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gehabt! Genau das meine ich!«

      »Aber wir können es doch schaffen bis Freitag«, antwortete Mimi. »Warum regst du dich denn so auf?«

      Tom hätte Mimi am liebsten an den Schultern gepackt, aber leider wären seine Hände dann nur durch sie hindurchgeglitten. Also versuchte er das durch Lautstärke auszugleichen. »Wegen all dem Stress, Mimi!«, rief er. »Der Stress! Bedenke! Den! Stress!«

      Mimi zuckte mit den durchsichtigen Achseln. »Pff. Bedenke den Spaß.«

      Tom hatte gerade zu einer weiteren lautstarken Antwort angesetzt, doch Mimis letzte Anmerkung nahm ihm komplett den Wind aus den Segeln, und er sackte zurück auf die Bettkante wie ein luftleerer Wasserball.

      »Bedenke … den Spaß«, stammelte er, und dabei kehrte das seltsame Lächeln zurück. »Den Spaß … Ach so, ja, den Spaß. Den hatte ich nicht bedacht. Hui, der Spaß. Wie konnte ich den vergessen.«

      Mimi lächelte dankbar. »Das heißt, alles ist wieder gut?«

      Eigentlich hatte Tom »Na ja, geht so« antworten wollen. Aber er bemerkte nicht, dass sein Mund vor Erstaunen halb offen stand, und darum klang die Antwort eher so ähnlich wie »Awagesso«.

      »Das ist schön«, nickte Mimi und fuhr ungerührt fort: »Also, Vlarad hat alle wichtigen Fakten über uns in verschiedenen Notizbüchern zusammengetragen.« Sie wandte sich an den Hamster in Wombies Arm. »Vlarad, kannst du uns bitte irgendwie mitteilen, wo wir das Notizbuch über Wombie finden?«

      Der Hamster zögerte kurz. Dann aber nickte er, sprang von seinem Platz hinunter auf den Holzboden und lief zu der Wand im hinteren Bereich des Zirkuswagens. Dort setzte er sich auf und schaute Tom erwartungsvoll an.

      Der wusste, was das bedeutete. Tom ließ die Wand mit einem telepathischen Befehl zur Seite gleiten und gab so den Blick auf den magischen Käfig frei, in dem Onkel Welf aus Sicherheitsgründen immer die Vollmondnächte verbringen musste. Die Gitterstäbe öffneten sich vor ihm wie ein Vorhang, und Tom betrat das Innere des kleinen Gefängnisses, das Mimi gerne Welfs Spielzimmer nannte.

      Er sah sich um, doch außer der Pritsche in der rechten Ecke, einem Hocker und einem verbeulten Wasserkanister war hier nichts zu entdecken. Da quietschte Vlarad einmal halblaut, um auf sich aufmerksam zu machen, und deutete dann mit dem rechten Pfötchen auf die Pritsche. Tom klappte sie nach oben, aber dort war nichts zu sehen. »Hier is’ nix.«

      Ein leises Patsch erklang, und Tom erkannte, dass der Hamster sich mit der flachen Pfote auf die Stirn gehauen hatte.

      »Hey, das ist meine Geste«, murmelte er und klappte die Pritsche wieder runter. »Und wo bitte soll ich denn sonst nachschauen?«

      Tom war sich sicher, dass der Hamster gerade seufzend die Augen nach oben verrollt hatte, wie es Vlarad so gerne tat, wenn man nicht sofort verstand, was er meinte. Dann hopste das kleine Tierchen auf das Brett und deutete mit übertriebener Geste und einem wenig hamsterhaften Ausfallschritt mehrfach auf die metallbeschlagene Wand.

      Tom musste grinsen. »Wenn du bei der Bewegung noch ein bisschen mehr die Hamsterhüfte schwingst, film ich dich mit dem Handy, leg Musik drunter und lad’s bei Youtube hoch als Vlarad der Discohamster

      Sofort unterbrach der verwandelte Vampir seinen ausdrucksstarken Hinweistanz und wartete einfach ab, bis Tom verstand, was er ihm sagen wollte.

      Das dauerte nicht lange, denn als Tom die Wand aus der Nähe in Augenschein nahm, fiel ihm eine rechteckige Naht in dem Metall auf. Einer Ahnung folgend, drückte er dagegen. Es klickte zufriedenstellend, und sofort sprang eine Klappe auf. Tom schob die Finger vorsichtig in den schmalen Hohlraum und fischte tatsächlich Vlarads Notizbuch heraus. Er wandte sich zu den anderen, um den Käfig zu verlassen.

      »Okay, das war ja zur Abwechslung mal gar nicht so schwwwwwwrggggllll…« Zu spät hatte Tom die pfeifende Warnung von Vlarad dem Hamster gehört, und nun hörte er für ein paar Minuten erst einmal gar nichts mehr.

