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rel="nofollow" href="#fb3_img_img_eb30e84c-b08a-5ff0-aa25-0de426f7ce5c.jpg" alt="image"/>Die Auseinandersetzung ist der Austausch über ein Problem. Ohne sich und die gegnerische Streitpartei mit dem Problem zu konfrontieren, lässt es sich kaum lösen. Die Auseinandersetzung mit dem Gegner erfolgt in Gesprächen. Das sachliche, von Emotionen befreite Verhandeln ist die beste Form der Streitbeilegung. Zugegebenermaßen setzt sie eine Einsichtsbereitschaft und -fähigkeit voraus, die bei manchen Nachbarn nicht ohne Weiteres unterstellt werden kann.

      imageBeim Streit kommen emotionale Komponenten hinzu. Die Auseinandersetzung entwickelt sich zu einem hitzigen Wortgefecht, bei dem es sogar zu Handgreiflichkeiten kommen kann.

      imageFür den Konflikt gibt es kein Verb. Mithin beschreibt der Konflikt nicht die Ausprägung, sondern die Ursache oder den Hintergrund für den Streit. Ein Konflikt kann zu einem Streit führen, so wie sich aus einem Streit ein Konflikt entwickeln kann. Die den Konflikt kennzeichnenden, widerstreitenden Auffassungen bilden einen Widerspruch, der seinen Ausdruck in dem zu lösenden Problem findet.

       image Das Wort Konflikt

      stammt vom Lateinischen „conflictus“ ab und bedeutet Zusammenstoß. Es beschreibt ein Aufeinanderprallen widerstreitender Auffassungen oder Interessen, aus dem sich eine schwierige Situation ableitet, die zum Zerwürfnis führen kann.

      Das Problem definiert also die zu lösenden Sachfragen. Der Konflikt ist Hintergrund oder Folge. Er drückt sich meist in den damit einhergehenden Emotionen aus und hat oft mit der Art und Weise zu tun, wie die Nachbarn ihre Beziehung einschätzen. Basiert die Beziehung auf unterschiedlichen Sichtweisen oder wird sie unterschiedlich eingeschätzt, entstehen Spannungen, die sich in einem Konflikt ausleben können.

      Es liegt auf der Hand, dass die Auseinandersetzung, also die Verhandlung, stets die optimale Form der Problemlösung darstellt. Die Auseinandersetzung garantiert eine sachgerechte Abwicklung jenseits von Gefühlen und Emotionen.

      Sobald Emotionen hinzukommen, treten jenseits der Sachfragen liegende Motive in den Vordergrund. Wie damit umzugehen ist, soll im folgenden Kapitel dargestellt werden. Bevor es dazu kommt, sollte man immer zunächst in sich gehen und sich fragen, ob das Problem überhaupt eine Herausforderung ist, der man sich zu stellen hat.

       Habe ich überhaupt einen Konflikt?

      Die Betonung der Frage liegt auf dem Wort „ich“. Der Andere ist zweifellos der Konfliktveranlasser. Die Gefühle entstehen aber in mir selbst. Wer hat also jetzt den Konflikt?

      image Die Frage nach dem Konflikt ist nicht immer leicht zu beantworten. Immerhin leben Nachbarn in einer sozialen Beziehung. Soziale Beziehungen sind solche, die einen dauerhaften Rahmen haben und nicht zufällig sind, wie etwa die von Passanten in einer Fußgängerzone.

      Wenn hier von Beziehungen die Rede ist, bedeutet das nicht, dass es intakte und gute Beziehungen sein müssen. Auch Nachbarn, die nichts miteinander zu tun haben, befinden sich in einer Beziehung. Markant bei sozialen Beziehungen ist stets, dass die Beziehungspartner voneinander lernen. Mit der Zeit kann man den Nachbarn einschätzen. Auch Streitparteien gehen eine soziale Beziehung miteinander ein, bei der sie die jeweilige Gegenseite einzuschätzen lernen und sich auf das Streitverhalten einstellen. Machen Sie sich also bitte bewusst, dass Sie immer auch ein Teil des Spiels sind. Denn so, wie Sie den Nachbarn einschätzen, kann der Nachbar das auch. Jede Aktion ruft eine Reaktion hervor, und Ihre Reaktion könnte aus Sicht des Nachbarn die Aktion sein, die wiederum seine Reaktion veranlasst.

