem Zentrum des Vollblutes zu entwickeln. Gubbins, der von seinem Onkel ein Vermögen geerbt hatte, errichtete zwei Gestüte, stellte die Beschäler Kendal (Bend Or) und St. Florian (St. Simon) auf und ließ Galtee More im „Goldenen Tal von Limerick“ aufwachsen. Galtee Mores Mutter Marganette, ein Eigengewächs des Züchters, vertrat auf der Rennbahn zwar nur „Verkaufsklasse“, hatte jedoch ein gutes Pedigree und war als Springfield-Tochter aus der Lady Morgan (Thormaby) eine Halbschwester zur Oaks- und St. Ledger-Siegerin Marie Stuart, und wurde Mutter zweier Derbysieger. Der Bend Or-Sohn Kendal war ein extrem schneller Zweijähriger, der jedoch nach sechs Siegen niederbrach und als 19-jähriger für 10.500 Pfund nach Argentinien verkauft wurde, wo er ebenso erfolgreich wirkte, wie vorher in England und Irland. An Wintermere hatte er eine Vollschwester zu Frivolity zur Mutter, die die Großmutter von Concertina (St. Simon) wurde. Und diese Concertina war die mütterliche Urgroßmutter von Bahram, während ihre Tochter Plucky Liege (Spearmint) so herausragende Pferde wie Admiral Drake, Bois Roussel, Bull Dog oder Sir Gallahad III fohlte.

      Am 17.5.1868 startete Berlin-Hoppegarten in seine erste Saison. Für diese 775 Hektar große Trainingsmetrople am Rande der Hauptstadt, die als das „deutsche Newmarket“ galt und in der zu Glanzzeiten 1.500 Rennpferde standen, hatte Baumeister Carl Böhm seine Pläne nach dem Vorbild der französischen Anlage Paris-Chantilly entworfen. Und während in den Dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts viele Renn-Clubs entstanden und die Zucht Fortschritte machte, wurden 1869 zwei weitere Säulen gesetzt: In Hamburg gewann Ulrich von Oertzens England-Import Investment (King of Diamonds) das erste Norddeutsche Derby, und in der Nähe von Köln gründete Eduard Freiherr von Oppenheim das Gestüt Schlenderhan, das durch Pferde wie Oleander oder Schwarzgold bald international bekannt wurde.

      Die renntechnische Organisation, für die zunächst der Norddeutsche Jockey Club zuständig war, übernahm dessen Nachfolger, der Union Club, der von 1867 bis 1933 die Geschicke leitete, und zu dessen Mitgliedern Vertreter aus allen deutschen Gauen gehörten. Er sorgte für die Trainingsanlage Hoppegarten, erwarb die Liegenschaften, und führte den Bau mit privaten Mitteln der Gründer durch. Und das galt auch für Grunewald, das von 1867 bis 1933 existierte. Der Union Club entwickelte das Zuchtrennprogramm, die Rennordnung, und Kaiser Wilhelm und Bismark galten als Freunde Hoppegartens.

      Schwer war die Zeit zwischen 1933 bis 1945,

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