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ausgerichtet. Der Friedhof bietet sowohl muslimische Erwachsenen- und Kindergräber, als auch die Möglichkeit zur Bestattung von einzelnen Gebeinen (auch bei Christen) an.

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      Bild 43: Entwicklung muslimischer Bestattungen auf dem „Friedhof am Hallo" in Essen. (Quelle: Susanne Stachowitz, eigene Darstellung auf Basis von Daten der Zentralen Friedhofsverwaltung Essen.)

      2018 wurden 125 muslimische Erwachsene und 65 muslimische Kinder bestattet, großenteils aus anderen Kommunen. Tendenziell wurden früher mehr Kinder als Erwachsene bestattet. Dieses Verhältnis hat sich allerdings in den letzten Jahren umgekehrt.

      Bis 2016 war in der Friedhofssatzung die Möglichkeit verankert, Familienwahlgräber zu reservieren. Davon wird mittlerweile aufgrund der zu hohen Nachfrage Abstand genommen. Zurzeit ist daher nur noch der Kauf von Familienwahlgrabstätten für aktuell Verstorbene möglich.

      Die Gebührenhöhe ist offensichtlich kein relevanter Faktor für eine Friedhofswahl, denn die Gebühren liegen auf dem „Friedhof am Hallo“ im guten Mittelfeld.

      Bestattungen, religiöse Rituale und Infrastruktur

      Heute werden die Bestattungen großenteils von muslimischen Bestattern durchgeführt. Die Beauftragung nichtmuslimischer Bestatter stellt aktuell dagegen eine Ausnahme dar. Muslimische Bestattungsunternehmen werden nicht nur aus der Region angefragt, sondern auch z. B. aus Frankfurt am Main. Sogar ein Bestatter mit Hauptsitz in Berlin hat eine Zweigstelle im Ruhrgebiet.

      Der „Friedhof am Hallo“ hat eine Infrastruktur geschaffen, die es ermöglicht, Rituale der muslimischen Bestattung zu praktizieren. So befinden sich im oberen neuen Teil des Friedhofs zwei Unterstände, getrennt für Männer und Frauen. Zudem besteht die Möglichkeit zur Fußwäsche. Allerdings bietet der Friedhof keinen Waschraum für die Verstorbenen an. Dieses Ritual wird in der Moschee durchgeführt.

      Tuchbestattung ist in Essen möglich, dabei erfolgt die Ausrichtung des Grabes und des Körpers in Richtung Mekka. Auch ist das „Einbringen der ersten Erde“ durch Angehörige möglich. Die restliche Verfüllung wird dann durch Friedhofsmitarbeiter durchgeführt.

      Die muslimischen Grabsteine werden überwiegend von speziellen muslimischen Grabsteinmetzen erstellt, manchmal werden auch nichtmuslimische Steinmetze beauftragt. Es kommt auch vor, dass Grabsteine aus der Heimat (Kosovo, Bosnien-Herzegowina) importiert werden. Solange die Gestaltungsvorschriften eingehalten werden, sind alle Varianten in Essen möglich.

      Seitens der Friedhofsverwaltung wird es ermöglicht, auf dem muslimischen Gräberfeld religiöse Feste zu zelebrieren, um muslimische Bräuche zu verwirklichen und der Toten zu gedenken. So werden das mehrtägige Zucker- und Opferfest auf den muslimischen Gräberfeldern zelebriert, wobei die unterschiedlichen muslimischen Volksgruppen miteinander eine Reihenfolge verabredet haben, an welchem Tag welche Volksgruppe anwesend ist. Anlässlich des Zuckerfests werden beispielsweise Stände mit Süßigkeiten aufgestellt. Vor den Festen wird meist eine Grabpflege durchgeführt.

      Grabgestaltung

      Die Pflegezustände der Gräber auf dem „Friedhof am Hallo“ weichen voneinander ab. Die Spanne reicht von gepflegten bis zu verwahrlosten Gräbern. Die Vorgaben zur Gestaltung müssen von allen Nutzungsberechtigten eingehalten werden, unabhängig von einer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit.

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      Bild 44: Heterogene Pflegezustände muslimischer Gräber auf dem „Friedhof am Hallo" in Essen. (Quelle: Susanne Stachowitz)

      Herausforderungen

      Trotz Flexibilität und Sensibilität stößt die Friedhofsverwaltung an Grenzen. Wegen der großen Nachfrage nach Gräbern mit „ewiger Totenruhe“ und der flächenmäßig größeren Wahlgrabstätten dürften die Kapazitätsgrenzen des Friedhofs bald erreicht sein. Dem Platzproblem kann aus muslimischer Sicht dadurch begegnet werden, dass Beisetzungen in nicht-unbefleckter Erde sowie Bestattungen von Gebeinen übereinander möglich werden.

      Der „Friedhof am Hallo“ hat ein Regelwerk für muslimische Bestattungen vor Ort aufgestellt, um Herausforderungen zu begegnen. Die Regularien wurden von der islamischen Gemeinschaft in arabische Sprache übersetzt. Darin ist geregelt, wie bei Großbestattungen mit über 200 Trauergästen zur verfahren ist; beispielsweise, wer den Friedhof befahren darf oder die Einrichtung eines Shuttle-Verkehrs für ältere Trauergäste. Zudem werden Informationen z. B. bezüglich des Parkplatzangebots in Zusammenarbeit mit den Familienoberhäuptern und in der Moschee an die Trauergäste kommuniziert. Der Friedhofsverwaltung wurde seitens der islamischen Gemeinde mitgeteilt, dass 20 % der Trauergäste aus Essen und 80 % von außerhalb kommen. Da bei Großbestattungen mit zum Teil 600 Trauergästen besondere Herausforderungen für das Wohnumfeld bestehen, bedarf es hier einer besonderen Ansprache der Anwohner.

      Fazit

      Der Umfang muslimischer Bestattungen in Deutschland ist in den zurückliegenden Jahren gestiegen, allerdings nicht überall, sondern nur dort, wo Toleranz und Respekt vor den jeweiligen Kulturen erlaubt und gelebt werden. Das Motto für den Friedhof von Morgen lautet daher: Glaubensrituale öffnen!

       Fußnoten:

      Dieser Aufsatz enthält in Teilen Textpassagen des Buches „Sterben und Tod in Deutschland“ des Mitautors Dr. Frank Thieme. Die Verfasser danken dem Verlag Springer VS für die freundliche Genehmigung zum Wiederabdruck der Textteile.

      „Eine Person hat dann einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren ist.“ Statistisches Bundesamt: Fachserie 1, Reihe 2.2 Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Bevölkerung mit Migrationshintergrund, Ergebnisse des Mikrozensus, Wiesbaden, 2017.

      Vgl. Thieme, Frank; unter Mitarbeit von Jäger, Julia: Sterben und Tod in Deutschland. Eine Einführung in die Thanatosoziologie, Wiesbaden: Springer VS, 2018.

      Vgl. Geißler, Rainer: Die Sozialstruktur Deutschlands, Wiesbaden: Springer VS, 2014.

      Vgl. Kuhnen, Corinna: Fremder Tod. Bestattung muslimischer, jüdischer, buddhistischer, hinduistischer und yezidischer Religionsangehöriger in Deutschland,

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