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ihn auch unter außergewöhnlichem Druck nicht wanken ließ. Während seiner Promotionsstudien Ende der 1960er-Jahre in Oxford hatte der junge Priester George Pell reichlich Gelegenheit, das treue Zeugnis von Thomas Morus und John Fisher zu erwägen, die unter allergrößtem Druck ihre Standhaftigkeit bewiesen haben. Er konnte damals nicht ahnen, dass auch er ein Opfer von Verleumdungen, öffentlichen Verunglimpfungen und ungerechter Inhaftierung werden sollte. Doch genau wie Thomas Morus und John Fisher setzte George Kardinal Pell sich für die Wahrheit ein im Vertrauen darauf, dass die Wahrheit in des Wortes tiefster und menschlichster Bedeutung frei macht.

      Das Tagebuch, das Sie nun lesen werden, zeigt anschaulich, dass der Weg zu dieser Freiheit voller Licht ist.7

       George Weigel ist Distinguished Senior Fellow am Ethics and Public Policy Center in Washington und dort Inhaber des William-E.-Simon-Lehrstuhls für Katholische Studien. Sein 27. Buch, »Der nächste Papst: Das Amt des Petrus und eine missionarische Kirche«, ist 2020 beim Media Maria Verlag erschienen. Kardinal Pell und er sind seit 1967 befreundet.

       1. WOCHE

       IN UNTERSUCHUNGSHAFT

       27. Februar bis 2. März 2019

       Mittwoch, 27. Februar 20191

      In den letzten Monaten habe ich eigentlich immer gut geschlafen, aber gestern Abend hat es mit dem Einschlafen länger gedauert und heute Morgen bin ich vor dem Weckerklingeln um 6.00 Uhr aufgewacht. Die Messe wurde wie üblich im Esszimmer der McFarlanes gefeiert. Die Wände waren mit Bildern des Herzogs von Wellington, von W. G. Grace2 und Victor Trumper3 geschmückt, die vermutlich noch nie zuvor an einer Werkstagsmesse teilgenommen hatten.

      Ich entschied mich für die Votivmesse »Unsere Liebe Frau«, weil ich mich während dieser seit Langem andauernden Misere unter ihren besonderen Schutz gestellt habe. Das Ganze dauert länger, als ich es erwartet hatte, aber ich fühle mich noch immer beschützt. Immerhin haben sie die anderen falschen Beschuldigungen allesamt fallen gelassen.4

      Joseph und Susan Santamaria5 kamen mit ihrer Tochter Helen zu Besuch, die gerade aus London zurückgekehrt ist, um mir ihre Unterstützung zu signalisieren.

      Chris Meney6 war gestern Abend vorbeigekommen, und nach der Messe und dem Frühstück fuhr Tim [McFarlane]7 uns beide zum Gericht. Die Menge war sehr feindselig, besonders ein armer Mann mittleren Alters, dessen Miene vor Wut verzerrt war. Ich frage mich, was ihm die Kirche angetan hat. Doch die meisten waren Medienvertreter.

      Paul [Galbally]8 wartete bereits auf uns, und man konnte erkennen, dass er schlechte Nachrichten hatte. Er erklärte, dass sie es nicht für ratsam hielten, heute Nachmittag beim Berufungsgericht eine Freilassung gegen Kaution zu beantragen. Ich hörte mir an, was [Robert] Richter9 und Ruth [Shann]10 dazu zu sagen hatten, und willigte dann ein. Also würde ich heute Nachmittag im Gefängnis sein.

      Ein Großteil der Abschlussdiskussion war surreal und kafkaesk: Der Richter zählte die vielen Gründe auf, weshalb der Übergriff unwahrscheinlich war, um dann Vermutungen über meine Motivation anzustellen! Ruth meinte, dass sogar der Staatsanwalt – und wir kennen auch die Ansichten des Richters – mich für unschuldig hält.

      Ich kam in Untersuchungshaft und wurde von zwei Gefängniswärtern durchsucht, Filipinos, die mich beide respektvoll behandelten. Der eine erzählte mir, dass er während des Verfahrens im Gericht gesessen habe und wisse, dass ich unschuldig sei. Drei Mitglieder des Wachpersonals, die während der Verhandlungen auf uns aufgepasst hatten, wünschten mir alles Gute und sagten, sie seien froh, mich kennengelernt zu haben. Offenbar hat sogar David Marr11 gegenüber Richter und Denis Shanahan12 zugegeben, dass er mich in diesem einen Verfahren nicht für schuldig hält! Beinahe hätte ich vergessen, mich beim Verlassen des Saals vor dem Richter zu verneigen.

      Für die Fahrt ins Untersuchungsgefängnis legte man mir Handschellen an. Bei der Ankunft durchlief ich mehrere Registrierungen und eine gründliche medizinische Befragung. Alles höflich, aber eine Reihe von Verzögerungen hinter verschlossenen Türen.

