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      ​12

      "Die G-men sind weg! Du kannst rauskommen, Oleg!", sagte Evita Jackson aufatmend.

      Ein breitschultriger Mann mit dunklem Vollbart trat in das Wohnzimmer. Er hatte vom Bad aus Evitas Unterhaltung mit den beiden FBI-Agenten mitangehört.

      Oleg trug nichts weiter als ein Handtuch um die Hüften und eine Beretta in der Rechten.

      Er grinste über das ganze Gesicht.

      "Wie schön du die trauernde Witwe spielen kannst, Baby!"

      "So wie ich ihm vorher das anschmiegsame Kätzchen mimen konnte!"

      "Du hättest Talent für den Broadway! Es geht nichts über gute Programmierarbeit!”

      "Nur dass man am Broadway nicht halb so gut bezahlt wird, Oleg!"

      Evita strich mit den Fingern über Olegs behaarte Brust. Wie beiläufig ließ sie dabei den Seidenkimono über die Schultern gleiten. Olegs Blick richtete sich auf Evitas festen Busen, der sich ihm entgegenreckte.

      "Nicht ganz ungefährlich, dass du hier aufgetaucht bist", hauchte sie.

      "Welche Gefahr meinst du?"

      "Immerhin hätten hier auch Ray Neverios Leute auftauchen können!"

      "Wie gut, dass es nur harmlose FBI-Agenten waren!", lachte Oleg.

      Er warf die Beretta in einen der Sessel.

      "Als nächstes sorgen wir dafür, dass der alte Rezzolotti aus Marokko ausgeschaltet wird!", hauchte sie und schmiegte sich dabei an seinen Oberkörper. Er spürte den warmen Druck ihrer Brüste auf seiner Haut. "Ich schätze, dein Vater wird sehr mit uns zufrieden sein, Oleg Moshkoliov!"

      ​13

      Wir befanden uns in einem der Verhörräume, die wir im Bundesgebäude an der Federal Plaza für Vernehmungen zur Verfügung haben. Rico Jarmaine saß zusammengesunken auf seinem Stuhl. Außer Tylo und mir waren noch unser Vernehmungsspezialist Dirk Baker sowie Jason MacGuire von der Anwaltskanzlei Turner & Partners anwesend. Eine der besten Kanzleien für Strafprozesse, die es in Manhattan gab. Wir fragten uns natürlich alle, wer deren Dienste in diesem Fall finanziert haben mochte.

      In den bisherigen Vernehmungen hatte Rico Jarmaine immer wieder beteuert, dass der im Parkhaus gefundene Mantel und das Goldkreuz nicht von ihm stammten.

      Ich konfrontierte Rico noch einmal mit den Fotos und sprach den Aufnäher mit der Beschriftung "Fuck U!!" an.

      "Mister Rezzolottis Beifahrerin hat diesen Aufnäher bei dem Haupttäter gesehen!", stellte ich klar. "Die Sachen sind jetzt im Labor, und es ist sehr wahrscheinlich, dass wir dann wissen, wer den Mantel getragen hat!"

      Er versuchte unbeeindruckt zu erscheinen.

      "Mein Kollege hat Recht", bestätigte Dirk Baker. "Ich würde vorschlagen, Sie packen jetzt aus, Mister Jarmaine. Es hat keinen Sinn mehr, zu schweigen. Ein Geständnis könnte Ihnen allenfalls noch etwas nutzen, wenn Sie es jetzt abgeben. Bevor die Laborergebnisse vorliegen."

      "Sie sind auf den Rampen des Parkhauses mit Ihren Roller-Skates herumgefahren", stellte ich fest. "Ich nehme an, dass man dabei stark schwitzt.”

      “Auch Oger?”, fragte der Anwalt.

      “Gerade Oger. Jedenfalls Oger, die in irdischer Atmosphäre und unter irdischem Druck und irdischer Temperatur leben, wofür sie eigentlich nicht designed sind. Etwas Schweiß im Mantelkragen reicht völlig, um einen genetischen Fingerabdruck zu erstellen und mit der Vergleichsprobe, die von Ihnen genommen wurde, zu vergleichen. Man wird Sie eindeutig identifizieren."

