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du bist’s", sagte er. Es klang enttäuscht.

      "Jetzt nehme ich einen Whisky", sagte ich. "Mit Soda."

      Er griff zur Flasche. "Hast du die Knallerei gehört?"

      "Ja."

      "Was ist denn passiert?"

      "Keine Ahnung. Hast du die Polizei informiert?"

      Er schaute mich an, als hätte ich etwas schrecklich Blödes gesagt. "Die Polizei? Weshalb hätte ich sie denn anrufen sollen?"

      "Schon gut", winkte ich ab. "Nächtlicher Feuerzauber gehört hier anscheinend zum guten Ton."

      "So schlimm ist’s nun auch wieder nicht. Eis?"

      "Ja, zwei Würfel."

      Er holte das Gewünschte mit den Händen aus der Kühlbox und warf die Brocken in mein Glas. Ich genehmigte mir einen Schluck. Der Whisky war gut.

      "Wenn ich so ’n Fräulein wie du hätte, würde ich' sie nicht auf mich warten lassen", sagte er grinsend.

      Sein Grinsen gefiel mir nicht, aber ich hatte keine Lust, mich damit zu beschäftigen. Ich zahlte den Whisky, nippte nochmals an meinem Glas und sagte: "Ich habe was herausgefunden. Siegfried ist beraubt worden."

      "Um was denn?", höhnte der Wirt. "Um seinen alten Hut?"

      "Um tausend Mark."

      Der Wirt lachte dröhnend. "Wer hat dir denn diesen Bären aufgebunden?", wollte er wissen.

      "Der Typ, den ihr Eimer nennt, hat das Geld gestern Morgen in Siegfrieds Brieftasche gesehen."

      "Tatsächlich?", murmelte der Wirt.

      "Ja. Aber da ist noch etwas. Siegfried hat eine Flasche vom besten Whisky gekauft. Die Buddel, die oben hinter der Badewanne liegt, dürfte also kaum sein letzter Trunk gewesen sein. Die hat man nur dort platziert, damit es so aussieht, als hätte er sich mit seinem billigen selbstgemachten Fusel totgesoffen."

      "Du glaubst also, er sei ermordet worden?"

      "Ja, das glaube ich — und damit fällt auch mein schöner Plan ins Wasser. Ich habe keine Lust, in einen weiteren Mord verwickelt zu werden."

      "Du willst die Polizei informieren?"

      "Ich sehe keine andere Möglichkeit."

      "Ich überlasse es dir, was du machst, aber halte mich da raus, bitte. Ich erwarte, dass du unser Gespräch über den Toten mit keiner Silbe erwähnst."

      "Woher kann er das Geld bekommen haben?"

      "Wer? Siegfried? Keine Ahnung! Ich würde es dir sagen, wenn ich es wüsste. Ich verstehe nicht mal, wie jemand so blöd gewesen sein kann, Siegfried Geld zu geben. Und warum? Tausend Mark für so jemanden! Das geht nicht in meinen Kopf hinein, das schmeißt mich wirklich um."

      Ich nickte, nahm einen weiteren langen Schluck aus dem Glas und ging dann nach oben in die Mansarde. Ich klingelte. Niemand öffnete. Hatte Karla sich schon hingelegt? Ich klingelte nochmals. Ohne Erfolg.

      In meiner Magengrube breitete sich ein hässliches Gefühl aus. Mir fiel ein, dass ich den Wohnungsschlüssel in der Tasche hatte. Ich öffnete die Wohnungstür und betrat die Diele.

      "Karla!", rief ich.

      Niemand antwortete. Ich blieb ruhig stehen und lauschte einen Moment.

      Nichts.

      Ich öffnete die Wohnzimmertür vorsichtig. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, oder ob sie mir entgegenkam, oder ob dem Fräulein etwas passiert war – trotz ihrer Ausbildung.

      Alles stand oder lag an seinem Platz, aber Karla war verschwunden. Wollte sie mich foppen oder auf den Arm nehmen? Das hielt ich für ausgeschlossen. Die Situation war für alberne Mätzchen denkbar ungeeignet.

      Ich öffnete die Tür zum Bad. Ich ahnte es schon: Die Wanne war leer. Der Tote war weggeschafft worden.

      19

      Ich schaute hinter die Wanne. Auch die leere Pulle war verschwunden.

      Ich schaute in die Küche und in die winzige Speisekammer. Keine Spur von Karla und dem Toten. Ich begann zu schwitzen. Die Situation konnte schnell heikel werden und jetzt war ich allein auf mich gestellt. Für die Leute in der Straße und im Haus war ich immer noch ein Mann namens Franky Steinfurt.

      Ich wollte mir eine Zigarette anstecken, fand aber keine. Mir fiel ein, dass ich die im Tabakladen von Eimer gekaufte Stange im Keller des toten Stadtstreichers liegengelassen hatte.

      Ich schaute mir wieder das Schloss der Wohnungstür an. Es zeigte keine Spuren von Gewaltanwendung. Entweder war es mit einem regulären Schlüssel geöffnet worden, oder Karla hatte arglos auf ein Klingeln oder Klopfen reagiert.

      Ich schloss die Wohnungstür und kehrte ins Badezimmer zurück. In der Wanne waren keine Spuren von Siegfried Hoffmann zurückgeblieben. Ich musterte den Abfluss und wunderte mich. Die Metalleinfassung war total verrostet.

      Ich berührte den Rost mit dem Finger. Er war ziemlich alt, so schien mir. Weshalb war die Wanne in den letzten Monaten nicht benutzt worden? Weder Erika noch Frank Steinfurt, ihr Gast, konnten hier gebadet haben.

      Ich drehte den Wasserhahn auf. Außer einem gurgelnden Geräusch kam nichts heraus.

      Ich hob den Blick und musterte den riesigen, an der Wand hängenden Wasserspeicher. Ich klopfte mit dem Knöchel dagegen. Irgendetwas an diesem Ungetüm gefiel mir nicht.

      Der liegend aufgehängte Kessel hatte einen Durchmesser von rund fünfzig Zentimetern. Es war lang und hoch genug, um einen Menschen aufzunehmen...

      Unsinn! wies ich mich zurecht. Weshalb sollte jemand darauf kommen, sich in einem Boiler zu verstecken?

      "Es muss ja kein Mensch sein", murmelte ich. "In so ein Mordsding passen auch andere Sachen rein..."

      Ich untersuchte den Boiler näher. Als ich das daran angebrachte Thermometer berührte, entdeckte ich, dass es sich wie ein Hebel bewegen ließ. Ich drehte das Thermometer herum und hörte, wie sich an dem Boiler etwas löste. Im nächsten Moment sah ich, was es war. Der Deckel hatte sich geöffnet und ließ sich mühelos aufklappen.

      Ich blickte ins Innere des Boilers und war nicht überrascht, als ich die Innenausstattung sah. Eine Lampe, dicke Polsterung, ein Radio mit Kopfhörer.

      Ich schloss den Deckel und verließ die Wohnung. Zehn Minuten später klingelte ich an Michael Krawulkes Tür. Er öffnete mir in einer kurzen Pyjamahose.

      "Was gibt’s denn nun schon wieder?", knurrte

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