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auch heute noch aktiv in der Welt handelt. Der Glaube selbst hat im Judentum allerdings keinen zentralen Stellenwert, sondern wird aus der Lehre und den Geboten abgeleitet. Zentral ist dagegen die Erwartung eines göttlichen Erlösers, welcher der Welt Frieden und Gerechtigkeit bringen soll und in den Schriften angekündigt wird. Anders als im Christentum ist die jüdische Heilserwartung allerdings diesseitig und zielt auf eine göttliche Herrschaft auf Erden.

      Die Juden sehen sich selbst als Nachfahren des von Gott auserwählten Volkes, welches auf einen mythologischen Stammvater namens Abraham zurückgeht. Dementsprechend richtet sich die jüdische Lehre zwar an alle Menschen, ist jedoch ausschließlich an die ethnisch-religiöse Gruppe der Juden gebunden, die sich dementsprechend stark über ihre Religion definieren. Grundsätzlich kann jeder zum Judentum konvertieren, der sich zum Glauben bekennt, nach den Grundsätzen lebt und die Sitten und Gebräuche der Gemeinschaft beachtet. Anders als Christen und Moslems missionieren Juden jedoch nicht, was u. a. für die vergleichsweise geringe Anzahl an Gläubigen verantwortlich ist.

      Die mythologische Geschichte des Judentums findet sich in den fünf Büchern Mose, die sowohl in der christlichen Bibel als auch in der heiligen Schrift der Juden, der Thora, enthalten sind. Neben der schriftlichen Lehre, die in der Thora niedergeschrieben ist, existiert der Talmud als mündliche Überlieferung der Worte Gottes. Er enthält u. a. 613 Gebote und Verbote, welche von jedem Juden beachtet werden müssen und sich auf das gesamte Alltagsleben beziehen.

      Zu den wichtigsten Regeln gehören das tägliche Gebet und das Studium der Thora. Der vorgeschriebene Ruhetag ist für gläubige Juden der Samstag („Sabbat“), an dem die Arbeit ruht und der ganz dem Gebet gewidmet werden soll. Strenggläubige Juden achten außerdem sehr darauf, dass ihre Speisen „koscher“ – d. h. rein – sind. Die koscheren Nahrungsvorschriften sehen eine strenge Trennung von Fleisch- und Milchprodukten schon bei der Zubereitung vor. Für beide Speisen gibt es getrenntes Ess- und Kochgeschirr, manchmal auch separate Kühlschränke oder sogar verschiedene Küchen. Generell gelten das Fleisch von nicht wiederkäuenden Tieren, insbesondere Schweinefleisch, sowie der Verzehr von bluthaltigen Tierbestandteilen als unrein.

      Das Symbol der Juden ist der sechseckige Davidstern; ein weiteres der siebenarmige Leuchter, der für die Weisheit Gottes steht. Genauso wie im Islam werden Jungen, um den „Bund mit Gott“ sichtbar zu machen, nach ihrer Geburt beschnitten. Jüdische Männer tragen zudem eine runde Kopfbedeckung – die sog. Kippa – als Zeichen des Respekts vor Gott.

      Das bedeutendste Heiligtum der Juden ist die Klagemauer, die vielen als ein Symbol für den ungebrochenen Bund Gottes mit dem jüdischen Volk gilt.

      Die grundlegenden Schriften des Judentums beinhalten keine einheitliche Konzeption über Sterben, Tod und Jenseits. Im Mittelpunkt steht das Leben, das in Gehorsam gegenüber Gott geführt werden soll. Im alten Judentum stellte man sich vor, dass der Mensch nach seinem Tod in eine Schattenwelt eingehe und dort fern von Gott weiterlebt.

      Durch griechische und persische Einflüsse kam es ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. allmählich zu einem Wandel der Jenseitsvorstellungen. Das Schattenreich entwickelte sich nun zu einem Ort der Vergeltung für die im Leben begangenen Sünden, ähnlich der christlichen Hölle. Gleichzeitig wurde die Vorstellung einer Auferstehung und eines endzeitlichen Gottesreichs aller Juden populär. Ebenfalls unter persischem und griechischem Einfluss entwickelte sich die Vorstellung, dass Körper und Seele getrennt voneinander zu betrachten seien. Heute herrscht die Überzeugung vor, dass es eine Auferstehung der Toten gebe. Insbesondere im orthodoxen Judentum gibt es allerdings auch die Idee einer Reinkarnation. Allen Auffassungen ist gemein, dass von einem Weiterleben nach dem Tod ausgegangen wird, bei dem die Gläubigen die Nähe Gottes in besonderer Weise erfahren.

      link1.4.3 Trauer- und Bestattungsriten

      Der starke Fokus auf das Leben findet seine Entsprechung in den Bestattungs- und Trauerriten, die vorranging auf die Unterstützung der trauernden Familie und die Respekterweisung gegenüber dem Verstorbenen ausgerichteten sind. Nach Möglichkeit bereitet sich der Sterbende bereits vor seinem Ableben durch verschiedene Rituale und Gebete im Kreise seiner Familie auf den eigenen Tod vor.