       Kapitel 4: Das Ritual

      Als Tom die Augen wieder aufschlug, lag er in Welfs Käfig auf dem Rücken. In der Hand hatte er immer noch das Notizbuch. Außerdem roch es hier irgendwie … angekokelt.

      »W… was ist passiert?«, stieß er heiser hervor und wollte sich aufsetzen.

      »Vorsicht, ganz langsam, Junge«, raunte Welf ihm zu und half ihm hoch.

      Auch Mimi war direkt neben ihm, und Tom sah ihr an, dass sie in Sorge war. »Vlarad wollte dich noch warnen, aber du warst einfach zu schnell. Niemand außer ihm kann das Notizbuch aus dem Käfig raustragen. Alle anderen bekommen eine thaumaturgische Ladung aus den magischen Gitterstäben ab. Sicherheitsmaßnahme.«

      »Aha«, stöhnte Tom und rieb sich die Stirn, »sagt mir bitte nicht, dass die Antwort, warum ihr mir das auch verheimlicht habt, irgendwas mit Spaß zu tun hat, den man bedenken soll.«

      »Was? Nein! Überhaupt nicht!«, beeilte sich Mimi zu sagen, und auch Welf schüttelte den Kopf. »Davon wussten wir nichts. Und ich denke, nachdem wir nun das Versteck alle kennen, wird Vlarad dafür bald ein neues suchen.«

      Der Werwolf sah zu dem Hamster, und dieser nickte.

      »Warum muss Vlarad denn Informationen über euch verstecken?«, wunderte sich Tom und rieb sich die Stirn.

      Da meldete sich Hop-Tep zu Wort, und Tom bemerkte mal wieder, wie lange der ägyptische Prinz zu allem geschwiegen hatte. Er sprach sehr selten und dann auch nur, wenn er etwas beizutragen hatte, was ihm wichtig genug erschien.

      Jeder von uns trägt die Saat der Gefahr in sich, ertönte die Stimme der Mumie salbungsvoll direkt in Toms Kopf. Ja, wir wissen unsere untoten Instinkte zu kontrollieren und haben geschworen, niemandem Leid anzutun. Aber sollte jemals etwas geschehen, was uns diesen Schwur vergessen macht, muss es möglich sein, jeden von uns aufzuhalten.

      Mimi nickte. »Vlarad hat über lange Zeit alles an Informationen zusammengetragen, was es über Zombies, Werwölfe, Gespenster und Mumien zu finden gab. Die Notizbücher hat er an verschiedenen Orten in diesem Wagen hier und in der Geisterbahn versteckt und magisch gesichert. Auch über sich selbst hat er alles gesammelt, aufgeschrieben und dann Hop-Tep zur Verwahrung gegeben.«

      Tom war beeindruckt. Seine untoten Freunde hatten für den unwahrscheinlichen Fall der Fälle vorgesorgt, wenn einer von ihnen aus irgendwelchen Gründen einmal tatsächlich gestoppt werden musste? Wow. Und in Toms Händen befand sich nun Vlarads gesammeltes Wissen über Wombie den Zombie. Den schien das alles übrigens nicht weiter zu beeindrucken. Er stand nach wie vor exakt dort, wo er die ganze Zeit gestanden hatte, und blickte ins Leere.

      Tom schüttelte den Kopf, um sich zu sammeln. Dann öffnete er das kleine Büchlein. »Es ist alphabetisch geordnet, richtig? Also schau ich unter R wie Ritual oder …« Doch dann runzelte er die Stirn. »Ich kann das kaum entziffern. Es sieht aus wie Deutsch, aber …«

      »Das ist die sogenannte Deutsche Kurrentschrift«, erklärte Mimi. »Vlarad hat sie als Kind gelernt und bisher keinen Anlass gesehen, eine neue Schrift zu üben. Sie sieht doch auch irgendwie toll aus, oder? So voll romantisch!«

      »Ja, schon«, nickte Tom, »aber ich kann sie halt auch voll romantisch gar nicht lesen, tut mir leid.«

      »Und ich kann nicht umblättern«, seufzte das Geistermädchen. »Wie sieht’s mit dir aus, Welf?«

      Der Werwolf brummelte eine Zustimmung, nahm das Notizbuch an sich und blätterte eine Weile darin hin und her. Schließlich schien er gefunden zu haben, wonach er gesucht hatte, und las vor: »Die Erweckung eines Zombies der Klasse 5, nach afrikanischem Ritus zu untotem Leben erweckt, besteht auf Tag und Stunde genau hundert Jahre lang. Findet zu dieser Stunde keine

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