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was drauf haben."

      "Warum fahrt ihr nicht mit Inlinern?", fragte ich. Ich wollte ihn einfach zum Reden bringen. "Roller-Skates sind doch von gestern!"

      "Letztes Jahr hat es mal einer mit Inlinern versucht. Er lag drei Monate im Koma, bevor man die Maschinen endlich abstellte und sterben ließ!”

      “War ein Standardmensch, nehme ich an.”

      “Nein, ein Oger. Für so einen Extrem-Kurs taugen Inliner einfach nicht, da muss was Robusteres her!"

      Ich sah mir seinen Hals genau an. Der Kragen seines ausgeleierten Sweatshirts war ziemlich weit. Ich zog ihn noch etwas weiter herunter. Das gefiel ihm nicht.

      "Was soll das? Bist du schwul oder was?"

      "Komisch, ich hätte gedacht, dass du auch dieses Kreuz mit dem gehörnten Gerippe trägst! Wie die Heiligen. Los Santos. Der Name sagt dir doch wohl was, oder?"

      "Jedem hier in der Gegend sagt der Name was."

      "Na, dann lass mal hören!"

      Er lachte heiser. "Ihr G-men glaubt wirklich, dass ich zu Los Santos gehöre?"

      "Warum nicht?"

      "Die sind echt cool. Aber leider nehmen die nicht jeden auf."

      "Was muss man denn machen, um da reinzukommen?"

      "Etwas Besonderes eben."

      "So etwas wie das, was auf der Brooklyn Bridge passiert ist?" hakte ich nach.

      Sein Gesicht veränderte sich, wurde zu einer Maske. Er wusste genau, wovon ich sprach.

      "Hey Mann, ich habe mit den Brüdern nichts zu tun!"

      "Und wer sich hinter dem Namen Kid Dalbán verbirgt weißt du wahrscheinlich auch nicht."

      "Mierde! Nein! Und so lange du mir nicht das Gegenteil beweisen kannst, könnt ihr mich auch nicht einsperren!"

      "Irrtum", unterbrach Jay Kronburg die Unterhaltung. "Wir können dich wegen der 22er erst einmal mitnehmen! Und da ich jede Wette eingehe, dass du schon einiges auf dem Kerbholz hast, kann so ein Verfahren ziemlich unangenehm für dich werden."

      "Scheiße, ihr macht dich nur so einen Aufstand, weil es auf der Brooklyn Bridge einen Rezzolotti erwischt hat! Dabei hatte der es doch verdient. In den Nachrichten hieß es, dass er Giftfässer irgendwo abladen ließ, wo der Inhalt dann ins Grundwasser sickern konnte. Mich buchtet ihr ein, aber so ein Schwein habt ihr G-men jahrelang frei herumlaufen lassen! Ist das euer Scheiß-Gesetz?"

      Ich musste zugeben, dass der Junge nicht ganz Unrecht hatte. Aber der Unterschied zwischen Jack Rezzolotti und Rico Jarmaine war einfach, dass man Rezzolotti nie etwas hatte nachweisen können. Jarmaines illegaler Besitz des .22er-Revolvers war jedoch eine Tatsache.

      "Jetzt hör mir mal zu, ich glaube nicht, dass dir wirklich klar ist, was hier demnächst abgeht", sagte ich eindringlich. "Und diejenigen, die ihren Auftritt auf der Brooklyn Bridge hatten und jetzt noch am Leben sind, haben das wohl auch noch nicht ganz begriffen! Der Rezzolotti-Clan wird alles daran setzen, den Anschlag zu rächen. Bei allem Respekt, aber ein paar Roller-Skates fahrende Oger, die mit Waffen herumfuchteln, sind Rezzolottis Leuten nicht gewachsen. Sie werden einer nach dem anderen zur Strecke gebracht werden..."

      ​9

      Kollegen nahmen Rico Jarmaine mit zur Federal Plaza. Er würde einige Verhöre über sich ergehen lassen müssen, aber ich bezweifelte, dass dabei etwas herauskam. Es gehörte zum Ehrenkodex der Gangs zu schweigen. Um jeden Preis. Da gab es keinen Unterschied zwischen "Los Santos" und Dutzenden anderer Gruppierungen dieser Art, von denen viele die Drecksarbeit für die großen Bosse des organisierten Verbrechens verrichteten. Vor allem waren sie als Endverteiler im Crackhandel tätig.