      Nach Eintritt des Todes werden die Augen und der Mund des Verstorbenen geschlossen, der Körper mit den Füßen in Richtung Tür auf den Boden gelegt und mit einem weißen Leintuch bedeckt. Die Angehörigen entzünden eine Kerze am Kopfende und öffnen ein Fenster, um der Seele des Verstorbenen den Übergang zu erleichtern. Familienmitglieder, Angehörige, Gemeindemitglieder oder Mitarbeiter eines Bestattungsinstituts sind während dieser Phase stets an der Seite des Verstorbenen und lesen Psalmen oder studieren Texte der Thora.

      Die wesentlichen Tätigkeiten zur Bestattung des Toten werden i. d. R. von Bestattungsbruderschaften auf ehrenamtlicher Basis ausgeführt. Zunächst wird der Verstorbene gewaschen, spirituell gereinigt und angekleidet. Unabhängig von Alter oder gesellschaftlicher Stellung wird ihm ein weißes, leinenes Totenhemd angelegt, das der Kleidung hoher Priester aus dem Altertum ähnelt. Zudem wird ein Säckchen mit Erde aus Israel unter dem Kopf platziert oder in den Sarg gelegt, damit der Tote symbolisch in der Erde des für Juden heiligen Landes begraben liegt.

      Die jüdische Bestattung erfolgt i. d. R. so schnell wie möglich, am besten noch am Todestag. Dahinter steht der Glaube, dass die Seele den Körper erst nach der Bestattung verlassen kann. In Israel ist das auch heute noch so üblich, in den meisten anderen Ländern ist solch eine rasche Bestattung nicht erlaubt, sodass auch jüdische Bestattungen frühestens 48 Stunden nach Eintritt des Todes durchgeführt werden.

      Die Trauerfeier findet i. d. R. in einem speziellen Raum auf dem Friedhof statt. Sie wird bei einer jüdischen Bestattung von einem Rabbiner geleitet, der auch die Trauerrede sowie eine Lobrede auf den Verstorbenen hält. Während der Feier wird gebetet und gesungen, das Spielen von Musik und die Nutzung floristischer Elemente zur Dekoration ist hingegen unüblich. Von Nicht-Juden wird während der Trauerfeier meist das Tragen einer „Kippa“ erwartet.

      Für orthodoxe Juden ist es die Regel, als Zeichen der Trauer bei der Beerdigung die Kleidung am Hals ein Stück weit einzureißen. Dieser alte Brauch gilt liberalen Juden hingegen als nicht mehr angemessen und wird von diesen kaum noch praktiziert. Die Eltern des Toten tragen diesen Riss als Symbol für die Wunde im Herzen und den Schmerz durch den Verlust für einen Monat zur Schau, andere Angehörige zumeist eine Woche lang. Das Sichtbarmachen der Trauer wird zudem in schwarzer oder dunkler Trauerkleidung deutlich.

      Die jüdische Tradition sieht vor, dass Verstorbene in einem Leinentuch anstelle eines Sargs beerdigt werden. Dies steht in Deutschland und vielen anderen Ländern in Konflikt mit der Gesetzgebung, welche eine Sargpflicht vorschreibt. Aus diesem Grund wird dort, wo eine Bestattung im Leinentuch nicht möglich ist, ein Sarg aus weichem Holz ohne Metallverschläge genutzt, damit der Verwesungsprozess schneller einsetzen kann.

      Für die Abschiedsfeier wird der Sarg fest verschlossen in erhöhter Position in den Trauerräumlichkeiten platziert, sodass er für die Gäste gut sichtbar ist. Eine Aufbahrung am offenen Sarg ist nach jüdischem Brauch hingegen unüblich und gilt als respektlos gegenüber dem Verstorbenen. Nach der Trauerfeier wird der Tote in einer stillen Zeremonie an den Ort der Beisetzung überführt und in das Grab hinabgelassen. Während des Trauerzugs zur Grabstelle gehen Familie und nahestehende Angehörige direkt hinter dem Sarg, entfernte Verwandte, Freunde sowie Kollegen reihen sich anschließend ein.

      Für das Abschiednehmen am Grab wird ein Behälter mit Erde und einer kleinen Schaufel an der Grabstelle platziert, sodass die Angehörigen einige Schaufeln Erde mit ins Grab geben können. Beim Verlassen des Friedhofes formen die Trauergäste einen Durchgang, durch den die Hinterbliebenen hindurchschreiten. Dies symbolisiert den Zusammenhalt der Gemeinschaft und die Unterstützung für die trauernde Familie. Vor dem Verlassen des Friedhofs waschen sich die Trauernden die Hände, ohne diese abzutrocknen, was symbolisch für den Transfer des Gedenkens in das Alltagsleben steht.

      Wenn der Verstorbene in das Grab gelegt wurde, bleibt die Grabstelle bis zum Ende des Trauermonats oder sogar bis zum Ende des Trauerjahrs nur mit Erde bedeckt. Erst danach wird ein

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