      Da man glaubte, es bestünde Gefahr, dass ich mir selbst Schaden zufügte, wurde ich die Nacht über regelmäßig kontrolliert. Unter den anderen Gefangenen, die ich nicht zu Gesicht bekommen werde, da jeder seine eigene Zelle hat, war eine Frau, die gelegentlich weinte (zumindest hörte es sich so an). Ein oder zwei andere schrien in ihrer Seelenqual und stießen immer wieder laute Beschimpfungen aus. Mein Name fiel auch ein paarmal.

      Ich war ein wenig erschöpft und habe tief und fest geschlafen, bis der Wärter mich weckte. Danach habe ich versucht, wie gewohnt den Rosenkranz zu beten, um wieder einzuschlafen, aber ich habe nur noch vor mich hingedöst.

      In jedem Fall ist es eine Erleichterung, dass der Tag vorbei ist. Ich befinde mich nun im Auge des Sturms, wo Ruhe herrscht, während meine Familie, meine Freunde und die Kirche insgesamt mit dem Tornado fertigwerden müssen.

       Gott, unser Vater, gib mir die Kraft, dies durchzustehen. Möge mein Leiden mit dem Erlösungswerk deines Sohnes Jesus vereint werden für die Ausbreitung des Reiches Gottes, die Heilung aller Opfer dieser Geißel der Pädophilie, den Glauben und das Wohl unserer Kirche und insbesondere für die Weisheit und den Mut der Bischöfe, die uns aus den finsteren Schatten in das Licht Christi führen müssen.

       Donnerstag, 28. Februar 2019

      Am Mittwochabend habe ich mit David, Judy und Bec [Pell]13 telefoniert. David war sehr niedergeschlagen, und ich habe vergessen, seinen heutigen Geburtstag zu erwähnen.

      Mein zweiter Tag, mein erster ganzer Tag, ist mit der Hauptmahlzeit um 15.30 Uhr offiziell zu Ende gegangen. Früher als in einem Seniorenheim.

      Kartya [Gracer]14 und Paul [Galbally] waren da. Die Berufungsverhandlung ist auf den 11. Juni angesetzt, aber der Plan ist, bald nach der Urteilsverkündung am Mittwoch [der übernächsten] Woche (13. März) beim Berufungsgericht eine Freilassung gegen Kaution zu beantragen. Drei Oberste Richter sind ernannt worden, einer von ihnen ist [Mark] Weinberg15, der vermutlich eine entscheidende Rolle spielen wird. Das Team ist sehr zufrieden mit den drei Ernennungen.

      Richter wird sich auf eine Seite hinbewegen und Bret Walker16 die Führung überlassen. Robert glaubt, dass wir uns, wenn wir Freilassung gegen Kaution beantragen, vielleicht einen guten ersten Eindruck verschaffen können, wie sie die Beweislage einschätzen, und dass die Kaution vielleicht sogar bewilligt werden könnte.

      Meine Uhr wurde mir abgenommen. Es ist nicht möglich, vom Licht, das durch die dunkel getönten Fensterscheiben fällt, und von der Gefängnisroutine auf die Uhrzeit zu schließen.

      Meine psychische Verfassung – die von Anfang an gut war – wird inzwischen besser beurteilt, sodass ich einen kleinen elektrischen Wasserkocher und einen Fernseher bekommen habe. Bisher habe ich ihn nur sehr wenig benutzt, weil mein Fall immer noch auf allen Kanälen das Hauptthema ist.

      Mein Brevier habe ich gleich vom ersten Tag an behalten dürfen und man hat mir einen Gefängnisrosenkranz in meine Zelle gelegt, nachdem mein eigener Rosenkranz wie die meisten meiner Habseligkeiten konfisziert worden sind.

      Heute war ich zum ersten Mal in dem kleinen, heruntergekommenen Außenbereich. Eine ziemliche Enttäuschung: Die gesamte Hoffläche, die unterteilt ist, umfasst etwa 15 mal 10 Meter. Sie ist von hohen Wänden umgeben, wobei die eine Hälfte jeweils überdacht, die andere Hälfte mit einem Gitterwerk bedeckt ist, durch das man den Himmel sehen kann. Nicht gerade ein botanischer Garten.

      Kartya hat sich – das hat sie mir gesagt, als sie und Paul bei mir waren – über einen Artikel von John Sylvester17 gefreut, der regelmäßig Polizeikolumnen schreibt und in The Age die Frage aufgeworfen hat, wie es bei einer nicht bestätigten Beschuldigung und 20 widersprüchlichen Zeugenaussagen der Anklage überhaupt zu einem Prozess kommen konnte.

      Paul hat meiner

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