      Wegen des 22er Revolvers würde ein Verfahren auf Jarmaine warteten. Aber sofern er einen festen Wohnsitz und ein paar Dollar für die Kaution hatte, war er in Kürze wieder auf freiem Fuß.

      Kollegen der SRD nahmen sich das Parkhaus vor, durchsuchten es von oben bis unten. Die Aktion dauerte mehrere Stunden. Weitere Kollegen von FBI und City Police befragten Anwohner. Aber dabei kam so gut wie nichts heraus.

      Wir wollten schon in den Wagen steigen, als die SRD-Kollegen schließlich fündig wurden.

      In einer Mauernische im untersten Parkdeck war ein Western-Mantel abgelegt worden. In einer der Taschen fand sich ein goldenes Kreuz. Anstelle von Jesus Christus hing daran das Abbild eines gehörnten Skeletts.

      "Vielleicht hat der Junge doch mehr mit dieser ganz Sache zu tun, als er uns weiß machen will", vermutete Tylo.

      Ich hob die Augenbrauen. "Wieso?"

      "Na, ist doch klar! Dieser Rico Jarmaine kurvte auf den Rampen des Parkhauses mit seinen Roller-Skates herum, als wir auftauchten. Er hat gleich begriffen, wer wir waren und sich verzogen."

      "In den hintersten Winkel!"

      "Genau, Jesse. Dann hat er seinen Mantel und alles, was ihn als Gang-Mitglied hätte outen können einfach irgendwo abgelegt. Schließlich konnte er nicht unbedingt damit rechnen, dass eine Gruppe von Spezialisten diese feuchte Gruft da unten haarklein absucht."

      "Wird schwierig sein, ihm zu beweisen, dass das wirklich sein Mantel ist!"

      "Vielleicht finden sich Reste seines Genmaterials an den Sachen. Es reicht schon, wenn er sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn gewischt hat!"

      Jay Kronburg war derselben Meinung. "Scheint, als hätte es sich gelohnt, hier mal vorbeizuschauen!"

      Für mich passte da noch so manches nicht zusammen.

      "Wenn Rico Jarmaine wirklich Mitglied der Santos ist, dann verstehe ich nicht, wie er hier seelenruhig mit seinen Roller-Skates herumfährt, während seine Gangbrüder gerade einen regelrechten Krieg führen!", gab ich zu bedenken. "Da muss unter Kid Dalbáns Leuten regelrechte Alarmstimmung geherrscht haben, denn es sieht vieles danach aus, dass man uns für Abgesandte der Rezzolottis gehalten hat!" Ich schüttelte entschieden den Kopf. "Nein, dieser Junge träumt vielleicht davon, zu Los Santos zu gehören. Aber im Moment ist er ganz bestimmt noch nicht so weit!"

      Jay zuckte die Schultern.

      "Wenn der Mantel und das Goldkreuz aus dem Labor kommen, sehen wir wahrscheinlich etwas klarer", war er überzeugt.

      Wir fuhren schließlich zurück zur Federal Plaza und fanden uns in Mister McKees Büro ein.

      Der Special Agent in Charge hörte sich unseren knappen Bericht schweigend an.

      Dann brachte er uns auf den neuesten Stand, was die Ermittlungen im Hinblick auf den Sprengstoffanschlag in Brooklyn ergeben hatten.

      "Alex Moshkoliov ist alles andere als kooperativ", berichtete unser Chef. "Und das, obwohl es für ihn lebenswichtig sein könnte, mit uns zusammenzuarbeiten!"

      "Das wird er niemals tun", meinte Tylo. "Er wird krampfhaft versuchen, sich gegen Rezzolottis Bande zu behaupten. Ohne Rücksicht auf Verluste."

      Mister McKees Gesicht wirkte sehr ernst. "Wir erhielten übrigens einen anonymen Anruf. Danach plant der alte Rezzolotti seine Rückkehr aus Marokko!"

      Ich pfiff durch die Zähne.

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