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war, war er unberechenbar.

      "Wegen dieser Idioten werden uns die Italiener jagen wie die Kaninchen!", zischte Dalbán.

      Ein Sprechgerät summte.

      Kid Dalbán hatte noch immer die Fäuste geballt. Das Gesicht war zur grimmigen Maske erstarrt. Jeder Muskel, jede Sehne seines durchtrainierten Körpers schien angespannt zu sein.

      Jetzt erst lockerte sich seine Haltung etwas. Das Sprechgerät summte ein zweites Mal, aber keiner der Anwesenden wagte es, auf den Knopf zu drücken.

      Dalbán ging die zwei Schritte, die ihn von dem Gerät trennten. Es war in die dicke Betonwand eingelassen.

      "Was gibt es?", knurrte Dalbán.

      "Kelly ist hier", erklärte eine heisere Stimme aus dem Sprechgerät.

      "Allein?", wunderte sich der Anführer der "Santos".

      "Ja."

      "Soll reinkommen!"

      Die luftdichte Tür wurde geöffnet.

      Ein breitschultriger junger Mann mit blond gefärbten Haaren trat ein. Er war ziemlich dreckig. Ein Sturmgewehr hing ihm über der Schulter.

      "Hey, Kelly, was ist los mit dir? Du stinkst, als kämst du aus einer Jauchegrube!"

      "Ich musste über die Kanalisation flüchten..."

      Kid Dalbáns Gesicht veränderte sich. Seine Augen wurden schmal. "Wo sind die anderen?"

      "Wurden vom FBI einkassiert!"

      "Was redest du da?" Kid Dalbán packte Kelly grob bei den Schultern.

      "Es waren nicht Rezzolottis Leute, sondern G-men, verdammt noch einmal!"

      "Mierde!", entfuhr es Kid Dalbán. Er versetzte Kelly einen schmerzhaften Fauststoß. "Das haben wir jetzt von eurer verdammt coolen Aktion! Am liebsten würde ich euch wieder rausschmeißen!"

      Wesley meldete sich zu Wort. Er versuchte etwas zu beschwichtigen.

      "Du weißt genau, dass das unsere Probleme nicht beseitigen würde, Kid! Im Gegenteil. Gegen die Italiener brauchen wir jeden Mann, wenn's hart auf hart kommt!"

      "Ja, aber keine leichtsinnigen Idioten!", knurrte der Gangleader.

      In Kellys Augen blitzte es. "Wenn ich gewusst hätte, dass diese Gang von einem geführt wird, der schon die Hosen voll hat, wenn ein paar G-men auftauchen, dann hätte ich lieber meinen eigenen Laden aufgemacht!", zischte Kelly.

      Kid Dalbán holte zum Schlag aus.

      Wesley war bei ihm, fiel ihm in den Arm und hielt ihn zurück.

      "Immer schön easy bleiben, Mann!", meinte Wesley.

      Kid Dalbán atmete tief durch, schüttelte Wesleys Griff ab. Er knurrte etwas Unverständliches dabei.

      Wesley hat Recht, ging es ihm dann durch den Kopf. Die Situation war nun einmal wie sie war. Und es war eine Tatsache, dass ein Großteil der Gangmitglieder den Coup auf der Brooklyn Bridge als Großtat respektierte. Besonders bemerkenswert fanden viele, dass Kelly die Coolness besessen hatte, dem toten Rezzolotti noch die Brieftasche abzunehmen.

      Kid Dalbán hatte die Bewunderung, die Kelly dafür bislang geerntet hatte, mit Misstrauen registriert.

      Auf den Jungen werde ich achten müssen!, ging es ihm durch den Kopf. Noch gehört Kelly zu den Neulingen in der Gang - aber er tritt schon ziemlich respektlos auf!

      Früher oder später würde Kelly versuchen, die Führung an sich zu reißen.

      Dalbán hatte für so etwas eine Art siebten Sinn.

      Ohne diesen Überlebensinstinkt hätte ihn längst einer der anderen "Heiligen" von der Führungsspitze der Gang verjagt. Aber Dalbán war wachsam.

      Für Kelly werde ich mir etwas überlegen müssen!, ging es ihm durch den Kopf.

      Wesley meldete sich zu Wort. "Vielleicht kann man mit den Little Italy-Leuten ja reden. Da müsste doch was zu arrangieren sein..."

      "Wenn es um die Familie geht, verstehen die keinen Spaß", erwiderte Dalbán düster. Er hatte selbst auch schon an diese Möglichkeit gedacht, sah aber nur geringe Chancen.

      "Auf jeden Fall können wir uns nicht gleichzeitig mit der Rezzolotti-Familie und dem FBI anlegen, Kid! Dass muss auch dir klar sein!"

      ​11

      Irgendwann war ich wieder ein Cop in New York.

      Kein Androiden-Butler eines Bundeskanzlers. Kein Diamentenfänger. Kein Asteroidentreiber.

      Ich musste mit jemandem darüber reden.

      Und wenn es ein Zwerg war!

      Aber so viele Personen, von denen ich behaupten könnten, mit ihnen auf eine Weise assoziiert zu sein, die man mit dem Begriff Freundschaft bezeichnen könnte, gibt es nicht.

      “Tylo, ich muss mal mit dir reden”, sagte ich also.

      “Okay.”

      “Ist was Persönliches.”

      “Ist auch okay.”

      Wir gingen nach Dienstschluss in eine Bar. Da hier überwiegend organische Personen verkehrten, wurden Spuckschutz-Energiefelder aktiviert, die verhinderten, dass virenverseuchte Aerosole den persönlichen Nahbereich verließen. Den entsprechenden Emitter musste man die ganze Zeit über, in der man sich in der Bar aufhielt, bei sich tragen und hinterher wieder abgeben.

      Was mich betraf, war das natürlich Unsinn.

      Ich geben keine Aerosole ab.

      Aber kann auch keine Flüssigkeiten verarbeiten und trinke deswegen nichts, wenn ich in so einer Bar bin. Ich bestelle trotzdem aus sozialen Gründen ein Getränk.

      Das nennt man sozial angepasstes Verhalten.

      Umgekehrt erwarte ich allerdings nicht von einer organischen Person, dass sie in einer Androidenbar den Finger in den Stecker steckt, um sich mit elektrischer Energie aufzuladen.

      Tylo hörte mir zu. Und er hatte wirklich viel Geduld.

      Ich erzählte ihm alles. Vor allem vom Neptun, aber auch vom Asteroidentrieb und von dem Erlebnis als Butler des Bundeskanzlers.

      “Du schleppst das schon eine Weile mit dir herum, nicht wahr”, sagte er.

      “Ja”, sagte ich.

      “Ich mache mir Sorgen, Jesse.”

      “Ich mir auch, sonst hätte ich es dir nicht erzählt.”

      “Du wirst nicht darum herum kommen.”

      “Wo drum herum kommen?”

      “Es zu melden.”

      “Ich ahne, dass du recht hast.”

      “Macht dir das was aus?”

      “Es sollte nicht.”

      “Es macht dir aber was aus.”

      “Ja.”

      “Aber

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