      Rico Jarmaine blickte auf, sah mich an.

      Ein Blick, den ich nicht so recht zu deuten wusste.

      Er öffnete halb den Mund, so als wollte er etwas sagen. Aber noch ehe ein Ton über seine Lippen dringen konnte, hatte Jason MacGuire das Wort ergriffen. "Sie versuchen meinen Mandanten in völlig unzulässiger Weise einzuschüchtern", sagte der Anwalt. "Mein Mandant wird zu dieser Sache weiterhin keine Angaben machen. Wir werden den Laborbericht in Ruhe abwarten und spätestens wenn das Ergebnis vorliegt, wird der Haftrichter die Freilassung verfügen. Wahrscheinlich sogar ohne Kaution. Sie haben nicht das Geringste in der Hand und versuchen nun, Ihre armseligen Ermittlungsergebnisse durch martialisches Gehabe zu verschleiern!"

      "Wir sind hier nicht im Gerichtssaal", unterbrach Tylo den Anwalt. "Für ein Plädoyer ist es wirklich noch ein bisschen zu früh."

      "Ich gehöre nicht zu Los Santos", erklärte jetzt Rico Jarmaine. "Deswegen habe ich auch nicht so ein verdammtes Kreuz! Das kriegen nur Mitglieder!"

      "Woher weißt du das so genau?", hakte Dirk Baker sofort nach.

      "Scheiße, fickt euch doch! Ich weiß es eben! Jeder bei uns in der Gegend weiß das!", brauste Rico auf.

      Er schlug mit den Fäusten auf den Tisch, sodass der Inhalt des Wasserglases überschwappte.

      "Mein Mandant möchte damit zum Ausdruck bringen, dass er sich von Ihrer Art der Befragung in unzulässiger Weise psychisch unter Druck gesetzt fühlt", erklärte MacGuire an Baker gewandt.

      Unser Kollege lächelte dünn. "Ich habe verstanden, was Ihr Mandant gesagt hat. Laut genug war es ja!"

      "Okay, ich geb's zu, ich hatte den Mantel an!", brachte Rico Jarmaine schließlich heraus.

      "Schweigen Sie, Mister Jarmaine!", fuhr MacGuire dazwischen.

      "Scheiß drauf, ich kann selbst entscheiden!", fuhr sein Mandant ihn an. Er atmete tief durch. Offensichtlich waren unsere Argumente in seinen Ohren doch stichhaltiger gewesen als die seines Rechtsvertreters. "Ich fuhr auf den Rampen herum. Das ist total stark, vor allem, wenn man in die unteren Geschosse kommt, wo es fast vollkommen dunkel wird. Man muss die Strecke genau kennen. Ein richtiger Nervenkitzel... Naja, da unten habe ich die Sachen dann gefunden."

      "Gefunden?", hakte Dirk Baker nach.

      Er nickte bekräftigend. "Sie lagen einfach da."

      "Wo genau?"

      "Was weiß ich! Irgendwo eben. Sie waren ordentlich zusammengefaltet, so als hätte sie jemand dort aufbewahrt. Ich habe den Mantel angezogen. Es war einfach cool damit herumzufahren. Claro, Hombres, ich hatte natürlich von den Ereignissen auf der Brooklyn Bridge gehört. Wissen Sie, bei uns träumt doch jeder davon, zu den Santos zu gehören. Ich auch, ich geb's ja zu! Ist doch logisch, dass ich es geil fand mit den Sachen die Rampe herunterzujagen. Ist gar nicht so einfach mit dem langen Mantel. Die Jungs auf der Brooklyn Bridge müssen schon was draufgehabt haben!"

      Ein Lächeln flog über sein Gesicht.

      Was immer man auch von seiner Story halten mochte - die Bewunderung für Rezzolottis Mörder schien mir echt zu sein.

      "Sie bewundern die Männer, die Jack Rezzolotti umgebracht und einen

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