      Gar nicht auf Störungen zu reagieren, ist auch eine Reaktion. Aber was bedeutet sie? Ganz nach dem Grundsatz „Es gibt keine Nichtkommunikation“, wird Ihr Nachbar Ihr Verhalten interpretieren. Möglicherweise fühlt er sich dadurch in seinem eigenen Verhalten bestätigt. Ganz nach dem Motto: „Wer nicht widerspricht, stimmt zu!“

      image Gar nicht auf Störungen zu reagieren, ist auch eine Reaktion.

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      Es steht zu befürchten, dass er sich dadurch in der Zukunft zu weiteren Übergriffen ermächtigt fühlt. Aber wer weiß das schon? Deutlich wird, dass es sich um eine klärungsbedürftige Situation handelt. So wie die Grundstücksgrenzen geklärt sein sollten, müssen auch die persönlichen Grenzen geklärt sein. Und nicht nur das.

      Aber eines nach dem anderen. Achten Sie immer zuerst auf sich selbst, bevor Sie dem Nachbarn zu viel Aufmerksamkeit widmen.

      Im Konfliktfall sollten Sie stets folgende Fragen klären, bevor Sie irgendetwas unternehmen:

       image Habe ich ein Problem?

      Ohne Problem besteht kein Handlungsdruck. Um die passende Reaktion zu finden und kreative Lösungen zu ermöglichen, muss man sich darüber klar werden, was genau das Problem (die zu entscheidende Frage) ist und warum es eine ganz bestimmte Wirkung auf einen selbst hat. Die Betonung liegt auf dem Wort „genau“. Kommen Gefühle hinzu, sollten sie von den Sachfragen getrennt werden. Ist das Problem gefunden, sollte die nächste Frage lauten, warum das nicht gelöste Problem bei Ihnen selbst Emotionen auslöst. Die Emotionen geben einen Hinweis auf den eigentlichen Konflikt.

       image Muss ich das Problem überhaupt lösen?

      Auch diese Frage legt eine Unterscheidung zwischen Sachfragen und den damit verbundenen Emotionen nahe. Der Fokus richtet sich auf den Nutzen. Der Blick wird hinter das Problem gelenkt. Sie erkennen den Nutzen, indem Sie sich fragen, was anders ist, wenn das Problem gelöst ist. Was genau ist der Vorteil und was brauchen Sie, um diesen Vorteil zu erlangen?

       image Wie löse ich das Problem?

      Diese Frage ergibt sich aus dem Bedarf, der sich wiederum an dem zu erzielenden Nutzen orientiert. Wenn es um Sachfragen oder Fakten geht, ist lediglich zu klären, wer die Fakten wie klären kann. Geht es um Emotionen, sollten Sie sich fragen, was die Emotionen Ihnen sagen wollen und was der Nachbar gegebenenfalls überhaupt tun kann, damit Sie sich von den schlechten Emotionen befreien können.

       image Welche Auswirkungen könnten sich daraus ergeben?

      Wenn Sie an den nächsten Schritt oder gar an eine Lösung des Problems denken, sollten Sie die mögliche Reaktion des Nachbarn einschätzen. Um das Verhalten korrekt einschätzen zu können, spielen die Motive eine wichtige Rolle. Darauf und wie die Motive zu erhellen sind, wird noch im Einzelnen eingegangen werden (Kapitel “Was ist Mediation?“). Dasselbe gilt für die Wahrnehmung. Auch sie bedarf ja der kritischen Hinterfragung (siehe Seite 42).

       image Wer kann mir bei der Lösung helfen?

      Wenn Sie zu dem Ergebnis kommen, dass Sie auf fremde Hilfe angewiesen sind, stellt sich die Frage nach dem möglichen Dienstleister. Unglücklicherweise müssen Sie sich zunächst für ein Verfahren (einen Weg) entscheiden, um zu erkennen, welcher Dienstleister oder welche Dienstleistung am besten geeignet ist, um Ihnen die

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